Vorstellung Cleancut Kashima RS-60 Gyuto 240mm

-shx-

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Vorstellung Cleancut Kashima RS-60 Gyuto 240mm

Gyuto (https://www.cleancut.eu/butik/knifetype/gyuto/gyuto-2036-detail)

Hallo zusammen,
Da Takamuras ja überall aus sind, kam als Ersatzbefriedigung das oben genannten Messer ins Haus. Ich konnte erst nicht wirklich viele Informationen darüber finden, aber das wurde besser als sich bei der Recherche herausstellte, dass das gleiche Produkt noch unter anderem Handelsmarken (Kanehide, Hitohira) vertrieben wird, darunter fand ich dann gerade genug Infos, um endgültig neugierig zu werden... Dieses Messer ist kein Sammlerstück, es ist nicht handmade und von keinem großen Namen signiert, aber die gefundenen Infos versprachen eine gute Verarbeitung, eine dünn ausgeschliffene Klinge und einen robusten, wetzbaren Stahl. Spoiler: Hält es aus meiner Sicht alles, es wird *definitiv* bleiben, und sicher eines meiner am häufigsten genutzten Messer sein.
Aber der Reihe nach.. Cleancut selbst ist sparsam mit Informationen, viele der folgenden Informationen sind Hörensagen, und daher ohne Gewähr. Die Messwerte sind von mir, und subjektive Aussagen stehen natürlich ebenfalls für sich. Ich würde mich als leicht fortgeschrittenen Anfänger bezeichnen, wenn in der Vorstellung etwas fehlt oder Unfug ist, bitte einfach feste drauf, nehme ich nicht krumm. ;-)



Allgemeines:
Kashima ist eine Eigenmarke von Cleancut. Die Klingen werden scheinbar in Seki, Japan gefertigt, im Fall dieser Serie aus RS-60 Stahl, der wohl einem AEB-L sehr ähnlich sein soll. Als Härte sind 60HRC angegeben. Der hier liegende Stahl lässt sich super schärfen, reagiert prima auf den Dick Micro, und hat eine moderate Standzeit, die sich nicht viel mit meinen Solingern tut. Härtere Gangart auf dem Brett lässt die Klinge unbeeindruckt. Im Gesamtbild halte ich die AEB-L -Ähnlichkeit daher durchaus für gegeben, kann mich dabei aber nur auf Theorie beziehen, ich hatte bisher keinen Schwedenstahl in der Hand. Aktuell gibt es das Messer für knapp über 150€ zu kaufen.

Geometrie:




Dickenwerte
Jeweils am Kehl, in der Mitte und 1cm von der Spitze für
Rücken:1,9mm, 1,9mm, 0,8mm
Mitte: 1,2mm, 1,2mm, 0,6mm
Über der Fase: 0,2mm, 0,1mm, 0,1mm

Verarbeitung, Fit&Finish, Werksschliff




Bei der Verarbeitung gibt das Messer sich kaum Blöße. Keine unsauberen Stellen, nichts steht über, passt. Der Schliff von Hause aus war auf jeden Fall asymetrisch, die Fase ist auf der rechten Seite deutlich weiter hochgezogen, ich würde 70/30 schätzen. Das war recht zügig auf dem Shapton Pro 1k korrigiert, danach kurz auf dem 2k zum Entgraten abgezogen. Schleifspuren der Werksfase ziehen sich leider recht weit die Schneide hoch, das ist ein Schönheitsfehler aus meiner Sicht, reicht mir aber nicht, um es zurückgehen zu lassen.
Das Messer fühlt sich leicht und agil an und liegt mir super in der Hand. Der Klingenrücken ist angenehm verrundet.
Von der Werksschärfe ist man bei Kashima scheinbar deutlich überzeugter, als von den handwerklichen Fertigkeiten der europäischen Kunden, man legt vorsichtshalber direkt mal ein paar Pflaster in die Schachtel, für wenn die Langnase sich in die Griffel geschnitten hat.



Schneidperformance
Wenn ich jetzt schreibe, das Messer sei schneidfreudiger als mein geliebtes Güde Alpha, hält der Informationsgehalt sich in gewissen Grenzen, fürchte ich. ;-)
Als einziger echter Kontrahent kann hier im Haus das Kai Shun Premier Tim Mälzer Kochmesser in 200mm herhalten. Und den Vergleich gewinnt das Kashima. Deutlich. Es ist nicht nur dünner und hat erheblich besseren Foodrelease, durch den robusteren Stahl bietet es auch - mir jedenfalls - eine gewisse Sorglosigkeit, und damit Geschwindigkeit beim Arbeiten. Die Standardshow kalte Möhre knackfrei und Tomate frei stehend schafft das Messer beides problemlos. Die Klinge buckelt über die gesamte Länge. Ein Takamura R2 oder ein Ashi Ginga sind als Vergleich gerade leider nicht zur Hand.

########## Nachtrag #########

Dieser unglückliche Umstand mit dem fehlenden Takamura ist zum Glück seit Neustem behoben. Danke an den freundlichen Holländer. :)
In dem Zuge kann ich sagen, dass das Takamura R2 Gyuto in 21cm auf die Schneidfreude des Kashima wie erwartet und erhofft schon noch etwas drauflegt, wenn aus meiner Sicht jetzt auch nichts weltbewegendes. Um tatsächlich merkbaren Abstand zu haben braucht es schon hartes Schnittgut, bei einer Tomate oder Paprika ist der Abstand nicht sehr groß. Bei kalter Möhre fühlt und hört es sich schon anders an. Beim FR liegt das Kashima leicht vorne.

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Fazit
Zum reinrassigen Laser wird vermutlich noch etwas fehlen. Zum superrobusten Solinger auch. Zum Liebhaberstück vermutlich sowieso, denn es gibt viele davon... Aber dieses ist meins. Es bringt genau die richtigen Gene der ersten beiden in genau dem richtigen Maß mit. Hätte ich vorher beschließen müssen, mit welchem Messer ich ausschließlich koche bis mir das Stündlein schlägt, ich hätte schneller Güde Alpha gesagt, als das Kashima durch die Tomate fliegt, seit dieses Messer da ist, müsste ich da wirklich drüber nachdenken, und es könnte sein, dass die Antwort dann dieses Messer wäre. Ich mag die Ausgewogenheit, ich mag die sterile Simplizität dieses rein effizienten Küchenwerkzeuges. Es wird einfach seinen Job machen. Von meiner bescheidenen Seite dazu eine klare Kaufempfehlung.

Vg, Chris
 
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Sehr gerne. Jetzt hab ich nur zwei Probleme.. Ein vermutlich sehr selten genutztes Shun.. Und die Küchenchefin hätte gerne das Santoku aus der gleichen Serie - was ausverkauft ist. Gottseidank hat sie Manschetten vor allen Klingen >18cm, sonst wäre ich das Kashima schon quit. 🙈
Vg, Chris
 
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Das werde ich mal diskutieren, aber der haben-will Faktor hier war glaube ich vor allem dem Gefühl geschuldet, nicht so vorsichtig sein zu müssen wie beim Shun. Ich kenn es ja nicht aus erster Hand, aber das Gefühl hätte ich zumindest vermutlich beim Takamura nicht, nach dem, was man so liest. Eher wie balancieren auf einen Eiern. ;-)
Müsste ich die Vorteile vom Kashima zum Shun quantifizieren, dann wären es 20% besser schneiden, 100% besserer Foodrelease, und 500% ease of use/peace of mind.
 
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Kannst du was zum Thema "Wetzbarkeit" sagen?
Gern auch erst bei Zeiten.
Hatte heute Eltern-Besuch und nachdem meine Mutter nochmal 2-3 Messer bei mir in der Hand hatte, und mit dem Gesichtsausdruck, könnte da schon noch ein Upgrade zu Ihren Wüsthof Classics her. Wetzbarkeit ist aber Pflicht, europäischer Griff auch, könnte also passen.
Danke für die Infos zu dem Messer!
 
Kannst du was zum Thema "Wetzbarkeit" sagen?

Keine Ahnung, warum Cleancut den Stahl "RS60" nennt. Das gleiche Messer heißt bei einem anderen Anbieter "PS60", was auch Sinn ergibt.
PS60 ist von Hitachi und Aeb-l oder 13c26 sehr ähnlich. Übrigens auch 1.4037, der von Herder für die rostfreie K-Serie verwendet wird.

Langer Rede...ja, lässt sich gut wetzen (hat @-shx- oben auch schon geschrieben).
 
Langer Rede...ja, lässt sich gut wetzen (hat @-shx- oben auch schon geschrieben).
Danke. Das hatte ich wohl verpennt, sorry.
Mußte nur gerade feststellen, dass die garkein 210er Gyuto haben, und wie @-shx- bereits schrieb: Das Santoku ist gerade nicht verfügbar. Aber vielleicht bekommen die vor Weihnachten ja noch welche rein.
Sonst kann ich ja mit der Info zum Stahl mal rumschauen, ob ich was passendes finde. Herder K-Serie ist vielleicht etwas zu empfindlich.
 
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