Bukowski
Premium Mitglied
- Beiträge
- 4.142
Moin,
Schleifmittel namenhafter Hersteller, die Diamantpartikel als abrasives Medium nutzen, haben in der Regel mindestens einen Nachteil: ihren hohen Preis – insbesondere im Vergleich zu keramischen Schleifmitteln ähnlicher Körnung. Dagegen haben die günstigen Alternativen unbekannter Hersteller oftmals etwas von Wundertüte – Ergebnis ungewiss..
Und so treibt mich schon länger die Frage um, ob ein günstiges Fabrikat eines weniger bekannten Herstellers in Sachen Feinheit und Homogenität des Schliffbildes sowie Langlebigkeit der Bindung überhaupt im Ansatz mit den bekannten Herstellern (Atoma, DMT) mithalten kann.
Nun hat mir ein lieber Freund und Forenmitstreiter freundlicherweise eine dieser günstigen Platten – nämlich die DMD Kombi-Diamantplatte mit 400er und 1200er Körnung – zum Testen und Vergleichen zur Verfügung gestellt:
Die Platte hat die Maße 253 × 70 × 14 mm und ist damit etwas länger als das Standard Banksteinformat. Für mich insbesondere bei langen Kochmesserklingen ein Vorteil.
Die eigentlichen Schleifplatten sind beiderseits auf einem Aluminiumträger befestigt:
Die Konstruktion macht einen sehr stabilen Eindruck. Ich habe mich testweise mit dem gesamten Körpergewicht draufgestellt und die Platte hat sich nicht verzogen. Daher sollte der Druck beim Schärfen die Platte keinesfalls verbiegen. Bei mir waren und sind die Schleifflächen jedenfalls plan.
Der Beschreibung entnehme ich, dass man sie zum trocknen schräg stehend lagern soll. An den Enden befinden sich beiderseits jeweils zwei Löcher zum abtropfen.
Einziger Nachteil der Konstruktion: Der Aluminiumträger bildet zu den Schleifplatten außen einen Überstand. So können Klingen ohne Schleifkerbe – mit durchgehender Schneide bis zum Ricasso – auf dem letzten Millimeter nicht durchgeschliffen werden. Hier wäre ein bündiger Abschluss von Schleifplatte und Träger die bessere Lösung.
Den ersten Test habe ich direkt aus der Packung an einer Klinge aus Böhler N690 Stahl durchgeführt:
Schliffbild 400er-Seite
Schliffbild 1200er-Seite
Ein Vergleich der beiden Schliffbilder lässt den Schliff der 1200er-Seite gröber wirken als den der 400er-Seite. Dieser Effekt wird im SienceOfSharp-Artikel "The Diamond Plate Progression" wie folgt beschrieben:
"In order to form a scratch, sufficient pressure must be exerted by the particle (or a corner of the particle) to exceed the yield-strength of the material. Since pressure is inversely proportional to contact area, a larger smoother particle will require a greater force to scratch than a smaller or more irregular particle. The observed scratch profiles indicate that the Coarse(325) and Fine(600) diamonds are too large (and smooth) to individually penetrate the steel (at the force applied), instead only the asperities on the surfaces of the diamonds abrade the bevel. This is not a burnishing effect; metal is being removed in these examples. The Extra Fine(1200) and Extra Extra Fine(8000) diamonds are small enough or sharp enough to penetrate and form discrete scratches. The smaller surface area of those contact points results in a higher pressure (force/area) and therefore greater penetration and deeper scratches."
Das relativ grobe Schliffbild verdeutlicht außerdem, dass die Platte vor einer ersten ernsthaften Nutzung zunächst eingebrochen werden sollte. Denn frisch aus der Packung sind die Kornspitzen der Diamantpartikel noch recht aggressiv. Das Schleifgefühl ist dementsprechend rau. Der Hersteller DMT z.B. beschreibt daher die ersten Anwendungen – bis die Kristalle glatter werden – als "break-in period" (vgl. hierzu auch den SienceOfSharp-Artikel "Diamond Plate break-in").
Eingebrochen habe ich die Platte mit dem Ausdünnen einer Klinge aus Böhler K390 und dem Umschleifen einer Sheepsfoot in eine reversed Tanto Form (440C Klingenstahl). Das waren für mich dann drei Fliegen mit einer Klappe.
400er-Seite aus der Packung
400er-Seite nach dem Einbrechen und Testen
1200er-Seite aus der Packung
1200er-Seite nach dem Einbrechen und Testen
Die Aufnahmen zeigen keine Auffälligkeiten in Partikeldichte, Form und Körnung.
Beim Einbrechen habe ich wirklich unsachgemäß hohen Druck auf die Platte ausgeübt um die Haltbarkeit der Bindung zu testen. Die Vorher/Nacher-Aufnahmen stammen jeweils genau aus der Mitte der Platte. Dass sich die Partikeldichte im Vorher/Nachher-Vergleich offenbar nicht signifikant unterscheidet, spricht daher eindeutig für die zu erwartende Lebensdauer der Platte.
Zum Vergleich noch die Aufnahme einer Atoma 400 nach 4 Jahren Nutzung:
Nachdem beide Seiten der Platte eingebrochen waren, habe ich eine Klinge aus CPM-S90V Stahl geschliffen:
Schliffbild 400er-Seite
Schliffbild Atoma 400
Schliffbild 1200er-Seite
Schliffbild Shapton Pro 1000
Mit dem Vergleich der Schliffbilder lassen sich die Herstellerangaben zur Körnung der günstigen Platte relativ gut verifizieren. Aus meiner Sicht sind die Ergebnisse sowohl visuell als auch in den üblichen praktischen Schärfetests (Zeitungspapier, Armhaare, Fingernagelruckeln) durchaus vergleichbar.
Erwartungsgemäß zufriedenstellend war auch die Abtragsleistung während der Tests. Egal ob Standardstähle wie Böhler N690 oder hochlegierte karbidreiche Stähle wie Böhler K390 oder CPM-S90V – die Platte frisst jeden Stahl als wäre es Butter. Beeindruckend.
Die Abtragsleistung im Neuzustand ist auch deutlich höher als die meiner alten Atoma 400, mit der ich bis dato eigentlich sehr zufrieden war.
Nach dem Einbrechen wurde übrigens auch das Schleifgefühl spürbar geschmeidiger und weniger rau als noch zu Anfang. Dennoch natürlich meilenweit weg von einem Suehiro Rika etc.
Im Ergebnis kann ich die Platte – bis auf die oben genannte kleine Schwäche bei der Trägerkonstruktion – uneingeschränkt jedem empfehlen, der sich entweder mit dem Schärfen auf Diamantplatten beschäftigen möchte und einen günstigen Einstieg ohne Kompromisse sucht oder einfach sein vorhandenes Set erweitern will. Insbesondere Nutzer die mit hochlegierten karbidreichen Klingenstählen zu tun haben bzw. daran schon verzweifelt sind, werden die Platte lieben.
Gut's Nächtle.
Schleifmittel namenhafter Hersteller, die Diamantpartikel als abrasives Medium nutzen, haben in der Regel mindestens einen Nachteil: ihren hohen Preis – insbesondere im Vergleich zu keramischen Schleifmitteln ähnlicher Körnung. Dagegen haben die günstigen Alternativen unbekannter Hersteller oftmals etwas von Wundertüte – Ergebnis ungewiss..
Und so treibt mich schon länger die Frage um, ob ein günstiges Fabrikat eines weniger bekannten Herstellers in Sachen Feinheit und Homogenität des Schliffbildes sowie Langlebigkeit der Bindung überhaupt im Ansatz mit den bekannten Herstellern (Atoma, DMT) mithalten kann.
Nun hat mir ein lieber Freund und Forenmitstreiter freundlicherweise eine dieser günstigen Platten – nämlich die DMD Kombi-Diamantplatte mit 400er und 1200er Körnung – zum Testen und Vergleichen zur Verfügung gestellt:
Die Platte hat die Maße 253 × 70 × 14 mm und ist damit etwas länger als das Standard Banksteinformat. Für mich insbesondere bei langen Kochmesserklingen ein Vorteil.
Die eigentlichen Schleifplatten sind beiderseits auf einem Aluminiumträger befestigt:
Die Konstruktion macht einen sehr stabilen Eindruck. Ich habe mich testweise mit dem gesamten Körpergewicht draufgestellt und die Platte hat sich nicht verzogen. Daher sollte der Druck beim Schärfen die Platte keinesfalls verbiegen. Bei mir waren und sind die Schleifflächen jedenfalls plan.
Der Beschreibung entnehme ich, dass man sie zum trocknen schräg stehend lagern soll. An den Enden befinden sich beiderseits jeweils zwei Löcher zum abtropfen.
Einziger Nachteil der Konstruktion: Der Aluminiumträger bildet zu den Schleifplatten außen einen Überstand. So können Klingen ohne Schleifkerbe – mit durchgehender Schneide bis zum Ricasso – auf dem letzten Millimeter nicht durchgeschliffen werden. Hier wäre ein bündiger Abschluss von Schleifplatte und Träger die bessere Lösung.
Den ersten Test habe ich direkt aus der Packung an einer Klinge aus Böhler N690 Stahl durchgeführt:
Schliffbild 400er-Seite
Schliffbild 1200er-Seite
Ein Vergleich der beiden Schliffbilder lässt den Schliff der 1200er-Seite gröber wirken als den der 400er-Seite. Dieser Effekt wird im SienceOfSharp-Artikel "The Diamond Plate Progression" wie folgt beschrieben:
"In order to form a scratch, sufficient pressure must be exerted by the particle (or a corner of the particle) to exceed the yield-strength of the material. Since pressure is inversely proportional to contact area, a larger smoother particle will require a greater force to scratch than a smaller or more irregular particle. The observed scratch profiles indicate that the Coarse(325) and Fine(600) diamonds are too large (and smooth) to individually penetrate the steel (at the force applied), instead only the asperities on the surfaces of the diamonds abrade the bevel. This is not a burnishing effect; metal is being removed in these examples. The Extra Fine(1200) and Extra Extra Fine(8000) diamonds are small enough or sharp enough to penetrate and form discrete scratches. The smaller surface area of those contact points results in a higher pressure (force/area) and therefore greater penetration and deeper scratches."
Das relativ grobe Schliffbild verdeutlicht außerdem, dass die Platte vor einer ersten ernsthaften Nutzung zunächst eingebrochen werden sollte. Denn frisch aus der Packung sind die Kornspitzen der Diamantpartikel noch recht aggressiv. Das Schleifgefühl ist dementsprechend rau. Der Hersteller DMT z.B. beschreibt daher die ersten Anwendungen – bis die Kristalle glatter werden – als "break-in period" (vgl. hierzu auch den SienceOfSharp-Artikel "Diamond Plate break-in").
Eingebrochen habe ich die Platte mit dem Ausdünnen einer Klinge aus Böhler K390 und dem Umschleifen einer Sheepsfoot in eine reversed Tanto Form (440C Klingenstahl). Das waren für mich dann drei Fliegen mit einer Klappe.
400er-Seite aus der Packung
400er-Seite nach dem Einbrechen und Testen
1200er-Seite aus der Packung
1200er-Seite nach dem Einbrechen und Testen
Die Aufnahmen zeigen keine Auffälligkeiten in Partikeldichte, Form und Körnung.
Beim Einbrechen habe ich wirklich unsachgemäß hohen Druck auf die Platte ausgeübt um die Haltbarkeit der Bindung zu testen. Die Vorher/Nacher-Aufnahmen stammen jeweils genau aus der Mitte der Platte. Dass sich die Partikeldichte im Vorher/Nachher-Vergleich offenbar nicht signifikant unterscheidet, spricht daher eindeutig für die zu erwartende Lebensdauer der Platte.
Zum Vergleich noch die Aufnahme einer Atoma 400 nach 4 Jahren Nutzung:
Nachdem beide Seiten der Platte eingebrochen waren, habe ich eine Klinge aus CPM-S90V Stahl geschliffen:
Schliffbild 400er-Seite
Schliffbild Atoma 400
Schliffbild 1200er-Seite
Schliffbild Shapton Pro 1000
Mit dem Vergleich der Schliffbilder lassen sich die Herstellerangaben zur Körnung der günstigen Platte relativ gut verifizieren. Aus meiner Sicht sind die Ergebnisse sowohl visuell als auch in den üblichen praktischen Schärfetests (Zeitungspapier, Armhaare, Fingernagelruckeln) durchaus vergleichbar.
Erwartungsgemäß zufriedenstellend war auch die Abtragsleistung während der Tests. Egal ob Standardstähle wie Böhler N690 oder hochlegierte karbidreiche Stähle wie Böhler K390 oder CPM-S90V – die Platte frisst jeden Stahl als wäre es Butter. Beeindruckend.
Die Abtragsleistung im Neuzustand ist auch deutlich höher als die meiner alten Atoma 400, mit der ich bis dato eigentlich sehr zufrieden war.
Nach dem Einbrechen wurde übrigens auch das Schleifgefühl spürbar geschmeidiger und weniger rau als noch zu Anfang. Dennoch natürlich meilenweit weg von einem Suehiro Rika etc.
Im Ergebnis kann ich die Platte – bis auf die oben genannte kleine Schwäche bei der Trägerkonstruktion – uneingeschränkt jedem empfehlen, der sich entweder mit dem Schärfen auf Diamantplatten beschäftigen möchte und einen günstigen Einstieg ohne Kompromisse sucht oder einfach sein vorhandenes Set erweitern will. Insbesondere Nutzer die mit hochlegierten karbidreichen Klingenstählen zu tun haben bzw. daran schon verzweifelt sind, werden die Platte lieben.
Gut's Nächtle.
Zuletzt bearbeitet: