Vorstellung DMD Kombi-Diamantplatte 400/1200 mit Schliffbildern

Bukowski

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Moin,

Schleifmittel namenhafter Hersteller, die Diamantpartikel als abrasives Medium nutzen, haben in der Regel mindestens einen Nachteil: ihren hohen Preis – insbesondere im Vergleich zu keramischen Schleifmitteln ähnlicher Körnung. Dagegen haben die günstigen Alternativen unbekannter Hersteller oftmals etwas von Wundertüte – Ergebnis ungewiss..

Und so treibt mich schon länger die Frage um, ob ein günstiges Fabrikat eines weniger bekannten Herstellers in Sachen Feinheit und Homogenität des Schliffbildes sowie Langlebigkeit der Bindung überhaupt im Ansatz mit den bekannten Herstellern (Atoma, DMT) mithalten kann.

Nun hat mir ein lieber Freund und Forenmitstreiter freundlicherweise eine dieser günstigen Platten – nämlich die DMD Kombi-Diamantplatte mit 400er und 1200er Körnung – zum Testen und Vergleichen zur Verfügung gestellt:

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Die Platte hat die Maße 253 × 70 × 14 mm und ist damit etwas länger als das Standard Banksteinformat. Für mich insbesondere bei langen Kochmesserklingen ein Vorteil.

Die eigentlichen Schleifplatten sind beiderseits auf einem Aluminiumträger befestigt:

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Die Konstruktion macht einen sehr stabilen Eindruck. Ich habe mich testweise mit dem gesamten Körpergewicht draufgestellt und die Platte hat sich nicht verzogen. Daher sollte der Druck beim Schärfen die Platte keinesfalls verbiegen. Bei mir waren und sind die Schleifflächen jedenfalls plan.

Der Beschreibung entnehme ich, dass man sie zum trocknen schräg stehend lagern soll. An den Enden befinden sich beiderseits jeweils zwei Löcher zum abtropfen.

Einziger Nachteil der Konstruktion: Der Aluminiumträger bildet zu den Schleifplatten außen einen Überstand. So können Klingen ohne Schleifkerbe – mit durchgehender Schneide bis zum Ricasso – auf dem letzten Millimeter nicht durchgeschliffen werden. Hier wäre ein bündiger Abschluss von Schleifplatte und Träger die bessere Lösung.

Den ersten Test habe ich direkt aus der Packung an einer Klinge aus Böhler N690 Stahl durchgeführt:

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Schliffbild 400er-Seite

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Schliffbild 1200er-Seite

Ein Vergleich der beiden Schliffbilder lässt den Schliff der 1200er-Seite gröber wirken als den der 400er-Seite. Dieser Effekt wird im SienceOfSharp-Artikel "The Diamond Plate Progression" wie folgt beschrieben:

"In order to form a scratch, sufficient pressure must be exerted by the particle (or a corner of the particle) to exceed the yield-strength of the material. Since pressure is inversely proportional to contact area, a larger smoother particle will require a greater force to scratch than a smaller or more irregular particle. The observed scratch profiles indicate that the Coarse(325) and Fine(600) diamonds are too large (and smooth) to individually penetrate the steel (at the force applied), instead only the asperities on the surfaces of the diamonds abrade the bevel. This is not a burnishing effect; metal is being removed in these examples. The Extra Fine(1200) and Extra Extra Fine(8000) diamonds are small enough or sharp enough to penetrate and form discrete scratches. The smaller surface area of those contact points results in a higher pressure (force/area) and therefore greater penetration and deeper scratches."

Das relativ grobe Schliffbild verdeutlicht außerdem, dass die Platte vor einer ersten ernsthaften Nutzung zunächst eingebrochen werden sollte. Denn frisch aus der Packung sind die Kornspitzen der Diamantpartikel noch recht aggressiv. Das Schleifgefühl ist dementsprechend rau. Der Hersteller DMT z.B. beschreibt daher die ersten Anwendungen – bis die Kristalle glatter werden – als "break-in period" (vgl. hierzu auch den SienceOfSharp-Artikel "Diamond Plate break-in").

Eingebrochen habe ich die Platte mit dem Ausdünnen einer Klinge aus Böhler K390 und dem Umschleifen einer Sheepsfoot in eine reversed Tanto Form (440C Klingenstahl). Das waren für mich dann drei Fliegen mit einer Klappe.

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400er-Seite aus der Packung

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400er-Seite nach dem Einbrechen und Testen

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1200er-Seite aus der Packung

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1200er-Seite nach dem Einbrechen und Testen


Die Aufnahmen zeigen keine Auffälligkeiten in Partikeldichte, Form und Körnung.

Beim Einbrechen habe ich wirklich unsachgemäß hohen Druck auf die Platte ausgeübt um die Haltbarkeit der Bindung zu testen. Die Vorher/Nacher-Aufnahmen stammen jeweils genau aus der Mitte der Platte. Dass sich die Partikeldichte im Vorher/Nachher-Vergleich offenbar nicht signifikant unterscheidet, spricht daher eindeutig für die zu erwartende Lebensdauer der Platte.

Zum Vergleich noch die Aufnahme einer Atoma 400 nach 4 Jahren Nutzung:

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Nachdem beide Seiten der Platte eingebrochen waren, habe ich eine Klinge aus CPM-S90V Stahl geschliffen:

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Schliffbild 400er-Seite

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Schliffbild Atoma 400

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Schliffbild 1200er-Seite

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Schliffbild Shapton Pro 1000


Mit dem Vergleich der Schliffbilder lassen sich die Herstellerangaben zur Körnung der günstigen Platte relativ gut verifizieren. Aus meiner Sicht sind die Ergebnisse sowohl visuell als auch in den üblichen praktischen Schärfetests (Zeitungspapier, Armhaare, Fingernagelruckeln) durchaus vergleichbar.

Erwartungsgemäß zufriedenstellend war auch die Abtragsleistung während der Tests. Egal ob Standardstähle wie Böhler N690 oder hochlegierte karbidreiche Stähle wie Böhler K390 oder CPM-S90V – die Platte frisst jeden Stahl als wäre es Butter. Beeindruckend.
Die Abtragsleistung im Neuzustand ist auch deutlich höher als die meiner alten Atoma 400, mit der ich bis dato eigentlich sehr zufrieden war.

Nach dem Einbrechen wurde übrigens auch das Schleifgefühl spürbar geschmeidiger und weniger rau als noch zu Anfang. Dennoch natürlich meilenweit weg von einem Suehiro Rika etc.

Im Ergebnis kann ich die Platte – bis auf die oben genannte kleine Schwäche bei der Trägerkonstruktion – uneingeschränkt jedem empfehlen, der sich entweder mit dem Schärfen auf Diamantplatten beschäftigen möchte und einen günstigen Einstieg ohne Kompromisse sucht oder einfach sein vorhandenes Set erweitern will. Insbesondere Nutzer die mit hochlegierten karbidreichen Klingenstählen zu tun haben bzw. daran schon verzweifelt sind, werden die Platte lieben.

20230617_164354.jpg


Gut's Nächtle.
 
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Danke für die Vorstellung der 400/1200er, wirklich interessanter Vergleich zu den sonst üblichen Verdächtigen!
Ich habe die DMD 150/400er zum Ausdünnen (Kochmesser) und Planen (Wasserstein) im Einsatz und da schlägt sie sich super.
Hätte nicht gedacht bei dem Preis überhaupt sowas haltbares zu bekommen, das kennt man von den Wassersteinen in dem Preissegment wohl eher anders.
Mit den Bildern im direkten Vergleich auch bestätigt, es handelt sich nicht um "Billig".
 
Danke für dein Feedback!

Die 150/400 hatte ich auch gesehen und war etwas enttäuscht, dass die 400er Körnung im Set zweimal vertreten ist. Ich hätte eine andere Aufteilung ohne Doppelung sinnvoller gefunden.

Ich war ehrlich gesagt zunächst auch skeptisch, ob die Platte überhaupt ansatzweise so arbeitet wie die namenhafte Konkurrenz. Erste Mutmaßungen ließ dann der mikroskopische Vergleich der Partikelgröße und -verteilung zu. Aber die Ergebnisse nach dem Einbrechen der Platte haben dann die Erleuchtung gebracht. Ein wirklich gutes Werkzeug.
 
Der Preis (24€ heute am Prime Day) ist schon eine Ansage, wenn man sich die Ergebnisse zu den deutlich teureren Platten/Steinen in deinem Vergleich anschaut. Kann man eigtl nicht viel falsch machen.

Gute Kurzvorstellung, insb. Bilder.
 
Danke dir. Jo, kann man riskieren denke ich. Aber wie gesagt, richtig gut arbeiten die Platten erst nach dem Einbrechen. Die Zeit sollte man einplanen.
 
Ist das bei den Atomas/DMT anders?
Nein, da verhält es sich genauso. So gesehen unterscheidet sie sich auch in diesem Punkt nicht von den teuren Platten.

Sinnvoll ist die Platte übrigens natürlich auch für Nutzer, die einfach nur etwas zum Abrichten und Säubern ihrer keramischen Schleifmittel suchen. Dank der Plattengröße geht das wunderbar.
 
Cool. Die 400er/1200er Kombi klingt für mich nach einer sehr guten Lösung, wenn es erstmal nur darum geht mit stumpfen Solingern zu lernen.
Klingt für mich sogar glatt praktischer als ein 1000/4000er Stein für diese Art von Messern.

Und wenn man doch noch auf einen feineren Bankstein upgradet hat man immerhin schon mal eine günstige Abrichtplatte.

Je nach konkretem Usecase wäre ich geneigt so eine Platte als Alternative oder Ergänzung zu einem JMS 1000/4000er zu empfehlen, wenn eine erste Freihandausrüstung gesucht ist.
 
Dafür hart wie Diamant. ;)

@Bukowski : Wie ist der Aufbau von dem Teil? Stabil? Ich hab ein anderen Billigmodell mal gekauft und das waren so dünne Metallplatten auf einem Rahmen. Da habe ich immer Das Gefühl, dass die bei etwas mehr Druck in den Rahmen reinbiegt, auch wenn Stege drunter sind. Und man muß das Teil -zumindest nach Wasserkontakt- zerlegen, damit es einem nicht wegrostet.
 
Ergänzend zu @ebenezer: Die Konstruktion macht einen sehr stabilen Eindruck. Ich habe mich vorhin testweise mit dem gesamten Körpergewicht draufgestellt und die Platte hat sich nicht verzogen. Daher sollte der Druck beim Schärfen die Platte keinesfalls verbiegen.

Der Beschreibung entnehme ich, dass man sie zum trocknen schräg stehend lagern soll. An beiden Seiten sind jeweils zwei Löcher, ich kann komplett durch die Konstruktion hindurchsehen.
 
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Ich habe jetzt die Beschreibung im ersten Post ergänzt und folgende Aufnahmen eingefügt:

"Die eigentlichen Schleifplatten sind beiderseits auf einem Aluminiumträger befestigt:

IMG-20230713-WA0001.jpg


IMG-20230713-WA0002.jpg


Die Konstruktion macht einen sehr stabilen Eindruck. Ich habe mich testweise mit dem gesamten Körpergewicht draufgestellt und die Platte hat sich nicht verzogen. Daher sollte der Druck beim Schärfen die Platte keinesfalls verbiegen. Bei mir waren und sind die Schleifflächen jedenfalls plan.

Der Beschreibung entnehme ich, dass man sie zum trocknen schräg stehend lagern soll. An den Enden befinden sich beiderseits jeweils zwei Löcher zum abtropfen."
 
Danke für den ausführlichen Bericht. Interessant wäre ein Langzeitvergleich mit den Marktführern wie DMT, EZE-LAP, Aroma.
Ich schaue dann in 10 Jahren noch einmal vorbei. Bis dahin... :)
 
Danke für den ausführlichen Bericht. Interessant wäre ein Langzeitvergleich mit den Marktführern wie DMT, EZE-LAP, Aroma.
Ich schaue dann in 10 Jahren noch einmal vorbei. Bis dahin...
Was man aus dem ersten Vergleich so entnimmt, scheint ja die Partikeldichte Form und Körnung in Ordnung zu sein.
Eine schlechte Einbindung in die Trägerplatte müsste nach relativ kurzer Nutzungszeit auffallen.
Beim Langzeitverhalten der Schleifkörner selbst würde ich mir keinen Unterschied erwarten.

Ich hab mir jetzt zum Ausdünnen auch mal die 150/400 Variante bestellt.
 
Beim Einbrechen habe ich wirklich unsachgemäß hohen Druck auf die Platte ausgeübt um die Haltbarkeit der Bindung zu testen. Die Vorher/Nacher Bilder sind jeweils genau aus der Mitte der Platte.

@ebenezer würde mich über deinen Eindruck von der Platte freuen.
 
Ich habe die 120/180 zum Ausdünnen mal gekauft. Da sind die Platten per Magnet auf einem Plastikrahmen und man muß sie rausnehmen zum Trocknen...dabei hat man dann auch oft die Magnete an der Platte hängen und nicht im Rahmen.
Die Metallplatten liegen auf einem Netz aus Plastikstegen. Das sieht bei der 400/1200 deutlich solider gemacht aus.

Dazu macht diese 120/180 Platte tw. unnatürlich wirkende Riefen. Mit meiner Vergrößerung sehe ich nichts, aber (ebenfalls) Science of Sharp hat ja tw. Kontamination mit übergroßen Partikeln gesehen.
Hab mal an dein Bild der eingebrochenen ein paar Feile gemacht, die mich da auch etwas wundern....kann aber auch täuschen?
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