Abu
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Das Messer:
Federmesserdrücker, optisch mal völlig anders: sehr zivil, verspielt, keine jagdlichen Attribute.
Verzierte Neusilberbacken, ungewöhnlich schön strukturierte jigged bone Griffschalen, Gravurschildchen.
9 cm KL, Vorderseite Säbelschliff, Rücks. Flachschliff, 3 mm Stärke. 21 cm GL, 140 gr.
Stempel VS: A. W. Wadsworth Austria, RS: XLNT (Wortspiel für „exzellent“)
Der „Hersteller“ ein Fake: Wadsworth Austria hat nie ein Messer gebaut!
Wadsworth war eine Trademark der US-Firma Adolph Kastor & Bros. zwecks Import von Messern, je nach Bezug ergänzt um Austria bzw. Germany. In US - Quellen wird zudem explizit der Bezug auch aus Czechoslovacia genannt.
Als Sammler böhmischer Messer klingelte es spätestens jetzt bei mir. Austria = Böhmen, das Zentrum der österreichischen Schneidwarenmanufakturen bis 1918, ab 1919 Czechoslovakia: zwei Länder, derselbe Ort!
Schlussfolgerung: Mein „Wadsworth Austria“ dürfte sehr sicher böhmisch und vmtl. älter als 1918 sein!
Die ganze Story von USA - Solingen - Austria:
1870: Der 14-jährige Adolph Kastor kommt als Immigrant in die Staaten, wo er das Handelsgeschäft im Betrieb seines Onkels erlernt.
1876: Die Not macht Adolph K. zum Unternehmer, der Betrieb seines Onkels schließt die Pforten. Auf seinem Weg vom „Tellerwäscher zum Millionär“ nutzt er seine Kontakte nach Solingen und Europa für den Import exquisiter Waren vom Alten Kontinent.
1897: Die Not macht Adolph K. jetzt zum Produzenten von Schneidwaren und späteren Großunternehmer. Die restriktive Importpolitik zwingt ihn zur Fertigung im eigenen Land. Er kauft 1902 Camillus NY einen kleinen Betrieb, macht Camillus Cutlery Company daraus, ein Imperium der Messerindustrie.
Nach Lockerung der Restriktionen nimmt er den Import wieder auf.
In Solingen baut seit 1892 sein Bruder Nathan die Manufaktur Kastor & Co. auf, die später als einer der größten Exporteure von Schneidwaren insbes. in die USA liefert. Zufall oder strategisches Unternehmertum, jedenfalls dürften sich beide Geschäftsbereiche exzellent ergänzt haben. XLNT also, dieses Zeichen ließ Kastor & Co , Solingen 1896 für sich registrieren - auch der US-Bruder nutzte es für seine Wadsworth-Importmarke.
Tragisch: Während Adolph sein US-Business zur Blüte führte, zerstörte ein anderer Adolf (Hitler) die Existenz des Solinger Familienzweigs, sie waren jüdischer Herkunft.
Abu
Federmesserdrücker, optisch mal völlig anders: sehr zivil, verspielt, keine jagdlichen Attribute.
Verzierte Neusilberbacken, ungewöhnlich schön strukturierte jigged bone Griffschalen, Gravurschildchen.
9 cm KL, Vorderseite Säbelschliff, Rücks. Flachschliff, 3 mm Stärke. 21 cm GL, 140 gr.
Stempel VS: A. W. Wadsworth Austria, RS: XLNT (Wortspiel für „exzellent“)
Der „Hersteller“ ein Fake: Wadsworth Austria hat nie ein Messer gebaut!
Wadsworth war eine Trademark der US-Firma Adolph Kastor & Bros. zwecks Import von Messern, je nach Bezug ergänzt um Austria bzw. Germany. In US - Quellen wird zudem explizit der Bezug auch aus Czechoslovacia genannt.
Als Sammler böhmischer Messer klingelte es spätestens jetzt bei mir. Austria = Böhmen, das Zentrum der österreichischen Schneidwarenmanufakturen bis 1918, ab 1919 Czechoslovakia: zwei Länder, derselbe Ort!
Schlussfolgerung: Mein „Wadsworth Austria“ dürfte sehr sicher böhmisch und vmtl. älter als 1918 sein!
Die ganze Story von USA - Solingen - Austria:
1870: Der 14-jährige Adolph Kastor kommt als Immigrant in die Staaten, wo er das Handelsgeschäft im Betrieb seines Onkels erlernt.
1876: Die Not macht Adolph K. zum Unternehmer, der Betrieb seines Onkels schließt die Pforten. Auf seinem Weg vom „Tellerwäscher zum Millionär“ nutzt er seine Kontakte nach Solingen und Europa für den Import exquisiter Waren vom Alten Kontinent.
1897: Die Not macht Adolph K. jetzt zum Produzenten von Schneidwaren und späteren Großunternehmer. Die restriktive Importpolitik zwingt ihn zur Fertigung im eigenen Land. Er kauft 1902 Camillus NY einen kleinen Betrieb, macht Camillus Cutlery Company daraus, ein Imperium der Messerindustrie.
Nach Lockerung der Restriktionen nimmt er den Import wieder auf.
In Solingen baut seit 1892 sein Bruder Nathan die Manufaktur Kastor & Co. auf, die später als einer der größten Exporteure von Schneidwaren insbes. in die USA liefert. Zufall oder strategisches Unternehmertum, jedenfalls dürften sich beide Geschäftsbereiche exzellent ergänzt haben. XLNT also, dieses Zeichen ließ Kastor & Co , Solingen 1896 für sich registrieren - auch der US-Bruder nutzte es für seine Wadsworth-Importmarke.
Tragisch: Während Adolph sein US-Business zur Blüte führte, zerstörte ein anderer Adolf (Hitler) die Existenz des Solinger Familienzweigs, sie waren jüdischer Herkunft.
Abu