Wälzlagerstahl von LKW-Lagern

Blacky

Mitglied
Beiträge
1.135
Guten Tag, liebe Forumiten.

Ich habe mir in meiner Bundeswehrzeit vom Müllsammelplatz aus der Metallschrottkiste mehrere Wälzlager organisieren können, die ich jetzt langsam mal verarbeiten möchte.

Ich habe auch schon stundenlang durchs Forum gesucht und diverse Stahlsorten gefunden, aus denen das Zeug sein könnte.
Leider war nicht herauszufinden, welche Sorte es genau sein wird, oder wenigstens, auf welche Legierungen ich es eingrenzen könnte.

Zum Material: Instandsetzungskompanie, hat LKWs, Panzer und normale Autos bearbeitet (BW-Autos, nicht die aus dem BWFuhrpark). Durchmesser der Lager innen ~5cm, außen ~10cm (grob geschätzt, müsste ich nachmessen gehen). Innen liefen konische Walzen. Prägungen auf den Rändern "GERMANY" und ein paar kurze Ziffernkombinationen (dreistellig, soweit ich noch weiß).
Habe die Dinger schon zerlegt und die Außenringe in der Esse geradegebogen, teilweise verschmiedet. Innenringe sind noch intakt.
Aussehen ziemlich genau so wie dort zu sehen: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Steyr_30302_C_18.JPG&filetimestamp=20070704013403
Sollte demnach ein Kegelrollenlager sein, wie ich gerade merke...

Ich wüsste nun gern möglichst genau, welcher Stahl das ist.

Habe eine Liste gefunden, in der übersichtlich die möglichen Stahlsorten aufgelistet sind.

Kann jemand genaueres zum verwendeten Stahl sagen? Falls nein, hat jemand Erfahrung mit solchem Stahl und kann Härtedaten angeben? Fallen die Unterschiede zw. den möglichen Stahlsorten bei der Wärmebehandlung stark ins Gewicht?

Ich habe, wie schon gesagt, eine Menge im Forum gefunden, aber nichts davon war wirklich präzise...

Sebastian
 
Zuletzt bearbeitet:
......Ich habe mir...... mehrere Wälzlager organisieren können,....
Leider war nicht herauszufinden, welche Sorte es genau sein wird, oder wenigstens, auf welche Legierungen ich es eingrenzen könnte......
Ich wüsste nun gern möglichst genau, welcher Stahl das ist....
Vielleicht mal bei Google 'Wälzlagerstahl' eingeben. Meist kommt da 1.3505/100Cr6. Falls es nicht dieser sein sollte, ist es wohl etwas Ähnliches.

Ansonsten beim Hersteller nachfragen, der steht meist auch drauf. Vielleicht kannst Du auch über die Code-Nummer der Abdichtung etwas herausbekommen. Einfach mal bei SKF anrufen.

Gruß

sanjuro
 
In der oben verlinkten Liste sind halt mehrere Stähle angegeben, und beispielsweise kommen mir 100Cr2 und X82WMoCrV6-5-4 sehr unterschiedlich vor, sodass ich vermuten würde, dass die WB anders aussehen muss. Das irritiert mich etwas.
Oder meinst du, dass die hochlegierten Stähle zwar als Wälzlagerstähle gelten, aber kaum verwendet werden?
Bei dem Händler werde ich mal anrufen, nachdem ich die Innenringe gründlich nach Hinweisen abgesucht habe. Danke für den Tip!
 
da du ja leider schon die ringe und damit den aufgelaserten schriftzug entfernt hast, wird es schwierig das genau zu bestimmen, wäre dieser vorhanden kannst du beim hersteller nachfragen die helfen da normalerweise schon weiter. so musst du einfach drauf hoffen das es einer der wälzlagerstähle (jeder hersteller hat andere) ist und dann mal munter drauf los.
 
Deine Liste der möglichen Wälzlagerstähle entspricht der im Stahlschlüssel.
Daraus kann man dann ablesen, wie die einzelnen Stähle zu behandeln sind.
Dazu muß man dann natürlich noch wissen, um welchen Stahl es sich handelt.
Das läßt sich über den Hersteller ermitteln.
Es geht aber auch einfacher:

Es ist Dir schon aufgefallen, daß die aufgezählten Stähle teilweise ganz unterschiedlich legiert sind und deshalb unterschiedliche Wärmebehandlung brauchen.
Das ist aber weniger kompliziert, als Du vielleicht meinst.

Die aufgezählten Wälzlagerstähle kann man im wesentlichen in drei Kategorien einteilen. Die einzelnen Kategorien unterscheiden sich in der erforderlichen Wärmebehandlung sehr stark, innerhalb der einzelnen Kategorien aber können die Stähle in etwa gleich behandelt werden.

1. Die Werkzeugstahlkategorie
Diese Stähle liegen bei ca. 1 % C, sind leicht legiert und zwar mit der Größe der Lager mit steigendem Chromgehalt und steigendem Mangangehalt.
In neuester Zeit werden sogar im C-Gehalt etwas herabgesetzte Stähle mit weiter erhöhtem Mangangehalt eingesetzt, um im Bereich des zäheren Lattenmartensits zu bleiben.
Bei Deinen relativ kleinen Lagern könnte es sich um 1.3501 handeln- und das wäre für Deine Zwecke die beste Wahl.
Aber: A l l e Stähle dieser Kategorie ergeben vorzügliche Messer und sie können mit Erfolg mit der gleichen Wärmebehandlung versehen werden.
Das kann wieder aus dem Stahlschlüssel entnommen werden und man sollte den unteren Temperaturrahmen einhalten.

Diese Stähle sind allesamt durch einen hellen, stark sternsprühenden Funkenstrahl gekennzeichnet.

2. Kategorie- rostbeständige Qualitäten. Das sind Stähle, die etwa mit 1.4112 oder 1.4125 gleichzusetzen sind und entsprechend wärmebehandelt werden müssen.
Sie wären am hellen Funkenstrahl mit wenigen Sternchen zu erkennen.
Sie sind selten-es ist fast ausgeschlossen, daß sie bei Lastwagenlagern eingesetzt werden.

3. Kategorie-Schnellarbeitsstähle
Am dunkelroten Funkenstrahl mit wenig Sternchen zu erkennen-ebenfalls eher selten. Sie werden sinnvoll da eingesetzt, wo hohe Warmfestigkeit bei sonst guten mechanischen Eigenschaften erforderlich ist- Lager sollen aber an sich nicht heißlaufen.
Für den Laien schwierig zu gehandeln, an sich aber hochwertiges Material-u.a. für Werkzeuge, auch bei Wärmebeanspruchung.

Theoretisch kommt auch noch in Betracht, daß es sich um randaufgekohlte Vergütungsstähle handelt. Diese hätten einen lebhaften, hellen Funkenstrahl mit vielen Sternchen, solange man an der Oberfläche schleift.
Durch Eintauchen eines Querabschnitts in ein geeignetes Ätzmittel lassen sie sich entlarven- dunkler Rand über hellem Kern.
Auch diese Stähle werden eher selten eingesetzt. Als Monostahl sind sie für uns unbrauchbar, als Komponenten im Damast bei Kombination mit hoch -c-haltigen Stählen brauchbar.

Wenn ich auf eine bestimmte Zusammensetzung Deiner Lager wetten müßte, so würde ich mit großer Gewissheit auf einen Stahl der Kategorie 1 tippen.

Mein Vorschlag wäre also, ein Stück des Stahls so zu bearbeiten und zu behandeln, wie es sich für einen 1.3501- 1.3505 empfehlen würde. Fällt das zur Zufriedenheit aus, so kannst Du die übrigen Stücke gleich behandeln.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Uli!

Dass die WB innerhalb der (offenbar klar voneinander abgrenzbaren) Gruppen sehr ähnlich abläuft, ist beruhigend zu hören.

Ich bin eben mal in die Werkstatt verschwunden und habe mir die Wälzlager nochmal genau angesehen.

Funkenprobe:
waelzlager_funkenprobe.jpg


Die geätzte, blankgeschliffene Stirnseite sah homogen aus, keine dunklen Ränder.

Ich konnte die Nummern, Stempel etc. auf den gerade geschmiedeten Stücken noch gut erkennen, bis auf das eine, welches schon eine Klinge ist.

Innenringe: "GERMANY SKF TKG 31312"
Außenringe: "TH Y 3131? ???" (wurde dort geflext, fehlt also etwas)
bzw.: "Y 32210 ??? ???" (dünnerer Außenring eines anderen Lagers, die andere Hälfte fehlte)

Ein folgender Anruf bei SKF brachte mir eine Weiterleitung in die "Technik" ein, gefolgt von Aufklärung: Die Nummern sagen etwas über die Maße aus, nicht über die Produkte an sich. Dennoch sollten diese Wälzlager (offenbar eine Art Standardgröße) aus "Standard-Wälzlagerstahl" gefertigt sein. Da war sich die Telefonistin ziemlich sicher.

Deutet also erwartunggemäß alles auf Ulis Gruppe 1 hin. Der Thread hat sich somit erledigt :)
 
Zurück