Wärmebehandlung rostfrei - ein paar Fragen

stone600

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Servus,

ich habe vor einigen Tagen meine ersten rostfreien Klingen aus SB1 gehärtet. Das funktionierte auch, allerdings möchte ich in Zukunft ein paar Sachen anders machen, weiß aber nicht so recht, ob das auch sinnvoll ist.
Die Klingen wurden mit Condursal vor Entkohlung geschützt und von Anfang an in den Ofen gestellt. Dieser brauchte schon eine geschätzte Stunde, bis er auf 1050 Grad war. Danach habe ich in Öl (Raumtemperaur) abgeschreckt. Ich konnte Glas ritzen. Die Oberfläche hatte aber stark gelitten (Pitting). Das habe ich mir anders vorgestellt. Ein Tiefkühlen habe ich mir vorerst gespart.
Jetzt zu meinen Fragen:

1. Ist es möglich, mir das Vor wärmen zu sparen?
Ich habe nur einen Ofen und eine Stunde Verweilzeit im Ofen ist mir zu lang. Ich würde auch in Kauf nehmen, die Schneide etwas dicker zu lassen (wie viel?), um Verzug zu vermeiden.

2. Ist Härtefolie besser als der Lack?

3. Holt Ihr euch vor jeder Härte-Session frisches Trockeneis oder kann man dieses irgendwie zu Hause konservieren?

4. Wie schaut es hier mit dem Gefüge aus? Der Stahl ist ja recht umwandlungsträge. Das heißt für mich, ich kann es nicht so schnell verpfuschen. Es ist aber auch nicht so einfach (oder gar nicht) möglich, es zu verfeinern.

Danke schon mal. Gruß Christian
 
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3. Holt Ihr euch vor jeder Härte-Session frisches Trockeneis oder kann man dieses irgendwie zu Hause konservieren?
Ich hole immer Trockeneis wenn ich es brauche. Wenn ich 3 Kg in einer Styroporbox lagere habe ich am nächsten Tag noch die Hälfte davon, langes lagern ist also kaum möglich, ausser du hast eine Kühltruhe und grosse Mengen.
Ich schaue immer, das ich einige Messer zum härten zusammen habe, da lohnt sich der Aufwand dann eher.

Zu den anderen Punkten kann ich nichts sagen.
 
Hallo Christian,

Ohne Trockeneis geht garnichts bei Rostfrei oder Du kühlst anders auf min -70°C

Dein Öl würde ich warm machen. Das Öl ist sonst wie Honig und klebt an der Klinge. Die Abkühlung dauert sonst zu lange und Du hast weniger Zeit
zum Richten der Klinge. Lege einfach ein Stück Stahl mit in den Ofen und dann ab ins Öl damit. Klingt komisch... ist aber so. Warmes Öl kühlt schneller als
kaltes.

Ich nehme schon immer Härteschutzfolie bei Rostfrei und hatte noch keine Probleme mit der Oberfläche. Musst halt nur gut zufalten.

Ich habe auch nur ein Ofen und lege die Klinge erst bei ca.650°C rein. Mein Ofen benötigt dann noch etwa 15min bis 1050°C . Dann noch 15 min halten und ab ins warme ÖL.
Klinge kontrollieten und ggf richten, entfetten und ab ins Kalte für ne Stunde.

Gruß Thomas
 
Servus Thomas,
danke für deine Antwort. Ich werde warten, bis ich ein paar Klingen zusammen härten kann, dann rentiert sich der Aufwand wenigstens. Ich werde mir Härtefolie besorgen, da der Lack nicht so gutfunktioniert hat. Eine große Friteuse ist auch schon bestellt. In unserer kleinen habe ich heute eine 4mm Klinge aus Ck75, bei 190 Grad abgeschreckt. Das hat wunderbar funktioniert.

Gruß Christian
 
Hallo Christian,

ich verstehe zwar nicht wie oder was Du bei 190°C abschreckst aber bitte C-Stähle nicht in Folie stecken. Das abkühlen würde zu lange dauern.

viel Spaß

Thomas
 
Servus,

keine Angst, Kohlenstoffstähle kommen ohne Schutz in den Ofen. Ich erhoffe mir durch das heiße Öl, weniger Verzug. Bei der Versuchsklinge, mit 4mm, ist das zwar eher unwahrscheinlich. Ich mache aber viele Kochmesser, die relativ lang und dünn sind. Diese verziehen sich meistens. Evtl. funktioniert das Richten auch besser, wenn die Klinge noch heiß ist. Mal schauen.

Wegen dem Kornwachstum habe ich auch schon etwas herausgefunden. Bitte berichtigt mich, wenn ich etwas falsch verstanden habe.
Kornwachstum tritt erst nach der vollständigen Karbidlösung ein. Somit bin ich auf der Sicheren Seite, wenn ich mich an die untere Härtetemperatur und die empfohlene Haltezeit halte. Somit ist das nichts anderes als bei rostenden Stählen.

@Laketrout:
Auch Dir, danke. Hab dein Post überlesen und erst jetzt gesehen. Ich denke, so werde ich es auch machen. In welchem Behälter machst Du deine Kältemischung. Thermokanne?

Gruß Christian
 
Hallo Christian
Ich mache es in etwa so wie kabolsky und bin damit auch sehr gut gefahren.
Mit Vorheizen auf 300-500° C in einem anderen Ofen habe ich auch schon gemacht, aber das rumhantieren passt mir gar nicht. Hat schon zu Ausschuss geführt.
Trockeneis ist aber Pflicht, mache ich immer mit. Mindestens zwei Durchgänge. Üblicherweise sind die SB1 Klingen um die 60HRc, was mir reicht.

Gruess René
 
In welchem Behälter machst Du deine Kältemischung. Thermokanne?
Die ersten Male habe ich eine Thermoskanne verwendet. Wegen der relativ kleinen Oeffnung gab es aber immer eine Sauerei weil durch das Sprudeln beim eingeben vom Trockeneise zig mal Alkohol oben über kochte.
Heute nehme ich eine Wanne 500x100x100 (L/B/H) nicht isoliert. Ich muss immer mind 3 oder 5 KG Trockeneis abnehmen. Das ist viel zu viel, sparen muss ich also nicht mit dem Zeugs, daher ist die nicht isloierte Wanne keine Problem. Gemäss Buch von Roman Landes, geschieht der Vorgang beim Tiefkühlen sofort, lange Haltezeiten sind also nicht nötig, das Werkstück muss einfach total durchgekühlt sein. Wie Feldmaus geschrieben hat mache ich das auch 2 mal.
Ein praktischer Tip den ich ebenfalls von Feldmaus habe, den Alkohol vorher schon in den Tiefkühler stellen, das minimiert das Aufschäumen beim Mischen etwas.
 
Shcütte einfach den Alkohol über das Trockeneis anstatt das Eis in den Alkohol zu werfen. Dann schäumt da normalerweise nix.
 
Hallo zusammen,

Bei meinen Härte-Arbeiten bin ich bisher etwas anders vorgegangen (ist sozusagen die modifizierte Landes-Methode):

Vorab: ich mache vor allem Küchenmesser und Folder, also dünne Geometrien.

Den Ofen zum Anlassen habe ich auf 160° gestellt. Da stelle ich auch mein Härte-Öl hinein, so dass es warm wird.

Den Härte-Ofen stelle ich auf 1.080°. Ich gehe lieber etwas höher und halte etwas kürzer. Da habe ich etwas Angst vor Kornwachstum.

Als Behälter zum Abschrecken verwende ich eine längliche Blech-Kuchenform! Da passen die Messer prima rein, ist temperaturstabil und sehr günstig. Als Härteöl nehme ich Sonnenblumenöl (wegen den Vitaminen :)).

Als Behälter füres Trockeneis nehme ich 2 Gastro-Behälter aus stabilem, grünen Styropor. In einem Behälter ist das Trockeneis, im anderen meine Alkohol-Eis-Mischung. In diesen zweiten Behälter stelle ich ich wieder eine (zweite) Kuchenform, darin ist TE und Alkohol. Der Behälter außenherum ist nur wegen der Isolation.

Ich lasse meine Klingen vor dem Härten relativ dick an der Schneide, sonst werden sie wellig. Das kann mit vorwärmen des Klingenrückens (mit dem Schweißbrenner) vermieden werden, aber das habe ich selbst noch nicht gemacht.

Von Härtefolie für dünne Klingen halte ich nichts, meiner Meinung nach ist das Abschrecken in der Folie weniger schroff und etwas ungleichmäßig wegen der eingeschlossenen Luft. Auch ich schütze die Klingen mit Condursal, funzt prima.

12-15min auf Härtetemperatur, dann Abschrecken in Öl, dann ins Eis, dann anlassen bei 160°, dann ins Eis, dann Anlassen bei 180, Eis, Anlassen bei 190 ... Ich messe jedesmal die Härte und stelle die Zielhärte dann durchs Anlassen genau ein.

Viele Grüße

Gerhard
 
Vielen Dank an alle. Es sind hier wirklich ein paar nützliche Tipps zusammengekommen. Ich werde mir demnächst etwas Material besorgen und ein paar neue Klingen machen.

Gruß Christian
 
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