Wärmebehandlung Vanadis 4 Extra

Streetbandit

Mitglied
Beiträge
86
Hallo Leute

Wie in der Überschrift schon steht, geht es um die Wärmebehandlung vom Vanadis 4. Kurze Hintergrundbeschreibung: Ein Freund von mir arbeitet den ganzen Tag mit Vanadis 4e und möchte deshalb ein Messer von mir aus diesem Material. Mir ist schon klar, dass es viel bessere Messerstähle gibt als diesen, wie hat Roman mal geschrieben: dieser Stahl ist weder " Fisch noch Fleisch",. Aber er steht in rauen Massen kostenlos zur verfügung!
Das Härten ist grundsätzlich auch nicht das Problem ( 1020C°, 1 Vorwärmstufe, 30min Haltezeit, abschrecken in warmen ÖL, vor Entkohlung zu schützen) aber jetzt kommts: wie Anlassen für Messerklingen? Uddeholm gibt eine min. Anlasstemperatur von 525C° an, 2x a 2 std, gilt das auch für Messerklingen? Oder reichen da 2x 1 std bei 200C°???:confused:, Weiterhin würde mich interessieren, welchen Stahl Uddeholm da weiterentwickelt hat, er wird ja immer mit dem 1.2379 verglichen, aber die Spezifikationen der Legierungse. entspricht ja eher dem 1.2363 (A2), wer kann da Licht in die Dunkelheit meines Gehirn bringen?
Ich habe das Material ( Vanadis 4e) in 25mm rund, gibt es was zu beachten wenn man das Material schmiedet (Schritte wie normalisieren , scharf normalisieren , weichglühen sind mir klar und brauchen nicht beschrieben werden)?
Gruß aus München,Manfred
 
Hallo Streetbandit,
das hohe anlassen ist wahrscheinlich einem Sekundärbuckel geschuldet.
Das heißt die Anlassskurve macht um die 500°C einen kleinen Sprung nach oben.
Siehe auch 2379.
Lässt man in diesem Bereich an, macht man ein paar Härtegrade gut. Aber viel wichtiger ist der
Gewinn an Zähigkeit - Aussage aller Stahlhersteller - mehrmaliges anlassen unterstützt das noch.
Für ein Messer würde ich es mir nicht so schwer machen, einfach härten und 2x bei 200°C ca 1,5 Std anlassen, das reicht sicherlich für eine Härte um die 60 HRC.
Die Zeit beim anlassen kann übrigens nur selten zu lang sein, man könnte auch 4 Std bei 200°C
anlassen ohne einen großartigen Härteabfall zu bekommen.
Für die Härte spielt die Temp. die erste Geige - Koll. Gerfin hat das mal in einem Beitrag sehr schön erläutert - die Zeit hat einen wesentlich geringeren Einfluss.
Übrigens finde ich den Stahl gar nicht so schlecht, er hat genügend Kohle um eine anständige Härte zuerreichen - versuchs einfach , viel Glück.
tschüss fritz
 
nichts da! das ist kein un oder niedrig legierter Stahl!

Der wird schön nach WBA des Herstellers wärmebehandelt, sonst hast du zwar die gewünschte Härte, aber die Bestandteile und somit auch die Leistungsfähigkeit Deines Gefüges ist jenseits von Gut Böse. (je nach Datenblatt bis zu 15% Restaustenit) :rolleyes:
 
In dem thread von Thomas Hauschild ist ein Link auf die Angaben des Herstellers Uddeholm zu finden, in dem die Wärmebehandlung dieses Stahls ganz exakt geschildert wird.
Wenn man sich daran hält, liegt man sicher richtig-siehe Kababear.

Ich würde Bummi aber nicht unbedingt widersprechen-man kann auch variieren.

Vorausgesetzt die Härtetemperatur war korrekt-einschließlich Erwärmungsdauer- kann beim Anlassen nicht mehr s o v i e l schiefgehen.
Bei der niedrigsten vorgeschlagenen Härtetemperatur wird die Menge an Restaustenit noch erträglich sein-sie vermindert ja auch nur die erreichbare Härte und ist für die Zähigkeit eher günstig. Beim Anlassen auf 200 Grad wird dann nicht viel passieren. Ob auch nur ein Teil des recht stabilen Restaustenits umgewandelt würde, scheint fraglich. Eine gewisse Gefügeentspannung und ein mäßiger Zähigkeitsgewinn ist aber zu erzielen.

Wenn der Stahl ein gutes Ausgangsgefüge hat- und das kann man bei Uddeholm unterstellen- könnte man sogar daran denken, mit der Härtetemperatur unter den vorgeschlagenen 1020 Grad zu bleiben. Dann blieben die Vanadiumkarbide insgesamt ungelöst, die Härte wäre aber angesichts des nicht in den Karbiden gebundenen Kohlenstoffs noch ausreichend und die Zähigkeit wäre eher günstig beeinflusst.

Dioe Frage ist halt, ob man verläßlich gute Ergebnisse erreichen muß-dann ist die Behandlung nach Vorschrift angesagt- oder ob man ein bißchen Luft und Lust zum Spielen hat.

Beim Schmieden sollte man die zulässige Schmiedetemperatur nach Datenblatt strikt einhalten. 25 mm lassen sich auch mit dem Handhammer noch bewältigen. Ein Vergnügen ist das bei dem schon sehr warmfesten Stahl aber nicht. Da der Stahl schon an Luft härtet, sollte er beim Schmieden nie ganz erkalten- gemeint ist, nie unter seine MS-Temperatur kommen. Es macht also Sinn, sehr flink zu arbeiten.

Der Vergleich mit D2 alias 1.2379 wird gerne verwendet, weil man die Verschleißfestigkeit mit diesem allgemein bekannten Stahl vergleichen will.
Das sagt dem Kunden halt etwas. An sich sind es ganz unterschiedliche Materialien. Vanadis 4 ist -richtig behandelt- wesentlich zäher.

Rasiermesser würde ich daraus nicht machen, ansonsten ist das sicher ein vielseitig einsetzbarer Stahl.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Danke für eure Antworten, genauso werde ich es machen.
Ich hoffe, dass vanadis 4 e den ganzen Aufwand wert ist, wenn nicht, dann mach ich Schmiedewerkzeuge
daraus.
Gruß aus München, Manfred
 
Zurück