Wärmebehandlung von Blattfedern

Andy Haas

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Wärmebehandlung von Damast aus Blattfedern

Ich hab letzte Woche bei nem Werkstattbesuch des KfZ-Mechanikers meines Vertrauens ein Blattferderpaket aus dem Schrott geborgen. Wär ja schade drum! Meine Frage an die Spezialisten ist nun, wie damit richtig umgehen. Im Stahlschlüssel habe ich nachgesehen und wenn ich die Temperaturwerte für Härten und Anlassen so sehe, so liegen die in ganz anderen Bereichen als bei anderen Kohlenstoffstählen. Wie macht Ihr das dann wenn Ihr Blattfedern zu Damast verarbeitet?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Andy !
Um Deine Frage zu beantworten, muß man natürlich wissen, um was für einen Federstahl es sich handelt.
Aus Kostengründen werden für Blattfedern meist Stähle der Reihe 1.0900 - 1.0970 verwendet. Alle diese Stähle sind als Material für Buschmesser, Haumesser o. ä. gut geeignet. Im Damast machen sie wegen ihres hohen Si -Gehalts gewisse Probleme beim Schweißen und ich verwende sie deshalb nicht. Ähnlich ist es mit den Stählen 1.5028 und 1.5029. Als Monostähle für Übungsschwerter werden sie gerne genommen.
Die CK-Qualitäten sind uneingeschränkt gut verwendbar, auch im Damast.
Die Wärmebehandlung richtet sich exakt nach den Vorgaben im Eisen- Kohlenstoffdiagramm. Bei einem C- Gehalt von 0,5 % muß man wegen des sonst nicht umgewandelten Ferrits auf über 800 Grad gehen und wegen der gewünschten Zähigkeit muß man mit dem Anlassen auf ca 400 Grad gehen. Das folgt aber alles den allgemeinen Regeln.
Bei einer Verwendung eines geeigneten Federstahls im Damast gibt es für das Härten logischerweise keine allgemeingültige Regel. Die Härtetemperatur richtet sich vielmehr nach dem resultierenden C- Gehalt im Damast. Unterstellt der Federstahl würde mit Baustahl kombiniert, so ergäbe sich ein C-Gehalt von etwa 0,3 %. Mit der Härtetemperatur müßte man dann auf knapp 900 Grad herafgehen und das Ergebnis wäre relativ kümmerlich. Ein solcher Damast wäre mit einem Kleinstwagen zu vergleichen, leistungsschwach, aber in seinem Bereich unverwüstlich. Bei einer Kombination mit einem geeigneten Werkzeugstahl mit etwa 1 % C ergäbe sich ein Gesamtkohlenstoffgehalt von etwa 0,7-0,8 %, sodaß die Härtung von etwas über Ac 1- sagen wir mal bei 74o-78o Grad vorgenommen werden müßte. Versuche also erst mal rauszukriegen, um welchen Stahl es sich handelt und verwende ihn dann entsprechend als Monostahl oder bei niedrigem Si- Gehalt auch im Damast.
MfG Ulrich
 
Blattfederstahl mit einer Stärke kleiner als 7mm 1.5026 /56Si7 /55Si7
härte ich bei 820 bis 840C° in warmen Öl und lasse dann 3X bei 160C° für 30 bis 45 min an. Für ein Haumesser kann man auch bis 180C° 190C° gehen
Damit habe ich sehr gute Ergebnisse bekommen.
400C° anlassen wie Ulrich geschriben hat, ist für Federhärte. Nicht für Messer geeignet, ich denke er hat sich da vertippt.

Grüße Uli
 
Im Damast

Ich sehe gerade die Frage richtete sich nach der WB im Damast.
Es kommt natürlich darauf an was Du noch mit reinpackst. Ist es ein höher legierter Stahl, lehnt sich die WB an dem höher legierten Stahl an.
Wobei wie Ulrich schon schrieb der gesamt C Gehalt im Auge behalten werden muß.

Grüße Uli
 
Besten Dank für die Antworten! Ich habs befürchtet, daß es etwas komplizierter werden wird. Ich werds einfach mal ausrpobieren, sobald es eben geht und dann testen.
Womit ich die Federn kombinieren werde weiß ich noch nicht so genau, dazu muß ich mich nochmal durch den Stahlschlüssel wühlen.
Bin aber gerne bereit, auf Euch zu hören falls Ihr Vorschläge habt.
Vom Federstahl her denke ich kommt das mit dem 1.5026 hin. Die einzelnen Federn sind, soweit ich jetzt richtig vor Augen habe, keinesfalls über 7 mm.
Wir werden ja sehen.
 
solange Du mit dem Chrom oder dem silizium nicht Probleme hast kannst Du den Werkstoff mit fast allem kombinieren.
1.2767 würde schön silber dazu zeichnen, 1.2842 wiederum schön dunkel.

Wenns Decor wird dann ist auch Reinnickel gut sehr harter kontrast.

Vorab ist natürlich die Frage zu klären was für eine Anwendung du machen willst. Das bestimmt die Leistungsklasse des Damastes.

Bei angenommenen 0,5% C in diesem Stahl wirst Du bei der Kombination mit 1.2767 (Massenverhältnis 1:1) im Bereich der schweren Arbeiter landen Leistungsklasse 1, ideal für Haumesser und alle schlagbeanspruchten Schneiden. für feine schneiden ist es aber nur wenig schnitthalitg
Gibst Du den 1.2842 zu kletterst Du eine klasse höher (LK2; MV 1:1 bei einem C-gehalt von ca 0,7) und hast einen guten Durchschnittsstahl der auch Schock noch gut abkann und schon eine ganz respektable Schneidleistung hat.
Wenn du dann noch einen höher gehen willst (LK3) dann bräuchtest Du schon eine gute Feile als Partner 1.2008 oder höher also mit mit 1,2-1,5 C% dann kommst Du rauf bis ca 1% C MV 1:1 und der oberen Granze der LK3 die dann soch eine gute stabile feine schneide hat und nur noch bedingt Feheler im gebrauch verzeiht...

das kann man jetzt beliebig weitertreiben...


wenn Du dich in die höheren ebenen begibst mit deiner Werkstoffwahl wird es auch wichtig werden einen besonderen Fokus auf die Wärmebehandlung vor dem Härtenzu legen.

Unabhängig davon wird auch die Herstellung (Feuerschweissen) mit der höheren Leistungsklasse immer mehr zu einer Herausfoderung da sich die Partner oft nur in einem sehr schmalen Fenster der Schmiede/ Schweisstemperatur verarbeiten lassen ohne schaden zu nehemen.

Sag einfach Bescheid wenn Du soweit bist!

VG Roman
 
Ich hatte so in Richtung 2842 oder 2552 gedacht mit vielleicht noch ein zwei Lagen von was weicherem. Dauert aber alles noch.
 
1.2552 ist auch eine gute wahl jedoch nicht ganz einfach zu verschweißen und WB wegen des Wolframs.

Das ist schon eine Herausforderung. Viel erfolg
 
woher?

Es empfiehlt sich, den Ursprung der Federn zu ermitteln. Ich habe neulich mal eine Feder von einem neueren Sprinter (Mercedes) abgefunkt, weil mir die Ergebnisse meiner ansonsten todsicheren MB-Wärmebehandlung merkwürdig weich vorkamen. Siehe da, die Dinger waren nicht aus dem zuvor bei MB Lastwagen meist verwendeten 51CrV4, sondern hatten nur 0,38 % C bei ansonsten quasi identischer Legierung. Also Achtung! Für Damast ist das natürlich immer noch ein brauchbarer Stahl, je nach Zuschlag.

Achim
 
Und wie finde ich nun raus welcher Federstahl es ist? Ich meine nicht nur so pi mal Daumen sondern genau. Learning by doing ist ja ne feine Sache aber ich will mir die Mühe mit dem Schmieden nicht ganz und gar vergeblich machen.
 
Funkentest ist eine ganz gute Sache, wenn Du Stähle hast von denen Du genau weißt welche sie sind benutze sie als Referenz so kannst Du schon sehr nahe an den Stahl kommen.
Beide Stähle an das Band halten dann einen wegnehmen, schauen was sich verändert und dann mal mit dem anderen Stahl vom Band weg.

Grüße Uli
 
So, hab gestern mal nen Funkentest gemacht. Wenn ich das Funkenbild mit den Schautafeln in Romans Buch vergleiche liegt es ziemlich genau zwischen 60MnSI4 und 45CrMoV6 und könnte dann also wirklich der 1.5026 sein. Ich geh jetzt einfach mal davon aus.
Danke für die ganzen Ratschläge!
 
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