warmarbeitsstahl schwierig auszuschmieden

aeglos

Mitglied
Beiträge
103
hallo schmiedefreunde,

habe einen warmarbeiststahl 1.2334 bei gelegenheit abstauben können und dachte mir, daraus machste jetzt ein obstmesser. War eher eine Notentscheidung, ich weiß auch, dass der stahl nicht der beste für messer ist, aber da ich den block (13x27x90) mm geschenkt bekommen habe, dachte ich mir, was solls. Ist ja wenigstens ordentlich chrom drin, dass kann dann auch die obstsäuren ab.

Jetzt bin ich schon am ausrecken gescheitert. Ich habe nur die angabe, dass der Stahl "unbehandelt" ist, also nehme ich an, nicht gehärtet.
Jedoch konnte ich, troz orange gelber glühfarbe draußen ohne viel Schatten bei supi sonnenschein das Teil maximal 5 mm während 2 Hitzen ausrecken.

Ich muss zugeben, ich habe bis jetzt nur baustahl bearbeitet, um meine Zangen zu schmieden. Daher meine Frage, ob der Stahl gehärtet ist und ich den noch weichglühen muss oder ob sich warmarbeitsstahl einfach so garstig verhält (Ist ja auch z.T. seine aufgabe).

Leider habe ich durch die Sufu nichts nennenwertes herausbekommen, was aber auch an meiner inkompetenz liegt, die richtigen Schlüsselwörter zu finden.

Danke allen für ihre hilfsbereitschaft.

Jetzt noch ein wenig off topic:

Ist jemand im raum aachen, der sich über die Schulter gucken lassen möchte? Man kann ja nicht alles nur mit video/text anleitungen lernen.

Haben generell Leute aus Aachen/ Düsseldorf interesse an einer Sammelbestellung von 100Cr6 oder C105W1. Oder gibt es sowas schon?
 
Sorry, aber ich habe mal herzlich gelacht als ich das gelesen habe. Warum meinst Du wohl, dass der Warmarbeitsstahl genannt wird? Weil der dafür gedacht ist, "warme" Materialien zu bearbeiten und dementsprechend gut gegen Verformung auch bei höheren Temperaturen gerüstet ist!

Die Mies-van-der-Rohe-Schule in Aachen bietet für Schmiedeanfänger und -fortgeschrittene ein tolles und preiswertes Kursprogramm an.

Übrigens bin ich aus Würselen und bei mir kannst Du Stähle aller Art, auch 100Cr6 und C105, bekommen. Schick mir mal 'ne Email.
 
schön das es die leute mit humor nehmen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass der stahl bei selbst so hohen temp noch so enorm zäh sein sollte. Dachte dass hätte ich mitm anlassbereich spätestens ab 500°C da fein raus wäre. Aber danke für die prompte Antwort, jetzt kann ich wenigstens guten gewissens schlafen (und das thema aufgeben).

Die Kurse von Lutz Thelen sind mir bekannt und ich werde sicher mal dort vorbeischauen. Habe halt erst mal woanders Schmiedekruse geschenkt bekommen, die ich abarbeiten muss :D.

Das mit dem über die Schulter schauen zielte eher so in Richtung des zuschauens/zupackens bei weniger professionellen. Sonst fühl ich mich ja immer so schlecht, bzw. die brauchen natürlich keinen, der dauernd dumme fragen stellt. Nen großen schmiedebruder sozusagen....
 
Hallo aeglos, mir ist so was auch schon passiert allerdings noch übler.
Als ich angefangen habe zu schmieden hab ich gesehen dass Angele den 1.2344 Warmarbeiststahl verkauft und dachte wenn die das im Angebot haben taugt das zum Schmieden von Werkzeugen guter Qualität wie Lochhammer, Schroter usw.

Da Angele aber für jeden Sägeschmitt glaube 8 Euro verlangt bin ich zum hiesigen Stahlhändler und hab einen 6 m Stab mit 40 Durchmesser bestellt, hatte damals noch keine Ahnung was Stahl kostet.

Es waren dann über 300 Euro und als ich das schmieden wollte ging es mir wie Dir, keine Chance. Das Zeug steht jetzt noch bei mir in der Schmiede rum, falls also jemand mal was davon braucht kann er es günstig von mir bekommen.

Wäre sicher gut für Schmiedewerkzeuge, die müsste man dann aber spanend herstellen.

Also tröste Dich Du hast für diese Erfahrung wenigstens keine 300 Euro blechen müssen.

Gruss schakaa
 
Hallo Aeglos,
während meiner Lehrzeit, (anno 1982-86) hatte in unserer Lehrwerkstätte noch jeder angehende Schlosser einen Spalthammer zu schmieden. Okay, wir haben dort recht aufwändige Kunstschmiedearbeiten ausgeführt aber der Spalthammer aus Söderfors 18 (1.2542) war nicht zu toppen. Zäh, zäh, zäh, da klopfst du mit dem 2Kg-Hammer auf dem 800-900° heissen Stahl rum, und passieren tut soviel als ob du ein 100g Niethämmerchen hast. Aber am Abend wenn das Haus klassisch gelocht war, das "Träf" (weiss nicht wie die Seite zum draufschlagen in D heisst) acht-kantig leicht konisch ausgeschmiedet, und die Schneide bereit zum spalten, wusste's du, warum du nur noch schlafen wolltest.
Ich gebe dir vollkommen recht Warmarbeitstahl ist recht widerspenstig, aber mit mit Durchhaltewille durchaus bearbeitbar.

Gruss GAZi
 
Ich bin etwas verunsichert: 1.2334 oder 1.2343-Deine Beschreibung passt besser zu 1.2343-wegen des "hohen" Chromgehalts, der auch mit Obstsäuren fertig werden soll.
Handelt es sich um 1.2334, was ich eher nicht glaube, so wäre er grundsätzlich "klingengeeignet". Mit ca. 0,6 % C, 1,4 % Chrom, 0,3 % Mo und einem Spritzerchen Vanadium, liegt er durchaus in der allround-Kategorie für belastbare, derbe Schneiden.
Auch die Warmverformung dürfte kein übergroßes Problem sein.
1.2343 ist ein echter Warmarbeitsstahl, aus dem ich Amboßwerkzeug machen würde.
Kurz zu zwei Irrtümern:
Wieso meinst Du, daß gehärtete Stähle schwerer zu schmieden sind ?.
Nach der Erwärmung zum Schmieden ist von der Härtung nichts mehr zu spüren.
Zur Beständigkeit gegen Obstsäuren: Weder 1,4 noch 5 % Chrom haben da auch nur die geringste Wirkung. Korrosionsbeständigkeit setzt mindestens 12 % Chrom in der Grundmasse-also nicht in Karbiden- voraus. Sie steigt mit wachsendem C-Gehalt auch nicht linear, sondern ab 12 % Chrom plötzlich und steil an. Gegen Obstsäuren werden vermutlich nicht einmal 13 % Chrom schützen, wenn mit den Messern nicht pfleglich umgegangen wird.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Zu meinen Irrtümern. Das eine war pure Unsicherheit. Klar dass der stahl bei hohen temp. seine härte verliert, ich hatte halt nur 2 Hitzen gemacht und war deswegen nicht sicher, ob das so schlagartig geht. Werkstoffkunde ist schon was her, muss mich da wieder einlesen wie das mit alpha und gamma Eisen ist und wo der Kohlenstoff jetzt die Gitter verspannt.

Zum zweiten ja ich meine es war 1.2343, habe mich oben vertippt. Hatte das nur auf dem Stahlstück selber eingraviert (was man durch zunderbildung natürlich nicht mehr lesen kann), aber die schiere Unbearbeitbarkeit des Stücks erhärtet den Verdacht. Aus Fehlern lernt man, also immer die Werkstoffkennnung mit zu den Skizzen schreiben.
Also das Obstmesser hätte auch nicht sooo korrosionsbeständig seinn sollen/müssen, ahuptsache es schmeckt nicht nach eisen wenn man die Orange dann geschnibbelt hat. Sollte halt nicht wie bei nem Opinel
ablaufen, dem man beim anlaufen zusehen kann.

Jetzt will ich natürlich trozdem noch das beste daraus machen. Da ich auch keine ordentlichen ambosswerkzeuge habe, wäre das vielleicht eine möglichkeit (an die ich vorher noch gar nicht gedacht habe). Habe in meinem Amboss sowohl eine runde als auch eine quadratische Werkzeugaufnahme.

Ich würde jetzt hingehen und versuchen das Ganze bestmöglich in Form eines Abschrotes zu feilen, wobei das größte PRoblem sein wird, dass meine Aufnahmen zu groß sind. Härtet man Abschrote eigentlich oder ist das unsinnig, weil die sowieso die härte nicht halten können.

Muss nochmal gut darüber nachdenken, ist jetzt eher so nen impuls. Wenn was draus wird melde ich mich sicherlich nochmal
 
Guude!

Mir ging´s wie Achim, ich konnte mir ein (schadenfreudiges) Grinsen nicht verkneifen, als ich das gelesen habe.:D Nix fur ungut.
Da muß ich meinen Senf auch mal dazu geben.

Wir verarbeiten bei uns im Betrieb 1.2344, also auch Warmarbeitsstahl.
Daraus machen wir Schmiedebacken (Gewicht ca. 250 bis 350kg), mit denen dann Schienenstücke für Eisenbahnweichen geschmiedet werden. Vorwärmtemperatur zum Schmieden der Werkstücke 350 Grad, Betriebstemperatur bis 500 Grad. Und das im gehärteten Zustand.
Deswegen ja die Bezeichnung "Warmfest".

Auch bei der Maschinenbearbeitung (Zerspanung) sieht man an der Lastanzeige, daß sich die Maschine schon ein bißchen mehr anstrengen muß als bei zB. St52 (mit den selben Schnittwerten).

Ich würde also nie freiwillig diesen Stahl von Hand schmieden wollen ;).


Gruß aus Mittelhessen,

Holger
 
Was soll nur aus Deutschland werden mit den vielen verweichlichten jungen Leuten ?.
Der gigantische Block ist, wenn ich richtig gelesen habe, 13 x 27 x 90 mm groß und somit etwa 320 Tonnen-pardon-Gramm schwer.
Von den Maßen her würde er für einen kleinen Abschrot für das kleinere Rundloch passen. Ihn auf Vierkant zu stauchen macht wohl keinen sinn, weil die Masse dafür einfach nicht ausreicht.

Ob man das Stück noch gut feilen kann, erscheint mir fraglich. Als relativ hoch legierter Stahl könnte er nach dem Schmieden unbequem hart geworden sein. Natürlich kann man ihn dann weichglühen und feilen- aber da würde ich doch Schmieden vorziehen.
Es macht schon einen erheblichen Unterschied, ob man von einem Stück rechts und links bis zu 6 mm wegfeilt oder ob man das Material entsprechend streckt. Beim Feilen bliebe ein Abschrötlein übrig, beim Schmieden ein zwar zierliches, aber doch brauchbares Werkzeug.

Zum Schmieden könnte man etwa so vorgehen: Ca. 4 cm unten auf grob vierkant, besser achtkant schmieden, unten etwas verjüngen und dann gut heiß in das Rundloch des Ambosses treiben, bis sich eine richtige Schulter gebildet hat.
Ein Festsetzen ist dabei nicht zu befürchten, da mit dem Abkühlen das Stück schrumpft und sich dabei leicht löst.

Die Schneide des Abschrots wird vorgeschmiedet und zwar am besten bis auf Endform, sodaß man nur noch kurz überschleifen muß. Da wir keine Riesenbrocken zu zerteilen haben, kann der Schneidenwinkel klein sein. Rasierschärfe ist überflüssig, ein schmaler Schneidenwinkel geht aber viel leichter durch das Material.

Auch Werkzeuge, die warme Werkstücke bearbeiten sollen, sollte man härten und auf geeignete Temperaturen anlassen, da dadurch ein günstiges, zäh-festes Gefüge eingestellt wird.
Ob man das dann Härten und Anlassen oder Vergüten auf geeignete Festigkeit nennen will, ist Geschmackssache.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Zurück