Warum Scherschneiden bei Multitools statt Keilschneiden wie bei Kombizangen ?

Kantstein

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Hallo Multitool-Freunde,

ich bei neu hier im Forum, nutze aber schon seit mehr als 20 Jahren Multitools.
Ich möchte mal die Frage aufwerfen, warum sämtliche Zangen-Multitools Scherschneiden haben, die aneinander vorbeigleiten. Normale Kombizangen oder Seitenschneider verfügen hingegen über Keilschneiden, die frontal aufeinander stoßen.
Ich habe bei einem alten Leatherman PST mal Dellen in die Schneiden gedrückt, weil der Draht zu hart war. Sehr haltbar sind die Multitoolschneiden offenbar nicht. Ich versuche inzwischen lieber Drähte durch hin- und herbiegen zu ermüden und zu brechen. Gute Stahldrähte sind durch den Umformprozess des Drahtziehens sehr feinkörnig und hart, auch ohne besondere Legierungsbestandteile. Die häufig recht schmalen Multitool-Zangenbacken hingegen dürfen nicht brechen. Um Sprödigkeit zu vermeiden können die Backen nur begrenzt gehärtet werden, wenn überhaupt. Daher sind die Schneiden bei den Multitools kaum härter als die Drähte.
Ich habe bisher keine Erklärung für die Gestaltung der Multitoolschneiden gefunden. Immerhin haben die Seitenschneider-Schneiden mehr Fleisch. Hat jemand eine Antwort ?

Gruß Ralf
 
Ahoi!

Ich denke es ist schwierig eine Multitoolzange zu fertigen, bei der sowohl die Schneiden des Drahtscheiders im gleichen Moment aufeinander pressen, wie die Flächen der Spitzzange.

Das gleiche Problem haben die Kombizangen. Deshalb funktionieren hier entweder die Schneidbacken nicht gut oder die Backen der Zange selbst packen kein Blatt Papier. Je nach Qualität. Meistens taugt der Drahtscheider nichts. Da kann man im geschlossenen Zustand Handtücher durch den Spalt werfen.

Lösen kann man das nur mit aneinander vorbeilaufenden Schneiden. Seitenschneider quetschen eh mehr durch, als dass sie schneiden. Daher springen kurze abgetrennte Drahtenden auch meterweit weg.

Ansich dienen herkömmliche Seitenschneider auch zum Durchtrennen weicher Drähte (meist Kupfer). Wer Draht in der Härte von Nägeln trennen will, macht Kerben in die Schneiden.

Ein besserer Seitenschneider liegt bei 30€. Ein besseres Multitool bei 90€. Es geht dem Multitool wie der Kombizange. Beide können nichts richtig. Sollen sie auch nicht.

(Manche ersetzen 4 Maulschlüssel, eine Flachzange, einen Seitenschneider, eine Presszange sowie eine Wasserpumpenzange durch die Kombizange. Funktioniert nur bedingt.)

Mein LM Charge Ti hat auch den grausamen typischen Multitool Drahtschneider. Ich wechsel bei Gelegenheit auf das Surge mit den austauschbaren und offensichtlich auch scharfen Schneiden.
 
Also die wirklich professionellen (und teuren) Drahtschneider funktionieren als Scheren, nicht als Kneifer. Die Klingen sind halbrund geformt. Z.B. von Dictum. Hier wird auch erwähnt, dass bei dieser Form weniger Grat gebildet wird.
Drahtseile lassen sich nur mit solchen Schneidern vernünftig trennen, der Seitenschneider quetscht das Material und es fasert auf.

Die Multitools imitieren also die technisch bessere Lösung.
 
Hallo,
danke für die Antworten. Ich fasse mal kurz zusammen:
-Scherschneiden sind besser für Kabel, Drahtseile/ Bowdenzüge, Blech
Allerdings:
Wenn ich mir unter Knipex.de die "schneidenden Zangen" ansehe, dann finde ich da hauptsächlich "Keilschneider" - und ich denke qualitativ so ganz schlecht sind die Knipex-Werkzeuge zum Großteil nicht. Gerade bei "Mini-Bolzenschneidern" gibt es eigentlich nur Keilschneider.
Nach meiner Vermutung scheint es für dicke, grobe Materialien für Keilschneider vorteilhaft zu sein, z.B. für Nägel etc..

Die Einwände mit den Fertigungsschwierigkeiten für gleichzeitiges Aufeinandertreffen der Greif- und Schneidfunktionen stimmen natürlich. Fertigungsqualitäten von unter 0,1mm sind heute aber problemlos möglich. Wenn also das letzte Zehntel Draht durchgebrochen werden muß, sehe ich das nicht als großes Problem an. Leatherman hat beim aktuellen Supertool300 innen zwischen den Faltgelenken einen Kabel-/Bowdenzugschneider realisiert, siehe letztes Bild unter http://leatherman.de/product/Super_Tool_300 . Für die verschiedenen Schneidmaterialien könnte man also durchaus beide Schneidprinzipien in einem Tool umsetzen.
Für die absolute Dominanz von Scherschneiden bei Multitools erkenne ich momentan keine Gründe.

Gruß Ralf
 
Drahtscheren sind nicht pauschal besser als Keilschneider. Beide Werkzeuge haben vor- und Nachteile und werden professionell verwendet.

Wen das warum brennend interessiert muss sich halt in die Materie "Scherenschnitt" und "Keilschnitt" einlesen.

Die Multitools sollen halt eher weichen dünnen Draht sauber trennen und das ganze auch nach Abnutzung. Da ist die Kombination Schere+Zange günstiger.

Gruß
El
 
Drahtseile lassen sich nur mit solchen Schneidern vernünftig trennen, der Seitenschneider quetscht das Material und es fasert auf.
Danke für die Erklärung. Jetzt weiß ich warum der Bowdenzugschneider für das Fahrrad so gebaut ist. Mit dem geht es mit einem Schnitt, während man sich mit den normalen Seitenschneidern mühsam Drähtchen für Drähtchen durch ackern muss. Viele greifen deshalb stattdessen zum Dremel mit Trennscheibe.

Und stimmt, die Seitenschneider, die man als Heimwerker kennt, sind meist nur für weichere Volldrähte geeignet. Bindedraht, Elektrokabel ...
 
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