Was genau bewirkt Nickel in Stählen?

andy huppert

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Nickel (Ni)
Ist positiv für die Zähigkeit, bildet keine Karbide, sondern nur Mischkristalle. Zusammen mit Chrom der Korrosionsschützer.

Ich frage aus folgendem Grund: ein amerikanischer Messermacher verwendet für seine Messer zum Großteil einen sog. L6 Sägenstahl, er sagt das wäre im Prinzip ein 1075 (also c75?) mit 1-2% Nickel.
Zähigkeit bedeutet, wenn ich das richtig verstehe, Querbelastung, oder?
Was bedutet nun "bildet keine Karbide" und ist Korrosionsschützer, denn seiner Aussage nach rosten Messer aus diesem Stahl ziemlich leicht.
Eine weiter Laienfrage: muss durch den Nickelanteil eine andere Wärmebehandlung angewendet werden?
Wenn ich dem was ich gelesen habe glauben darf, ist die WB für einen c75 nicht allzu schwierig.
Und wenn das so ein toller Stahl ist wie in den bladeforums gesagt wird, warum werden dann nicht mehr Messer aus diesem Stahl gemacht? Ist das eine Frage der Verfügbarkeit?

Danke Euch
Andi
 
Die vielfältigen Wirkungen von Nickel im Stahl führen wir jetzt mal auf die hier interessierenden Eigenschaftsveränderungen zurück-also messerbezogen.

Nickel wirkt schon beim Vergießen kornfeinend und verschiebt den Beginn unangenehmen Kornwachstums in Richtung höherer Temperaturen.

Es substituiert Eisen in der Matrix und wirkt auch hier kornfeinend, also in Richtung höherer Zähigkeit.
Zähigkeit bedeutet n i c h t höhere Elastizität, sondern die Fähigkeit, ohne Bruch größere plastische Verformungen zu ertragen.

Nickel erhöht massiv die Durchhärtbarkeit. Es wird deshalb gerne solchen Werkzeugstählen zulegiert, die in großen Abmessungen durchhärten sollen.

Da Nickel die Ansprunghärte eher herabsetzt, wirkt es auch dadurch wieder in Richtung Zähigkeit.

Auswirkungen auf die Korrosionsbeständigekeit hat Nickel nur in Chromstählen mit über 12 % Chrom in der Matrix. Für sich genommen bringt Nickel hier nichts-schon gar nicht in Mengen von 2 %.

Ein Stahl ähnlich L 6 wird bei uns im allgemeinen für Gesenke eingesetzt.
Wegen seiner guten Zähigkeit wird er auch für die Stammblätter großer Bandsägen eingesetzt-allerdings nicht selbst schneidend, sondern als Träger verschleißdester Zähne.

Eine kleine Anekdote:
Vor vielen Jahren stand ich in regelmäßigem Kontakt mit dem technischen Leiter der Stahlhandelsfirma Zapp, Herrn Peischl. Meist unterhielten wir uns über die damals gerade in den Handel gekommen PM-Stähle.
Als ich ihn auch nach L 6 fragte, stieß er einen Entsetzensschrei aus: "Was wollen Sie mit dem Zeug ? Für Messer taugt das nichts !".
Als ich ihm meinen wirklíchen Grund eröffnete, beruhigte er sich wieder -ich wollte den Stahl als gut zeichnende Komponente für Damast haben.

Dafür ist er bestens geeignet- allerdings auch nicht so gut, wie Achims ähnlicher Stahl 75 Ni 8, der die gleichen günstigen Eigenschaften hat, wegen des geringeren Chromgehalts aber besser schweißbar ist.

Als Monostahl ???- richtig behandelt wird man ihn kaum kaputtkriegen-zum Schneiden gibt es besseres.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
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