Was ich von meine Bokermessern lernte

mactheknife

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Als ich vor 6 Jahren als Laie begann, Messer zu sammeln, wanderten natürlich auch diverse Böker Stücke in die Tasche bzw. mein Messerregal.
Die Zeit verging, mein Messer-Horizont wurde nach und nach um Dimensionen erweitert. Das hatte für Produkte aus dem Hause Böker fatale Folgen.
Anhand einer Fallstudie möchte ich dies im Folgendem erläutern.
1. Mein erstes Böker war das Lockback mit 440C Klinge und Titangriff -ich glaube es heisst Ti3-
und wurde gerade von Böker mit CPM Klinge und Daumenheber neu aufgelegt. Das Messer funkionierte gut, die Klinge hatte nur minimales Spiel und lag toll in der Hand. Vor 3 Jahren schenkte ich es meinem Schwager, der es seither ständig führt und benutzt und zwar ohne Probleme.
2.Dann erblickte ich den Superliner Titan. Jubel, was ein tolles Messer. Das es weniger gur in der Hand liegt, interessierte nicht, denn es war ja- für mich ein Novum- ein Linerlock. Die Begeisterung lies nach und nach nach, als ich feststeltte, dass sich der Liner bautechnisch bedingt beim festerem Zupacken wegdrückte und die Klinge entriegelte. Auch die Tatsache, dass der Liner im obersten Teil der Tangrampe auflag, störte mich dank Unkenntnis damals nicht weiter. Als ich dann von dem berühmten Spinewhack Test erfuhr, wurde ich auch hier tief entäuscht. Dennoch führte die Messersucht zum Kauf des selben Messers mit G10 Griff und Clip. Erst beim Tragen merkte ich, wieweit das Messer angeclipt aus der Tasche ragte. too late!
3.Spyderco Herbst made by Böker. Total nass auf das Messer nachdem ich es im Katalog sah, wanderte es in meine Tasche. Aber ach: wie beim Walker Superliner entriegelt die Klinge beim festeren Zupacken und oh: die Riffelung am Klingenfuss- als Abrutschschutz konzipiert, wird im geöffneten Zustand von der glatten Griffschale überragt und ist somit funktionslos. Zumindest die Verriegelung klappte einwandfrei auch beim Spinewhack.
4.Neely Böker mit Tantoklinge. Kaum auf dem Markt schon bei mir. Immerhin da klappt nix, also auch keine Entäuschung. Aber ach: die Kydexscheide mit den tollen Magneten hält das Messer nicht wirklich. Kräftiges Auftreten bewirkt, dass das Messerlein beim Upside-down Tragen -egal ob als Neckknife oder eingehängt in der Jackeninnentasche-
sanft aus der Scheide rutscht, mal ganz, mal nur ein Stück. Und als Neckscheide ist diese eh viel zu klobig. Schade, schade.
5. Walter Brendt. Jubel, was ein geiles Design. Und dann noch in der Erstausgabe Ti-Backen und Liner und G10!!! Nach 2 Tagen zuhause schlug der Liner -beim Kauf im Laden sah alles noch gut aus- leider bis ganz oben durch. Na gut: Montagsmodell. Als inzwischen geläuterter Kunde ab zu Böker zur Reparatur oder Umtausch. 2 Wochen später zurück: leider ohne sichtbare Verbessereung. Na gut, hat leider nix gebracht, leben wir damit. Aber was ist das: das Ding ist ja extrem biegbar, besonders da wo Ti-Backe auf die G10 Griffschale trifft, und auf der Rückseite ist dort vom Clip verdeckt auch ein Spalt von 1mm. Und vom Spinewhack will ich garnix erzählen. Ach Entäuschung, ach Frust.
Wer bis hierhin gelesen hat, fragt sich natürlich, was geschah mit diesen Messern, was hat mactheknife gelernt??
Die Griffschalen des Ti Superliners dienten für erste bescheidene Anodisierversuche und Hitzefärbungen. Auch die schleiftechnischen Probleme von Titan wurden beim Umformen, Bohren, Bürsten etc. eingehend erforscht und dienen mir bis dato als Grundlage meiner erfolgreichen Messergriff Umgestaltung. Ausserdem wurde ich zum totalen Ti Fan. Auch wagte ich mich mutig ans Nachbiegen von Linern.
Die Abstandstützen des Brendt Models konnte ich bei einem Zwicker Messer bestens verbauen, bei dem mir der Spacer nicht gefiel. Ich ersetzte sie mit kleinen Muttern und das Messer leigt seitdem als Kneipchen zum Fleischscheiden in der Küchenschublade. Es ist übrigens absolut Spülmaschinefestund liegt durch seine Griffflexibilität toll in der Hand.
Das Neely wurde erstmal zum Droppoint umgeschliffen und wanderte ebenfalls in die Küchenschublade. Auch Spülmaschinenfest.
Diverse Teile der Kydexscheide erfuhren Formgebungsversuche im Backofen bei 60 Grad. Auch diese Erfahrungen helfen mir noch heute. Einen praktischen kleinen Magneten hab ich so auch.
Das Herbst liegt noch im Regal. Tragen tu ichs nicht, aber anodisiert ist's halt hübsch.
Der Superliner G10 ist verkauft. Ade.
Rückblickend sind alle diese Erfahrungen mit Bökermessern für mich von unschätzbarem Wert und dienen mir bis heute bei der Beurteilung von Neuerwerbungen hinsichtlich Material, Verarbeitung und Design.
Danke Böker.
 
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Hallo mactheknife!

Vielleicht wird ja auch nur am Montag produziert ;).

Hast Du denn bei allen Messern mit Fehlern versucht die umzutauschen? Ich könnte mir das als sehr aufwendig vorstellen.

Mit dem Böker Arbolito in Drop Point bin ich aber immer noch zufrieden, es war von Anfang an passabel (vielleicht noch nicht scharf, aber für den Preis sehr akzeptabel).

Gruß Leo.
 
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