Was mach ich aus 1.4153?

vincentvega

Mitglied
Beiträge
303
Hallo an alle Spezialisten des Stahls!

Dass das Material 1.4153.03 (aka SB1, Niolox) in den höchsten Tönen gelobt wird, ist ja bekannt.

Aber wie siehts mit der "normalen, alten" Stahlsorte aus?

Ist 1.4153 (ohne Niob Legierung) denn ein genau so guter Stahl für beispielsweise ein Jagd- oder Outdoormesser?

Lässt sich ein Vergleich ziehen zu bspw. 440C oder einem anderen bekannteren Stahl?

Hat jemand dieses Material bereits erfolgreich verarbeitet und schon Langzeiterfahrung bezüglich Schnitthaltigkeit, Rostverhalten, Biegefestigkeit Klingenausbrüche?

Im Voraus schon mal vielen Dank für eure Antworten.
 
Erfahrung selber noch nicht, aber ich weiß das dieser Stahl auch in der Industrie (früher wohl mehr als heute?) für verschiedene "Schneidwerkzeuge" eingesetzt wurde/wird.
In meinem Buch hier steht, dass man auf ca 57-59 HRC kommt.
Aufgrund des hohen Chrom Anteils ist dieser Stahl natürlich sehr Korrosionsbeständig!
Sollte man eigentlich schon ein schönnes Messerchen draus bekommen ;D

Und wenn du so fragst nehme ich an, dass du eh schon was davon da hast? Dann versuchs doch einfach mal und berichte uns :super:

Gruß
John
 
Danke für deine Info, John.

Aus welchem Buch hast du zitiert?

Habe von dem Material noch nichts, könnte aber etwas bekommen.

Vorher möchte ich aber noch weitere Informationen sammeln.

Die professionelle Einschätzung eines unserer Stahl-Gurus wird mich da wohl weiterbringen.
 
Naja es ist weniger ein Buch als ein "Studienbrief" den wir vom Werkstoffwissenschafts-Prof bekommen haben :D Seeeeehr nützlich =)

Gruß John
 
Ok, erstmal vielen Dank für alle bisherigen Antworten.

Nach einigen Recherchen habe ich festgestellt, dass es wohl variierende Legierungszusammenstellungen geben könnte?

Kann es sein, dass verschiedene Hersteller der Stahlsorte 1.4153 unterschiedliche Legierungsmengen und -bestandteile bei der Herstellung verwenden?

Oder ist die Zusammensetzung einer Stahlsorte (mit geringen Abweichungen) ein festgelegtes Rezept.

Alles genormt?

Wie verlässlich sind die Herstellerangaben? Wie genau halten sich die Hersteller an die Rezepte?

Wurde dazu hier im Forum schon diskutiert? Die Suche gibt nicht viel her. vlt. hab ich nicht die richtigen Suchbegriffe? Stahllegierung, bspw...
 
Hallo,

da das verlinkte Datenblat von centurio bei mir nicht angezeigt wird, geb ich hier nochmal nen anderen Link.

http://www.zknives.com/knives/steels/steelgraph.php?nm=1.4153

DA siehst du dass zu den verschiedenen Legierungsanteilen jeweils von bis Angaben stehen, also z.B. c von 0,76 - 0,81% usw. In diesen Grenzen sollten die Legierungsanteile liegen, sonst wäre es ein anderer Stahl.

yaammoo
 
1) Kann es sein, dass verschiedene Hersteller der Stahlsorte 1.4153 unterschiedliche Legierungsmengen und -bestandteile bei der Herstellung verwenden?

2) Oder ist die Zusammensetzung einer Stahlsorte (mit geringen Abweichungen) ein festgelegtes Rezept.

3) Wurde dazu hier im Forum schon diskutiert? Die Suche gibt nicht viel her. vlt. hab ich nicht die richtigen Suchbegriffe? Stahllegierung, bspw...
Ich wollte nicht jeden Satz einzeln beantworten, darum so:
zu 1:
Ja, und nein. Es gibt bei jeder Stahllegierung Abweichungen, darum sind die Legierungen meist ausgemittelte Standardwerte, genauer bekommt man es bestenfalls nach Stahlwerksanalyse, und das wohl nur auf Anfrage und wenn die bestellte Menge groß genug ist. So ist das dann wohl auch beim 1.4153. Die Mittelwerte werden dann als Zusammensetzung im Stahlschlüssel gelistet, darauf kann man sich im Normalfall verlassen. Der 1.4153/1.4153.03 ist beispielsweise im kleinen Stahlschlüssel nicht enthalten - in meinen beiden Ausgaben zumindest nicht.

zu2:
im Prinzip ja, darum gibt es die Werkstoffnummer, die zugehörige Zusammensetzung und etliche Diskussionen darüber, was nun beispielsweise ein 420er Stahl nach US-Norm ist, sein kann oder sein muss - die DIN-Bezeichnungen sind da detaillierter, da tauchen dann nämlich einige Stähle mit DIN-Werkstoffnummer auf, die unter "420"er fallen.
e:
Darum sollte man, soweit möglich immer die DIN-Nummer angeben, wenn man Nachfragen zu Stahlsorten hat. Die US-Norm ist zwar auch hilfreich, wenn man sie denn griffbereit hat, aber die DIN ist ausführlicher und etwas anders sortiert.

zu3:
Ja, wurde hier schon vor Jahren ausgiebig mit Erläuterung diskutiert. Der 1.4153 ist quasi die Ausgangslegierung, und der 1.4153.03/Niolox/SB1 ist eine Modifikation davon, nämlich laut Achim Wirtz (AchimW) die dritte Variation des Ausgangsstahls, darum der Index .03 hinter der Werkstoffnummer. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte Achim mit Jürgen Schanz damals gemeinsam an dieser Modifikation mitgewirkt.

Jetzt aber mal eine ketzerische Gegenfrage :glgl: :
Du bist schon seit 2008 im Forum und hast noch nichts vom Stahlschlüssel gehört ? Deine Fragen klingen so, als wärst Du erst seit gestern hier im Forum aktiv... :D
e2:
Nicht falsch verstehen, aber manchmal staune ich auch nach Jahren immer noch, dass die unzähligen Stahldiskussionen selbst an langjährigen Forumiten scheinbar spurlos vorübergegangen sind, aber vllt. haben dir die zusammengefassten Infos trotzdem weitergeholfen ;)

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
zur Ausgangsfargestellung:

... leider keine persönlichen Erfahrungen
aber, zumindest theoretisch zwei Sachen interessant:
1. im Unterschied zum SB1: Chrom, Vanadium und Molybdän neigen dazu, recht große Karbide zu bilden, was feinen Scheidgeometrien nicht unbedingt zuträglich ist. Ist Niob als aggressiver Karbidbilder mit im Spiel, sollten die Karbide enstsprechend feiner ausfallen -> ich würde dem Sb1 klar den Vorzug geben, wenn ich die Wahl hätte, zumal da Erfahrungen vorliegen.
2. die Herstellung des Stahls spielt eine wesentliche Rolle, die Legierungszusammensetzung allein lässt nicht unbedingt auf das zu erwartende Gefüge (insbesondere die für uns wichtige Größe der Karbide) schließen. Als Beispiele kann man da den 1.2067 bzw. 1.3505 hernehmen, für den roman das mal mit Gefügebildern gezeigt hat. Der 1.2067 zeigt recht grobe Karbide und auch Gefügefehler im Vergleich zum 1.3505. Also unter welchen Prioritäten ein Stahl erschmolzen/ hergestellt wurde, hat erheblichen Einfluss. Wie das nun bei Deinem 1.4153 aussieht, wird Dir wohl leider keiner sagen können.

Trotzdem bestimmt kein schlechter Stahl, sofern man keine Rasiermesser oder feine Geometrien für Druckschnitt draus machen möchte. Alles andere geht bestimmt, zumal Du über den Faktor Klingengeometrie die notwendige Anpassung vornehmen kannst. Und auch die Feinheiten kommen erst zum Tragen, wenn die Wärmebehandlung entsprechend sorgfältig vorgenommen wird. Erfahrung/ Sorgfalt ist eben durch nichts zu ersetzen ;-)

...oft wird ein hype um bestimmte Stähle gemacht und Nuancen gegeneinander abgewogen, obwohl die nötigen Parameter (1/2mm mehr Schneidenstärke oder ein 5° flacherer Schneidenwinkel oder eine optimierte Wärmebehandlung machen sich manchmal - und in der Summe bestimmt - mehr bemerkbar als der Unterschied zwischen zwei recht ähnlichen Stahlsorten) gar nicht so genau dem eigenen Einfluss unterliegen.

VG,
torsten

edit: Jagd/ Outdoormesser dürfte passen. Rasiermesser, feines Küchemesser, Machete würde ICH nicht draus machen :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück