Weichgeglüht noch verwendbar?

Pax_optimarerum

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Hallo zusammen, habe im Inet, und auch hier scho was länger rumgesucht nach Infos zu weichgeglühten Stahl, konnte jedoch nichts finden, Wikipedia informiert nur darüber, das der Stahl dadurch "Industriebeliebter" wird.
Mir wurden ein paar Stücke weichgeglühter Stahl angeboten, und nu weiss ich net ob der zum Schmieden taugt. Der Stahl an sich ist C45, und Weichglühen verändert ja das Gefüge dahin gehend, das es für Fräsen und Stanzen leichter bearbeitbar ist. Jetzt weiss ich selber nicht, ob sich ein Weichgeglühter C45 Stahl zum Schmieden von Werkzeugen oder Klingen eignet.
Aus meiner eigenen Überlegung heraus, ist das Weichglühen ja eine Veränderung des Gefüges (soviel ich weiss bilden sich Gefügekugeln), was den Stahl leichter bearbeitbar macht (wie oben bereits erwähnt). Theoretisch müsste durch die in der Esse aufgebrachte Hitze der Stahl sich doch wieder "normalisieren"?

Bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege, und teilt mir bitte in klaren Worten mit, ob der Stahl sich eignet, oder Mumpitz ist.

Mfg
Pax :)
 
Es ist ziemlich egal ob du den C45 Gehärtet oder weich geglüht kaufst.
Warmformgebung und
Wärmebehandlung:
Schmieden oder Walzen: 1100 - 850°C
Normal glühen: 840 - 880°C/Luft
Weich glühen: 680 - 710°C/Ofen
Härten:820 - 860°C/Wasser/Öl
Anlassen: 550 – 660°C/Luft

(Tabelle von http://www.banki.hu/~aat/oktatas/gepesz/anyagtudomany2/diagram/m_0503_C45.pdf)

Der Tabelle ist zu entnehme dass die Schmiedetemperatur höher liegt als die Härtetemperatur und du gehärteten Stahl beim erhitzen auf Schmiedetemparatur eh weichglühen würdest
mit freundlichen grüßen Schelle
 
Kurz und knapp gebe ich dir ma Infos aus meinem reich gefüllten Schatz des Halbwissens.

Wie du schon sagtest ist es wurscht ob der Stahl nun weichgeglüht zu dir kommt oder nicht, wenn er erhitzt wird verliert er die Eigenschaften. Das weichglühen ist wichtig wenn du den Stahl im kalten Zustand bearbeiten willst, da kannst du mit gehärtetem Stahl kaum was anfangen, also ja, der Stahl eignet sich zum Schmieden, für Messer jedoch nur bedingt, wenn dann eher für eine Axt oder Machete also für gröbere Schneiden.
Soll es ein C-Stahl sein für Messer, dann besorg dir lieber C-60 aufwärts, wobei C-60 auch nicht sooo besonders gut ist für Messer, lieber C-80

Mfg Pascal
 
Imho bekommst du deinen Stahl nur weichgeglüht beim guten Stahlhändler. Oder kennt hier jmd nen Händler der explizit mit geglühtem Stahl handelt??
 
Wenn man seine Kenntnisse zum Thema Stahl etwas verbessern will, scheint Wikipedia doch nicht so ganz das Richtige zu sein- wenn dort steht, was hier zitiert wird.
Die Begriffsbestimmungen zu den denkbaren Formen der Wärmebehandlung findet man in der DIN 17014.
Wem das zu abstrakt ist, der kann sich bei Scheer, Haufe, Rapatz, Houdremont und vielen anderen kundig machen. Es gibt sicher auch neuere, grundlegende Werke. Die Genannten schreiben aber auch noch richtiges, verständliches Deutsch und begnügen sich nicht mit logarithmischen oder sonst unlesbar gemachten Tabellen.
Zum Thema: Stähle werden grundsätzlich weichgeglüht geliefert, wenn nichts anderes vereinbart ist. In diesem Zustand sind sie nicht nur zur mechanischen Bearbeitung besonders geeignet, sondern auch für etwaige Wärmebehandlungen-so auch für das Schmieden.
Gefügekugeln o- ä. entstehen dabei nicht. Die Matrix des Eisens und Stahls kann sich nicht kugeln. Es werden nur die im Ferrit ja nicht löslichen Karbide, die teils fein, teils grob, teils -besonders ungünstig -auf den Korngrenzen angeordnet sind, zum Zusammenlaufen und Einformen auf Kugelform gebracht.
Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
Es ist ziemlich egal ob du den C45 gehärtet oder weich geglüht kaufst.
Warmformgebung und
Wärmebehandlung:
Schmieden oder Walzen: 1100 - 850°C
Normal glühen: 840 - 880°C/Luft
Weich glühen: 680 - 710°C/Ofen
Härten:820 - 860°C/Wasser/Öl
Anlassen: 550 – 660°C/Luft....
Nach meinen rudimentären Kenntnissen wäre das Anlassen von gehärteten Klingen bei so hohen Temperaturen ein geeignetes Verfahren, um die Härtung nahezu aufzuheben. Ich kenne das Anlassen für den Messerbereich nur etwa um 200°C, aber vielleicht liegt hier eine andere Zielsetzung vor?

Gruß

sanjuro
 
Diese Art von Anlassen machen die Arbeiter in der Firma wo ich arbeite auch.Und zwar arbeite ich bei Kamax ,dort lassen sie für ihre Schrauben auch so hoch an .Es scheint für die Zähigkeit und so weiter wohl entscheident zu sein und für welchen zweck es natürlich ist.Ist in der Industrie wohl die Regel???
 
Diese Art von Anlassen machen die Arbeiter in der Firma, wo ich arbeite, auch. Und zwar arbeite ich bei Kamax, dort lassen sie für ihre Schrauben auch so hoch an. Es scheint für die Zähigkeit und so weiter wohl entscheidend zu sein und für welchen Zweck es natürlich ist. Ist in der Industrie wohl die Regel?
Und das sind Schrauben aus C45? Denn davon ist ja hier die Rede - hoch legierte Stähle können durchaus entsprechende Anlasstemperaturen erfordern, das ist mir bekannt.

Gruß

sanjuro
 
Hi Sanjuro,

Ich habe meinen Ausbilder gefragt und der sagte das es ein unlegierter Werkzeugstahl sei und nicht mehr als 0,5 C hätte aber mehr wollt er nicht sagen außer das ich material kriegen könnte wenn ich welches brauche =).
 
Anlassen von C 45 bei ca. 600 Grad macht Sinn, wenn es um das Vergüten geht. Sinn dieser Behandlung ist die Einstellung optimaler Zähigkeit bei noch guter Festigkeit.
Vergütungsstähle liegen im C-Gehalt meist noch niedriger als der C 45, sind aber in der Regel durchaus raffiniert legiert- meist mit Chrom- Nickel-Molybdän- um die Erzielung homogener Eigenschaften auch bei größeren Dimensionen zu gewährleisten. Gemessen wird dann nicht die Härte- die ist hier weniger interessant- sondern die Zugfestigkeit bei möglichst hoher Dehnung und Einschnürung-als Zeichen hoher Zähigkeit.
Freundliche Grüße
U. Gerfin
 
schrauben aus serienproduktion (>50', norm >200'stk) sind normalerweise aus kalt- bzw. halbwarm umgeformten bor-/bor-mangan legierten stählen mit %c < 0,4

hier liegen die anlasstemperaturen übrigens je nach festigkeitsklasse bei 350-700°c.

referenz ist hier die iso898-1

c45 würde ich nur ungern kaltumformen.. als gedrehte kleinserie aufgrund der breiten verfügbarkeit wäre er aber denkbar (u.u auch als automatenstahl => nicht schmiedbar)
 
ich habe ein Stück Stahl von einer Blattfeder(UAZ-Geländewagen) erhitzt und grade gekloppt. Dann zum Messer geschliffen ( Klingenrücken etwa 7,5mm). Dann im Kohlefeuer erhitzt und in Motorenöl abgeschreckt. Dann weiter poliert. Das sieht äußerlich nun schmuck aus, leicht balligen, fast graden Schliff mit der Flex hinbekommen und es wird auch scharf.
Aber wie schnitthaltig? Das wird sich wohl zeigen.....

Grüße
 
ich habe ein Stück Stahl von einer Blattfeder.....erhitzt und grade gekloppt. Dann zum Messer geschliffen....Dann im Kohlefeuer erhitzt und in Motorenöl abgeschreckt. Dann weiter poliert. Das sieht äußerlich nun schmuck aus, leicht balligen, fast geraden Schliff mit der Flex hinbekommen und es wird auch scharf. Aber wie schnitthaltig? Das wird sich wohl zeigen.....
Wenn Du den Stahl schon warm gerichtet hast, drängt sich mir natürlich die Frage auf, warum Du die Klinge nicht gleich ausgeschmiedet hast, statt einen wesentlichen Teil des Stahls zu Pulver zu schleifen.

In Deiner Herstellungsbeschreibung fehlt mir die Anlassbehandlung. Hast Du die erzielte Härte mal mit einer Feile geprüft?

Wenn Du noch Unsicherheiten bei der Messerherstellung hast, dann findest Du hier im Forum alle Frage ausführlich beantwortet. Es gibt sehr viel zu lesen!

Viel Erfolg!

Gruß

sanjuro
 
Ja danke,
werd mal die Feile bemühen.
Hatte seinerzeit keine Möglichkeit, das Feuer entsprechend hin zu bekommen ( Mietgarage im Wohnvietel etc.)...
wenn ich ein jpg_ BIld hier (vom Firmen-PC) eifügen möchte/wollte, wie geht denn das nun?!? Und was ist diese sog. "URL"?

Grüße
 
Messer aus Blattfeder

.....werd mal die Feile bemühen. Hatte seinerzeit keine Möglichkeit, das Feuer entsprechend hin zu bekommen ( Mietgarage im Wohnviertel etc.)...
Die Funktionen des Forums sind auf der Startseite ausführlich erklärt - Bilder gibts nur für Fördermitglieder.

Wenn Du das Feuer nicht so im Griff hattest, wie hast Du dann die Härtung bewerkstelligt bzw. welche Temperatur/Glühfarbe hatte die Klinge vor dem Abschrecken?

Falls Du da noch Wissenslücken hast, solltest Du unbedingt im Forum lesen (Suchfunktion) - alles, was Du brauchst, ist hier schon viele Male von den Experten erklärt worden.

Gruß

sanjuro
 
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