Shrapnel
Habe ein ER Shrapnel Geo-Camo.
Bin eigentlich recht zufrieden mit dem Teil. Eins sollte natürlich klar sein: wer ein Messer sucht an dessen "perfekter" Verarbeitung à la Microtech/Benchmade er sich erfreuen kann ist hier (rede jetzt natürlich nur von meinem, nicht repräsentativem Exemplar) falsch. Bei mir hatte der Griff minimal Spiel, war aber aufgrund der leichten Zerlegbarkeit des Messers kein Problem: Griff runter, zweimal den Erl mit Panzer-Tape umwickelt, Griff wieder drauf (geht jetzt natürlich recht schwer da die Toleranz wirklich SEHR gering war) und das Wackeln/Klappern ist Geschichte.
Was mich am Griff noch stört, ist, dass das Material extrem weich ist. Mit dem Daumennagel einen Kratzer rein machen ist überhaupt kein Problem. Durch die Haltelasche der Kidex-Scheide (Oder ist die aus ABS???) hat sich bei mir schon ein sehr deutlicher Abrieb eingestellt.
Außerdem ist der Griff recht kurz. Ich persönlich hätte gern auf den Glasbrecher am Ende verzichtet und dafür den Griff um 1 cm weiter nach hinten gezogen. Muss aber fairerweise auch sagen, dass ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe. War eben bei den ersten paar Male bei denen ich es in der Hand hatte ungewohnt...
Mit der Klinge bin ich absolut zufrieden.
Die Beschichtung ist recht stabil. Habe das Messer kürzlich durch eine Dose gehauen und es hat lediglich ein paar kaum sichtbare, haarfeine Kratzer auf der Klinge.
Den N690 Stahl mag ich persöhnlich auch sehr gerne. Ziemlich schnitthaltig aber trotzdem leicht nach zuschärfen. Hatte kürzlich nichts anderes zur Hand und bin ein paar mal mit einem ordinären Küchenabziehstahl über die Klinge, danach sind die Haare förmlich vor der Schneide geflüchtet :teuflisch
Die Schneideigenschaften sind trotz der 6 mm Rückenstärke durch den auf voller Breite durchgehenden Flachschliff ziemlich gut. Und mit dieser Matrialstärke bekommt das Messer trotz seiner kurzen Länge irgendwie was Brachiales. Immer wenn ich es in die Hand nehme, muss ich irgendwie an einen Faustkeil unserer Vorfahren denken...

...auf jeden Fall unkaputtbar wenn man es nicht bewusst zerstören will.
An der Klinge ist mir außerdem noch positiv aufgefallen, dass wenn man den Griff abzieht alle Radien am Erl SEHR sauber rund ausgeschliffen sind. Da besteht keine Bruchgefahr aufgrund unsauber ausgearbeiteten Übergängen in den Winkeln
Das einzige was mich an der Klinge nervt, ist das Parierelement an der Daumenauflage.
Erstens wird die Daumenauflage, die hinter dem Parierelement sitzt, durch dieses völlig unbrauchbar. Wie zum Teufel soll man seinen Daumen hinter das Parierelement auf die Daumenauflage bekommen, und gleichzeitig das Messer noch wirklich fest in der Hand halten bei dem kurzen Griff???
Zweitens verhindert das Parierelement, dass man bei feinen Schneidarbeiten den Finger bequem auf die Klinge legen kann.
Soviel zum Utility-Einsatz des Messers. Wer das Messer natürlich unter taktischen Gesichtspunkten betrachtet muss dem Parierelement natürlich seine Funktionalität zugestehen. Bei Stichbewegungen ist die Hand einfach besser geschützt und ein Abrutschen nahezu unmöglich. Ich persönlich freue mich eben immer über Messer bei denen der taktische Anspruch besser mit der Alltagstauglichkeit verknüpft ist.
(Ich für meinen Teil spiele momentan mit dem Gedanken das Parierelement einfach abzusägen. Würde imho optisch nichtmal schlecht aussehen...)
Fazit:
Ich trage das Messer einfach als kleinen Hardcore-User dem keine Schonzeit zugestanden wird. Der muss alles mitmachen und diesem Anspruch wird dieses Messer auch gerecht. Während bei anderen Messern bei mir oft einfach das Auge mitißt und ich mich an der "perfekten" Verarbeitung erfreue, sehe ich bei so einem Messer das wirklich für den harten Einsatz gemacht ist, und bei mir auch für ihn verwendet wird, über die kleinen Verarbeitungsmängel, die die technische Funktionalität ja nicht beeinflussen, hinweg.
Wer also einen kleinen unzerstörbaren Faustkeil sucht bei dem man sich nicht scheut ihn zu benutzen ist mit dem Shrapnel gut beraten...