Welchs Material zum Flammhärten

kkt

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Hallo,
ich härte meinen 100 Cr 6 (Kaltarbeitsstahl) mit der Flamme und schrecke ihn dann in Öl ab. Kann man eigentlich alle Kaltarbeitsstähle so mit dem Brenner härten? Natürlich später noch anlassen. Vorher am besten Spanungsarmglühen.
 
Überleg doch mal was der Arbeitschritt Härten bedeutet bzw. beinhaltet:

Man erhitzt der Stahl auf die jeweils für die Legierung angegebene Härtetemperatur,
hält diese Temperatur je nach angegebener Haltezeit und schreckt das Werkstück
dann im angegebenen Medium (Öl, Wasser..) ab.

Wenn du also alle benötigten Eigenschaften mit der "Flamme" erreichst sprich die
Temperatur - gleichmäßig im Werkstück verteilt während der Haltezeit - kannst du die
jeweiligen Legierungen auch härten.

Hoffe das war verständlich - ich bin ja schließlich auch kein Experte ;)

Gruß

Simon
 
Richtig, dann gilt das aber nur für die Kaltarbeitstähle, weil bei allen anderen Metallen braucht man ja Zusatzstoffe bei der Wärmebehanlung. :super:
 
Z.b den Kohlenstoff beim Einsatzhärten oder die Bäder bei Nitrieren. Oder auch Stahl der eben anders abkühlen muss als Abschrecken.
Z.b das Zyanbad oder das Härten mit Ammoniak beim Nitrieren. Bitte laßt uns nicht über Härteverfahren streiten, sondern sagt mir einfach ob man alle Kaltarbeitstähle wie 100 Cr 6 , X 210 Cr 12 , 21MnCr5 , C45U , C105U , 90MnCrV8 , X45NiCrMo4 ,u.s.w alle mit dem gleichen Verfahren Härten kann, da ihr Kohlenstoffanteil doch sehr unterschiedlich ist.
 
Im Prinzip ja, aber...

Der kleine Stahlschlüssel gibt z.B für den 1.1730 800-830° Härtetemperatur an, für den 1.2210 760-840°.
Wenn du also bei beiden 800° nimmst liegst du im grünen Bereich.

Ich denke aber das man sich sehr viel mehr Gedanken über die richtige
Härtetemperatur machen kann. Wenn ich mich recht erinnere wird hier meistens Empfohlen an der unteren Grenze des Temperaturbereichs zu bleiben.
Dafür ist es natürlich wichtig die Temperatur hinreichend genau einzuhalten, was ja mit dem Brenner auch nicht ganz einfach ist.

Am besten suchst du dir deinen Lieblingsstahl aus und bleibst erstmal
dabei.
Dann kannst du ja mal Probehärtungen machen und entwickelst ein Gefühl dafür.

Ausserdem ist der kleine "Stahlschlüssel" eine grosse Hilfe.

Zorro

PS.: Warum sollte man Warmarbeitsstähle nicht mit der Flamme härten können?
(Macht für Messer ja nicht unbedingt Sinn, aber gehen müsste es bei einigen.)
 
Zuletzt bearbeitet:
@kkt:
Diese "Zusatzstoffe" sind eigentlich keine Zusatzstoffe, sondern eigenständige Härteverfahren mit oder durch diese Stoffe.

Welches Verfahren für welchen Stahl angewandt wird, entscheidet sich meist nach der Verwendung und besonderen Vorgaben an den zu härtenden Stahl, z.B. Verzugsneigung, Rissgefahr oder Weiterverarbeitung des Stahls nach dem Härten.
Einige der Werkzeugstähle, die Du aufgezählt hast, lassen sich sowohl in Wasser, Luft, oder auch Öl härten, selbstverständlich auch im Salzbad oder später als Nitrierhärtung (Verschleißflächen-Erzeugung) zum direkten Einbau des Werkstücks ohne Nachbearbeitung.

Steht fast alles Nötige im kleinen Stahlschlüssel, allgemeiner gehalten steht Vieles im Grodke Härtereiratgeber II !

edit:
Ob das Flammhärten mit einfachem Brenner für Messer geeignet ist, bezweifle ich allerdings, es sei denn, Du hast eine entsprechend breite Flamme - der Stahl kühlt beim Wegziehen, bzw. Hin- und Herbewegen der Flamme sofort wieder ab, da sind gleichmäßig gute Ergebnisse wohl eher Zufall. Kommt dabei aber auch auf die Größe des Objekts an.

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Du viel Power auf die Flamme gibts, dann hat sie Sauerstoffüberschuss und wirkt oxidierend. Du hast gute Chancen, die Oberfläche zu entkohlen. Bei Stählen wie 100Cr6 hast Du den Vorteil, dass die schneller verzundern als entkohlen.
Das gilt prinzipiell. Aber ich weiss ja nicht, wie flott das mit der Flamme geht und wie tiefgreifend die Erwärmung ist. Bei kleinen Querschnitten ist das vielleicht nicht so tragisch, aber ich persönlich bin da etwas fanatisch, was die Temperaturkontrolle angeht.
 
kkt schrieb:
Z.b den Kohlenstoff beim Einsatzhärten oder die Bäder bei Nitrieren. Oder auch Stahl der eben anders abkühlen muss als Abschrecken.
Z.b das Zyanbad oder das Härten mit Ammoniak beim Nitrieren. Bitte laßt uns nicht über Härteverfahren streiten, sondern sagt mir einfach ob man alle Kaltarbeitstähle wie 100 Cr 6 , X 210 Cr 12 , 21MnCr5 , C45U , C105U , 90MnCrV8 , X45NiCrMo4 ,u.s.w alle mit dem gleichen Verfahren Härten kann, da ihr Kohlenstoffanteil doch sehr unterschiedlich ist.
Grundsätzlich sind alle Stähle, die für Messerklingen geeignet sind, nach dem einfachen Prinzip "heißmachen und abkühlen" zu härten. Daß die Härtetemperatur, Haltezeit und Abkühlmedium je nach Stahl unterschiedlich sind, kann man dem schon oft erwähnten Stahlschlüssel entnehmen. Mittel- und Hochlegierte Stähle erfordern meist längere Haltezeiten auf Härtetemperatur, so daß sie nicht mit einfachen Mitteln wie einer Brennerflamme korrekt gehärtet werden können. Sie erfordern auch Schutz vor Entkohlung, da die verwendeteten Temperaturen meist über 1000°C liegen, was mit einem offenen Gasbrenner nur mit einer Sauerstoffreichen Einstellung zu erreichen ist.
Stähle, die die hier erwähnten Sonderverfahren benötigen, sind für Messer weitestgehend ungeeignet, da sie i.A. nur eine relativ dünne Schicht auf der Oberfläche bilden, die nach dem ersten Schleifen wieder entfernt ist.
 
Also ich habe hier den "großen" Stahlschlüssel auf CD. Da sind zwar die Härtetemperaturen angegeben aber leider nicht die Verfahren beschreiben. Ich bin zwar hier an einen sehr großen Maschinenbauinstitut in Aachen aber in Sachen Flammhärten sind die Erfahrungen im Allgemeinen eher klein. Die meisten Techniker oder Facharbeiter die davon Ahnung haben sind mittlerweile in Rente :hmpf:
Außerdem will ich nicht jedem unter die Nase reiben das ich mich im "Messerbau" befinde.
Da bin ich doch lieber hier im Forum :hehe:
Aber ihr habt recht. Ich such mir erst mal "meinen" Stahl aus (wahrscheinlich 100 Cr 6) und bleib dann erst mal dabei. :super:
 
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