Wer kennt dieses "Jagd"-Messer?

brummelisa

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Im Nachlass meiner Oma habe ich ein Messer mit Hirschhorngriff und Lederscheide gefunden. Auf der Klinge steht Flamme Louper Solingen. Die Klinge (scharfer Teil) ist 12 cm lang. Ich würde gerne wissen, wie alt es wohl ist und wozu man es benutzt hat?
Keiner meiner Familie hatte eigentlich mit Jagd zu tun und Trachten (kommen aus dem Weserbergland) habe ich sie auch nie tragen sehen.

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Hoffe es ist der richtige Ort hier diese Frage zu stellen.
 
Sofern ich das korrekt im Hinterkopf habe, steht "Louper" für Louis Perl. Ist wohl schon recht alt, wenn nicht sogar sehr alt, bis ca. Ende der 1930er Jahre. Die Lederscheide scheint allerdings jünger zu sein, kann aber auch täuschen.

Gruß Andreas
 
Zum Hersteller kann ich zwar nix sagen, aber über die Verwendung.
Der von dir erstellte Bezug zur Jagd ist richtig; es handelt sich um einen sog. Nicker.
Die einseitig geschliffene Stilettklinge wurde dazu verwendet um Rehwild "abzunicken".
Dabei wurde das Haupt überdehnt und die Klinge zwischen Atlas und Axis (die ersten beiden Halswirbel, Dreher und Beuger) gestochen, also grob in Richtung Hinterhauptsloch.
Das hatte den sofortigen Tod der Kreatur zur Folge und war absolut Tierschutzkonform und "waidgerecht".
Da es aber einiger Erfahrung und beherztes Zupacken erfordert, trat diese Art des Abfangens immer mehr ihn den Hintergrund.
Heute wird viel öfter die Schusswaffe genutzt, oder wenn der Jäger ein entsprechend langes Messer dabei hat, der sog. Blattfang angewendet. Hier wird hinter das Blatt gestochen und dabei Herz und Lunge zerstört.
Weiterhin wird dieser Messertyp in Süddeutschland oft zur Tracht als Trachtenmesser getragen und zwar in einer separat dafür vorgesehenen Messertasche am rechten Oberschenkel.
Die von dir abgebildete Messerscheide gehört eindeutig nicht zu dem Messer, da hier nur Steckscheiden benutzt wurden.
Die Messerscheide sieht aus wie von einem Matrosenmesser oder Verlängerungsmesser; kann man aber anhand des Bildes nicht genau erkennen.
 
Keiner meiner Familie hatte eigentlich mit Jagd zu tun und Trachten (kommen aus dem Weserbergland) habe ich sie auch nie tragen sehen.
Ich komme ursprünglich aus dem hessischen Bergland. Keiner in meiner Familie hatte mit Jagd zu tun (außer ein paar begeisterte Schwarzangler).
Aber es gab auch solche Messer bei uns im Haushalt: mein Vater hat mal einen im Wald gefunden, entrostet, einen neuen Griff drangemacht und jahrzehntelang als Jausenmesser verwendet. Mein Großvater hatte einen zum Hasen schlachten. Nachbarn nutzten einen zum Unkautstechen.
Ein Jagdnicker im Haus bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Jäger dort lebt, und sehr verbreitet ausserhalb Bayerns sind sie auch.
 
Vielen Dank für die Informationen zu dem Messer.

Es ist auch interessant, dass Messer und Scheide nicht zusammen gehören. Und die blumige Jägersprache ist fazinierend.

Ich habe auch selbst weiter gesucht, weil ich gerne wissen will, wie alt das Messer ist. Die Firma gab es anscheinend ab 1930 bis 1980 in Solingen. Kann einer von euch das noch weiter eingrenzen?

Das Messer kann übrigens doch einem Jäger gehört haben. Meine Oma war lange Magd bei einem alten Bauern, der diverse Jagdtrophäen hatte. Über den Weg scheint es zu uns gekommen zu sein.

Ich habe übrigens noch ein Messer entdeckt, das dafür sprechen könnte, dass stelle ich euch in einem anderen Thread vor.
 
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