AW: Wetzstahl, ja oder nein ???
Moin,
ich setze meinen (
feinen... den auch da gibt es deutliche Unterschiede) Wetzstahl nur vorsichtig bei meinen Messern mit verhältnismäßig weichem Stahl ein. Das Prinzip des Wetzstahls ist ja nicht das Schleifen, sondern das Wieder-Aufrichten der Schneide nach leichten Umbiegungen bzw. Verformungen bei der Nutzung.
Aus diesem Grund ist für mich der Einsatz eines Wetzstahl bei
Messern mit einer Härte von 58-60 HRC oder höher ein absolutes NO-GO, da hier die Duktilität des Stahls nicht mehr unbedingt gewährleistet ist sondern der spröde Charakter dominiert und es somit gern statt einem Aufrichten zu Ausbrüchen an der Schneide kommt (schon Erfahrungen mit gesammelt mit VG-10 mit HRC 60-61).
Bei Messern mit relativ weichem Stahl (also bis ca. 58/59 HRC) wie beispielsweise den meisten Solingern, Sabatiers oder japanischen Molybdän-Stahl-Messern halte ich einen Wetzstahl, so lange korrekt und vorsichtig (und nicht brachial, zu schnell, ungezielt und mit Gewalt wie man es allzu oft sieht...
) verwendet, für ein probates Mittel um die Schärfe hoch zu halten.
Bei meinem Miyabi 5000s Gyuto (mein Messer fürs Grobe, Härte 58 HRC) z.B. funktioniert das wunderbar und ich kann somit die Rasierschärfe lange erhalten.
Mit Ausbrüchen oder Problemen mit dem Schleifwinkel etc. hatte ich da auch noch nie Probleme. Dazu sei aber zum einen gesagt, dass ich das Messer mit sehr feiner Körnung schleife (Finish 10.000 Naniwa SS und Leder mit Chromoxidpaste) um die Gefahr von Ausbrüchen dadurch zu minimieren und zum anderen auch sehr vorsichtig mit dem Wetzstahl umgehe und nicht das Messer gegenkloppe und damit unkontrolliert rumwirbel wie so oft demonstriert...
Nach einer Zeit (ich sag jetzt mal nach ca. 10-20 Einsätzen mit dem Wetzstahl) lässt sich IMHO eine Materialermüdung an der Schneide feststellen, so dass das Wetzen immer öfter nötig wird. Spätestens dann wird es wieder Zeit auf den Stein zu gehen.
Gruß, Simon