Wickie und die starken Männer

Ich finde solche Diskussionen auch müßig. Zumal das erwähnte Military explizit als Werkzeug entworfen wurde.

Das Problem ist, dass hinter jedem, der ein Messer hat, ein potentieller Messerstecher vermutet wird und je gefährlicher das Messer aussieht, desto größer die latente Mordlust.

Schaut man sich aber mal die Berichterstattung an, so sind die tatsächlichen Tatwaffen meist einfache Küchen- oder Taschenmesser.

Gefährlich aussehende Messer hingegen haben meist nur irgendwelche Spinner, die sich gern wichtig machen und als kleiner Gangster vor der Kamera des Reporters posieren.

Die haben dann aber meistens nicht die erwähnten Messer von Extrema Ratio oder Cold Steel sondern Messer von Taylor Cutlery (S&W), United Cutlery oder entsprechende Modelle von Herbertz.

Solche Messer dienen eben dem Spieltrieb, wie schon erwähnt. Die meisten Leute erkennen aber mit dem Erwachsenwerden, dass Werkzeuge zwar oft auch als Waffe benutzt werden können, das umgekehrt jedoch meist schwieriger ist.

Aus diesem Grund haben so ziemlich alle Messerfans auch ein paar martialische Teile in ihrer Sammlung, werden diese aber auf Grund der mangelhaften Werkzeugeigenschaft selten mit sich rumtragen und sich eher am tollen Design erfreuen. Teile, die sich nicht zur normalen Benutzung eignen, werden höchstwahrscheinlich kein EDC werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand gerne ein 1/4" dickes Stück Stahl mit sich rumträgt, das einen gefühlten Zentner wiegt, aber zu nichts wirklich zu gebrauchen ist.

Und selbst wenn, solange er keinen Mist damit anstellt, soll er doch.

Traurig ist dann nur, wenn Eigenschaften, die den Wert als Werkzeug erhöhen (zuverlässige Verriegelung/Einhandbedienung/rutschsicheres Griffdesign) als gefährlich eingestuft werden und zum Verbot des Messers führen. Ich sage nur phillipinische Fischermesser.

Ookami
 
Da das Messer auch Waffe ist, ist die Diskussion böses Messer/gutes Messer obsolet. Mich aber stört, wenn das Messer nur noch als Waffe wahrgenommen wird. Da das Messer nicht nur Waffe ist, weißt diese Wahrnehmung auf eine Störung hin. Hier kommen auch die Medien (auch dieses Forum) ins Spiel.
Ich will mal an der Oberfläche bleiben, denn Medien (ausgenommen Fachmedien - die verstellen sich oft mit Details den Blick aufs Ganze) tun das in der Regel auch. Wenn man der Medienforschung glauben schenkt braucht eine schlechte Nachrede zehn positive bzw. neutrale Nachreden um ein negatives Bild wieder in ein Positives bzw. Neutrales zu rücken.

1:10!
1 Bild mit Messer und Faustfeuerwaffe : braucht 10 neutrale Bilder um einen Ausgleich zu schaffen.

Da Medien in der Regel nicht neutral und ausgleichend Publizieren, liegt es an jedem von uns.
Der Umrechnungschlüssel 1:10 macht es aber schwierig.

10 Präsentationen, Messer = Waffen : braucht 100 Bilder von Wanderern, Jägern, Handwerkern, Künstlern, Sportlern, Köchen, Naturliebhabern, Menschen, .... Wickie

Dann steht es aber erst 0/0.

Was jeden Einzelnen am Messer fasziniert bleibt in der Menge (Gesellschaft) sekundär!


Schöne Zeit!

norbert
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Vermutung:
Ein Großteil der Männer, die taktische Messer als verachtens- und verbanneswerte Waffen betrachten, würden insgeheim selber gerne solche "Waffen" besitzen, können sich aber den Wunsch danach nicht eingestehen, weil sie in Ihrer moralischen Gefestigtkeit derartiges Teufelszeug ablehnen müssen. ;)

Hasenfuss,
der gerade sein urtaktisches SMF streichelt. :steirer:
 
Hm, das Verständnis für die, die auf "Klopper" verschreckt oder gar panisch reagieren geht mir inzwischen etwas ab.

Konkret:
Ich habe seit kurzem von Böker ein "Desperado I". OK, das fällt nicht unter die Rubrik der militärischen Messer, aber es ist ein Jagdmesser mit einer ziemlich massiven Klinge. Also bereits nicht mehr "Sheeple"-kompatibel.

OK, täglich mit mir herumschleppen muss nicht sein. (Da bevorzuge ich ohnehin Klappmesser.) Aber es im Hause und zur rechten Zeit als geeignetes Werkzeug zur Hand zu haben sehr wohl. Und die Tage war ich sehr froh das ich es griffbereit hatte. Der Rolladen hatte sich nämlich im Kasten verkeilt weil sich an einem Element etwas nach außen gebogen hatte. Mit den heute anerkannten Werkzeugen wäre ich nicht weit gekommen. Egal ob Cutter oder Schnitzmesser. Otto Normal hätte um eine ausreichende Klingenlänge zu haben zum für die Belastung nicht gedachten Küchenmesser greifen müssen. Ich konnte dagegen in Handumdrehen die herausstehende Ecke wegschnitzen ohne Sorge das das Messer am altersharten Kunststoff zerbricht.

Oder kurz: Mir geht es gewaltig auf den Senkel das die Angsthasen und die Politikblender mir vorschreiben wollen mit ungeeignetem Werkzeug arbeiten zu müssen. Das ist nämlich nicht nur mühsam, sondern geht zu Lasten _meiner_ Sicherheit.

Es geht mir dabei wirklich nur um den Gebrauch als Werkzeug. Angeben mit martialischen Messern ist ohnehin nicht mein Ding.

Gruß, Bernhard
 
Ein großes Wort, gelassen ausgesprochen.
Sowas taugt m.E. allenfalls zur Selbstfindung. Aber ob man das öffentlich tun sollte?

Ich meine gar nicht mal so sehr die Diskussionen hier, sondern die der Politiker und die in den Medien.

Man muss sich mal darüber klar werden, was da an Zeit in den Innenausschüssen draufging, um so einen Dünnpfiff, wie das Messerführverbot, auszukarteln. Der gleiche Aufwand, mehr Gehirnschmalz und eine klarer Blick aufs Ziel (war doch was mit Kriminalität, oder) in den Sozial-, Kultur-, und Bildungsausschüssen wäre eine bessere Investition.

Gilt genauso für die Redaktionen der "Spaltenfüller".

Pitter
 
Wenn man der Medienforschung glauben schenkt braucht eine schlechte Nachrede zehn positive bzw. neutrale Nachreden um ein negatives Bild wieder in ein Positives bzw. Neutrales zu rücken.

1:10!
1 Bild mit Messer und Faustfeuerwaffe : braucht 10 neutrale Bilder um einen Ausgleich zu schaffen.

Da Medien in der Regel nicht neutral und ausgleichend Publizieren, liegt es an jedem von uns.
Der Umrechnungschlüssel 1:10 macht es aber schwierig.

10 Präsentationen, Messer = Waffen : braucht 100 Bilder von Wanderern, Jägern, Handwerkern, Künstlern, Sportlern, Köchen, Naturliebhabern, Menschen, .... Wickie

Dann steht es aber erst 0/0.

Das und nur das ist die Ursache des schlechten Rufs, den Messer in der Bevölkerung haben.
Wer hat wirklich schon mal ein Messer als Waffe eingesetzt oder wurde selbst Opfer einer Bedrohung oder Attacke?
Kaum einer.
Wie viele Menschen sehen ein Messer und denken erstmal nur an Mord und Totschlag?
Fast alle.

Selbst die cleversten und aufgeschlossensten Geister in meinem Bekanntenkreis lassen sich ihre Meinung über Messer von anderen bilden.
"Du machst Messer? Zum Leute erstechen?"

Nur wer mehr oder weniger ein Faible für Messer hat reagiert halbwegs objektiv und wenn man sich die Diskussionen taktisch <--> traditionell anschaut, leider wirklich nur halbwegs.
 
Das erste Werkzeug am Tagesbeginn ist nach der Zahnbürste das Messer, und keiner kommt sich dabei gefährlich vor.

Dennoch scheint das Werkzeug Messer zu polarisieren. Warum? Weil neben einfallsloser Werbung und Medienpanikmache auch manchen Menschen inzwischen der Bezug zu diesem Werkzeug fehlt.
Ein Sichtbar machen, wofür ein Messer nützlich ist, kann dieses Alltags-Werkzeug wieder gesellschaftsfähig machen.

Eine hartnäckige Diskussion darüber, dass ein Messer keine Waffe sein soll, bewirkt mit sicherheit das Gegenteil (Implikation).

Tomi Ungerer hat einmal in einem TV-Interview gesagt, ein Kind sollen wenn es etwa im Schulalter ist ein Taschenmesser bekommen.

Ihm ging es dabei um Sinnlichkeit, Entdeckergeist, Geschick, Verantwortung, Naturbezug und Abenteuersinn.

All das kann ein Messer auch sein.

Schöne Zeit!


norbert
 
"...der Bezug zum Werkzeug fehlt..."

Ganz genau DAS ist das Problem!

Ich bin auf dem Land aufgewachsen, habe mit 6 Jahren mein erstes Taschenmesser und mit 8 Jahren ein feststehendes Fahrtenmesser der Firma MORA erhalten, welches ich als Waldläufer auch brauchte und vor allem in dessen Umgang und Anwendungszwecken ich geschult wurde.

Heute ist das Messer den meisten Kindern fremd oder nur aus den Medien bekannt und da sind nicht Lederstrumpf und Robinson die Helden, sondern Rambo (so schick sein Messer auch ist) und die Helden der Anime-Serien, bei denen Gewalt und (fliegende) Klingen zumeist die Lösung darstellen (so toll das aussehen mag).

Das man als Messerwerfer dumme Sprüche ertragen muss, kann ich eventuell dulden, aber nur weil ich ein Messer bei mir trage als potentieller Amokläufer abgestempelt zu werden zeugt von der tiefen und nachhaltigen Kluft die zwischen dem Messer als Wekzeug und dem Messer als Tatwaffe klafft und wie stark diese in unserer Gesellschaft vorhanden ist.

Ich für meinen Teil benutze Stumpfe Klingen tatsächlich als Waffe, wenn auch NUR im Schaukampf und leiste, wenn auch nur vor Ort Aufklärungsarbeit im Freundes- und Bekanntenkreis.

Aber es ist noch ein weiter Weg bis zur Akzeptanz derKlinge als notwendiges, alltägliches Werkzeug und wir sollten ihn jetzt gehen, bevor er uns verwehrt wird!
 
Gerade lief endlich mal wieder die Verfilmung von Tom Sawyers Abenteuern aus dem Jahre 1968. Und was hatte Tom Sawyer wohl in der Hosentasche? Ein Messer natürlich - und sogar ein OTF. :ahaa:

Im Film war allerdings von einem "Barlow-Messer" die Rede, was wohl so aus dem Roman von Mark Twain übernommen wurde und eher ein Slipjoint mit großen Bolstern ist, wie man hier z. B. nachlesen kann. Im Drehbuch wurde das dann wohl durch ein OTF ersetzt, da es für einen Jungen im Alter von Tom Sawyer und für seine Fans natürlich viel toller ist.

Und wie jeder weiß, der Tom Sawyer gelesen oder gesehen hat, wurden auch mit diesem Messer keine Verbrechen verübt. Ebensowenig, wie mit dem billigen OTF, das ich als junger Bursche mit mir herumgeschleppt habe - in den 80ern war sowas hier noch legal und überall erhältlich. (Jetzt nicht mehr, deswegen haben wir ja auch heutzutage eine viel geringere Kriminalität mit Messern :super: :irre:)

Im ersten Teil des Vierteilers geschieht ja bekanntlich ein Mord, der wird allerdings von Indianer-Joe mit einem Schnitzmesser ausgeübt. Ein schönes Beispiel dafür, dass kein Werkzeug böse ist, sondern nur der Mensch, der dahinter steht. Ich hör auf, sonst wird´s nur noch OT...
 
Die meisten Männer haben doch irgendeinen Batscher. Der eine spinnt mit Autos
check!
oder 200PS Motorrädern rum, der andere mit Waffen,
check!
check!
check!
Jagd, hängt halbnackerd auf irgendwelchen Felswänden rum, oder stampft durch die Antarktis.

Bei mir wären mindestens 4/9 erfüllt.
Keine schlechte "Batscher"-Quote, oder? :D


Im Drehbuch wurde das dann wohl durch ein OTF ersetzt, da es für einen Jungen im Alter von Tom Sawyer und für seine Fans natürlich viel toller ist.
Was ist ein OTF? (Bin mit den Abkürzungen noch nicht so firm)
 
Aus aktuellem Anlaß (siehe Passau) sind wohl eher die Küchenmesser die wirklich gefährlichen Teile. Die sind ja in der Regel lang genug, um einen tödlichen Stich durchzuführen. Es heißt ja auch nicht umsonst "erstochen" und nicht "erschnitten".
Außerdem ist Wickie meines Wissens KEINE schwedische oder skandinavische Serie, sondern wurde in Japan produziert. Das zeigt mal wie wohlwollend uns die Asiaten sehen.
Grüße,
Andreas
 
Außerdem ist Wickie meines Wissens KEINE schwedische oder skandinavische Serie, sondern wurde in Japan produziert. Das zeigt mal wie wohlwollend uns die Asiaten sehen.
Komplett daneben getippt. :D

Wickie ist ein Buch des schwedischen Autors Runer Jonsson, geschrieben 1963.
Die Zeichentrickserie gab es erst gut 10 Jahre später.
Eine japanische Firma wurde damals vom ZDF beauftragt, das Buch umzusetzen.

Fazit:
Anfang der 70er gab es (zumindest beim ZDF) noch keine populis ... äh politische Korrektheit.

Eigentlich überraschend, dass die Serie heute noch läuft - vermutlich aber wird die Schnitzszene bald wegen irgendeiner Elterninitiative gestrichen.
Dann gibt es den Directors-Cut mit Aufkleber:
parental.png


Steffen
 
Danke Steffen, man lernt halt nie aus. Die Serie ist auf jeden Fall absolut Kult.
Grüße,
Andreas
 
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