Wie ballig schleifen?

skai

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Zuerst einmal frohe Weihnachten...

Durch vieles stöbern hier im Forum bin ich auf den balligen Schliff gestoßen, ich habe zwar ein Lansky-Set und einen Bankstein aber ich werde mit beidem nicht so wirklich warm.

Nach diversen "Suchaktionen" im Forum bin ich um einiges weitergekommen, was die benötigten Materialien anbelangt.
Vereinfacht gesagt:
1. Mousepad oder ähnliche Unterlage
Ich habe noch Evazote in unterschiedlichen Größen rumliegen, sollte doch funktionieren oder was meint ihr?

2. Schleifpapier/ Schleifleinen
Wenn die Klinge schon einen balligen Schliff hat und nicht zu stumpf ist würde ich zu MicroCloth tendieren. So meine Forumssuche...,sollte man hier die gesamte "Palette" kaufen oder nur einzelne Korngrößen?

Jetzt zu meinem eigentlichen Problem, meine Klingen haben alle keinen balligen Schliff. Ich würde mich dem thema gerne annehmen und mit dem einem oder anderen Messer den balligen Schliff testen wollen.

Welche Körnungen empfehlen sich um einen balligen Schliff anzubringen? Ist hier Schleifpapier oder Schleifleinen besser geeignet?
Ein paar Blätter dürfte ich noch liegen haben, ist hier alles geeignet?
Schneidet man die A4 Blätter besser zurecht?

Wird das Schleifleinen nur lose aufgelegt oder ist es empfehlenswert dieses irgendwie zu fixieren?

Wie wird das Messer über das Schleifmedium geführt? Schneide entgegen der Schleifrichtung damit man nicht einschneiden. Möglichst im gleichbleibenden Winkel und hier das Problem. Wie verhalte ich mich im Bereich der Klingenspitze? Wird das Messer beim Schleifen gedreht (gleicher Winkel?) oder wird der Griff leicht angehoben damit die gesamte Klinge geschliffen wird? Wie viel Druck sollte man auf die Klinge ausüben?

Wenn die ursprüngliche Schneide eine Fase hat, wie lange schleife ich "je Seite" und vor allem woran kann man merken wann man zur zweiten Seite wechselt? (Entsteht hier auch ein Grad?)

Zum testen würde ichnein Schweizer Messer, ein Opinel oder eins der Kochmesser heranziehen.

Ich hoffe ihr versteht mein Anliegen und könnt mir ggf. weiterhelfen.

Grüße skai
 
AW: Wie ballig schleifen???

Frohe Weihnachten auch dir

darf ich dir die Beiträge des Forumiten RocknRoll ans Herz legen? Er ist ein Verfechter der Schleifleinen und hat seine Vorgehensweise hier schon öfter vorgestellt. Du kannst in der Suche auch gezielt nur Beiträge von bestimmten usern.anzeigen lassen...

gruß
alx
 
AW: Wie ballig schleifen???

Frohe Weihnachtsgrüsse auch an Dich.

Eigentlich ist Rock’n‘Roll der ausgewiesene Spezialist zu diesem Thema. Dennoch versuche ich eine knappe Antwort.

Die ausgiebig getestete Vorgehensweise ist die mit Micro Mesh MM (oder Micro Cloth) von Körnung 1500 bis 12000. Die von Schleifartikel sind etwas größer, als die von Dictum. Bei meiner Lieferung von 2 Sets war ein separates Schleifpad identischer Größe dabei.

Es gibt einfache und auch aufwendige Haltevorrichtungen, für meine Schleifarbeiten komme ich mit losem Auflegen auf dem Küchentresen bestens zurecht. Zwei Finger zum fixieren genügen.

Ich schärfe grundsätzlich alle Messer auf diese Weise nach, unabhängig ob voll ballig, balliger Anschliff oder Flachschliff. Kurze Küchenmesser mit 30 Grad Gesamtwinkel lege ich dabei fast plan auf. Kommt schon drauf an, wie weich das Pad ist und wie stark, besser wenig Druck man dabei ausübt. Helfen tut‘s immer, wenn man mit dem Marker die Fase und auch ein paar Linien senkrecht hierzu aufmalt und kontrolliert, wo wieviel davon wieder verschwindet. Und natürlich nie gegen die Schneide bewegen.

Ohne fühlbare Ausbrüche (Fingernageltest) reicht zum nachschärfen meist Körnung 2400 aufwärts, ohne Muse höre ich bei 6000 auf. 10 Züge pro Seite jeweils ist ein Anhaltspunkt. In der Regel komme ich so kurvig durch die Zeitungsbeilage. Kleinere (Micro) Ausbrüche korrigiere ich vorher mit dem Sinter Rubin.

Auch klar, ZDP-189 mit 67 HRC ist eine andere Nummer als Solinger Stahl mit 56 HRC.

Umschleifen oder Sonntagsschliff an Vitrinenmesser mache ich mit geführten Systemen.

Grüsse, pebe
 
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AW: Wie ballig schleifen???

Hier gibt es eine gute Beschreibung mit Video:
http://messer-machen.de/schaerfen/s...nvexer-anschliff/ballige-konvexe-klingen.html

Hier eine Bewertung der Schleifmaterialien fürs ballig schleifen:
http://messer-machen.de/schaerfmitt...liste-schleifmittel-fuer-ballige-klingen.html

Die nachgiebige Unterlage (Mousepad) darf nicht dick und nicht zu weich sein, von daher kommt es darauf an wie dick und weich dein Evazote ist.
Ich würde einfach ein günstiges Mousepad aus Schaum mit ca. 5 mm Stärke kaufen.
 
AW: Wie ballig schleifen???

Ich empfehle als Basis für die grundsätzlichen Fragen erstmal diesen Bericht von Pitter.

Zum Schärfen mit Schleifleinen empfehle ich Micro Cloth. Ist etwas größer als Micro Mesh. Näheres dazu hier.

Einen balligen Schliff anzubringen, wird nichts mit Micro Cloth. Dazu reicht der Abtrag nicht aus. Hier geht - je nach Stahl - Naßschleifpapier oder bei härteren Kalibern halt Banksteine. Mit 1200er Naßschleifpapier kann man schon einiges bewegen. Aber man muß Zeit und Ruhe investieren.

Ansonsten wäre mein Vorschlag, Messer mit V-Fase bei Jürgen Schanz in ballig umschleifen zu lassen und sie dann mit Micro Cloth auf Mousepad bei Laune zu halten.

Ich habe diverse Messer mit verschiedenen Stählen komplett umgeschliffen. Das wird nur dann was, wenn man es als Liebhaberei betrachtet. Und nicht gleich aufgibt ...

Beispiele dazu findest Du hier. Auch, was die jeweils in Anwendung gebrachten Schleifmedien und Körnungen anbetrifft.

R’n‘R
 
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AW: Wie ballig schleifen???

Zu Deinem Anliegen noch ein paar Anmerkungen. Ich halte es für sehr ambitioniert, ohne jegliche Erfahrung mit balligem Schärfen gleich Klingen umschleifen zu wollen. Der im vorausgehenden Post von mir empfohlene Bericht von Pitter beschreibt - unter Zuhilfenahme von Bark-River-Pads und Paste - das grundsätzliche Vorgehen beim Schärfen bzw. Abziehen einer bereits balligen Klinge. Dasselbe Verfahren ist mit Micro Cloth anzuwenden.

Wenn nun von Umschleifen die Rede ist, wird das so nix. Nehmen wir einen hochlegierten Stahl wie z.B. CPM S30V oder ähnlich, ist hier mit Abziehen wie oben nichts zu machen. Man kann solche Klingen mit V-Fase zwar auch ballig abziehen, wenn man den Winkel mal raus hat und tatsächlich an der Schneide arbeitet, aber deswegen wird die Fase noch nicht ballig. Nur immer balliger im Lauf einer - längeren - Zeit.

Hier muß grobes Papier/Naßschleifpapier (300er, 400er … 1.200er) her oder ein Bankstein. Ich habe für diese Aktionen einen 500er Shapton Glasstone und einen 2.000er. Diese Abfolge funktioniert. Den 8.000er, den ich auch habe, kann man sich schenken. Da funktioniert dann wieder Schleifleinen gut.

Und da muß dann auch wirklich (mit und gegen die Schneide) geschrubbt werden, um erstmal die ballige Basis herzustellen. Dann kommt für die feine Nacharbeit Abziehen wie bei Pitter beschrieben.

Ich empfehle daher unbedingt - wie Du ja eingangs beschreibst - das Schärfen / Abziehen an einem Opinel oder Herder Kneipchen oder anderem bereits balligen Messer zu testen. Hier ist der Erfolg auch deshalb eher zur Hand, weil die Carbon-Stähle „weicher“ sind und dem Schärfmedium weniger Widerstand entgegensetzen. Fängst Du gleich an umzuschleifen, könnte Dich die Frustration ausbremsen.

Was die Größe der Papiere angeht, reichen Stücke à la Micro Cloth aus. Din A 4 vierteln reicht gut. Und mit 2 Fingern auf dem Mousepad mit links festhalten, funktioniert auch gut.

Beim Umschleifen das Mousepad weglassen, damit Abtrag zustandekommt und die Klinge bei jedem Zug leicht anheben und senken (wippen), sozusagen um die Kurve zu kriegen ;)

R’n‘R
 
AW: Wie ballig schleifen???

Ich hoffe, ich habe Dein Anliegen richtig interpretiert, wenn ich Dich dahingehend verstehe, dass es es Dir in erster Linie um ein unkompliziertes nachschärfen geht und weniger um die Frage, welcher Anschliff der bessere sei?

Je nachdem, ob überwiegend Küchenmesser, Outdoor- oder Klappmesser gemeint sind, würde für ein perfektes Schärfen meine Antwort unterschiedlich ausfallen. Jede Technik erfordert gewisse skills, die erlernt und geübt werden müssen.

Wenn es um die Alltagsschärfe von Gebrauchsmesser unterschiedlicher Art geht, bin ich persönlich der Auffassung, dass es sinnvoller ist eine Vorgehensweise möglichst intensiv zu lernen statt mehrere je ein wenig. Von der Kostenfrage mal ganz abgesehen.

Für die Methode Micro Mesh/Cloth spricht, dass sie mit und ohne mouse pad anwendbar (ballig/flach), ohne Wasser, ohne Aufbau bei geringen Platzbedarf und Kosten durchführbar ist. Nicht für jedes Messer gleichermaßen geeignet, aber für die meisten Alltagsmesser.

Für ein top Ergebnis wird es auch hier die Erfahrung und skills von Rock‘N‘Roll benötigen, aber ein Messer einigermaßen zum Schneiden zu bringen, sollte mit ein bisschen Übung rasch funktionieren.
 
AW: Wie ballig schleifen???

Servus,

viele Wege führen nach Rom. ;)

Es wird niemand mehr, der sich mit schärfen/schleifen thematisch intensiv beschäftigt hat, die Methode, die man selbst als die Beste für die eigenen Bedürfnisse gefunden hat, für eine allgemein gültige halten und diese dann als die einzig wahre bewerten.

Es gibt so viele unterschiedliche Zugänge, bezogen auf den vorgesehenen Verwendungszweck, deshalb ist der Zweck und die vorgesehene Aufgabe für das/die jeweiligen Messer zuerst einmal das wichtigste Kriterium, dann folgen immer der Kosten/Nutzenfaktor und die Bereitschaft viel oder wenig Aufwand/Zeit in das Scharfhalten seiner Messer zu investieren.

Ein Tipp kann ich aus meiner Erfahrung anbringen: Eine ballige Klingengeometrie ist als Basis aus meiner Sicht der Grundstein für ein schneidfähiges Messer. Wie stark der konvexe Schliff gewählt wird und ob man ohne Sekundärfase ballig abschliesst, oder doch eine Mikrofase anbringt, ist benutzerbezogen beliebig.

Eine flachgeschliffene Klinge mit ausgeprägter V-Fase würde ich von Jürgen Schanz zuerst ballig umschleifen lassen. Dann ist eine solide Basis gegeben, die finanziell kein Loch reist. Danach empfehle ich eine technisch sauber gesetzte Mikrofase von wenigen 1/100 mm breite. Das geht mit einem Kombistein 1000/4000 Grit vom JMS um 50,- Euro. Der Stein reicht fürs Leben. Ist die Fase gesetzt, dann sind in der Regel alle Spuren eines Bandschliffes getilgt und die Schneidenspitze ist scharf und geschlossen. Ob man das mit einem geführten System oder mit freier Hand macht, ist individuell, es muss nur weitgehend der richtige Winkel eingehalten werden.

Danach kommt bei mir ein Dickeron Mikrofeinzug Wetzstahl zum Einsatz. Auch bei Fixed und Folder bis zu 63 HRC. Da reichen 10 Züge pro Seite ab und an für Monate oder oft auch Jahre, bis wieder eine neue Mikrofase aufgebaut werden muss.

Das Bedeutet einmal einen sauberen Grundschliff auf eine ballige Geometrie gesetzt und dann nur noch den Wetzstahl für 20 Sekunden bemühen und du hast immer ein knackscharfes Messer.

Dies ist meine Methodik für praktisch alle Arten von Messern die ich habe, aber eben meine, sich aus Erfahrung heraus gebildete Methode. Ich wundere mich heute noch immer, warum nur Küchenmesser gewetzt werden und sich das nicht in gleichem Maße auch auf Folder und Fixed übertagen hat. In der Küche ist das dass selbstverständlichste Mittel der Wahl, von Profis wie auch Amateuren, aber ausserhalb von Küchen kommt ein Wetzstahl kaum zum Einsatz. Der Verschleiß und der Aufwand ist auf das absolute Minimum reduziert, verglichen mir allen anderen, viel abrasiveren Schleifmitteln. Nur über Gebühr harte und spröde Stähle verweigern sich einer solchen Methode, wie auch fette Geometrien mir breiter V-Fase, aber gerade die willst du ja loswerden. ;)

Wie immer du das lösen wirst, ich wünsche dir viel Erfolg und gutes Gelingen.

Gruß, güNef
 
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AW: Wie ballig schleifen???

Ist die Fase gesetzt, dann sind in der Regel alle Spuren eines Bandschliffes getilgt und die Schneidenspitze ist scharf und geschlossen. Ob man das mit einem geführten System oder mit freier Hand macht, ist individuell, es muss nur weitgehend der richtige Winkel eingehalten werden.
Der TO schreibt, daß er weder mit Lansky noch mit Banksteinen wirklich warm wird. Es ist also eher unwahrscheinlich, daß es ihm große Freude bringen wird - nachdem er ein Messer mit einem balligen Anschliff versehen hat - wieder den Bankstein hervorzukramen und erneut eine Fase anzubringen, wie klein auch immer. Zumal diese per Hand angelegt im Prinzip sowieso wieder mehr oder weniger ballig wird, da der Mensch nun mal keine Maschine ist.

Eine geschlossenen Schneide erreicht man unbedingt auch durch Stroppen auf Schleifleinen. Und das Scharfhalten einer einmal balligen Klinge gelingt ebenfalls mit wenigen Zügen (z.B. 2 x 10 Züge je Seite im Wechsel). Man kann hier je nach Abnutzung / Beanspruchung der Schneide die Körnung wählen. Bis 4.000 wird im Bedarfsfall noch bissi was abgetragen, danach nur noch poliert /aufgerichtet …

Meine filigran Balligen (z.B. Herder 1922 Office oder Attila- und Boll-Klapper) zeigen auch nach Jahren häufigen Stroppens keine augenfälligen Abnutzungserscheinungen. MIR widerstrebt es, den Vorteil des Stroppens durch Anbringen einer Fase zu konterkarrieren. Denn im Handbetrieb ist das Abziehen auf Micro Cloth dem Anbringen / Nachschärfen einer Fase klar überlegen und bequemer, da sich das aufwölbende Schärfmedium an die Klinge schmiegt und weniger Präzision in der Handhaltung erfordert. Eine exakte V-Fase per Hand anzulegen, ist kaum möglich. güNef nutzt nicht umsonst ein geführtes System ;)

Fein geschlossene Schneiden von auf ballig umgeschliffenem und auf Schleifleinen abgezogenem Spyderco Military 52100 und Spyderco Centofante Memory

01 Para Millie 52100 after Regrind.jpg 02 Centofante Memory.jpg

R’n‘R
 
AW: Wie ballig schleifen???

Servus,

Denn im Handbetrieb ist das Abziehen auf Micro Cloth dem Anbringen / Nachschärfen einer Fase klar überlegen und bequemer, da sich das aufwölbende Schärfmedium an die Klinge schmiegt und weniger Präzision in der Handhaltung erfordert. Eine exakte V-Fase per Hand anzulegen, ist kaum möglich. güNef nutzt nicht umsonst ein geführtes System

leider kann man sich ein erstmaliges ansetzen einer Sekundärfase auf Mikrofasenniveau nach einem Umschliff mit einem Bandschleifer nicht ersparen, weil man sonst die "zerschnittene" Schneidenspitze mit einem Wetzstahl "aufreißt". Hat man das aber einmal gemacht und da reichen bei einem ballig umgeschliffenen Messer ein paar Schübe pro Seite, dann kann man wetzen, weil dann bei sanftem Abzug auf dem Stahl nichts mehr zerfleddert. Und wer einmal auf diese Art und Weise einen Wetzstahl richtig benützt hat, der wird kaum Schleifmedien finden, die schneller, schonender und bequemer zu handhaben sind, wie ein ovaler Mikrofeinzug.

Ein geführtes System ist hier sicher ein Vorteil, aber für ein Mikrofase in 5-10 Schüben pro Seite ohne nachfolgende Progression bis in Bereichen von 20-30k nicht zwingend notwendig. Geführt wird erst wirklich sinnvoll, wenn man weitreichende Arbeiten an einer Messerschneide durchführt. Da aber auch die Vorarbeit am Bandschleifer passen muss ( kein seitlicher Overgrind nahe an der Schneide und kein Overgrind an der Schneidenspitze, keine weitreichende Defektschicht durch Überhitzung der Schneidenspitze und kein zu grobes und spitzes Schleifmedium, dass tiefe Riefen bis in die Schneidenspitze hinterlässt...), kann es natürlich auch sein, dass ein richtiger Grundschliff nötig wird. So gesehen können ein paar Züge mit einem 4k Stein in wenigen Sekunden reichen und die Schneide ist glatt, geschlossen und bereit für einen Wetzstahl, ab dann ist es absolut easy. :super:

Alle meine Messer durchlaufen in der Regel diesen Kreislauf, die Ausnahmen bestätigen diese Vorgangsweise.

Es liegt wohl auch daran, dass ich keine für mich überzeugenden Ergebnisse mir Schleifleinen/Schleifpapier geschafft habe, hingegen klappt wetzen bei richtigem Winkel ohne Vorkenntnis sofort und für jeden. Wie schon geschrieben, wird jeder nach seinem Ermessen eine Möglichkeit finden, seine Messer ballig zu schärfen, wobei ich eben "ballig" als eine geometrische Größe sehe, die nicht unbedingt auch die Schneidenspitze miteinbeziehen muss, sondern wie oben schon angemerkt, funktionell auch anders gelöst werden kann.

Die Vorarbeit ist leider unumgänglich, aber die nachfolgende Pflege der Schärfe über Monate ein klacks.

Gruß, güNef
 
AW: Wie ballig schleifen???

Das sehe ich jetzt schon auch so wie R‘nR.

Wenn der TO gewillt ist, sich mit Banksteinen auseinanderzusetzen, kann er gleich dabei bleiben. Und meine persönliche Erfahrung sagt mir, ohne Übung ergeben sowohl 4 als auch 40 Züge überwiegend Frust und Ärger. Und mit dem Wetzstahl alleine ist‘s auf Dauer auch nicht getan.

Unabhängig der rein technischen Betrachtung erschliesst sich das Thema Schleifen mit den Micros direkt, ohne Hilfe oder Zutun von Aussen, sehr preiswert, sauber und klingenfinishschonend.

Gerade zum Einstieg in das Thema Schärfen halte ich dies für ideal. Rockstead übrigens leitet seine Kundschaft ausschließlich zum Schärfen mit Nassschleifpapier mit und ohne Schaumstoffunterlagen, je nach Klinge, an. Der Nachschleifservice in Japan erfolgt in gleicher Weise, dann mit Meterware von der Rolle auf einer erhältlichen Spezialhalterung.

Grüsse, pebe
 
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AW: Wie ballig schleifen???

Diese grundsätzliche - auf Vorlieben beruhende - Diskussion führen wir hier ja nun schon ein paar Jahre. Und jeder mag seine Schlüsse daraus ziehen und / oder seine persönlichen Erfahrungen machen. Und sich dann für SEIN Verfahren entscheiden.

In diesem konkreten Fall spricht einiges für die konsequent ballige Methode ohne Microfase. Ich stelle mir den TO vor, der eine Abneigung gegen Banksteine erkennen läßt und offensichtlich wenig positive Erfahrung mit dem Schärfen zu verzeichnen hat.

Er läßt nun beispielsweise ein Messer seiner Wahl - nehmen wir irgend ein Spyderco mit S30V-Klinge - bei Jürgen Schanz auf komplett schlank ballig umschleifen. In der Absicht, die Schneidenspitze - wie empfohlen - fein zu schließen, schiebt er die Klinge über einen Bankstein. Was bei einem solchen Stahl nicht mit 3, 4 Zügen erledigt ist. Und stellt bei einer Schnittprobe fest, daß das Messer kein Papier mehr schneidet :p

Weil er die Schneidenspitze nicht, nur halb oder irgendwie getroffen hat, nicht aber über die gesamte Schneidenlänge im erforderlichen Winkel. Dann steht er wieder da, wo er jetzt steht. Und sowas passiert bei wenig Routine schneller, als man verdammte Sch ….. sagen kann.

Was mich dazu grundsätzlich stört, ist das Folgende: Ich habe ein Messer mit V-Fase, schleife es um auf ballig und könnte es recht bequem durch Abziehen bei Laune halten. Dann setze ich unter Bemühungen, den richtigen Winkel zu erwischen, wieder eine V-Fase, die per Hand und ohne große Erfahrung wenig exakt sein wird. Und setze dann regelmäßig per Wetzstahl / Mikrofeinzug an diese Mikrofase eine weitere - irgendwie geartete - Mikro-Mikrofase.

Der Wetzstahl richtet ja btw nicht nur auf sondern trägt auch ab, wie Elektronenmikroskop-Bilder zeigen. Das ist MIR zu viel Gewurstel :lemo: …

R’n‘R
 
AW: Wie ballig schleifen???

Servus,

dann überlasse ich hier gerne den Schleifleinen, Nassschleifpapier und Padschleifern die weitere Hilfestellung. ;)

Gruß, güNef
 
AW: Wie ballig schleifen???

Hi GüNef,

am Ende bin ich näher bei Dir, als Du denkst.

Meine großen Kochmesser schärfe ich ausschließlich auf Edge Pro mit Naniwa Pro Steinen und halte diese mit dem Dick Micro am Leben. Einem klugen Rat hier aus dem Forum folgend einheitlich 18 Grad regrind ;). Diese werden erstens seltener und zweitens ausschließlich von mir benutzt.

Die kürzeren Kochmesser werden von allen Haushaltsmitgliedern benutzt und weisen eigentlich wöchentlich kleinere Ausbrüche aus. Neben Food wird alles damit geschnitten, was nach einem Schneidwerkzeug verlangt. Sinterrubin und Schleifleinen auf Hartleder - läuft. Alles andere wäre Perlen vor die Säue.

Nobelklapper, wo Schleifschlamm zuviel verkratzen oder in den Bereich der Mechanik gelangen kann, werden mit Diamantsteinen auf Wicked Edge geschärft. Einfach die schmerzfreie Lösung.

Ein Dutzend Userklapper halte ich mit Leder, Wetz/Sinter und Schleifleinen problemlos auf Schärfe - hier habe ich keine Muse mehr zu tun, auch wenn ich so nicht jede Klinge in die Nähe von hair popping bekomme und auch nicht muss oder will. Yup, R‘n‘R, ich arbeite daran :D.

Auch das Schärfen mit Schleifleinen hat eine Lernkurve, sehe ich aber fehlertoleranter bei geringerem Schaden und erheblich preiswerter gegenüber den Alternativen, gerade und besonders zum Einstieg ins Thema Schärfen. Zumindest, wenn es nicht ausschliesslich um Kochmesser geht.

Also, bei mir ganz klar Teil eines Ganzen und nicht Entweder- Oder.

Viele Grüsse, pebe
 
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Da hätten wir dann also einen Eimer Messer und zwei Eimer Schleifmedien :p. Ich bin da aus guter Erfahrung konsequent und schärfe ALLES mit Schleifleinen. Micro-Ausbrüche entfernt der Sinter. Stroppen sorgt dann wieder für shallow convex down to zero.

Auch die paar V-Fasen werden so behandelt. Das klappt ebenfalls, wenn man den Bogen raus hat. Man kann es nach einer gewissen Zeit hören, ob man die Fase trifft oder sonst irgendwo rumeiert. Und irgendwann ist die Schneide dann sowieso komplett ballig.

Bestimmte Messer schleife ich (der Obsession wegen) halt gleich komplett um, weil ballig einfach der Bringer ist. Und ich zitiere dazu hier auch noch einmal Roman Landes:

„Die ideale Form für eine gleichmäßige Druckausübung - die wiederum bewirkt, daß die erforderliche Kraftausübung für einen Schnitt möglichst gering ist - entspricht einer quadratischen Parabel, d.h., einer balligen Schneide; der Schneidenwinkel selbst ist wesentlich abhängig vom Werkstoff - wobei ein kleiner (möglichst spitzer) Schneidenwinkel (geringstmöglich etwa 10 Grad) zu einem besseren Eindringungsvermögen in das Schnittgut bzw. besserer Schneidfähigkeit führt."

Da hakt und bremst nichts beim Schneiden, das schärft einfach und - ebenfalls Roman Landes - ein grober Schneidenwinkel bei einem geeigneten Stahl wäre glatt Verschwendung. Als sehr gut geeignet für mehr oder weniger alle Schneidaufgaben (außer Holz hacken) hat sich ein Gesamtscheidenwinkel von 20 (bis maximal 30) Grad bei 0,2 bis 0,3 mm hinter der Wate erwiesen.

Immer wieder gerne

R’n‘R
 
Hallo, so zurück von der Verwandtschaft
Danke für die vielen Antworten in der kurzen Zeit, jetzt heißt es für mich ersteinmal sortieren.

Zuerst einmal zu mir. Am Lansky stört mich irgendwie das "gefriemel" mit den Stangen und die begrenzte Schleiffläche, so wie ein Aufwand bei größeren Messern. Weiterhin ist das Set Recht alt und ruft so langsam nach "Austausch".

Bei den Banksteinen muss ich mir wohl auch selbst eingestehen, das mich da meine Ausstattung nicht zufriedenstellend ist. Ich habe keine GBB und habe einen Kombistein geschenkt bekommen, Fabrikat unbekannt und ich finde keinen richtigen Einstieg, so das ich hier wohl auch eher alles neu kaufen sollte/ muss. Somit entstand nach Forumssuche der Gedanke zum balligen Schliff, da auch die Kosten sich ersteinmal in Grenzen halten und damit ein Testen mir sympathischer erscheint als diverse neue Banksteine.

Alsmerstes muss ich mir wohl wieder ein Mousepad zulegen, das Evazote das ich noch liegen habe, hat 10-15 mm.
So wie ich es jetzt verstanden habe, legt sich mit Pech dann das Schleifmedium um die Schneide und es wird zu viel geschliffen.

Das MicroCloth dazu, um bei balligen Klingen die Schärfe zu erhalten. Denke ich werde mir den verlinkten Satz bestellen.
Dann sollte für ballige Klingen alles da sein. Dann heißt es üben. Ich werde mich wohl zuerst am Opinel versuchen, hier gibt es "keine Verluste".

Sowie es mir erscheint ist es eher empfehlenswert die Messer zum umschleifen wegzugehen, kann mir hier jemand ungefähre Kosten aufzeigen?
Jedoch würde ich mich auch daran grundsätzlich versuchen wollen wenn es beim Opinel gut funktioniert (Schärfe erhalten)
Der Klinge mit gröberen Nassschleifpapier an diese Fase treten und diese "ballig umschleifen". Schleift man parallel beide Seiten oder wechselt man erst wenn eine Seite fertig ist? Würde es gerne ein einem älteren Schweizer Messer Mala testen.
Oder eignet sich so ein Messer dann doch nicht?

Ich weiß nicht genau ob ich es nicht verstanden habe, aber die beiden verlinkten Videos unterscheiden sich für mich. Es erscheint mit so das im Videos von Messer-machen.de der Messergriff angehoben wird, dies finden ich nicht in der Anleitung Bark River und erscheint mir auch sinniger dies nicht zu tun.

Vielen Dank schon einmal bis hierhin für die Unterstützung.
 
Was das Schärfen / Scharfhalten angeht zitiere ich Pitter: „Zuerst legt man die Klinge flach auf … und hebt dann den Klingenrücken etwas an. Sharpshooter nennt in seiner Anleitung 13°.“ Als Anhaltspunkt ...

Beim Umschleifen regelmäßig die Seite wechseln. Du mußt ja erstmal den Buckel am Übergang von der Schneidfase zur Klingenflanke „wegbügeln“. Daraus ergibt sich, wieviel Du anheben mußt zu Anfang. Mousepad erstmal weglassen, um genügend Druck aufzubauen.

V-Fase.jpg

Du siehst alsbald am Klingenspiegel, wo Du geschliffen hast. Daraus ergibt sich dann, wie weit Du im weiteren anheben / absenken mußt, um die Kurve zu kriegen.

Welches Messer Du nimmst, ist wurscht. Je härter der Stahl, umso länger dauert es und umso schwieriger wird es.

R'n'R
 
...Da hätten wir dann also einen Eimer Messer und zwei Eimer Schleifmedien :p. Ich bin da aus guter Erfahrung konsequent und schärfe ALLES mit Schleifleinen.

:steirer: Hooooooh, ruhig Brauner. Brich‘ den Frieden nicht. :steirer:

Das mit den Vorteilen des balligen Anschliffs unterschreibe ich. Dennoch ist bei mir die große Mehrzahl der Messer mit V-Schliff und auch durchaus deftige Winkel, besonders Strider, Medford & Co.

Könnte ich alle meine Messer auf die selbe Schärfe bringen, wie mit den geführten Systeme und dann noch ohne irgendwelche Schleifspuren ausserhalb der Fase, würde ich umgehend alles entsorgen.

Aber, erstens erreiche ich dies aktuell nicht, schon weil ich gegenüber der Routine eines professionellen Eukalyptusschnitzers mindestens 10 Jahre im Rückstand bin und zweitens, da ich die Systeme bereits besitze, muss ich auch nicht verzichten.

Ich habe einen nicht unerheblichen Anteil an Vitrinen- oder nur sehr leicht benutzter Messer, denen ich jedenfalls keinen Schliff antue, der nicht auch optisch perfekt ist. Das bekomme ich persönlich nur mit einem geführten System hin, sowohl absolut als auch nach vertretbarem zeitlichem Aufwand.

Insofern hilft es nicht immer, wenn alle Wege nach Rom führen - besonders wenn Berlin auf dem Ticket steht..

Grüsse, pebe
 
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