wie findet man heraus welcher Schleifwinkel der Richtige ist? ( 4 Beispiele )

Hallo alle zusammen!

In diesem alten Thread möchte ich die Frage aufwerfen, mit welchem Schleifwinkel ein Filetiermesser zum Fisch filetieren geschliffen werden sollte. Der vorhandene Werksschliff sieht eher nach einem Hausdach aus als nach einem scharfen Messer. Ist das Absicht oder hat es einfach nur einen schlechten Industrieschliff?
Außerdem hatte ich mal gehört, dass ein Filetiermesser nicht "zu scharf" sein sollte, damit es beim Filetieren nicht die Fischhaut mit durchschneidet.

Welchen Schleifwinkel würdet ihr empfehlen?

Viele Grüße
Mico
 
Eventuel wäre es für außenstehende hilfreich, den namen bzw das modell Deines messers zu nennen. Dann könnte man einfacher überlegungen anstellen.
 
Das Messer ist das: Stallion Professional Messer Filetiermesser 23 cm - Klinge aus deutschem 1.4116 Messerstahl und Griff aus G10 GFK

Das Messer ist 23cm lang und hat eine geschwungene schmale Klingen anfangs in Recurve-Form, gefolgt von einem fast gerade Teil, der mit einer schlanken Rundung in die Spite mündet.
- Klingenbreite in der Mitte des Messers ist 17mm
- Stärke 1,8mm am Rücken
- direkt über der Schneidfase hat es eine Stärke von 0,6mm
- Flankenwinkel von insgesamt 5°
- Anschliffwinkel an der Wate sind unglaubliche 27° ... jeweils auf beiden Seiten :eek: (überprüft mit der Lasermethode)

Es ist eine Auftragsarbeit, weshalb ich mir Mühe gebe, einen möglichst zum verwendeten Stahl und zur Aufgabe (Fische filetieren) passenden Anschliff zu wählen.

Welche Klingengeometrie wäre denn erstrebenswert für dieses Filetiermesser?

Ich selbst schätze, dass eine Klingenstärke über der Wate von 0.2mm erstrebenswert wäre.
Als Anschliffwinkel würde ich 10° wählen, also insgesamt 25° inklusive Flankenwinkel. Ich würde danach eine Mikrofase mit 12,5° anbringen.

Was meint ihr?

Grüße, Mico
 
Erfüllt das meser eigentlich seinen zweck? Wäre eine neuanschaffung eventuel langfristig besser? Du kannst je nach wert des messers auch über ein ausdünnen bei jürgen schanz nachdenken.
Beim umschleifen könnte hier viel material verloren gehen, soviel scheint mir da nicht dran zu sein. Die Filitiermesser von Matini haben eine vergleichbare geometrie, ich habe so ein filitiermesser im garten in verwendung weil ich dort keine wertvollen messer lagern möchte.
Steht Dir ein bandschleifer zur verfügung?

Ist es das nachfolgende messer? Das bild ist für andere als hinweis gedacht.
Filitiermesser Stallion


Nur als vergleich:


Filitiermesser martini
Die messer haben eine recht dünne klinge, ob ein ausdünnen lohnt bei dem auftragsmesser, weis ich nicht.

Nur als Anregung am rande:
Filitiermesser herder
 
Hallo Mico, ich bin da ein wenig skeptisch, ob der 1.4116 das mitmacht und nicht ausbricht. Ich glaube die wissen schon warum die werkseitig solche Winkel wählen, die sind halt vorsichtig um keine Reklamationen zu provozieren. Üblicherweise werden Schleifwinkel in diesem Segment von 15°-17° angesetzt. Du kannst es ja probieren, würde mich interessieren ob das klappt. Ich hoffe du berichtest.

Gruß Günter
 
Brechen wird der 1.4116 eher nicht. Verformen könnte sein. 30° Gesamtschneidenwinkel geht ganz gut. Geringer hab ich noch nicht probiert.
Immer voraus gesetzt, die Wärmebehandlung war perfekt.
Dann wäre auch noch interessant, wie viel und intensiv Brettkontakt stattfindet. Ich kann es nicht, aber Könner kommen ohne aus. ;)
rocco26
 
@Caligula Minus:
Erfüllt das meser eigentlich seinen zweck?
- Es ist nagelneu und soll überarbeitet werden und wurde noch nie benutzt, soll aber für den Fischfang benutzt werden.
Wäre eine neuanschaffung eventuel langfristig besser?
- Das ging mir auch durch den Kopf, aber ich bekomme Geld für das Überarbeiten.
Du kannst je nach wert des messers auch über ein ausdünnen bei jürgen schanz nachdenken.
- Nee - ich denke nicht an Kapitulation! ... nichts gegen Jürgen (y)
Beim umschleifen könnte hier viel material verloren gehen, soviel scheint mir da nicht dran zu sein.
- Ich sehe das unkritisch. Ich würde nur den letzten Keilwinkel am Anschliff von 54° auf 20° reduzieren. Es soll nur ausgedünnt und nicht die Schneide zurückgesetzt werden.
Ist es das nachfolgende messer? Das bild ist für andere als hinweis gedacht. Filitiermesser Stallion
- Ja, genau dies ist es!
Filitiermesser martini
- Gefällt mir von der Aufmachung her besser und ist sogar noch billiger als das Stallion, und das sogar mit Lederscheide! Das Stallion liegt aber schon auf meinem Tisch - das ist und bleibt nunmal Fakt.
Filitiermesser herder
- Falls man das Stallion per Umschleifen in das Herder-Messer verwandeln kann, dann sag mir, wie. Ich würde dafür auch nur schlanke 100€ verlangen :giggle:

@Lokistorm
Ich glaube die wissen schon warum die werkseitig solche Winkel wählen...
- Ich denke, bei dem Preis kommt es auf jede Arbeitsminute an, damit es für den Hersteller lukrativ bleibt. Deshalb der riesige 55° Winkel. Unzufriedene Kunden deswegen gibt es schon.
Üblicherweise werden Schleifwinkel in diesem Segment von 15°-17° angesetzt.
- Ah gut, das deckt sich mit meinem Vorhaben. Ich werde berichten.

@rocco26
Brechen wird der 1.4116 eher nicht. Verformen könnte sein.
- Gut, das hoffe ich auch. Den Brettkontakt werde ich nachher testen und gucken, was es an der Schneide anrichtet. Ich kann es nachher ja immer noch steiler Abziehen.
30° Gesamtschneidenwinkel geht ganz gut. Geringer hab ich noch nicht probiert. Immer voraus gesetzt, die Wärmebehandlung war perfekt.
- Die 30° werde ich umsetzen als Mikrofase, den Anschliff auf 20-25° und auf 0.2-0.3mm ausgedünnt. Die Härte werde ich beim Schleifen merken und später beim Brettkontakt-Test erleben.

Vielen Dank für Eure bisherigen Antworten! Es beruhigt, ähnliche Vorschläge zu lesen.
Ich hoffe, die Wärmebehandlung war gut, denn ansonsten würde sich dieses Messer nicht lohnen.
Mein Ziel ist eine viel dünnere Schneide, die sich obendrein gut wetzen lässt. Eine stabiliere Wate stellt sich dann von ganz allein ein.

Viele Grüße, Mico
 
Hi mico,
ich würde mich sehr freuen, wenn du ein Feedback geben würdest, wie sich die Sache entwickelt hat. Solche Infos aus den Erfahrungen heraus betrachte ich
als sehr wertvoll! Ich finde es gut, dass du diese Aufgabe so gewissenhaft angehst. Hoffe, mein kleiner Beitrag ist hilfreich und ermutigt dich! Viel Erfolg!
rocco26
 
Dann wäre auch noch interessant, wie viel und intensiv Brettkontakt stattfindet.
Das ist iedenfalls ein sehr wichtiger Aspekt, der gegen einen zu kleinen Schneidwinkel spricht. Oft findet man in Angeldestinationen alte Holzbretter, Sperrholzplatten o.ä. am Schlachtplatz.

Ich würde nur den letzten Keilwinkel am Anschliff von 54° auf 20° reduzieren. Es soll nur ausgedünnt und nicht die Schneide zurückgesetzt werden.
Das halte ich für eine sinnvolle Idee weil ein Touch-Up dann auch unterwegs einfacher möglich ist.

Kurz zu meinen Erfahrungen aus über 30 Norwegen-Angelurlauben. Mein heute noch meist benutztes Filetiermesser ist ein einfaches, altes, noch für <30,-DM gekauftes Filetiermesser von ZEBCO aus rostträgem Stahl (k.A. welche Sorte) und Gummigriff.
An diesem Messer habe ich alles zum Schleifen von Filetiermessern probiert und bin jetzt am Ende soweit, dass ich es mir vor jedem Urlaub anschaue und bei Bedarf den Bevel auf 30° schleife und dann noch eine kleine 40° Fase anbringe. Damit kann ich, einen ordentlichen und gleichmäßigen Schliff vorausgesetzt, eine Dorschfilet einfach und in einem Zug vom Bauch Richtung Schwanz sauber abtrennen.
Auch das Einschneiden in und das Schneiden der Rückenhaut von Lumb oder Steinbeißer bereitet keine Probleme.

Soweit meine Argumente pro Schneidenwinkel von 40°.
Meine früheren Versuche mit Schneidenwinkeln von 20...30° haben eher zu einer kürzeren Schnitthaltigkeit der Klinge geführt - das ist aber vermutlich von der Stahlsorte und der Schneidunterlage abhängig.
Wenn ich also nach Norwegen fahre, habe ich außer meinen Messern noch einen kleinen DICK-Wetzstahl und meinen Spyderco-V-Sharpmaker dabei. Der Stahl kommt immer mit an den Schlachtplatz und den Spyderco brauchte ich fast nie.
Damit war ich bis jetzt immer für alle Eventualitäten gerüstet - außer wenn meine Angelfreunde mich bitten, ihre viel zu dicken Klingen auch auf Armhaar-Rasurschärfe zu bringen ;).
 
An diesem Messer habe ich alles zum Schleifen von Filetiermessern probiert und bin jetzt am Ende soweit, dass ich es mir vor jedem Urlaub anschaue und bei Bedarf den Bevel auf 30° schleife und dann noch eine kleine 40° Fase anbringe. [...]
Soweit meine Argumente pro Schneidenwinkel von 40°.
Meine früheren Versuche mit Schneidenwinkeln von 20...30° haben eher zu einer kürzeren Schnitthaltigkeit der Klinge geführt - das ist aber vermutlich von der Stahlsorte und der Schneidunterlage abhängig.
Vielen Dank für Deine Rückmeldung! Dann korrigiere ich mein Vorhaben in Richtung 40° Schneidenwinkel. Das sieht dann so aus: Messerflanken 5°, 20° Anschliff auf 0.3mm Dicke, 35° Schneidfase + 40° Mikrofase. Das sollte am Ende wetzbar sein.
 
So - das Werk ist vollbracht - das Filetiermesser ist umgeschliffen!

Zu allererst habe ich mit einem Zische Silifix 120 einen symmetrischen 20° Keil an der Schneide angeschliffen, jedoch nicht ganz bis auf Null, sondern habe einen winzigen Teil der Originalschneide von 55° Schneidenwinkel stehen lassen. Dann habe ich die Fasen mit dem Silifix 220, Shapton 1k und 2k geglättet und anschließend mit dem Shapton 1k und 2k eine 30° Schneide gesetzt, die ich dann etwas stumpfer mit einem Keramikwetzstab als Mikrofase abgezogen habe. Die Übergänge habe ich dann mit dem Pastenleder geglättet.
Leider konnte ich diese Arbeiten nur am gerade bis konvexen Teil der Klinge vornehmen. Im Recurve-Teil war mit geraden Banksteinen nichts zu machen, so dass eine Diamantrundfeile herhalten musste, die sich recht passabel handhaben ließ. Geglättet wurden die Schleifspuren mit meinen Keramikwetzstäben (Ikea und den dicken Prügel von Lars Schanz).

Bei anschließenden Schneidtests war schnell klar, dass die 5° Flankenwinkel für Gemüseaufgaben viel zu dick sind. Bei weichen Dingen wie Fisch fällt das nicht so ins Gewicht, denke ich.

Ich hoffe, der Kunde ist jetzt damit zufrieden.

Viele Grüße
Mico
 
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