Wie genau ist genau genug?

Waldbach

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Hallo zusammen,

wie genau läßt sich die Klingengeometrie freihand am Bandschleifer erstellen? (genug Übung vorausgesetzt)
Sprechen wir hier von zehntel- oder hundertstel-mm?

Insb. die Anschliffhöhe und das Ricasso sind immer wieder Herausforderungen für mich.

Was ist für euch genau genug?
Läßt sich dies mit Augenmaß erreichen oder messt ihr beim Schleifen ständig nach?

Grüße,

Waldbach
 
Hallo Waldbach, wenn du nach Hundertsteln und gleichzeitig von Freihand am Bandschleifer fragst bist du entweder mit einer maschinengleichen Präzision gesegnet oder hast dich schlichtweg vertan. :D
Toleranzen im Bereich von wenigen Zehnteln (wir sprechen also noch von Bruchteilen eines Milimeters) bei der Höhe / Symmetrie des Anschliffs lassen sich mit dem Auge meiner Meinung nach kaum ausmachen. Selbst mit handgeführten Messmitteln hast du wahrscheinlich schlechte Karten, eine so geringe Abweichnung zu ermitteln.
Am Ricasso ist ein Symmetiefehler am ehesten sichtbar, hier kommen bei einem "fehlerhaften" Bild allerdings meißt mehrere Fehler zusammen. Es fällt insbesondere auf, wenn der Anschliff unterschiedlich weit Richtung Griff gezogen ist oder sich die Radii am Ricasso unterscheiden.

Gerade im Bereich des Ricasso trennt sich vermutlich die Spreu vom Weizen.
In meiner bescheidenen Ansammlung von customs (von Schanz, Schmoll, Anan, Dauvillaire, Prinsloo, Kislinger) ist keines dabei, dem ich ich "Perfektion" bescheinigen würde. Bei allen meinen Messern (auch bei den Mid-Tech und Serien-Messern) sind winzige Unterschiede im Verlauf des Anschliffs der Primärfase, in der Höhe und Form des Ricasso oder auch nur in der Ausführung der Sekundärfase festzustellen. Bei ein paar geht die Abweichung eher in den Bereich von 1mm plus, bei anderen könnte man sagen "um Haaresbreite daneben". Damit will ich keinesfalls die Qualität der Messer oder das Können der Messermacher in Frage stellen, ich hoffe hier fühlt sich jetzt auch keiner auf den Schlips getreten.
Fakt ist aber, dass perfekte Symmetrie (also Fehler nicht mehr mess/ sichtbar) wohl eher ein Zufallsprodukt als die Regel ist, auch bei den unbestrittenen Könnern...

Um deine Frage zu beantworten noch mal meine ganz persönliche Meinung: Je genauer desto schöner, aber die Endlichkeit des Materials und die handwerklichen Fähigkeiten des Machers setzt leider Grenzen. Wenn ich am Bandschleifer stehe oder die Feile schwinge gibts immer "Luft nach oben". Irgendwann machts aber Nachbessern (zumindest bei mir) nichts mehr besser sondern schlimmer, also versuche ich mich an diesen Punkt heran zu tasten. Bei meinen bescheidenen Fähigkeiten sind meine Ergebnisse leider noch nicht so wiederholgenau, demnach ist das "genau genug" mal früher, mal später und mal gar nicht drin. Immerhin sind die Abweichungen vom meinem Ideal aber meist so gering, dass ich mit dem Ergebnis leben kann und dass "Dritten" die Fehlerchen wenn überhaupt erst nach ganz genauer Musterung auffallen.
Als Hobbymacher muss ich in erster Linie mal nur meinem eigenen Anspruch einigermaßen gerecht werden, selbst da habe ich aber einiges vor mir.
 
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Hallo Waldbach,

Mein Opa hat immer gesagt:“ Jungchen, arbeite immer so genau wie möglich…ungenau wird es von ganz alleine.“

Also nutze alles Mögliche um Dein Ziel zu erreichen. Ist ja auch Dein Ziel.

Gruß Thomas
 
Hallo Jubei,

beruhigt mich, was du schreibst, insb. dass selbst bei Messern nahmhafter Hersteller 1mm+ vorkommen. Ich denke, dass eine höhere Präzission als ein paar Zehntel nur mit Schleifhilfen erreicht werden kann, darauf würde ich aber wegen mangelnder Flexibilität gerne verzichten.

lg
Waldbach
 
Hallo Waldbach,
ich habe eben noch mal ein paar meiner Schätzchen in die Hand genommen, ein "perfektes" war wirklich nicht dabei aber viele waren nah dran. Bei meiner Aussage "1mm plus" rudere ich deshalb doch besser ein winziges Bisschen zurück und behaupte stattdessen "etwa 1mm", habe ja keine geauen Messreihen aufgestellt :hmpf:. Asymmetrischer Anschliff, unterschiedliche Winkel und Länge bei der "falschen Schneide", unterschiedlicher Verlauf beim Ricasso und andere Kleinigkeiten bei "Fit & Finish" finden sich dennoch quer durch alle Hersteller und Preisklassen. Sicherlich habe ich nicht nur Montagsmodelle erwischt. Über meinen Bestand hinaus hatte ich auch auf diversen Veranstaltungen Duzende Messer in der Hand die zwar durch die Bank hervorragend gemacht waren aber bei denen trotzdem Kleinigkeiten zu finden waren.
Damit kein ganz falscher Eindruck entsteht, selbst schon die ambitionierten Amateure arbeiten überwiegend so sorgfältig, dass die "Macken" nur beim aufmerksamen Suchen auffallen. Aber genau diesen suchenden Blick habe ich ja während dem Messerbasteln beim Beurteilen meiner eigenen Arbeit geschult, und darauf zielt ja auch irgendwie die gesamte Fragestellung. Es zeigt sich einfach, dass der Faktor Mensch immer für eine gewisse "Streuung" sorgt; sei es beim Einspannen des Werkstücks in einen vollautomatischen Schleifautomat bei preiswerten Serienmessern oder bei der Fertigung enies Einzelstücks in Handarbeit durch einen namhaften Profi.

Im Hobbybereich kommt es ja in erster Linie darauf an, dass man Spaß daran hast, Zeit (und Geld) für das Hobby aufzuwenden. Ob am Ende etwas vorzeigbares oder schönes dabei raus kommt ist dabei zumindest für mich eher zweitrangig. Eine reflektierte Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit, Konstruktive Kritik von Experten sowie positives Feedback von Dritten ebnen den Weg vom Amateur zum Profi; diese Entwicklung lässt sich aber wahrscheinlich nicht an Zehnteln oder Hundertsteln festmachen...
 
Hm ja, entmutigen lasse ich mich eh nicht :cool: dazu macht das Bauen zu viel Spaß :super:.
Ich seh die Sache eher als Herausforderung; jedes Messer noch ein Stückchen besser hinzubekommen.
Momentan bin ich zufrieden, wenn ich keine gröber auffallenden Ungleichheiten bei den Symetrien habe.
In den letzten zwei Jahre habe ich etliche Klingen freihand geschliffen und mich gefragt, wie genau es die Profis wohl nehmen.
Übung macht am Bandschleifer wirklich viel aus. Vor allem, weil man ja die Stelle an der gerade abgetragen wird nicht sehen kann, so dass man dafür erst ein Gefühl entwickeln muss und wie du sagts hängt das von vielen Faktoren ab.
Ich finde auch, dass man, bei einem in Handarbeit gefertigten Messer, ruhig sehen darf, dass es eben nicht mit maschineller Präzission hergestellt wurde. Aber trotzdem meine ich, sollte die so erreichte Genauigkeit beeindruckend sein. Weil genau dass ist es ja, was ein schönes Messer unter Anderem auch ausmacht - ordentlich gearbeitete Kanten, saubere Übergänge, sorgfältig satinierte Oberflächen etc...

lg
Waldbach
 
Übung macht am Bandschleifer wirklich viel aus. Vor allem, weil man ja die Stelle an der gerade abgetragen wird nicht sehen kann.....


Das ist der Hauptgrund, warum ich meinen Bandschleifer vertikal und nicht horizontal eingestellt habe - so sehe ich, was ich mache .....;)
 
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Hallo Wido,

ich meinte man sieht die Stelle nicht, an der gerade abgetragen wird, weil die Klinge ja nicht durchsichtig ist. So ist es für mich eher ein Spüren, wo das Band gerade greift und ob beispielsweise die zu schleifende Seite vollflächig angeschliffen wird, oder ob der Druck vielleicht eher einseitig ausgeführt wird und so vermehrt ein Randbereich abgetragen wird.
Ich sehe dann erst bei visueller Kontrolle ob ich den Druck richtig hinbekommen habe und auch die gewünschte Stelle geschliffen wurde...aber ich denke das geht auch gar nicht anders...

lg
Waldbach
 
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