Hallo Waldbach, wenn du nach Hundertsteln und gleichzeitig von Freihand am Bandschleifer fragst bist du entweder mit einer maschinengleichen Präzision gesegnet oder hast dich schlichtweg vertan.
Toleranzen im Bereich von wenigen Zehnteln (wir sprechen also noch von Bruchteilen eines Milimeters) bei der Höhe / Symmetrie des Anschliffs lassen sich mit dem Auge meiner Meinung nach kaum ausmachen. Selbst mit handgeführten Messmitteln hast du wahrscheinlich schlechte Karten, eine so geringe Abweichnung zu ermitteln.
Am Ricasso ist ein Symmetiefehler am ehesten sichtbar, hier kommen bei einem "fehlerhaften" Bild allerdings meißt mehrere Fehler zusammen. Es fällt insbesondere auf, wenn der Anschliff unterschiedlich weit Richtung Griff gezogen ist oder sich die Radii am Ricasso unterscheiden.
Gerade im Bereich des Ricasso trennt sich vermutlich die Spreu vom Weizen.
In meiner bescheidenen Ansammlung von customs (von Schanz, Schmoll, Anan, Dauvillaire, Prinsloo, Kislinger) ist keines dabei, dem ich ich "Perfektion" bescheinigen würde. Bei allen meinen Messern (auch bei den Mid-Tech und Serien-Messern) sind winzige Unterschiede im Verlauf des Anschliffs der Primärfase, in der Höhe und Form des Ricasso oder auch nur in der Ausführung der Sekundärfase festzustellen. Bei ein paar geht die Abweichung eher in den Bereich von 1mm plus, bei anderen könnte man sagen "um Haaresbreite daneben". Damit will ich keinesfalls die Qualität der Messer oder das Können der Messermacher in Frage stellen, ich hoffe hier fühlt sich jetzt auch keiner auf den Schlips getreten.
Fakt ist aber, dass perfekte Symmetrie (also Fehler nicht mehr mess/ sichtbar) wohl eher ein Zufallsprodukt als die Regel ist, auch bei den unbestrittenen Könnern...
Um deine Frage zu beantworten noch mal meine ganz persönliche Meinung: Je genauer desto schöner, aber die Endlichkeit des Materials und die handwerklichen Fähigkeiten des Machers setzt leider Grenzen. Wenn ich am Bandschleifer stehe oder die Feile schwinge gibts immer "Luft nach oben". Irgendwann machts aber Nachbessern (zumindest bei mir) nichts mehr besser sondern schlimmer, also versuche ich mich an diesen Punkt heran zu tasten. Bei meinen bescheidenen Fähigkeiten sind meine Ergebnisse leider noch nicht so wiederholgenau, demnach ist das "genau genug" mal früher, mal später und mal gar nicht drin. Immerhin sind die Abweichungen vom meinem Ideal aber meist so gering, dass ich mit dem Ergebnis leben kann und dass "Dritten" die Fehlerchen wenn überhaupt erst nach ganz genauer Musterung auffallen.
Als Hobbymacher muss ich in erster Linie mal nur meinem eigenen Anspruch einigermaßen gerecht werden, selbst da habe ich aber einiges vor mir.