Wie moralisch vertretbar ist Tropenholz und Elfenbein?

Xerxes

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Hallo Leute,

ich bin mir nicht sicher, ob es ein ähnliches Thema hier schon gegeben hat? Mit der Suche habe ich jedenfalls nichts gefunden.

Ich mache mir schon seit einer ganzen Weile Gedanken darüber, wie moralisch vertretbar es ist, Tropenhölzer und Elfenbein zu verarbeiten. Wie gut lassen sich die Herkunft und die Handelswege nachvollziehen? Wie sieht es mit den CITES aus? Wie lückenlos lässt sich dabei die Herkunft garantieren? Sind die Hölzer, die wir so gerne verarbeiten, von Plantagen oder vielleicht sogar aus Raubbau? Wer wird mit dem Kauf von solchem Material unterstützt?

Natürlich lässt sich das beliebig auf alle Materialien ausweiten, die von evtl. gefährdeten Arten stammen. Das würde ich hier gerne zur Diskussion stellen und eure Meinungen dazu hören.

Gruß Jannis
 
So vertretbar wie schwedische Möbel aus Indien, deutsche Laufschuhe aus China, italienische Lederjacken aus Bangladesh, Erdbeeren im Winter aus Spanien, Tiroler Speck aus holländischen Schweinen usw.

Was wollen wir hier diskutieren - Globalisierung? Defacto ist die Herkunft der meisten Dinge in unserem Leben nicht mehr nachvollziehbar, mal mehr, mal weniger. Die Entscheidung liegt bei uns selber....

Gruss, C.

Gesendet von einem unrecyclebaren Smartphone ....Sondermüll.
 
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Für Tropenholz gibt es doch dieses "FCS" (oder FSC?)-Siegel für kontrollierte Nachzucht/Nachpflanzung oder wie sich das nennt...
Allerdings ist das ja mittlerweile auch schon länger eine fragwürdige Angelegenheit mit dem Vertrauen auf irgendwelche "Güte"/"Kontrollierter Anbau"/"Fairtrade" Etiketten, Siegel und sonstige Zertifikate.

Gruß Andreas
 
Ich sehe das wie Enrico. Bin ich mir in irgend einem Fall nicht sicher, wie etwas hergestellt wurde, woher das Produkt und die Rohstoffe herkommen, und kann ich es mir gegenüber nicht vertreten, kaufe ich es nicht. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst, und eine Diskussion darüber ist nicht nahrhaft. Jeder hat andere Maßstäbe, die er ansetzt... Jeder muss sich fragen "Was will ich. Ist mir alles schnuppe, oder denke ich darüber nach, was ich mache oder kaufe?"

Klugscheißmoduns 'on': es ist das FSC-Siegel (KschM. 'off'), das für Holz existiert. Doch dieses bekommt auch Holz, welches auf nachhaltig angelegten und bewirtschafteten Plantagen wächst. Fakt ist, daß Plantagen, egal welche, vor allem dort entstehen, wo vorher Regenwald/Urwald oder ähnliches stand, also per se nicht gut geheißen werden können...und, und, und...

Schmatfön ist größtenteils recyclebar, wenn es in die richtigen Hände fällt :glgl:


Liebe Grüße

Franky
 
Hi Leute,

also, ich wundere mich ein bisschen, dass dieses Thema hier auf so wenig Resonanz trifft. Also, nur um das mal klar zu stellen. Mir geht es nicht darum, jemanden zu sagen was richtig oder falsch ist. Gott sei dank, darf sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Mir geht es eher darum, hier mal verschiedene Meinungen zu hören und ggf. zu diskutieren. Und es wäre schön, wenn es auch Statements von Leuten gäbe, die sich mit dem Handel solcher Produkte auskennen, evtl. sogar selber damit handeln.

In anderen Gewerken ist die Frage der Nachhaltigkeit und Vertretbarkeit bereits angekommen. Ob ich nun mit befreundeten Tischlern, Bootsbauern oder Zimmerern rede, die meisten meiner Handwerker-Bekannten haben ein Bewusstsein für die Problematik und geben dieses auch an ihre Kunden weiter.

Und aus dieser Perspektive finde ich es gar nicht sinnlos darüber zu diskutieren. Auch wenn als Ergebnis "nur" dabei herauskommt, dass die Leute, die sich hier beteiligen oder in diesem Thread lesen, sich darüber Gedanken machen und sich eine Meinung dazu bilden.

Nun gut, mal gucken ob sich hier noch was produktives entwickelt:)

Gruß Jannis
 
Welche Meinung außer Richtig oder Falsch willst Du denn hören in einer gegebenenfalls aufflammenden Diskussion? Oder in welche Richtung soll die gehen?

Nun gut, ich kann noch eine Meinung dazu beitragen: mir ist der ganze Kram total egal. Ich halte mich an alle erforderlichen Genehmigungen, weil ich schlicht keinen Ärger bekommen will, aber ich finde diese ganzen Zertifizierungen und auch CITES totalen Mumpitz und zudem für grenzwertige Beutelschneiderei. Was man zudem mit einer totalen Regulierung oder Deregulierung anrichtet, das ist nie wirklich klar. Klar ist nur, dass der mittlerweile erreichte Grad der Regulierung schädlich ist. Für Anwender in unseren Kulturkreis sowie für große Teile der Kulturkreise aus denen die Produkte kommen.

Und klar ist, dass wir mit einer Regulierung auch deshalb nichts in den Griff bekommen, weil weite Teile der Erdbevölkerung, die nie an diesem Murks mitgearbeitet haben, einen vollkommen anderen Blickwinkel auf die Dinge haben als wir. Denen ist es weitgehend auch egal. Für Inuit ist es normal, einen Wal zu töten, zu essen und die Reste so gut wie möglich zu vermarkten. Für einen Japaner und einen Norweger auch. Chinesen interessieren sich einen Dreck für die von Elfenbein-Wilderern oder Mammutelfenbein-Buddlern angerichteten Schäden, ob nun am Tier oder an der Natur.

Das, nebenbei bemerkt, die Elefantenpopulationen durch den Artenschutz in bestimmten Gebieten so dermaßen zugenommen haben, dass die Tiere weite Gebiete als baumlose Steppe zurücklassen, teilweise die Reservate verlassen und auch Menschen töten und deshalb von Wildhütern in afrikanischen Reservaten reichlich mit der Flinte dezimiert werden (und das daraus oder aus anderen Quellen wie natürlich verstorbenen Tieren resultierende Elfenbein wegen der herrschenden Verbote und der Show gerne mal tonnenweise abgefackelt wird) will hier in unserem Kulturkreis keine Grüngurke wissen. Wäre ja noch schöner, wenn die Gutmenschenträume der CITES-Macher, die uns bald noch die Verwendung der Pflanzen aus dem eigenen Garten sowie die Vermehrung der Goldfische in meinem Teich unter Zertifikatspflicht stellen, sich als Unfug herausstellen.

Bei anderen tierischen Produkten und beim Holz entwickelt es sich ähnlich. Mittlerweile weiss kaum noch jemand wirklich, wofür man welches Zertifikat braucht.

Ich hatte auch einmal eine nette Diskussion mit einer Vertreterin des BfN, die ja für die Durchführung des Artenschutzes hir in der BRD zuständig sind. Bezüglich der Verwendung von Produkten, die klar so alt sind, dass sie garantiert vor der Einführung des Washingtoner Abkommens schon tot waren. Im speziellen Fall ging es um Walroßknochen, die zumindest mehrere hundert wenn nicht tausend Jahre alt waren und die dafür erforderliche CITES-Bescheinigung. Kann man aber problemlos auch auf jeden toten Baum anwenden. Meine Frage war dann, warum man für diese Produkte ein Zertifikat braucht. Anwort: weil die Art geschützt ist und es noch lebende Exemplare gibt. Frage: aber die Produkte sind nachweisbar Jahrhunderte alt und daher das Tier schon so lange tot, warum dann auch für diese Teile? Antwort: weil auch diese alten Teile bei ihrer Verwendung Begehrlichkeiten wecken und so die Entwicklung eines Marktes auch für "frische" Produkte fördern könnten. Frage: warum gilt das denn nicht für Repliken aus Kunststein, die ganz sicher dem betrachter Lust auf mehr machen? Schweigen im Rohr.......
 
Gegenfrage: Wie moralisch vertretbar ist es aus Rohstoffen Messerstahl herzustellen? Dabei wir ein Haufen Energie verbraucht, die z.B. in China aus Kohle kommt und dann die Umwelt belastet. Außerdem steht der Rohstoff für evtl. sinnvollere Dinge dann nicht mehr zur Verfügung. Und dann kommt so ein perverser Sammler und legt dieses energievernichtende Ding aus edelsten Rohstoffen einfach in die Vitrine :irre:

Nein, wir drehen uns hier im Kreis. :eek: Genau genommen ist alles, das wir uns heute kaufen, das den Besitz eines buddhistischen Mönchs übersteigt, moralisch nicht vertretbar. Diese Frage muss jeder für sich entscheiden. Was ganz sicher nichts bringt ist diese Frage mit "ja" oder "nein" zu entscheiden und dann moralisch überheblich mit dem Finger auf andere zu zeigen, die in der Sache eine andere Entscheidung getroffen haben. :rolleyes:
 
Also, ich muss mich wundern. Ich hätte nicht gedacht, dass es nötig sei darauf hinzuweisen. Ich möchte hier niemanden für die Verwendung der angesprochenen Materialien persönlich angreifen. Dementsprechend muss sich auch niemand persönlich angegriffen fühlen!

Gegenfrage: Wie moralisch vertretbar ist es aus Rohstoffen Messerstahl herzustellen?

Das sehe ich dann doch eher als eine Ergänzung zu meinen Fragen als eine Gegenfrage.

Genau genommen ist alles, das wir uns heute kaufen, das den Besitz eines buddhistischen Mönchs übersteigt, moralisch nicht vertretbar.

Und das soll ein Grund sein, es nicht zu thematisieren?

Was ganz sicher nichts bringt ist diese Frage mit "ja" oder "nein" zu entscheiden und dann moralisch überheblich mit dem Finger auf andere zu zeigen, die in der Sache eine andere Entscheidung getroffen haben.

Hab ich was nicht mitbekommen? Wie schon gesagt, darum soll es hier wirklich nicht gehen.



Tja, ich will niemanden dazu nötigen sich hier an der Diskussion zu beteiligen. Wer das ganze für "sinnlos" hält, darf auch einfach nichts dazu schreiben:)

Gruß Jannis
 
Achim, ich verstehe Deine Haltung sehr gut und bin fast in allen Belangen bei Dir.
Doch nur, weil sich Chinesen, Japaner, Norweger oder der Gleichen, oder der Nachbar von der Brücke stürzen, springe ich nicht hinterher. Du sicher auch nicht. Wenn einem alles egal ist, nur weil es anderen egal ist, finde ich das gelinde gesagt zum K...en. Das ist in meinen Augen keine Haltung, sondern verstecken. Dennoch bin ich mir sicher, Dir ist nicht alles (in den hier diskutierten Dingen) egal ;)

Daß Siegel, Zertifikate, CITES viel bewirkt haben steht außer Frage, genauso wie das Schindluder, was mit ihnen betrieben wird. Ich gebe da ein persönliches Beispiel, was mich echt auf die Palme bringt (herrlicher Zusammenhang :cool:). In allen Bio-Supermärkten, in denen ich schon geschaut habe, gab es nicht eine Alternative: ich bin ein süßer, heißt, ich mag süßen und schokoladigen Brotaufstrich. In den von mir in die Hand genommenen Waren dieser Art war immer Palmöl oder Palmfett enthalten, natürlich aus biologischem Anbau. Der bringt aber nix, aber auch gar nix, wenn diese Zutaten von Palmen stammen, die in Plantagen angebaut werden, die... siehe meinen Post oben - die ticken doch nicht ganz sauber :rolleyes:

achindoon bringt es recht gut auf den Punkt, denn jeder Besitz über dem notwendigen ist Luxus und fragwürdig. Doch die Menschheit hat von Beginn an Gefallen daran gefunden und war fasziniert von Dingen, die sich nicht jeder aneignen/leisten konnte.

Ich finde, jeder kleine Schritt ist mehr wert als nur Stammtischparolen auszuposaunen oder den Kopf in den Sand stecken. Bei dem einen mag das der Verzicht auf den PKW sein, bei dem anderen die Verwendung von lokal hergestellter Kleidung, und bei dem dritten die Veredelung von einem Stück Stahl mit Holz aus dem eigenem Garten - wir sollten alle etwas tun und nicht nur labern. Das bringt mehr. Von daher finde ich die Hinterfragung des Griffmaterials von Jannis genau richtig :)


Liebe Grüße

Franky (zertifiziert nach: ikaMzMs.1.0)
 
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Und das soll ein Grund sein, es nicht zu thematisieren?
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Tja, ich will niemanden dazu nötigen sich hier an der Diskussion zu beteiligen. Wer das ganze für "sinnlos" hält, darf auch einfach nichts dazu schreiben:)
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Jannis, du hast mich falsch verstanden. Ich finde es nicht falsch, das Thema mal anzuschneiden. Ich meine das auch vollkommen ernst, dass alles was wir kaufen eigentlich moralisch nicht vertretbar ist. Wir können hier tausend Meinungen sammeln und werden zu keinem Ergebnis kommen.

Die einzige Lösung für dieses Problem ist, bei sich selbst anzufangen und nur das zu konsumieren, wofür man auch selbst einstehen kann.

Ich denke bei uns Messerverrückten hier wird es sehr schwer, bei Messern mit dem Verzicht anzufangen.
Meine persönliche Vorgehensweise ist deshalb, auf andere Bereiche auszuweichen. Ich weigere mich kategorisch billiges Baumarktwerkzeug zu kaufen und nehme für den Privatgebraucht immer Industriequalität, in der Hoffnung, dass dieses länger hält und nicht mehrfach Energie und Rohstoffe dafür verbraucht werden. Genauso versuche ich bei technischen Geräten, die ich brauche, immer Industriequalität zu bekommen. Bei Notebooks gibt es dafür gesonderte Baureihen, aber für Smartphones etc. ist das mittlerweile eigentlich unmöglich.

Deswegen halte ich es auch moralisch vertretbarer, ein Messer aus Tropenholz und Elfenbein zu kaufen, wenn das das eine Messer ist, das mich für den Rest meines Lebens begleiten wird und ich damit auf den Kauf von hundert chinesischen Billigmessern verzichten kann.
 
Ich mache mir schon seit einer ganzen Weile Gedanken darüber, wie moralisch vertretbar es ist, Tropenhölzer und Elfenbein zu verarbeiten.

Interessante Diskussion ;)

für mich als Hobby-Messermacher habe ich mich gegen Elfenbein entschieden, ist mir zu teuer und für mich moralisch nicht vertretbar, da mir CITES zwar schon eine Sicherheit bietet, das das Stück aus legalem Quellen stammt. Mir aber doch etwas zu unsicher, so das ich da "im Zweifel gegen den Angeklagten" verfahre.
Auch gibt es mit Mamutelfenbein schöne Alternativen. Sonst halt Knochen oder die neuen teschnischen Alternativen.

Bei Tropenhölzern bin ich gespalten.
Lieb wäre es mit das es da ein wirklich nachvollziebare Zertifikate gäbe. Doch in der Praxis dürfte vieles Holz illegal geschlagen ein Zertifikat haben, wenn es denn überhaupt eines gibt.
Auch finde ich das es einfach zu viele verschidene "Labes" gibt um dort als Laie durchzusteigen.
Plantagenanbau halte ich auch nicht für eine wirkliche Alternative da dann anstatt eines Urwaldes eine Monokultur steht. :(


Generell kommt für mich aber nichts in Frage was unter das Artenschutzgesetz fällt.

Für mich selber hab ich mich entschieden ab und zu auch Tropenholz zu verarbeiten, da es doch geringe Mengen sind. Wichtiger ist es da in meinen Augen bei Möbeln und Dielen (Parket/Terrasse) usw auf Tropenholz zu verzichten. Da das ja dann viel größere Mengen sind.
Diese großen Mengen können halt, wenn sie nicht aus Plantagen sind, nur durch den systematischen Raubbau aller Bäume in einem Gebiet gewonnen werden.
Für kleinere Mengen würden einzelne Bäume ja schon reichen, die schonender gewonnen werden könnten.

Als optimal sähe ich es, wenn wie zB bei der Gewinnung der Tagua-Nüsse, nachhaltig ohne Zerstörung des Waldes, Holz gewonnen werden würde.
Als positiven Ansatz sehe ich da die Australier an, die da wirklich stark kontrollieren was geschlagen wird. Das schlägt sich natürlich im Preis nieder.
Den Preis sehe ich eher als wirkliches Problem, denn billig und in großen Mengen, geht halt nun mal nur mit Raubbau oder in Plantagen. :(

Wenn es exklusiv sein soll, gibt es in meinen Augen jedoch jede Menge einheimische Alternativen, die schön aussehen und nicht alltäglich sind. Die Preise für diese liegen dann auch des öfteren über den Tropenhölzern :D
Wer hat schon Pfaffenhütchen, Perückenstrauch, Weissdorn, Berberitze, Flieder, Mehlbeere, Elsbeere, Goldregen, Holunder, Eberesche, Aprikose, Mirabelle usw. als Griffholz.
 
@FrankyK:
Siehste, ich hätte halbwegs blind auf dieses FCS-Siegel vertraut. Dass mit den "jetzt aber kontrollierte Plantage" obwohl vorher echter Regenwald "auf demselben Grundstück" wusste ich noch nicht. Ich habe mich aber auch nicht näher damit befasst, da ich eher industrielles Material verwende. Ich bin damit wie wohl viele Andere auch, auf das "FCS" Marketing reingefallen. Denn mehr als eine relativ gut gemachte Mogelpackung das ist es dann ja wohl kaum.

Was Elfenbein o.Ä. betrifft:
Ich habe mal ein Reststück aus nachgewiesener Herkunft geschenkt bekommen, gefiel mir aber als Material nicht wirklich. Rinderknochen sagt mir mehr zu, die fallen so oder so irgendwo an. Aber auch zu "normalen" = nicht-exotischen Tierrohstoffen gibt es Einwände, die man hier oder dort mal zu hören bekommt. Aber irgendwas ist immer...

Gruß Andreas
 
@FrankyK:
Siehste, ich hätte halbwegs blind auf dieses FCS-Siegel vertraut... Denn mehr als eine relativ gut gemachte Mogelpackung das ist es dann ja wohl kaum.
Gruß Andreas

Mhhh, nicht ganz. Ein Mogelpackung ist das FSC-Siegel nicht. Es muss nur ebenso wie bei vielem anderen genau hingeschaut und nicht blind vertraut werden. Auch dafür ein Beispiel: einige Getränkekartons für Milch werden damit beworben, u.a. aus Materialien mit dem FSC-Siegel, also nachhaltig bewirtschafteten Holzbeständen, hergestellt worden zu sein. Sicher nicht das Schlechteste, doch die Verpackung an sich ist nicht korrekt, ob da FSC draufsteht oder nicht! Viele Tropenhölzer aus Plantagen, die nachhaltig bewirtschaftet werden, bekommen dieses Siegel, obwohl eine Plantage meist neu angelegt wird und dafür Regenwald/Urwald weichen muss. Sicher besser als solche, die mit Pestiziden überbehandelt werden, doch eben nur eine zusätzliche Plantage.( zusätzlich, da eine erst Mal bestehende seltenst für eine andere Nutzpflanzenart geopfert wird, und die Böden in den Regionen, in denen Plantagen meist entstehen, kaputt sind, wenn eine Plantage nicht mehr genug abwirft. Ich beschäftige mich seit 22 Jahren damit ;) )
Schindluder wurde damit auch getrieben, als vor ca. zwei Jahren der WWF in die Kritik geraten ist, das Siegel gegen Geld vergeben zu haben :rolleyes:

Wenn man also korrektes Tropenholz haben möchte, ist man gezwungen, genauesten hinzuschauen, zu recherchieren und bestenfalls bei kleinen Händlern und/oder vor Ort zu kaufen, die einen Einblick in die gesamte Produktion gewähren. Doch wer macht/kann das schon. Ein Verzicht ist da eine gute Alternative.


Liebe Grüße

Franky
 
Als nicht Messerschaffender, sondern lediglich Messeruser, stellt sich die durchaus nachvollziehbare Ausgangsfrage, relativ "einfach" dar:
Das Unrechtsbewußtsein für ein Paar Griffschalen dürfte ziemlich gering sein, gemessen an der kleine Menge Holz, die dafür benötigt wird.
Beim Thema Elfenbein sieht das schon anders aus, da die meisten Menschen eher eine empathische Empfindung für ein sympathisches Tier, als zu einem Baum, haben.

*Ich* finde trotz der Attraktivität exotischer Hölzer "einfache", einheimische Griffmaterialien sehr sympathisch.

Dogmatisch habe ich diese Frage jedoch noch nie betrachtet- danke für den Denkanstoß...........

Gruß
Excalibur
 
Zuletzt bearbeitet:
@ achindoon:

Jannis, du hast mich falsch verstanden. Ich finde es nicht falsch, das Thema mal anzuschneiden

Ok, das hab ich dann wohl:)

Wenn man also korrektes Tropenholz haben möchte, ist man gezwungen, genauesten hinzuschauen, zu recherchieren und bestenfalls bei kleinen Händlern und/oder vor Ort zu kaufen, die einen Einblick in die gesamte Produktion gewähren.

Das ist interessant. Ist es evtl. wirklich möglich kleine Mengen mit gesicherter Herkunft zu beziehen oder kommt eh alles von wenigen Großhändlern? Das würde mich wirklich interessieren.

*Ich* finde trotz der Attraktivität exotischer Hölzer "einfache", einheimische Griffmaterialien sehr sympathisch.

Das kann ich nur unterstützen, besonders Eibe und Wacholder haben es mir angetan;-) Wobei ich das auch nicht "dogmatisch" betrachte. Meine Schränke sind auch noch voll mit versch. exotischen Hölzern und Materialien. Das werde ich auch noch verarbeiten. Aber trotzdem stellt sich mir die Frage, ob ich in Zukunft neues Material kaufe?

Gruß Jannis
 
Vielleicht sollte man auch daran denken das auch für "kleine Mengen" Tropischen Holzes, meist der ganze Baum gefällt werden muß. Ich persönlich sehe deshalb zu möglichst nur Materialien zu verwenden die ich in meinem persönlichen Umfeld finde, bzw. die schon mal verwendet wurden, natürlich funktioniert das auch nicht immer.
 
Vielleicht sollte man auch daran denken das auch für "kleine Mengen" Tropischen Holzes, meist der ganze Baum gefällt werden muss...

Die Bäume werden immer gefällt, aber nicht, weil jemand ein Griffschalen-Paar für ein Messer bestellt hat. Sie fallen, weil das Holz begehrt ist und dafür viel Geld geboten wird. Dabei wird dann die Menge vorgehalten, die die einzelnen Abnehmer haben wollen, auch die für Messergriffe.

@Jannis: mich interessiert das jetzt auch. In den nächsten Tagen, eventuell Wochen werde ich such-finden und schaun, ob das von hier aus möglich ist. Vor Ort hätte man sicher bessere Chancen. Z.B. bei Kunsthandwerkern, die genau wissen, woher ihr Rohmaterial kommt oder es sich sogar selbst schlagen dürfen.


Liebe Grüße

Franky
 
Moralische Fragen und Diskussionen darüber sind ja so eine Sache. ;) Als Austausch finde ich ein solches Thema absolut wichtig und alles andere als überflüssig!


Zur Ausgangsfrage, wie das mit den CITES-Bescheinigungen aussieht.

Vor einigen Jahren bestellte ich ein Messer bei einem renommierten Macher. Elefantenelfenbein sollte dran sein, sofern die einwandfreie Herkunft gesichert werden kann. Das war für mich moralisch vertretbar.
Der Macher sicherte zu und ein halbes Jahr später hatte ich ein tolles Messer, aber keinerlei Bescheinigung über das Elfenbein. In mehreren Telefonaten wurde mir versichert, nur der Macher müsse den Verbleib nachweisen, ich brauche nichts. Ich wusste es damals nicht besser und war zufrieden.
Einige Jahre später wollte ich das Messer eventuell veräußern, informierte mich und fand heraus, dass das so nicht legal möglich ist und ich natürlich die ganze Zeit über eine Bescheinigung nach CITES benötigt hätte. Ich kontaktierte den Macher erneut. Mir wurde Klärung der Sache versprochen.
Ein paar Tage später hatte ich eine Email, Betreff "deine CITES", im Anhang der Scan einer Rechnung über ein Schalenpaar Elfenbein, ausgestellt von einem anderen renommierten Macher, datiert auf irgendwann vor der Bestellung, eine "CITES-Nr." mit Kuli dazu gekritzelt.

So läuft es, wenn du Elfenbein bestellst und explizit einwandfreie Herkunft verlangst. Das ist für mich nicht mehr vertretbar, auch nicht moralisch.



Ansonsten habe ich da noch keine abschließende Meinung zu.
Sinn und Erfolg von Regulierungen und Zertifikaten muss man hinterfragen. Da bin ich im Detail zu wenig informiert. Achims Haltung finde ich insofern ok, als dass er sagt, sich zumindest an alle Regeln zu halten. Wenn man die Messerszene einigermaßen kennt und beobachtet, muss nämlich feststellen, dass es auch andere gibt. Dazu gehört z.B. Materialien unter anderen Bezeichnungen zu zeigen und zu handeln.

Ich tendiere mittlerweile stark dazu, von fraglichen, exotischen (oder wie immer man das jetzt bezeichnen will) Sachen die Finger zu lassen.
 
So Leute, soeben gut 20min such-gefunden und interessantes entdeckt.

Kurze Auszüge aus der Information des Bundesministeriums für Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit: 86% bis 94% des Regenwaldverlustes gehen auf Kosten der Gewinnung von Agrarflächen und der Viehwirtschaft, etwa 2% bis 10% auf Kosten des Holzeinschlags - ein Verzicht auf übermäßigen Fleischkonsum würde also weit mehr bringen als der Verzicht auf exotischen Hölzern am Messergriff ;)

50% des globalen Holzaufkommens werden als Brennholz verwendet :rolleyes:

2,6% des gesamten Holzimportes Deutschlands ist Tropenholz, welches meist für Terrassen, Holzfußböden und schweres Bauholz verwendet wird - da könnte man die geringen Mengen für Messergriffe als nicht so gravierend bedenklich ansehen :staun:

Nur sehr wenige Tropenholzarten (in der Quelle sind vier aufgeführt) konnten bisher als Plantagenholz kultiviert werden.

Das finde ich alles sehr interessant :ahaa:.


Liebe Grüße

der weiterhin such-findende Franky
 
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