Wie reaktiv ist 1.2419?

Taka

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Hallo Leute,

eine Frage an die Stahlexperten hier: Wie reaktiv ist eine Monostahlklinge aus 1.2419 einzuschätzen? Muss man da mit braunen Zwiebeln rechnen und höllisch aufpassen, dass man das Messer nie lange feucht rumliegen lässt?

Bietet dieser Stahl eigentlich irgendwelche Vorteile gegenüber meinen rostträgen Favoriten SLD und SG2?

Gruß
Thomas
 
Ich bin kein Stahlexperte, aber wenn man sich die Zusammensetzung anschaut, dann stellt man fest, dass es ein recht reiner Carbonstahl ist. Die Reaktivität sollte also ähnlich hoch wie z. B. bei vergleichbaren, niedrig legierten Carbonstählen mit ~1 - 1,5 % C und je ~1 -- 2 % Chrom und Wolfram sein. Also eher Aogami zum Vergleich als Shirogami.

Anfangs gibt's vielleicht ein paar braune Zwiebeln, sofern du keine Patina forcierst oder wartest, bis sich eine stabile Patina gebildet hat. Und feucht herumliegen lassen würde ich es auch nicht. Wie hoch ist denn das fragliche Messer gehärtet und wie dünn ist es ausgeschliffen? Ich hätte da eher die Befürchtung, dass eine Monostahlklinge zu spröde ist, als dass es zu reaktiv ist.

Zu Vorteilen: Leichter und schneller zu schleifen. Nicht nur eine Zeitersparnis, es ist auch einfacher, winkeltreu zu schärfen, je schneller es geht.
 
Mit einem 1.2419 kann man bei richtiger WB kleinere Winkel hinbekommen.
Die Zähigkeit sollte also besser sein als bei beim SG2. Dafür ist die Verschleißfestigkeit und Korrosionsbesrändigkeit schlechter.
Die ist durch das 1% Cr jedoch etwas besser als bei einem reinen C-Stahl, jedoch nicht wirklich gut.

Nur aus Neugier? Wie kommst du auf den Stahl? Er ist ja jetzt nicht grade Häufig als Messer anzutreffen. 1.2415.05 zumindestens unter Freaks schon etwas häufiger.
 
Edit: wie unten schon richtig von @güNef
bemerkt, habe ich 1.2419 und 1.2519 verwechselt. Daher hier geändert. Die unten beschriebenen Eigenschaften der beiden Stähle sind ähnlich:

1.2519 ist der "Hausstahl" von Kamon. Tritz verwendet ihn auch. Der ist anfangs schon recht reaktiv, pendelt sich dann aber bei häufiger Benutzung ein.
Bei meinem Kamon ist die Patina stabil, das Messer ist extrem dünn ausgeschliffen und hoch gehärtet (HRC 65). Mit etwas Erfahrung lässt sich das gut händeln.
Starke Säuren würde ich vermeiden (z.B. Zitronensäure), da dann die Patina dann schnell weg ist.

Zwiebeln und etwas Feuchtigkeit sind kein Problem.

Bietet dieser Stahl eigentlich irgendwelche Vorteile gegenüber meinen rostträgen Favoriten SLD und SG2?
Das kommt auf deine Erfahrung mit Küchenmessern an: Schärfen, Umgang mit dem Messer usw.

Wenn ich mir ein Custom Messer bauen lasse, überlasse ich immer dem Macher die Wahl des Stahls. Küchenmesser kaufe ich nicht wegen des Stahls, für mich sind andere Kriterien wichtiger.

Hast du denn ein konkretes Messer im Blick?
 
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Vielen Dank für Eure Antworten!

Ich bin beim Stöbern im Netz bei moderncooking.com auf dieses Messer von Birch&Bevel gestoßen und war gleich fasziniert. Allerdings wären für mich hier gleich 2 Hürden zu nehmen: Eine komplett aus Carbonstahl bestehende Klinge und zum anderen die Klingenlänge von 23cm, die für meine Hobbyküche wohl doch etwas überdimensioniert sein dürfte. Schließlich koche ich nur für zwei.

Beim Stahl war ich neugierig, ob die 1% Chrom die Reaktivität schon nennenswert herabsetzen. Mein Takamura Chromax Santoku mit knapp 5% Chrom würde ich als relativ unproblematisch bezeichnen.

Deshalb war die Frage eher so gemeint, ob das Messer trotz des Stahls etwas für mich sein könnte. ;)

Aber so wie es aussieht, sollte ich besser die Füße stillhalten und warten, bis mir ein besser für mich geeignetes Messer über den Weg läuft. Es ist ja nicht so, dass ich dringend eins brauchen würde...
 
Beim Stahl war ich neugierig, ob die 1% Chrom die Reaktivität schon nennenswert herabsetzen. Mein Takamura Chromax Santoku mit knapp 5% Chrom würde ich als relativ unproblematisch bezeichnen.
Hab mein Chromax Santoku mal etwa 10min nach dem Zwiebelschneiden liegen gelassen, bekam Flecken auf der Schneidlage. Wenn man's normal gebraucht und auch nach sowas wie Zwiebeln direkt spült und trocken bei Seite hängt dann entsteht kaum Patina drauf. Ich vermute Mal die 1% machen hier kaum einen Unterschied zu chromfrei, solange man es aber anständig benutzt und trocknet sollte es aber kein Ausschlusskriterium sein. SG2 kenne ich nur vom R2 Gyuto, das finde ich schnitthaltiger, sehr korrosionsbeständig und nicht schwieriger zu schleifen als das Chromax, würde ich vorziehen erst Recht wenn Patina nicht erwünscht ist.
 
Mit der Patina habe ich keine Probleme, die hat mein Takamura mittlerweile auch. Nur sollte das Messer nicht gleich Rost ansetzen, wenn man doch mal verpennt, es gleich abzuspülen. Deshalb bleibe ich wohl doch besser bei den rostträgeren Stählen.
 
ich hab jetzt die Unterschiede nicht bei der Hand, aber Kamon verwendet bevorzugt 1.2519.

Der 1.2519 hat noch etwas mehr Wolfram und etwas Vanadin. Damit in Summe etwas mehr der verschleißfesten Karbide.
1.2419 hat etwas mehr Mangan, was in Damastklingen mehr Kontrast zeigt (graue Farbe).

1.2419 (105WCr6):
  • C 1.00-1.10 %
  • Mn 0.80-1.10 %
  • Si 0.10-0.40 %
  • Cr 0.90-1.10 %
  • W 1.00-1.30 %
1.2519 (110WCrV5):
  • C 1.05-1.15 %
  • Mn 0.20-0.40 %
  • Si 0.15-0.30 %
  • Cr 1.10-1.30 %
  • V 0.15-0.25 %
  • W 1.20-1.40 %
Gruß, Andreas
 
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Mit der Patina habe ich keine Probleme, die hat mein Takamura mittlerweile auch. Nur sollte das Messer nicht gleich Rost ansetzen, wenn man doch mal verpennt, es gleich abzuspülen. Deshalb bleibe ich wohl doch besser bei den rostträgeren Stählen.
Ich habe einige Messer aus 1.2419, sowie 1.2442 und SC125.
Den Spritzer Chrom merkt man eigentlich nicht. Anlaufen tun alle die genannten Stähle. Mit Rost hatte ich bis jetzt nur einmal ein Problem, als ich ein Messer noch feucht an die Leiste gehängt hatte.

Nach meiner Erfahrung hängt die Reaktivität neben dem Stahl auch vom Finish ab. Je feiner das Finish, desdo langsamer reagiert der Stahl.
 
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