Wie scharf sollte ein Messer sein?

TimM.

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Meiner in die tiefgründigen Erkenntnisse des Messerschärfens erst geringfügig eingeführten Logik erschließt sich folgende Verbindung:
sehr scharfes Messer - empfindliche Klinge
scharfes Messer - unempfindlichere Klinge

Klar, ein kleiner Folder sollte durchaus "hair popping"-scharf sein, man fällt mit sowas ja schließlich keine Bäume, aber was ist mit Campingmessern?
Wird die Schneide nicht zu brüchig, wenn sie zu scharf geschliffen wird?
Bei einem Messer, mit dem man Äste zerhackt ist Stabilität natürlich ein wichtiger Punkt. Ist ein nicht-"hair popping"-scharfes Messer (fixed mit Klingenlänge ab ca. 10 cm) für Campingtätigkeiten vielleicht besser geeignet als ein extrem scharfes?
 
also wie scharf ich meine messer schleife hängt natürlich davon ab, wo deren haupteinsatzgebiet liegt. da kannste net sagen 19° bei dem und 30° bei dem..
bei meinem kleinen wilkins hab ich aufgrund des haupteinsatzes als gummibärzerteiler nen schliff von ca 15° (evtl +2-3) drauf.

generell gilt für mich:
hackmesser 30-35°
gummibär-& papierzerschnipselmesser zwischen 15 und 20°

alle angaben allerdings ohne "gewehr" :)

die geschichte mit dem "klinge brüchig durch schleifen" musst du mir erklären :confused:
 
Hi,
natürlich hängt die Art des Schliffs vom vorgesehenen Verwendungszweck ab.

Aber nur weil man einen größeren (stabileren) Schleifwinkel wählt muss die Klinge ja nicht stumpf sein.
Rasieren geht auch mit grossem Schleifwinkel!

Manchmal kann es auch sinnvoll sein ein Messer auf einem gröberen Stein abzuziehen. Dadurch erreicht man sowas wie eine Minisäge. Die ist dann beim ziehenden Schnitt agressiver.

Ich mag aber bei allen Messern Rasierschärfe.

Zorro
 
"Hackmesser"

Mein "Testmesser für alle Zwecke" hat eine Klingenlänge von ca. 24 cm und eine Breite von fast 4 cm, würde also weit in Deine Kategorie der "Campingmesser" fallen. Das Ding hat einen durchgehenden balligen Schliff und ist so scharf, dass ich ohne Probleme einen Druckschnitt gegen die Faser durch ein Blatt Papier machen kann. Dennoch kann ich aufgrund der Geometrie der Schneide damit zum Beispiel 4 mm Kupferdraht zerhacken oder einen 10 x 10 cm Zaunpfosten durchhacken ohne dass das Messer an der Schneide Schaden nimmt oder seine Eigenschaft Haare zu rasieren verliert.

Wichtigster Punkt beim Schleifen von Messern ist die Geometrie des Schliffs. Und da geht nun mal kein Weg vorbei an den vorteilhaften Qualitäten der konvexen Form.

Achim
 
Eigentlich wollte ich ja auch noch was zum Thema sagen, aber AchimW kam mir zuvor :eek:
 
Hallo AchimW,

was ist denn ein Druckschnitt gegen die Faser durch ein Blatt Papier? Hält man da ein Blatt Papier und schneidet es dann, ohne es auf eine Unterlage zu legen in der Luft durch, bzw. eine Ecke ab? So mach ich es immer.
 
Hi zusammmen,

ich kann das mit dem konvexen Schliff nur bestaetigen. Trotz rasierschaerfe stehen die Schneiden auch nach "hartem" Gebrauch.

Nicht umsonst erlebt dieser Schliff momentan ein Comeback. Siehe Fallkniven, Busse (in leicht modifizierter Form), Cold Steel oder bei meinen Blackjack-Knives.

www.blackjack-knives.de
Marco Stanzel
 
Ebend, außerdem wird die Schneide im 90° Winkel, also senkrecht angesetzt und durchgedrückt und nicht schräg um eine Ecke abzuschneiden.

Cyrus
 
Hallo Messerschärfer!

Die Schärfe, Feinheit und Schneidenform des Schliffs sollte sich nach dem zu schneidenden Gut (Faseranteil, Homogenität, Härte, etc.) richten.

Je homogener ein Schnittgut ist, desto genauer kann man eine Schneide darauf hin schleifen. Wenn Du zum Beispiel Fleisch schneiden willst und nicht weißt, ob da vielleicht auch Knochen drin sind, dann solltest Du tendenziell eher zu einem größeren Keilwinkel greifen.

Je größer der Faseranteil (Fleisch) des Schnittgutes, desto besser fährst Du mit einem nicht ganz so feinen Schliff. Dieser erzeugt die schon angesprochene Mikroverzahnung, die agressiver ins Material beisst.

Je höher die Härte des zu trennenden Materials, desto schneller sollte die Schneide dicker werden nach der eigentlichen Schnittkante, um mehr Material den Schnittkräften entgegen setzen zu können. Hier sind insbesonders der ballige Schliff und größere Schnittwinkel zu nennen.

Lange Rede mittelkurzer Sinn:
Winkelangaben beziehen sich auf den Winkel zwischen Schneide und Schleifstein, also dem halben Keilwinkel. Nach dem Schleifen können alle Messer mindestens die Unterarmhaare abrasieren.

Für Universalmesser (Schweizer Messer, Küchenmesser, EDC etc.) verwende ich einen 1000'er oder 800'er japanischen Wasserstein oder ähnlich grobes Schleifmaterial. Die Schneide beißt in die meisten Materialien gut hinein und das nachschärfen dauert nicht ewig. Der Schnittwinkel hängt wieder von der Anwendung ab. Bei Schweizermessern schleife ich die kleine Klinge im 20° Winkel auf jeder Seite und die große Klinge in einem Winkel von ca. 15°. Bei Küchenmessern schleife ich einen Winkel von ca. 12° bis 15° an und bei EDC halte ich den Winkel auf ca. 17°. Bei einseitigen Messertypen ziehe ich die Schneide in einem ca. 5° größeren Winkel ab. Die flache Seite wird nur plan geschliffen.

Für Sammlermesser, die eigentlich wenig Einsatz sehen verwende ich entweder einen 6000'er japanischen Wasserstein oder den ultrafeinen Spyderco Benchstone, um die Klinge so poliert wie möglich erscheinen zu lassen und die Rasierfähigkeit zu erhalten.

Für Rasiermesser nutze ich einen 6000'er japanischen Wasserstein oder einen belgischen Brocken, der Winkel wird durch das Messer vorgegeben.

Für Holzwerkzeuge (Hobelklinge, Stemmeisen, Stechbeitel) verwende ich bei Weichholz (Fichte, Kiefer, etc.) einen einseitigen Anschliff von ca. 23° und für harte Hölzer (Eiche, Tropenhölzer, Buche, etc.) einen Winkel zwischen 30° und 35°. Die flache Seite erhält keinen Anschliff, sondern wird nur plan abgezogen. ZUm Schleifen kommt ein Winkelhalter zum Einsatz (die von der Firma www.dick-gmbh.de sind nicht schlecht, bekommt man aber auch woanders, wenn man länger sucht).

Jedes Messer wird nach dem Schärfen zuerst auf einem Lederriemen mit Polierpaste und dann auf einem Chromoxidriemen von dem Grat befreit. Diesen Schritt (zumindest den mit der Polierpaste sollte man nach jedem Schleifen anwenden, er bringt wirklich etwas!). Wenn manche Messer die Rasierprobe nicht in beiden Wuchsrichtungen vernünftig hinbekommen, dann ist das Abziehen meistens nicht vernünftig durchgeführt worden und muss wiederholt werden.

Bestimmt habe ich noch etliches vergessen, für Ergänzungen bin ich dankbar.

Viele Grüße und scharfe Messer wünscht Euch der Leo.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wünschte, alle meine Messer wären sooo scharf, wie das verdammte grün-weisse Kraut im Garten, heut morgen beim Jäten einmal kräftig gezogen, schon hatte ich eine schöne glatte Schneidwunde am Finger, ohne etwas zu merken, bis Blut floss :mad:

Gruß Andreas
 
Hi allerseits,

Hab noch einen entscheidenden Hinweis wermisst!
Jeder stahl geht mit unterschiedlichen voraussetzungen ins Rennen um die feine Schneide.
Wenn man hochlegierte werkstoffe für Klingen einsetzt (viele Karbide) begrenzen diese die maximale Stabilität der feinen Schneide drastisch. Ein zu feiner Winkel für die Schneide bei hochlegierten Werkstoffen führt bei Belastung und auch oft schon beim Schleifen zu Ausbrüchen.

Die Schneidkantenstabilität ist gering wegen zu vieler verschleißfester Karbide!!!:haemisch:
 
Original geschrieben von zorro_43
Manchmal kann es auch sinnvoll sein ein Messer auf einem gröberen Stein abzuziehen. Dadurch erreicht man sowas wie eine Minisäge. Die ist dann beim ziehenden Schnitt agressiver.

Ich mag aber bei allen Messern Rasierschärfe.

Ich wärme diesen alten Thread noch mal auf, weil ich gern genauere Infos zu dem groben "Minisägen"-Abzug habe.
Ich habe mein CT mit einem Abziehstahl etwas aufgeraut, dadurch ging die Rasierschärfe größtenteils verloren, die Schneide ist nun aber so "bissig", also rau und dennoch scharf, dass ich mich bei minimaler Berührung (bei einem "ziehenden Schnitt") versehentlich geschnitten habe.

Meine Frage nun: hab ich das richtig gemacht oder müsste die Schneide zusätzlich zum "Sägeeffekt" noch rasieren können?

Danke im Voraus.
 
tja entweder oder

bei ausreichendem Druck kannst Du sicher deinen Unterarm glätten nur ob das dann den Zweck wirklich super erfüllt musst Du wohl selbst entscheiden
 
Wenn ich meine Messer über den blauen (mitleren) DMT ziehe hab ich diesen Sägeeffect, die Schneide fühlt sich dann sehr rauh an, rasieren geht zwar trotzdem noch, natürlich nicht mehr so komfortabel.

Solche rauen Schneiden beissen bei härteren Materialien gut zu, für Materialien wie Hanfseile auch optimal, siehe Günters Ropecut mit einem Messer das nur am Band abgezogen war.

freagle
 
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