Wie Victorinox wieder gangbar machen

naturelle

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Nabend!

Ich habe hier ein eigentlich wenig genutztes Victorinox Messer (Standard-Größe 91mm, kein Alox), welches meine Tochter bei ihrem Auslands-Aufenthalt mit hatte. Leider hat sie es versäumt, nach Obst schneiden das Messer abzuwaschen. Das war vor ungefähr einem halben Jahr. Jetzt bekomme ich es überhaupt nicht mehr gangbar. Es ist so schwergängig, daß ich z.B. die verbaute Säge (das einzige Teil ohne Nagelhieb, welches man von vorne hoch hebelt) selbst mit Hilfe eines Schraubendreher nur ca. 5mm ausgeklappt bekomme. Einzig der Korkenzieher auf der anderen Seite läßt sich aus- und einklappen.

Das Messer hat jetzt schon ca. eine Stunde im Ultraschallbad bei 45°C mit Spülmittel-Zusatz verbracht - leider ergebnislos (bis auf die genannten 5mm).

Hat jemand einen Vorschlag, wie ich das Messer wieder gangbar bekomme, ohne daß die gelben Leucht-Halbschalen darunter leiden?
 
Versuchs doch mal mit Bremsenreiniger, der sollte eigentlich alles lösen, was so zwischen den Gelenken klebt.
Aber vorsichtshalber mal die Griffschalen abkleben....
Gruss
FLO:super:
 
Aber vorsichtshalber mal die Griffschalen abkleben....
Abkleben wird da wohl kaum helfen, weil der auch durch die Ritzen ziehen würde. Zur Zeit probiere ich es mit Rivolta TRS Plus, das ist ein Kriech-Öl. Vorher habe ich Brunox Lubrifood genommen (Sprühöl für die Lebensmittel-Industrie, damit öle ich sonst die Messer), zwischendurch auch Alkohol. Vielleicht bin ich zu ungeduldig, jetzt lasse ich das Messer erstmal mit dem Rivolta in der Spüle bis morgen "durchziehen".
 
Moin

Ich habe vor vier Jahren mal so ein Vic zur Pflege bekommen... das war nach reichlich Obstscheiden dann für zwei Jahre in der Schublade versenkt worden.
Da ließ sich kein einziges Werkzeug auch nur ein paar Millimeter bewegen.

Ich habe das Vic zwei Tage lang in einem leeren Rotkohlglas mit anfänglich heißem Wasser und einem Tab vom Geschirrspüler "ziehen" lassen.
Dann sorgfältig und lange heiß gespült und die dann wieder einigermaßen beweglichen Teile viel bewegt... unter heißem Wasser.
Dann alles ausgeklappt und wieder mit nem neuen Tab und heißem Wasser für einen Tag ins Rotkohlglas.

Und dann wieder heiß gespült und viel bewegt.

Erst als alles wieder normal lief habe ich einen Hauch Öl an die Gelenke getan. ..... jetzt macht das Messer wieder seinen Job ;)

Gruß
chamenos
 
Chamenos,
der mit dem dem Rotkohl war mir neu,
besten Dank!
Da werde ich Mesdames gleich mal drauf
ansetzen, die haben nämlich auch alle ein
Vic in der Tasche.
Gruß
Rudi
 
Da bei Obst keine Fettrückstände die Ursache sein können, sondern erst einmal „nur“ perfekt wasserlöslicher Zucker, halte ich den Einsatz von fettlösenden Mitteln für eher ungeeignet...

Zucker kann man immer noch in Wasser am besten auflösen.

Das zweite Problem mag Rost sein, das sollte man mit speziellen rostlösenden bzw rostumwandelnden Mitteln behandeln.

Extreme Verkrustungen können sehr umweltfreundlich und rasch mit „Beschuss“ mit Trockeneis beseitigt werden. Die Plastikschalen sollten davor jedoch abgenommn werden.

Trockeneis kühlt Metall schlagartig auf rund -70 Grad ab - das Rost und Dreck einen anderen Ausdehnungskoeffizienten haben, kommt es an der der Grenzfläche zwischen metall und Rost/Dreck zu starken Oberflächenspannungen, woraufhin Rost und Dreck und auch Lacke schlicht und einfach abgesprengt werden. Bei Vorhandensein von Metallen mit stark unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten muss man das Risiko vorher abschätzen.

Überall in Deutschland gibt es Betriebe, die Trockeneisstrahlen. Wenn man nett fragt, halten die möglicherweise mal kurz einen Strahl auf das Messer.... dann sollte alles wieder halbwegs gängig sein, vermute ich..

Zum Potential von Trockeneisstrahlen, was in der Restaurierung von Oldtimern wegen seiner materialschonenden Einsatzfähigkeiten seinen festen Platz hat, hier nur mal zur Verdeutlichung der Möglichkeiten er Methode:

https://m.youtube.com/watch?v=nVnC08sAdJo

Ich würde auch erst einmal eine längere Lagerung in Leitungswasser bevorzugen, aber anstelle von Spülmittel eher einen milden Zusatz von Zitronensäure bevorzugen, welches perfekt alle Arten von Dreck löst und überall erhältlich ist (500g = 2€)....

Zitronensäure wird auch im Laborbereich viel zum Säubern von Glasgeräten benutzt, weil es sowohl Wasser- wie auch fettlösliche Verschmutzungen rückstandslos auflöst bzw abwaschbar macht...
 
Chamenos,
der mit dem dem Rotkohl war mir neu,
besten Dank!
Da werde ich Mesdames gleich mal drauf
ansetzen, die haben nämlich auch alle ein
Vic in der Tasche.
Gruß
Rudi

bevor du dein Messer in Rotkohl einlegst: es ging um ein leeres Glas, in dem einmal Rotkohl drin war :), und jetzt Wasser eingefüllt wurde
 
Ich hatte bei meinem Vic mit heißen und kalten Wasser und einwickeln in Ballistol Erfolg.
Das lag allerdings ein paar Jahre auf einer Wiese.

(Rotkohl im Glas enthält Essig (=> Essigsäure) allerdings auch Zucker... ;) )
 
Zuletzt bearbeitet:
Camenos schreibt :
LEERES Rotkohlglas !


Man könnte aber auch ein LEERES Gurkenglas Nehmen :irre:.

Norbert
 
Moin

LEERES Rotkohlglas !

Danke ;)


Und noch einmal: wenn da alter "Obstsaft" die Beweglichkeit des Teile blockiert, dann hilft da Öl überhaupt gar nix.
Das Zeug muss aufgeweicht und dann rausgelöst werden. Und das erreicht man am einfachsten mit heißem Wasser und zur Unterstützung dem bösen Geschirrspülerzeug .... und etwas Zeit. ;)

Gruß
chamenos
 
Wenn der Dreck im Wasser erst einmal lange genug eingeweicht ist, ist der Ultraschallreiniger aber keine schlechte Idee. Wenn er schon zur Verfügung steht, würde ich ihn am Ende wieder benutzen. Als Öl für die Behandlung, wenn das Messer wieder funktioniert, kann ich übrigens das Ballistol H1 empfehlen. Das Zeug ist extrem dünnflüssig und kommt bei den Vics auch in die kleinste Ritze. Dazu ist es H1 zertifiziert, also lebensmittelecht. Anders als das normale Ballistol stinkt es auch nicht so. In der 200ml Spühflasche findet man es überall recht günstig. Größere Gebinde scheint es nicht zu geben.
 
Hallo!

Öl für die Nachbehandlung habe ich genug, da muss ich nichts kaufen. Ich muss es nur erstmal wieder gangbar machen.
Da ich keine Zitronensäure habe, habe ich kurzerhand vom Nachbarn ein paar Zitronen "geborgt" und ausgepresst. Die Flüssigkeit in den US-Reiniger und dann mit heißem Wasser aufgefüllt, ist das Messer jetzt schon 3x 30min drin. Leider immer noch kein Erfolg. Am Liner kann man weißlichen Belag sehen, sieht aus wie feinste, kurze Zwiebelhäutchen (sind es nicht, nur zur Illustration). Ich weiß mittlerweile, daß zuletzt nur eine Kiwi damit geschnitten wurde. Da das Messer doch zumindest ausgespült wurde (und es wurde versucht, es mit einem Wattestäbchen zu reinigen), habe ich das mexikanische Wasser in Verdacht. Ich weiß nicht, ob das besonders kalkhaltig ist oder was auch immer. Auch wurde das Messer mit Meerwasser benutzt.

Ich bekomme mittlerweile die Werkzeuge zumindest wieder heraus, aber von einer Feder-Wirkung der Rückenfedern ist nichts zu spüren, und die ersten Klapp-Grade muss ich mit Werkzeug machen, danach reicht es, wenn ich zur Griff-Verstärkung einen alten Ledergürtel zwischenlege. Nutzbar ist es somit immer noch nicht, es geht so schwer, als ob die Nieten zu fest angehämmert wurden (nur mal als Vergleich, das ist natürlich nicht so, vorher ging das Messer butterweich wie alle meine Messer).

Andere Vorschläge, mit denen ich vielleicht weiter komme?
 
Corega tabs oder sonstige Gebissreiniger könnten vielleicht helfen. Mit heißem Wasser benutzen. Mal probieren.
 
Und noch einmal: wenn da alter "Obstsaft" die Beweglichkeit des Teile blockiert, dann hilft da Öl überhaupt gar nix.
Das Zeug muss aufgeweicht und dann rausgelöst werden. Und das erreicht man am einfachsten mit heißem Wasser und zur Unterstützung dem bösen Geschirrspülerzeug .... und etwas Zeit. ;)


so sehe ich das auch. Wobei die Fruchtsäuren (z.B. Zitronensäure) und die Chloridionen des Meerwassers im Laufe der Zeit mit hpher Wahrscheinlichkeit auch ordentlich zu Korrosion geführt haben.

Würde das auch zunächst „alkalisch-wässrig“ angehen. Aber nicht extrem alkalisch, um die Alu-Platinen nicht zu sehr zu schädigen. Verdünnte SpüMa-Tabs, oder verdünnter Backofenreiniger. Meinetwegen drei Tage, zwischendurch immer wieder ultraschallen und „gymnastizieren“.
Wenn die Klingen merklich beweglicher werden, dann wirklich gut trocknen und auf „Öl“ umsteigen.

Stinknormales Ballistol ist leicht alkalisch eingestellt und enthält einen Emulgator, der verbliebene Feuchtigkeit weitestgehend unschädlich machen kann. Geruch interessiert zu diesem Zeitpunkt null.

Taschenmesser in Zip-Beutel, Ballistol drauf und in Wasser-gefülltes Ultraschallbad hängen den Zip-Beutel. Immer wieder ultraschallen und klingen bewegen und wieder zurück in den Beutel.

Langfristig wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit funktionieren.

Ob so ein Procedere wirtschaftlich ist, das ist eine andere Frage...
 
Da bei Obst keine Fettrückstände die Ursache sein können, sondern erst einmal „nur“ perfekt wasserlöslicher Zucker, halte ich den Einsatz von fettlösenden Mitteln für eher ungeeignet...
...
Zitronensäure wird auch im Laborbereich viel zum Säubern von Glasgeräten benutzt, weil es sowohl Wasser- wie auch fettlösliche Verschmutzungen rückstandslos auflöst bzw abwaschbar macht...

Genau, Fruchtsäfte machen „zuckerhaltige“ Rückstände, aber doch auch säurehaltige. Das eine klebt per se, das andere macht Korrosion.

Soso, eine schwache Säure löst Fette auf... das muss mir aber mal einer erklären wie das laufen soll!
 
Wobei die Fruchtsäuren (z.B. Zitronensäure) und die Chloridionen des Meerwassers im Laufe der Zeit mit hpher Wahrscheinlichkeit auch ordentlich zu Korrosion geführt haben.
Bis auf ein paar "Stippen" auf der Säge ist da gar nichts korrodiert. Und bei denen bin ich mir nichtmal sicher, ob die nicht vorher schon dran waren.

Würde das auch zunächst „alkalisch-wässrig“ angehen. Aber nicht extrem alkalisch, um die Alu-Platinen nicht zu sehr zu schädigen. Verdünnte SpüMa-Tabs, oder verdünnter Backofenreiniger. Meinetwegen drei Tage, zwischendurch immer wieder ultraschallen und „gymnastizieren“.
Ich überlege gerade, ob auch Badreiniger geht.

Ob so ein Procedere wirtschaftlich ist, das ist eine andere Frage...
Seit wann interessiert das in diesem Forum?:steirer:
 
Ich fand mein 1985er Victorinox Champion vor ein paar Jahren in einer Schublade. Bis auf die Klinge ließ sich nichts mehr ohne zusätzlichem Werkzeug öffnen. Ich habe es dann zum Reparaturservice von Victorinox geschickt und mein Messer kam nach einem Monat voll funktionsfähig mit neuer Klinge, Zahnstocher, Pinzette und neuen Griffschalen per Post zurück.

Im besten Fall hätte ich den Großteil der Werkzeuge wieder benutzbar gekriegt aber so habe ich quasi ein neues Messer bekommen. :)

Nur falls die ganzen Bemühungen hier nicht zum gewünschten Erfolg führen... ;)
 
Vielleicht hat ja die Tochter versucht das Sackmesser während ihres Auslandsaufenthaltes mit Leinöl zu „pflegen“?
Verharztem Öl könnte man mit Motorsägenreiniger (Backofenreiniger geht auch) zu Leibe rücken.
 
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