AW: Windmühlenmesser Herder Wetzstab 26cm Keramik DUO Phase grob/fein eine gute Idee
Danke, ich bin ja noch auf der suche nach dem was ich will, irgendwie hat mich das Fieber erfasst, was früher scharf war ist heute nur noch stumpf, darum möchte ich mich näher mit der Materie befassen und das beste Ergebnis rausholen was für mich als Laien möglich ist.
Man kann da Esoterik reinbringen, manche machen das auch. Mir persönlich geht es "nur" um handwerkliches Können auf so hohem Niveau, daß ich für mich damit zufrieden bin, ohne daß es gleich zu "Dissereien" wie "Kuck mal, da spielt der Freak wieder verliebt blinzelnd mit seinen Klingen rum" reizt.
Ok, dann wollen wir mal. Also, ich würde empfehlen, folgende Sachen anzuschaffen:
https://www.trekkinglager.de/messer...iehstein-auf-holzsockel-roter-sandst/a-25653/
http://www.mehr-als-werkzeug.de/product/711534/Japanischer-Naturstein-Aka.htm
http://www.mehr-als-werkzeug.de/product/711620/Japanischer-Naturstein-Jo-Haku.htm
http://www.mehr-als-werkzeug.de/product/705580/Rozsutec-Schaerfstein-Riemchen.htm
http://www.mehr-als-werkzeug.de/product/711101/Schaerfsteinhalter.htm
http://www.scharferladen.de/shop/NA...raubspannriemen-Kern-Juchten-natur::5469.html
Nicht erschrecken, das ist die _komplette_ Ausrüstung, die man für den Hausgebrauch benötigt, womit man aber schon _professionelle_ Ergebnisse erzielt, und das recht bald wie auch _langfristig_. Alles, was über diese paar Sachen hinausgeht, geht m. E. dann schon in Richtung Liebhaberei, die schön und gut ist, aber nicht unbedingt nötig (Stichwort: Gelber Belgischer Brocken, Ohzuku oder Alter Thüringer usw.).
Andererseits halte ich nix davon, mal für "den Anfang" irgendeinen billigen Kram zu empfehlen, der nur das Risiko birgt, daß man es gar nicht richtig lernen kann, weil das Material nicht genug taugt. Die o. g. Sachen sind jedoch günstig und gleichzeitig hochqualitativ. Natürlich kannst Du für dieselbe Qualität auch den x-fachen Preis zahlen, wenn Du woanders hingehst. ;-)
Der Reihe nach:
Die Steine sind Natursteine. Sie haben also eine "eingebaute" Streuung in der Körnung, was für _leichte_ Ungleichmäßigkeiten beim Schleifen und damit für eine _bessere_ und natürlichere Schärfe der Schneide sorgt als bei Kunststeinen. Kann ich bestätigen, ist kein Voodoo. Zusätzlich sind die genannten Steine recht hart und damit sehr haltbar.
Daß es ausgerechnet diese Steine sein sollen, hat nur den Hintergrund, daß sie die passende Körnung und das passende Schleifverhalten haben und dabei günstig sind. Noch günstigere Steine, die die gleiche Qualität haben und genausogute Ergebnisse bringen, konnte ich bis heute nicht finden. Hat also nix mit dem jeweiligen Laden zu tun.
Weiter sind Natursteine absolut simnpel in der Handhabung, wenn sie wie hier für Wasser sind: Stein befeuchten und loslegen, fertig. Kunststeine müssen dagegen mindestens 10 Minuten lang gewässert werden. Und Ölsteine vergessen wir hier am Anfang auch gleich wieder.
Der 240er Sandstein ist für den Fall, daß eine Klinge schon richtig runter ist, also quasi "rund", oder wenn sie Scharten/Kerben hat. Der kommt also nur selten zum Zug.
Der Aka ist für gröberen Schärfeschliff, dann fängt man mit dem an. Danach kommt der Jo-Haku für den "normalen" Schärfeschliff. Bei Klingen, die nicht so weit runter sind, kann man gleich mit dem Jo-Haku anfangen, das ist der "Brot-und Butter-Stein."
Der Rozsutec ist dann für den Feinschliff. Das sollte man auch machen. Nach einem Feinschliff bekommt der Schnitt einer Klinge einen "seidigeren" Charakter und die Schärfe einer Klinge hält dann auch länger vor. Das wurde mir schon von Leuten bestätigt, die erst _kategorisch_ jeden Feinschliff abgelehnt haben. Und dann haben sie einmal den Rozsutec versucht und haben sich gewundert, wieso sie den jemals abgelehnt hatten.
Im Normalfall reichen also der Jo-Haku und der Rozsutec völlig aus, die anderen braucht's nur in härteren Fällen.
Wenn man erst einmal etwas geübt ist, braucht man pro Messer ohnehin nur ein paar Minuten für alles. Also nicht erschrecken. Die Ergebnisse liegen jedoch weit über dem, was irgendein Schnellschleifer vom Aldi oder der Bandschleifer von einem "Profiladen" leisten kann.
Kerben oder Scharten in einer Schneide bringt man mit dem Aka nicht weg, da braucht man schon gröberes Material wie den 240er. Nach oben hin bringt wiederum der Rozsutec noch keinen echten Polierschliff. Feinschliff ja, Polierschliff nicht. Das ist also wirklich nix überkandideltes, was ich da aufgelistet habe. Wenn Du später auch mal einen Polierschliff willst, dann frag nochmal danach, da gibt's ein paar Sachen zu beachten. Wäre jetzt hier aber zuviel.
Der Spannriemen ist eigentlich schon höhere Schule, ist aber dennoch empfehlenswert. Nach dem Feinschliff die abgespülte und abgetrocknete Schneide einfach _rückwärts_ und flach über den Riemen ziehen, wenden, ziehen, wenden, ziehen - wie der Barbier im alten Western. Beim Wenden die Schneide aber vom Leder abheben. Durch solches Ledern wird der Schleifgrat wirklich perfekt aufgerichtet. Erst bei Klingen mit ca. 62 HRC oder mehr hat Ledern dann keinen Effekt mehr.
Der gezeigte Riemen ist "nur" aus Kernjuchten, das reicht aber, echtes Juchten wäre nett, ist aber nicht unbedingt nötig. Eine Seite des Riemens kann geölt werden, dann wird sie etwas härter. Für Rasiermesser o. ä. sollte allerdings immer nur eine original weiche Seite ohne Öl benutzt werden.
Schleifbewegung: Ich verwende einzig und allein den Schiebeschliff mit linearer Bewegung, hier
http://www.youtube.com/watch?v=atiWUDl_ze0
ab 2:26 zu sehen. Die Behauptung am Anfang des Videos, daß man diesen Schliff nicht für Klingen mit abgerundeten Spitzen verwenden könne, ist falsch. Überhaupt ist vieles dort auf Duröhre ziemliches Voodoo und wirkt oftmals eher abschreckend statt einladend auf Neulinge. Das gilt besonders für das Panschen mit Chrom-Pasten usw. Ich finde nicht, daß man dadurch das Schleifen lernt.
Schleifwinkel: Das hört sich fies an, denn das muß man irgendwie ins Gefühl kriegen. Ich kann's nicht recht beschreiben. Das hängt auch von der Art der Klinge und Schneide ab. Auch dazu hat der Leo was auf Duröhre abgelegt, was man aber wiederum auch nicht sooo super ernstnehmen darf. Laß Dir vor allem nix von irgendwelchen Haltern für den Schleifwinkel erzählen.
Windmühlenmesser oder Opinels mit dem klassischen Dünnschliff gehen bei mir fast liegend über die Steine. Messer mit nicht ganz so flachem Schliff wie viele handgeschmiedete Japaner mit leichter Ballung am Übergang von der Schneide zur Klinge bekommen ca. 15° Schleifwinkel. Deutsche Messer mit dem üblichen Keilschliff bekommen so 20 - 25°.
Letztlich sieht das im Grunde so aus, daß eine Klinge im Schiebeschliff und im passenden Winkel über den Stein nach vorn geschoben wird, so zwei- bis fünfmal. Dann seitlich etwas versetzen und den nächsten Abschnitt der Schneide auf dieselbe Weise schleifen. Deshalb macht es bei diesem Schiebeschliff auch nix, wenn ein Stein relativ kurz (und günstig) ist. Ist man an der Klingenspitze angelangt, die Klinge drehen und dasselbe für die andere Klingenseite wiederholen.
(Das gilt natürlich nur bei beidseitig geschliffenen Klingen. Einseitige wie Scheren oder gewisse Japaner werden auch nur einseitig geschliffen.)
Dann der Schliff auf dem nächsten Stein und am Ende das Abziehen auf dem Juchten. Alles in allem dauert das mit etwas Übung für ein Messer, das normal nachgeschliffen wird, dann nur ein paar Minuten. Am Anfang dauert's länger, ist klar.
Wenn Du Talent zum Schleifen hast, wirst Du nach 3 Monaten alles vom Gemüsemesser über Kochmesser bis zu Scheren, Beiteln und Äxten so scharf bekommen wie sonst niemand in Deiner Umgebung. Da kann auch kein angeblich "professioneller Schleifservice" mithalten. Deren Bandschleifer können nie das leisten, was schon ein mittelprächtiger Stein kann. Nach 1 Jahr kannst Du Samurai-Schwerter schleifen. Also nicht entmutigen lassen, sondern einfach loslegen.
)
Wie oft Du schleifst, kannst Du ganz nach Lust und Laune selbst entscheiden. Manche wollen schon den geringsten Schärfeabfall sofort weghaben, andere stört das weniger. Aber _wenn_ Du es willst, dann kannst Du es eben auch, wenn Du erst mal in der Materie drin bist.
Noch ein Wort zum Thema rostfrei: Das ist bei Windmühlenmessern unnötig. Die sind gepließtet. Meine wurden nach dem Kauf geschliffen, mit Leinöl geölt und ans Magnetbrett gehängt. Wenn sie gebraucht werden, werden sie benutzt, abgespült, abgetrocknet und wieder ans Magnetbrett gehängt. Wenn man die nicht im Wasser oder im feuchten Gemüse liegen läßt, rostet da nix. Sie bekommen an manchen Stellen eine leichte Patina, aber keinen Rost, wenn sie denn nur vernüftig behandelt werden. Nachgeölt werden sie vielleicht ein- bis zweimal im Jahr.
Meine handgeschmiedeten Karbon-Japaner wollen hingegen regelmäßig geölt werden, sonst kann man quasi zuschauen, wie der Rost kommt. Windmühlenmesser sind da _viel_ pflegeleichter.
Rostfreie Klingen hingegen haben den Nachteil, daß Du die "Nebenwirkungen" der Chrom- und Vanadiumkarbide nicht wegbekommst. Ohne das ins Esoterische zu ziehen: Sie sind dadurch allgemein weniger scharf und weniger schnitthaltig.
Edit: Sorry, die Antworten sind in die Zitate gerutscht. Bin nicht so der Foraner.
Ja, man muß bei den Stellen, die man zitieren möchte, die Klammer-Tags mit "QUOTE" und "/QUOTE" manuell voran- bzw. nachstellen, dann klappt das mit den Teilzitaten.