Womit arbeiten die Finnen hier?

Robbi

Mitglied
Beiträge
2
Hallo zusammen,

ich bin neulich auf ein nettes altes Video bei YouTube gestoßen, wo mit englischen Erläuterungen schön gezeigt wird, wie klassische Finnische Messer mit Birkenrindengriff gefertigt werden (zu finden, wenn man nach Kauhava puukko sucht, da ist noch ein russisches Wort dahinter). In dem Film sieht man, wie als Zwinge eine Hülse aus Neusilber-Blech angefertigt wird und diese mit - ja, womit? - ausgegossen wird. Das erscheint mir ja durchaus eine sinnvolle Methode zu sein, die Blechhülse sauber und dicht mit dem Erl zu verbinden. Ohne Text, nur mit den Bildern, würde ich annehmen, dass hierzu ein Metall, vielleicht Zinn, verwendet wird. Der Kommentator spricht, wenn ich ihn richtig verstehe, von Brimstone, was wohl Schwefel bedeutet. Kann das sein? den vorderen Griffteil mit geschmolzenem Schwefel auszugießen, erscheint mir etwas seltsam... aber was ist es dann? Kennt sich jemand mit den klassischen nordischen Messern aus und kann mir das erklären?
Ist das in den Augen von euch erfahrenen Messerbauern allgemein eine sinnvolle Art, den Messergriff aufzubauen, und welche Vor- und Nachteile könnte das haben?

Dankbar für Antworten!
 
...wusste garnicht dass das so dünnflüssig wird.. Aber ich dachte Birkenpech heißt "birch tar". hmm.:argw:
mfg Alex
 
Hallo Robbi,
du hast richtig verstanden - liquid Brimstone = flüssiger Schwefel
Hier gibt es noch etwas zu lesen.
Achte mal auf die Farbe im geschmolzenen Zustand.
Ich hoffe es hilft dir weiter
Grüße vom TUM
 
Hallo aus München,
auch ich wundere mich etwas über den "Schwefel", die Farbe wäre z.B. bei Schellack ähnlich rötlich wie flüssiger Schwefel. Auch hat man für Besteckmesser früher Schellack zum Ausgiessen und Befestigen der Klinge im Hohlgriff verwendet, wäre auf alle Fälle weniger korrossiv aber ähnlich brüchig.
Es wird wohl nichts um einen Versuch herumführen.
Käme wohl auf Übertragungs- und Übersetzungsfehler (finnisch-englisch) raus, der Film hat ja doch schon einige Jahre auf dem Buckel und das bei "redaktionell bedingten Änderungen" in den Beiträgen manchmal Stuss zusammengeschnitten wird merkt man ja deutlich in manchen "Infotainment"-Sendungen ala Pro7. Aber dazu war der Bericht eher zu sachlich.
Auf alle Fälle ist es ein schönes Beispiel für Handwerk (und ich möchte schon fast -kunst anhängen), das mit "Leib und Seele", also Hingabe ausgeführt wird.
Eine Frage hab ich auch noch, "German Silver", ist hier gleich Neusilber oder eine 600er Legierung von Silber?
Danke für den link
Stefan
 
Hi,

ich hab mich an meine Schulzeit erinnert ... und ich habe es gerade im Internet nachlesen können:

Erhitzt man Schwefel so schmilzt dieser. Erhitz man diesen geschmolzenen Schwefel weiter, so verändert er seine Farbe und seine Konsistenz, er wird zähflüssig.
Wird dieser hoch erhitzte Schwefel sehr schnell abgekühlt, bleibt er zähflüssig.

Gebt in Google "welche Farbe hat geschmolzener Schwefel" dann findet Ihr den Link zu der Seite, wo das ausführlich steht.

Gruß

BMW_Buddy
 
Zuletzt bearbeitet:
... das mit dem Schwefel hatten wir in #5 bereits verlinkt ...
Kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass die eine Silberzwinge mit 440°C heißem Schwefel ausgießen.
Ich habe noch Kittmasse für Besteckgriffe in meiner Werkstatt. Wenn ich die erhitze, wird die auch dunkel und flüssig.
Die scheint auf Schellack- oder Harzbasis mit Füllstoffen und evtl. Wachs? als Weichmacher zu bestehen, genau kann ich das aber nicht sagen.

... und in der Tat: gerade nachgelesen in "Die Kunst des Messerschmiedes" , Landrin und Schmidt, 1836 Seite 242:

"Der Kitt der Messerschmiede besteht aus feingeriebenem Ziegelstein und pulverisiertem gelbem Harz. Man vermengt gewöhnlich 4 Theile Harz und ein Theil Ziegelmehl, oft setzt man noch ein Theil gelbes Wachs zu, wodurch der Kitt weniger brüchig wird."

Das ist das Zeug, das in der Spülmaschine weich wird und mit der Zeit die Klingen alter Besteckmesser aus dem Griff fallen lässt.

Bei dem Begriff Harz ... "Pech" wären wir dicht bei Schwefel ... keine Ahnung nur so am Rand - woher komm der Spruch "das hält wie Pech und Schwefel"?

Vielleich finden wir ja die Lösung.

Herzliche Grüße,
Jost
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für dieses schöne Video, ich habe wieder was gelernt.
Die Technik mit der Birkenrinde werde ich nächstens ausprobieren.


Ich möchte mich noch zu dem Thema Schwefel äussern, ich glaube..
Nein tu ich nicht weil, wie wir Schweizer sagen: vum meina, lernt ma lüga und glauba tüant d Hüaner.
 
Danke Alex für den Link, da habe ich auch noch mal nachgefragt.

Danke TUM für die Seite mit den lustigen Experimenten. Genau sowas, was da z.B. mit dem Eisen und dem Kupfer passiert (und Neusilber = German silver besteht ja zum größten Teil aus Kupfer), habe ich mir vorgestellt, passiert dann mit den Bestandteilen des Messers, und wer will das schon. Daher meine Zweifel.

Die Pech-und Schwefel-Theorie scheint mir auch ein interessanter Ansatz zu sein, kann uns vielleicht ein Muttersprachler hier weiterhelfen?

So richtig sicher scheint aber bisher keiner zu sein...


Einstweilen viele Grüße

Robbi
 
Zurück