Sorry dass ich diese Thema wieder hervorkrame, aber das hier muss ich einfach posten:
http://www.dolcevoce.com/engineering/The History of Quenching_Revised.pdf
Scheinbar eine seriös recherchierter Artikel, und dann das...
In the first millennium, few technological advances were made in Europe. [...] Predominately, the advances in metallurgical
technology were located in the Arab World, India, China and Japan.
Wieder das alte Lied vom "überlegenen asiatischen Kulturen", und wieder mal lässt man mit einem dezenten Husten die metallografische Forschung von Janet Lang, Pleiner, den Nydam-Fund samt Schwertern, Stefan Mäders Befunde und natürlich das berüchtigte Zeremonialschwert der Essener Domschatzkammer unter den Tisch fallen! Am meisten verwundert mich das Erwähnen Japans, welches am Anfang des besagten ersten Jahrtausends noch über keinerlei archäologisch nachgewiesene einheimische Eisenproduktion verfügte.
the Crusaders of the 12th century had no steel that was the equal of Islamic metallurgy.
Das lässt den Schluss zu dass der Autor einen gewissen Al-Kindi und sein "Buch der Schwerter" nicht kennt, denn sonst würde er wissen wie hoch der fränkische Stahl in der gesamten arabischen Welt im 9 Jh. geschätzt wurde. Das Essener Zeremonialschwert aus dem 10 Jh. spricht auch eine deutliche Sprache, sowie zahlreiche metallografische Untersuchungen an Schwertern aus dem 12 Jh. Angesichts der eher bescheidenen Härten welche an originalen Wootz-Klingen gemessen wurden (Zschokke, Verhoeven) ist "das leichte Spalten eines europäischen Helmes" und anschließendes "Zerschneiden der Seidentücher in der Luft" nicht so recht glaubwürdig.
The Japanese sword was even better than the Islamic sword by an even greater margin.
Hier erfahren wir dass das Japanische Schwert™ "besser" war als das Islamische Schwert™. Die Quellenangabe ist diffus und schon etwas älter. Was man davon halten soll...
However, the Europeans immersed the entire sword in the water, with the entire surface of the sword is quenched rapidly. In the Japanese method, controlled quenching is achieved at specific rates at different locations on the blade.
Hier wird behauptet dass die Europäer ihre Schwerter simpel und einfach im Wasser gehärtet haben, und die Japaner hingegen die selektive Härtung "entdeckt" haben sollen, was natürlich aus technologischer Sicht "fortschrittlicher" ist. Zwar vermögen römische Gladii, germanische Spathae und Saxe sowie Nydam-Schwerter empört auf ihre selektive Härtungen und komplexe Damaszierungen verweisen, was aber scheinbar herzlich wenig nützt.
Wenn man das Jahr dieser Veröffentlichung beachtet, nämlich 2007, dann dürften dem Autor Mäders Arbeit, Analyseergebnisse des Essener Zeremonialschwertes, das umfangreiche Kompendium an metallografischen Untersuchungen und eine Vielzahl an historischen Überlieferungen bekannt gewesen sein. Dennoch erkenne ich nur das allzu bekannte Bemühen alles "asiatische" oder "orientalische" besser darzustellen, und zwar auf Kosten des Abendlandes. Vor allem die Präsenz von Japan als "beste Klingenschmiede von alters her" ist sehr auffällig, die bestenfalls von Japanophilie und Kenntnislücken in der Weltgeschichte zeugt als den tatsächlichen historischen Begebenheiten.
Sorry, das musste einfach raus. Das Märchen vom "asiatischen Superstahl" und europäischen "Eisenknüppeln" ist einfach nicht aus der Welt zu schaffen...
