Wozu Schleifen, bis der Grat kommt?

mico

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Liebe Messerschärfgemeinde,

immer wieder lese ich in den Tips zum Messer-Schärfen, dass man auf einer Seite so lange schleifen sollte, bis sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Grat aufwirft.
Hat man dann aber nicht schon zuviel Material abgetragen? Schließlich ist der Grat ja die umgebogene und deshalb nicht weggeschliffene Oberfläche der Gegenseite. Das bedeutet doch, dass man beim Schleifen schon die Gegenseite erreichte und trotzdem noch mehr Material abgetragen hat. Eigentlich sollte es reichen, mithilfe eines Eddings zu zeigen, wo der Schleifstein gerade abträgt und ob man schon komplett bis zur Schneide vorgedrungen ist.

Also: Wozu ist es notwendig, soviel wegzuschleifen, bis ein Grat entstanden ist?

Ich bin gespannt :eek:)

schönen Abend
Michael
 
Mit der Edding-Methode siehst du aber nicht, wie stark die "Schneide" noch ist; du kannst nur erkennen ob du tatsächlich auch im vorderen Schneidenbereich Material abträgst.
Wenn viel wegzuschleifen ist, da die Klinge schon recht stumpf oder schartig ist, würde ich übrigens nicht empfehlen, nur auf einer Seite zu schleifen biss ein Grat fühlbar wird. Lieber am Anfang immer wieder mal die Seiten wechseln, und erst gegen Ende auf einer Seite schleifen, bis auf der ganzen Länge ein Grat entsteht.
Es sei denn ein unterschiedlicher hoher Anschliff ist einem egal.

Grüße
Rainer
 
Um die Schneide auszudünnen und zu glätten muss man auch bis an die Schneide schleifen und in dem Moment wenn man an der Schneide schleift wirft sich auf der "Gegenseite" ein Grat auf. :ahaa:

Genau genommen stammt der Grat auch nicht von der Gegenseite sondern idealerweise von der Schneide, er klappt nur auf die Gegenseite um, da dies die einzige Richtung ist in der er umklappen kann auf der anderen Seite ist ja der Stein.

Gruß
El
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich schleife nicht nach der "bis sich der Grat aufwirft"-Methode, sondern nach der "3..4 Züge linke Seite, 3..4 Züge rechte Seite"-Methode. Den Fortschritt kontrolliere ich dann mit Lupe, Fingernagel oder Zeigefinger. Einen echten Grat hab ich mit der Lupe (Vergrößerung 15 fach) noch nie gesehen. Am ehesten lässt sich eine Unebenheit (Grat?) fühlen. Aber ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass man mit einem Schleifstein bei 25...40° Klingenwinkel "Fäden" aus der Schneide zieht bis sich ein Grat bildet. Aber vielleicht hat ja hier jemand ein Foto von einer Klinge mit Grat.

Und ja, meine Messer werden bei der Methode scharf. Auch einen D2-Stahl bringt man rasierscharf...
 
Hier ein Sonderfall, bei dem man auch nicht bis zum Grat schleifen würde. Bei neu angefertigten Messern, wo die Schneide nach dem Härten je nach Geschmack und Dicke des Schliffes noch 0,3 bis 0,7 mm Material hat, wäre der Verlust an der Schneide sehr hoch. Hier schleift man oder besser ich zunächst bis zur Hälfte, dann die gegenüberliegende Seite, bis der fühlbare Grat kommt. Der ist einfach ein zuverlässiges Hilfsmittel um sicher zu sein, weit genug geschliffen zu haben. Wenn kein Grat fühlbar ist, dann wird zumindest bei mir das Messer nicht richtig scharf, egal wie fein man weiter schleift, denn es bleibt quasi an der Schneide eine plane Fläche zurück.
 

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Wer sagt denn dass man NUR von einer Seite schleifen soll bis ein Grat entsteht.
Man kann das wechselseitig machen und sich annähernd symetrisch bis zur Mitte vorarbeiten.
Dann schleift man auf einer Seite weiter bis ein Grat entsteht und zieht diesen mit einem Schub über den Schleifstein von der anderen Klingenseite ab.

Fotos von KLinge mit Grat zu machern ist mit Hausmitteln wohl etwas schwierig. Wovon aber problemlos Fotos gemacht werden können ist der auf dem Schleifstein liegende abgezogene Grat.


Und warum schleifen bis der Grat entsteht? Weil man dann bei NULL angekommen ist.
 
Ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor: Niemand empfiehlt ernsthaft, eine Seite e i n s e i t i g so zu schleifen, daß auf der gegenüberliegenden Seite ein Grat auftaucht und das dann auf der anderen Seite zu wiederholen.

In Beitrag 5 ist verdeutlicht, wie man sinnvoll vorgeht: Auf jeder Seite wird solange abwechselnd geschliffen, bis sich in der Schneidenspitze ein feiner Grat zeigt. Der hat mit der eigentlichen Schärfe nichts zu tun, sondern zeigt nur an, daß sich die beiden Schneidenwinkel in einem gedachten Punkt Null treffen, die Schneide also hinter dem Grat so scharf ist, wie sie unter den vorliegenden Umständen werden kann.

Die Art der Gratbildung hängt von vielen Faktoren ab. Spröde Werkstoffe bilden weniger Grat, zähere mehr, schleift man gegen die Schneide, bildet sich wenig Grat, schleift man mit der Schneide, so wird er länger, gröbere Schelifmittel erzeugen einen längeren Grat als ganz feine und bei den feinsten ist er nicht oder nur bei ganz starker Vergrößerung sichtbar.

Der Grat ist auch nicht einfach das Stück des Stahls, das stehengeblieben und so dünn geschliffen ist, daß es hin und her wabbelt.
Am Entstehen des Grats ist auch eine plastische Verformung in der Schneidenspitze beteiligt. Wenn man an einem Probestück mit der Schneide schleift, wird man feststellen, daß ein Grat von 2 mm und mehr entsteht, obwohl man vom Umriß her noch weniger als 1/4 mm abgeschliffen hat.

Erforderlich für eine optimale Schneide ist die Gratbildung also nicht, sie ist aber -jedenfalls für den weniger Geübten- ein guter Indikator, daß die Schneidenspitze so ausgeschliffen ist, daß sich die Flächen im gedachten Punkt Null treffen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Aha!
Vielen Dank für Eure hilfreichen Antworten und Tips! :super:

zusammengefasst:

Auf den Grat beim (wechselseitigen) Schleifen zu warten ist also nicht notwendig, aber eine einfache Methode, um zu erkennen, dass man die Schleifseite wechseln sollte.



Es ist beruhigend, dass die Gratbreite nicht automatisch der Breite des zuviel abgeschliffenen Klingenmaterials entspricht!:)
Ich taste mich beim Schleifen auch wechselseitig heran, wenn ich mit der Schleiffase bis zur Schneide vorgedrungen bin.

Bisher konnte ich nur einen Grat bei meinen rostfreien Messern sehen. Bei der sehr harten pulvermetallurgischen Schneidlage meines Santokus habe ich noch nie einen gesehen. Wahrscheinlich bricht der Stahl schneller ab, als dass er sich zu einer Fahne langziehen lassen würde.

viele Grüße
mico
 
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