Rock'n'Roll
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Boas,
eigentlich ist das Boot voll. Ganz besonders der Küchentresen. Hier liegen die scharfen Eisen und warten auf ihren täglichen Einsatz. Einige dümpeln - besser gesagt - vor sich hin. Und zwar die großen …
Hatte ich doch im Verlauf meiner Forenmitgliedschaft in den vergangenen Jahren meine große Liebe zu kleinen Messern in der Küche hinterfragt und mir einige größere Kaliber zugelegt. Das Herder 1922 Kochmesser 23 cm und später noch das Konosuke HD-2 Gyuto 240. Ein großes Brett angeschafft für eine angemessene Schnittfläche und mich versucht, daran zu gewöhnen. Weil es ja hieß, unter 23 cm gehen Zwiebeln nicht …
Durchgesetzt hat sich diese Auffassung in meiner Küche allerdings nicht. Die alte Liebe zu kleinen Messern gewann wieder Oberhand. Und das ist bis heute unverändert so geblieben. Es mag auch damit zusammenhängen, daß ich seit 26 Jahren für mich allein das Essen zubereite. Und vom früheren „Allesfresser“ nach und nach zum Quasi-Vegetarier mutiert bin.
Diesbezüglich sitze ich hier an der Quelle. Fabelhaftes Grünzeug jedweder Couleur wächst einem hier an der Algarve ganzjährig in den Mund. Salate, insbesondere solche aus Obst und Käse, dominieren den Speiseplan.
Körnerbrot - wenn zu bekommen - und gelegentlich Porco Preto (Schwarzes Schwein) oder Robalo, Dorade, Seezunge und Bacalhau (Stockfisch) sorgen für die gelegentlichen Highlights. Wobei ich diese in den speziellen Restaurants zu mehr als akzeptablen Preisen zu mir nehme. Besser kann man es selbst echt nicht zubereiten. Schon gar nicht für eine Person.
Und so regieren weiter die kleinen Messer das Brett. Apfel, Apfelsine, Tomate, Rettich oder ähnliche Konsorten in geringer Zahl lassen sich damit sehr befriedigend in ihre Bestandteile zerlegen. Herder 1922 Office, das legendäre Kamo-to Solisten Santoku 135 und Schanz Santoku Little Slim Line sind die Hauptakteure. Gelegentlich greife ich noch zum Konosuke HD-2 Petty 150 oder zum Office von marvvin.
Alle diese Messer schneiden hervorragend. Für den Fall der Fälle stehen mir noch Schanz Petty, Schanz Kleines Gyuto und das schmale Schanz-Gyuto 185 mm zur Verfügung. Alle Slim Line. Mehr Größe ist für meine Belange nicht erforderlich. Ein Masakage Yuki Nakiri steht auch noch zur Verfügung ...
Schärfer geht immer …
Bei dieser Ausstattung und dem eher moderaten Einsatzgebiet sollte man annehmen, damit sei es aber nun auch wirklich gut. Da meine Leidenschaft aber neben dem Essen auch Messern an und für sich gilt, kann ich mich gelegentlichen „Anfeindungen“ nicht erwehren. Und so geschah es wieder einmal, als Xerxes auf den Plan trat.
Extreme Schärfe, Laser von neuer Qualität - das machte mich sehr neugierig. Ganz besonders interessiert habe ich demzufolge die diesbezüglichen Entwicklungen verfolgt. Userfriendly mit Hohlkehle reizte mich. Schon rein aus optischen Gründen. Aber noch ein großes Messer?? Und Food Release ist für mich nicht wirklich wichtig. Bei beispielsweise mal eben einem Apfel und einer Apfelsine geht das auch gut ohne.
Also eher noch ein kleines!! Und da mein besondere Zuneigung dem Schanz Santoku Little gilt, das mit seiner hohen - nur 10,7 cm langen Klinge aus SB1 - ein echtes Spaßgerät ist, habe ich mich diesbezüglich orientiert. Wieviel Spaß würde es wohl machen, wenn die Klinge aus Carbonstahl sein würde und als Xerxes-Laser daherkäme?
Jürgen Schanz hatte damals Carbonstahl abgelehnt. Und so habe ich bei Xerxes mal angefragt, ob er mir einen Klon des Santoku Little aus 1.2442 anfertigen würde. So dünn ausgeschliffen, wie das Material das eben hergibt …
Jannis hat bei Jürgen angefragt, ob der einverstanden ist. Er hatte nichts dagegen. DANKE dafür Jürgen!!! Beim Griff habe ich mich für schwarzes Büffelhorn entschieden. Mit Kupferpins. Ich mag die Haptik. Und dann ging die gespannte Warterei los. Es hat nicht sehr lange gedauert. Nach rund sechs Wochen war der kleine Küchenbulle da.
Ausgeboxt …
Als erstes habe ich der Klinge mal von oben senkrecht auf die Schneide gesehen. Das verhieß großes Kino. Denn es war so gut wie nichts zu sehen !! Dann habe ich mir das gesamte Messer und den Griff genauer angesehen. Und festgestellt, daß rund um die Kupfer-Pins unschöne graue Schatten zu sehen waren. Nicht fühl- aber deutlich sichtbar.
Jannis hat mir mitgeteilt, daß das Büffelhorn die Bohrerei nicht gut vertragen hat. Er bot mir kostenfreie Rücksendung mit erneutem Versuch an. Das habe ich nicht in Anspruch genommen, da ich diese Hin- und Herschickerei nicht mag und - wenn irgend möglich - zu individuellen Lösungen neige.
Mein Gedanke war, das Büffelhorn etwas gröber anzuschleifen, was zu einem Verblassen führen und damit die hellen Stellen zum Verschwinden bringen könnte. Mit Micro Mesh 1500 war kein Blumentopf zu gewinnen. Auch Sandpapier 400 und 280 brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Das 100er hat es dann aber gebracht :chuncky: ...
Jetzt ist der Griff blaß hellgrau und fühlt sich etwas rauh an. Was ihm weder optisch noch haptisch schadet. Ganz im Gegenteil. Ein weiteres Messer, das mir durch die Individualisierung erst richtig ans Herz gewachsen ist.
Schneidet es denn auch??
Schneiden möchte ich das mal nicht nennen. Auch Lasern nach bisheriger Begrifflichkeit trifft das „Ereignis“ nicht, das eintritt, nachdem man die Klinge auf einen Apfel aufgesetzt hat. Was für ein stumpfes Eisen doch so ein Kamo-to ist …
Der Schatten einer Klinge rutscht durch den Apfel, als sei sie geölt. Zwar ohne das typische Zischen des Kamo, aber überdeutlich leichter. Und egal, womit ich dagegen angeschnitten habe - der kleine Xerxes-Bulle verweist alles auf die Plätze. Masakage, Konosuke klein oder groß, alle Schanz, Herder 1922 sowieso. Das Baby-Santoku lasert nicht - es friesoythet …
Sehen wir uns die Dinge etwas differenzierter an. Nach Apfel war Apfelsine dran. Mit demselben gnadenlosen Ergebnis. Nichts zerkleinert diese Südfrucht anstrengungsloser, gleitet spaßbringender hindurch.
Die dicke, knackfrische Möhre - ein Angstgegner aller Messer - führt zu einem leicht unterschiedlichen Ergebnis. Der Xerxes-Büffel liegt auch hier deutlich spürbar vorn, wobei das Schanz Santoku Little ein besseres Food Release zuwege bringt. Auch Kamo-to und die Konos schneiden nicht erschreckend schlechter ab.
Es kommt also - was sich ja immer wieder herausstellt - darauf an, wie sperrig das Schnittgut ist. Und wie feucht. Dazu, wie die jeweilige Klinge beschaffen ist bezüglich ihrer Oberfläche. Und da ist die dicke, knackfrische Möhre ein stets gutes Kriterium, da sie beide „Negativeigenschaften“ in sich vorbildlich vereint. Die Klinge hat eine mächtig glatte Oberfläche. Ohne Hohlkehle und ohne Beschichtung oder Struktur. Und aufgrund der sehr schlanken Gestalt kann sie den Vorteil des balligen Schliffs nicht voll ausspielen. Zudem ist sie mit ihren 4,5 cm hoch. Da muß viel durch …
Trotz alledem gewinnt der kleine Bulle auch dieses Stechen. Wie auch die nächste Runde mit ein paar Tomaten. Solche, wie man sie wohl nur hier an der Algarve findet. Ihre Lederhaut ist von einer derartig feisten Konsistenz, daß selbst ein Friesoyther Dünnstschliff per simplem Druckschnitt nicht einfach so eindringt. Man muß schon leicht ziehen oder schieben. Dann allerdings geht derselbe Film wieder los. Nix geht leichter durch bis aufs Brett als der Xerxes-Bulle!! Wobei die „Säge“ der SB1-Klinge des Schanz Santoku Little das Eindringen in die Lederhaut selbst etwas leichter macht.
Der ebenfalls sperrige Cheddar-Käse geht mit Xerxes leichter und Paprika in jeder Hinsicht und Schnittweise bringt kein anderes Ergebnis. Hier - wo die Haut nicht pures Leder ist, sondern schlicht stinknormale Haut einer taufrischen Paprika - dringt das magersüchtige Wolfram-Eisen spielend einfach ein bei simplem Druckschnitt. Egal, ob quer vorher geschnitten, ins Fruchtfleisch oder umgekehrt zunächst von oben in die Haut der halbierten Paprika. Das Messerchen rutscht durch die Paprika, daß es eine Freude ist.
Selbst das Kamo und die Konos brauchen hier mehr Druck. Und es knallt schon mal etwas beim Brettkontakt. Das Masakage-Nakiri liegt nicht schlecht. Der Shirogami in Verbindung mit der speziellen Klingenoberfläche und dem relativ hohen Gewicht des Messers sind hier hilfreich. Während der kleine Xerxes nur 95 Gramm auf die Waage bringt, schlägt das Masakage mit immerhin 184 Gramm - dem Doppelten - zu Buche.
Zur Abrundung des kleinen Cut-Outs habe ich noch eine Salatgurke aufgelegt. Druckschnitt: Xerxes rulez! Zugschnitt: Der Bulle bleibt in Führung. Die Ergebnisse gleichen sich aber an. Das Konosuke Gyuto liefert - weit vorn mit der Spitze geschnitten - ein gefühlt etwa identisches Ergebnis ab. Zum Schluß war noch eine feiste Möhre im Eis. Rauf aufs Brett damit. Dazu der lütte Bulle, das Herder 1922 Kochmesser und das 1922 Office. Dünnschliff-Check-Up. Die Herder verlieren überragend :lemo: …
Was noch zu sagen bleibt: Bereits nach drei Äpfeln und Apfelsinen ist die Patina der nicht vorbehandelten 1.2442-Klinge ausreichend entwickelt, um keinerlei Geruchsentwicklung mehr zu zeitigen. Auch die leichte Schwarzfärbung der ersten beiden Äpfel an ein, zwei Stellen hat sich damit erledigt.
Die mit dem digitalen Meßschieber auf der gesamten Länge hinter der Wate gemessenen 0,1 mm wurden ohne jeden Druck auf das Rändel des Schiebers ermittelt. Bei leichtem Druck sehen wir 0,08 mm. Die Klinge ist auf ihre gesamte Länge derart fabelhaft nagelgehend ausgeschliffen, daß bereits leichtester Druck auf dem Daumennagel eine Beule wirft.
Da habe ich mir ein Spaßgerät geangelt, wie es im Buche steht. Eine echt grelle Kelle …
Xerxes Baby Bull - Kleines Friesoyther Custom-Santoku …
Gesamtlänge: 21,8 cm
Klingenlänge: 10,7 cm
Grifflänge in der Griffmitte gemessen: 10,3 cm
Klinge: 1.2442, komplett nagelgängig dünn ausgeschliffen, leicht ballig gegen Null auf beiden Seiten, dezent längssatiniert, nicht vorpatiniert
Klingenstärke am Rücken: Am Griff = 1,7 mm, Mitte = 1,6 mm, 1 cm vor Spitze = 0,5 mm
Klingenstärken:
- hinter der Wate: 0,1 mm über die gesamte Klinge (gemessen ohne jeden Druck auf den digitalen Meßschieber)
- auf 1 cm Höhe: Griff 0,52 mm, Mitte 0,5 mm, 1 cm vor der Spitze 0,4 mm
- auf 2 cm Höhe: Griff 0,9 mm, Mitte 0,75 mm, 1 cm vor der Spitze 0,62 mm
Klingenhöhe: 4,5 cm
Griff: Büffelhorn schwarz, 3 Kupfer-Pins je Seite
Griffstärke: Von hinten 13,3 mm auf 12,8 mm in Richtung Klinge abnehmend
Griffhöhe: Von max. 27,7 am Griffende über 24,2 in der Mitte auf 18,77 mm vor der Klinge
Leicht grifflastig (Schwerpunkt hinter dem ersten Niet - von vorn gesehen),
Gewicht: 95 Gramm
Vegetable Cut Out :kiwi-fruit: …
Die Jukebox mit Buffalo Springfield - „ For What It's Worth “
Aus sunny Monte Gordo
Rock’n’Roll
eigentlich ist das Boot voll. Ganz besonders der Küchentresen. Hier liegen die scharfen Eisen und warten auf ihren täglichen Einsatz. Einige dümpeln - besser gesagt - vor sich hin. Und zwar die großen …
Hatte ich doch im Verlauf meiner Forenmitgliedschaft in den vergangenen Jahren meine große Liebe zu kleinen Messern in der Küche hinterfragt und mir einige größere Kaliber zugelegt. Das Herder 1922 Kochmesser 23 cm und später noch das Konosuke HD-2 Gyuto 240. Ein großes Brett angeschafft für eine angemessene Schnittfläche und mich versucht, daran zu gewöhnen. Weil es ja hieß, unter 23 cm gehen Zwiebeln nicht …
Durchgesetzt hat sich diese Auffassung in meiner Küche allerdings nicht. Die alte Liebe zu kleinen Messern gewann wieder Oberhand. Und das ist bis heute unverändert so geblieben. Es mag auch damit zusammenhängen, daß ich seit 26 Jahren für mich allein das Essen zubereite. Und vom früheren „Allesfresser“ nach und nach zum Quasi-Vegetarier mutiert bin.
Diesbezüglich sitze ich hier an der Quelle. Fabelhaftes Grünzeug jedweder Couleur wächst einem hier an der Algarve ganzjährig in den Mund. Salate, insbesondere solche aus Obst und Käse, dominieren den Speiseplan.
Körnerbrot - wenn zu bekommen - und gelegentlich Porco Preto (Schwarzes Schwein) oder Robalo, Dorade, Seezunge und Bacalhau (Stockfisch) sorgen für die gelegentlichen Highlights. Wobei ich diese in den speziellen Restaurants zu mehr als akzeptablen Preisen zu mir nehme. Besser kann man es selbst echt nicht zubereiten. Schon gar nicht für eine Person.
Und so regieren weiter die kleinen Messer das Brett. Apfel, Apfelsine, Tomate, Rettich oder ähnliche Konsorten in geringer Zahl lassen sich damit sehr befriedigend in ihre Bestandteile zerlegen. Herder 1922 Office, das legendäre Kamo-to Solisten Santoku 135 und Schanz Santoku Little Slim Line sind die Hauptakteure. Gelegentlich greife ich noch zum Konosuke HD-2 Petty 150 oder zum Office von marvvin.
Alle diese Messer schneiden hervorragend. Für den Fall der Fälle stehen mir noch Schanz Petty, Schanz Kleines Gyuto und das schmale Schanz-Gyuto 185 mm zur Verfügung. Alle Slim Line. Mehr Größe ist für meine Belange nicht erforderlich. Ein Masakage Yuki Nakiri steht auch noch zur Verfügung ...
Schärfer geht immer …
Bei dieser Ausstattung und dem eher moderaten Einsatzgebiet sollte man annehmen, damit sei es aber nun auch wirklich gut. Da meine Leidenschaft aber neben dem Essen auch Messern an und für sich gilt, kann ich mich gelegentlichen „Anfeindungen“ nicht erwehren. Und so geschah es wieder einmal, als Xerxes auf den Plan trat.
Extreme Schärfe, Laser von neuer Qualität - das machte mich sehr neugierig. Ganz besonders interessiert habe ich demzufolge die diesbezüglichen Entwicklungen verfolgt. Userfriendly mit Hohlkehle reizte mich. Schon rein aus optischen Gründen. Aber noch ein großes Messer?? Und Food Release ist für mich nicht wirklich wichtig. Bei beispielsweise mal eben einem Apfel und einer Apfelsine geht das auch gut ohne.
Also eher noch ein kleines!! Und da mein besondere Zuneigung dem Schanz Santoku Little gilt, das mit seiner hohen - nur 10,7 cm langen Klinge aus SB1 - ein echtes Spaßgerät ist, habe ich mich diesbezüglich orientiert. Wieviel Spaß würde es wohl machen, wenn die Klinge aus Carbonstahl sein würde und als Xerxes-Laser daherkäme?
Jürgen Schanz hatte damals Carbonstahl abgelehnt. Und so habe ich bei Xerxes mal angefragt, ob er mir einen Klon des Santoku Little aus 1.2442 anfertigen würde. So dünn ausgeschliffen, wie das Material das eben hergibt …
Jannis hat bei Jürgen angefragt, ob der einverstanden ist. Er hatte nichts dagegen. DANKE dafür Jürgen!!! Beim Griff habe ich mich für schwarzes Büffelhorn entschieden. Mit Kupferpins. Ich mag die Haptik. Und dann ging die gespannte Warterei los. Es hat nicht sehr lange gedauert. Nach rund sechs Wochen war der kleine Küchenbulle da.
Ausgeboxt …
Als erstes habe ich der Klinge mal von oben senkrecht auf die Schneide gesehen. Das verhieß großes Kino. Denn es war so gut wie nichts zu sehen !! Dann habe ich mir das gesamte Messer und den Griff genauer angesehen. Und festgestellt, daß rund um die Kupfer-Pins unschöne graue Schatten zu sehen waren. Nicht fühl- aber deutlich sichtbar.
Jannis hat mir mitgeteilt, daß das Büffelhorn die Bohrerei nicht gut vertragen hat. Er bot mir kostenfreie Rücksendung mit erneutem Versuch an. Das habe ich nicht in Anspruch genommen, da ich diese Hin- und Herschickerei nicht mag und - wenn irgend möglich - zu individuellen Lösungen neige.
Mein Gedanke war, das Büffelhorn etwas gröber anzuschleifen, was zu einem Verblassen führen und damit die hellen Stellen zum Verschwinden bringen könnte. Mit Micro Mesh 1500 war kein Blumentopf zu gewinnen. Auch Sandpapier 400 und 280 brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Das 100er hat es dann aber gebracht :chuncky: ...
Jetzt ist der Griff blaß hellgrau und fühlt sich etwas rauh an. Was ihm weder optisch noch haptisch schadet. Ganz im Gegenteil. Ein weiteres Messer, das mir durch die Individualisierung erst richtig ans Herz gewachsen ist.
Schneidet es denn auch??
Schneiden möchte ich das mal nicht nennen. Auch Lasern nach bisheriger Begrifflichkeit trifft das „Ereignis“ nicht, das eintritt, nachdem man die Klinge auf einen Apfel aufgesetzt hat. Was für ein stumpfes Eisen doch so ein Kamo-to ist …
Der Schatten einer Klinge rutscht durch den Apfel, als sei sie geölt. Zwar ohne das typische Zischen des Kamo, aber überdeutlich leichter. Und egal, womit ich dagegen angeschnitten habe - der kleine Xerxes-Bulle verweist alles auf die Plätze. Masakage, Konosuke klein oder groß, alle Schanz, Herder 1922 sowieso. Das Baby-Santoku lasert nicht - es friesoythet …
Sehen wir uns die Dinge etwas differenzierter an. Nach Apfel war Apfelsine dran. Mit demselben gnadenlosen Ergebnis. Nichts zerkleinert diese Südfrucht anstrengungsloser, gleitet spaßbringender hindurch.
Die dicke, knackfrische Möhre - ein Angstgegner aller Messer - führt zu einem leicht unterschiedlichen Ergebnis. Der Xerxes-Büffel liegt auch hier deutlich spürbar vorn, wobei das Schanz Santoku Little ein besseres Food Release zuwege bringt. Auch Kamo-to und die Konos schneiden nicht erschreckend schlechter ab.
Es kommt also - was sich ja immer wieder herausstellt - darauf an, wie sperrig das Schnittgut ist. Und wie feucht. Dazu, wie die jeweilige Klinge beschaffen ist bezüglich ihrer Oberfläche. Und da ist die dicke, knackfrische Möhre ein stets gutes Kriterium, da sie beide „Negativeigenschaften“ in sich vorbildlich vereint. Die Klinge hat eine mächtig glatte Oberfläche. Ohne Hohlkehle und ohne Beschichtung oder Struktur. Und aufgrund der sehr schlanken Gestalt kann sie den Vorteil des balligen Schliffs nicht voll ausspielen. Zudem ist sie mit ihren 4,5 cm hoch. Da muß viel durch …
Trotz alledem gewinnt der kleine Bulle auch dieses Stechen. Wie auch die nächste Runde mit ein paar Tomaten. Solche, wie man sie wohl nur hier an der Algarve findet. Ihre Lederhaut ist von einer derartig feisten Konsistenz, daß selbst ein Friesoyther Dünnstschliff per simplem Druckschnitt nicht einfach so eindringt. Man muß schon leicht ziehen oder schieben. Dann allerdings geht derselbe Film wieder los. Nix geht leichter durch bis aufs Brett als der Xerxes-Bulle!! Wobei die „Säge“ der SB1-Klinge des Schanz Santoku Little das Eindringen in die Lederhaut selbst etwas leichter macht.
Der ebenfalls sperrige Cheddar-Käse geht mit Xerxes leichter und Paprika in jeder Hinsicht und Schnittweise bringt kein anderes Ergebnis. Hier - wo die Haut nicht pures Leder ist, sondern schlicht stinknormale Haut einer taufrischen Paprika - dringt das magersüchtige Wolfram-Eisen spielend einfach ein bei simplem Druckschnitt. Egal, ob quer vorher geschnitten, ins Fruchtfleisch oder umgekehrt zunächst von oben in die Haut der halbierten Paprika. Das Messerchen rutscht durch die Paprika, daß es eine Freude ist.
Selbst das Kamo und die Konos brauchen hier mehr Druck. Und es knallt schon mal etwas beim Brettkontakt. Das Masakage-Nakiri liegt nicht schlecht. Der Shirogami in Verbindung mit der speziellen Klingenoberfläche und dem relativ hohen Gewicht des Messers sind hier hilfreich. Während der kleine Xerxes nur 95 Gramm auf die Waage bringt, schlägt das Masakage mit immerhin 184 Gramm - dem Doppelten - zu Buche.
Zur Abrundung des kleinen Cut-Outs habe ich noch eine Salatgurke aufgelegt. Druckschnitt: Xerxes rulez! Zugschnitt: Der Bulle bleibt in Führung. Die Ergebnisse gleichen sich aber an. Das Konosuke Gyuto liefert - weit vorn mit der Spitze geschnitten - ein gefühlt etwa identisches Ergebnis ab. Zum Schluß war noch eine feiste Möhre im Eis. Rauf aufs Brett damit. Dazu der lütte Bulle, das Herder 1922 Kochmesser und das 1922 Office. Dünnschliff-Check-Up. Die Herder verlieren überragend :lemo: …
Was noch zu sagen bleibt: Bereits nach drei Äpfeln und Apfelsinen ist die Patina der nicht vorbehandelten 1.2442-Klinge ausreichend entwickelt, um keinerlei Geruchsentwicklung mehr zu zeitigen. Auch die leichte Schwarzfärbung der ersten beiden Äpfel an ein, zwei Stellen hat sich damit erledigt.
Die mit dem digitalen Meßschieber auf der gesamten Länge hinter der Wate gemessenen 0,1 mm wurden ohne jeden Druck auf das Rändel des Schiebers ermittelt. Bei leichtem Druck sehen wir 0,08 mm. Die Klinge ist auf ihre gesamte Länge derart fabelhaft nagelgehend ausgeschliffen, daß bereits leichtester Druck auf dem Daumennagel eine Beule wirft.
Da habe ich mir ein Spaßgerät geangelt, wie es im Buche steht. Eine echt grelle Kelle …
Xerxes Baby Bull - Kleines Friesoyther Custom-Santoku …
Gesamtlänge: 21,8 cm
Klingenlänge: 10,7 cm
Grifflänge in der Griffmitte gemessen: 10,3 cm
Klinge: 1.2442, komplett nagelgängig dünn ausgeschliffen, leicht ballig gegen Null auf beiden Seiten, dezent längssatiniert, nicht vorpatiniert
Klingenstärke am Rücken: Am Griff = 1,7 mm, Mitte = 1,6 mm, 1 cm vor Spitze = 0,5 mm
Klingenstärken:
- hinter der Wate: 0,1 mm über die gesamte Klinge (gemessen ohne jeden Druck auf den digitalen Meßschieber)
- auf 1 cm Höhe: Griff 0,52 mm, Mitte 0,5 mm, 1 cm vor der Spitze 0,4 mm
- auf 2 cm Höhe: Griff 0,9 mm, Mitte 0,75 mm, 1 cm vor der Spitze 0,62 mm
Klingenhöhe: 4,5 cm
Griff: Büffelhorn schwarz, 3 Kupfer-Pins je Seite
Griffstärke: Von hinten 13,3 mm auf 12,8 mm in Richtung Klinge abnehmend
Griffhöhe: Von max. 27,7 am Griffende über 24,2 in der Mitte auf 18,77 mm vor der Klinge
Leicht grifflastig (Schwerpunkt hinter dem ersten Niet - von vorn gesehen),
Gewicht: 95 Gramm
Vegetable Cut Out :kiwi-fruit: …
Die Jukebox mit Buffalo Springfield - „ For What It's Worth “
Aus sunny Monte Gordo
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