Yakutenklappmesser aus der Ukraine

alxh

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Moinmoin

Schon seit 3 Monaten trage ich ein bestimmtes Messer am Mann versuche ich Zeit zu finden, dieses vorzustellen. Es handelt sich um ein Messer des ukrainischen Machers Viktor Kulikov, silver_fish_knives bei Instagram. Es begann damit, dass mir diese Form bei facebook ins Auge sprang(folgendes Bild gehört dem Messermacher und wird mit seiner Erlaubnis hier verwendet):

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Nachdem das Interesse initial geweckt worden war, habe ich mir die Messer etwas genauer angeschaut und beschlossen, mit zwei Stück schicken zu lassen. Leider ist das gar nicht so einfach. Paypal, Kreditkarte usw sind nicht möglich, bei Postweg hört man inzwischen, dass es vermehrt besser klappt, aber so ganz vertrauenserweckend ist das Ganze für mich auch noch nicht.
Ich habe mich entschlossen, hier mit Vertrauensvorschuss zu arbeiten und habe das Geld per Westernunion überwiesen(das ist so ein Ding, wo der Empfänger lokal in eine Filiale geht, sich ausweist und bar holt). Den Postweg habe ich auch umgehen können, da regelmäßig Ukrainer Verwandte in Deutschland besuchen und Viktor das Messer auf diesem Weg mitgegeben hat.

Hört sich nach Aufwand an. War es auch :) Hat sich aber gelohnt, wie ich hoffentlich in den nächsten Zeilen darzulegen in der Lage sein werde.

Hier also das Messer:

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Die Schalen gibt es in allen möglichen Farben und Materialien, in dieser Serie Schwarz und Orange, als G10 oder Mikarta. Der Titanclip ist optional und der Messermacher schiebt vorraus, dass er eigentlich keine clips mag und die Messer lieber anders transportiert. Das merkt man, ich musste den clip ein bisschen umbiegen und an der Unterseite polieren, damit er nicht die Hosentaschen frisst, jetzt lässt sich das Messer aber angenehm auch am clip in der Hosentasche tragen.
Beim Stahl handelt es sich in dieser Serie um den russischen Х12МФ, von der Zusammensetzung uns eher als D2 oder 1.2379 bekannt. Härten lässt Viktor bei einer professionellen Härterei in der Nähe, angelassen auf geprüfte 58-59 HRC. Erwähnt sei noch, das Viktor ein Ein-Mann Betrieb ist.

Wenn wir zum Anschliff kommen, kommen wir zum ersten Punkt, der dieses Messer aus der Menge herausstechen lässt. Die Klinge ist nämlich den Messern der Yakuten nachempfunden, welche bekannt sind für sehr geschickte Schnitzereien, in Horn und Holz. Das bedeutet, dass es sich um einen einseitigen Schliff handelt, die geschliffene Seite ist ballig ausgeführt mit einer Schneidfase um die 27-28°. Original wäre ein Schliff auf null. Um aber nicht immer über die ganze Klingenflanke schleifen zu müssen, ist die Fase ein Kompromiss, der sich bei mir in der Praxis als sinnvoll bewährt. Beim Nachschärfen wird also die Schneidphase geschliffen und danach an einem feinen Stein die gegenüberliegende Seite flach aufgelegt und solange poliert, bis der Grat weg ist. Deswegen auch eine blanke und eine geätzt/gesteintrommelte Seite. Die flache Seite ist traditionell nochmal hohl geschmiedet, in diesem Fall ist die Höhlung mittels einer Fräse entstanden. Zur Verdeutlichung einmal das Profil der Klinge in Bild:

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Bei diesem Klappmesser handelt es ich um die Rechtshänderausführung. Dem aufmerksamen Betrachter wird vielleicht auffallen, dass die flache Seite beim Schneiden nach rechts zeigt. Wenn ihr eure Brotmesser anschaut, wird es genau anders herum sein. Ich fahre auf diese Klingenform ab. Mein Anspruch an ein EDC ist nämich erstmal kompromissloses Schnitzen, alle anderen Schneidaufgaben stehen hinten an ich aktzeptiere Kompromisse. Und schnitzen, das macht mit einem Messern dieser Art wirklich Freude! Wer noch etwas eintauchen möchte in die yakutische Klingenform, dem empfehle ich diese Lektüre, mit googletranslate und den eindeutigen Bildern gut zu verstehen, denke ich. ->klick

Der zweite Punkt, der diesen Friction Folder besonders macht, ist der "Verschluss". Es handelt sich nicht ganz um eine Verriegelung, aber irgendwie auch doch. Der Macher nennt die Messer deswegen Press friction folder und im letzten Absatz will ich versuchen, den zu erklären.

Die Fixierung im geöffneten bzw geschlossensem Zustand wird mit detent balls realisiert.
Beim Aufklappen muss das Klingenende an zwei in den Griffschalen eingelassenen detends vorbei und rastet danach satt ein. Wenn das Messer nun normal gehalten wir, reicht minimaler Druck der Hand um zu verhindern, dass die Klinge aus Versehen zuklappt. Sie wird bombig geöffnet gehalten. Ich hoffe, ich kann es mit den nächsten beiden Bildern etwas veranschaulichen.

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Für den geschlossenen Zustand ist in der Platine eine Feder ausgeschnitten, die ebenfalls einen detend ball enthält. Die Klinge hat ein entsprechendes Löchle und saugt sich schmatzend ein, sobald man schliesst. Diese Feder/detend-Kombi sorgt dafür, dass das Messer nicht aus Versehen aufgeht und und ohne Sorge in der Hosentasche getragen werden kann. Auch hier eine Bilderreihe zur Verdeutlichung:

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Da Worte viel Vorstellungskraft brauchen, habe ich noch ein kleines Video aufgenommen, welches hoffentlich alle Unklarheiten beseitigt. Gerne auch mit Ton hören:)



Insgesamt trage ich das Messer mit Begeisterung und hoffe, ich konnte dem einen oder anderen eine interessante Lektüre über ein interessantes Klappmesser bieten. Wenn Fragen verblieben sind oder Ungenauigkeiten meinerseits, versuche ich die natürlich zu beantworten.

alx
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank, für die Vorstellung dieses Messers, alxh. Ein sehr interessantes Teil ist das.

Gruß

yaammoo
 
Besten Dank, Alex, für die umfangreiche und detaillierte Vorstellung. :super:

Diese Klingengestaltung finde ich sehr interessant ... :cool:

Greetz

Virgil
 
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