Rock'n'Roll
MF Ehrenmitglied
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Boas,
vor dem morgendlichen Gang ans Meer greifen wir regelmäßig nach kurzem Blick auf den Bestand zu zwei bis drei Messern - eines davon unbedingt zum Schnitzen. Und wenig später auf die Ladefläche des Landy, wo wir stets ein Kontingent unterschiedlicher Hölzer vorrätig halten.
Bei zur Zeit 30 bis 40 Grad im Schatten ist die Kleidung eher salopp
. Schlappen, T-Shirt, kurze Hose. Wenig Platz also für schweres Gerät. SplinterS und BHK Bushcrafter - unsere beiden exzellenten Woodworker - bleiben zu Haus. Für meditative Holzbearbeitung in zivilisierter Umgebung sind sie auch nicht wirklich erforderlich. Wir greifen stattdessen gern zu kleinen und mittleren Foldern. Großer Beliebtheit beim spontanen Zugriff erfreuen sich der „Dorian Gray“ von Gerd, einer der beiden Damastfolder von Eckhard Schmoll oder - ebenfalls von Eckhard - „Little Wing“. Auch einer unserer beiden Attilas oder ein Opinel werden gern genommen.
Daß die Wahl häufig auf eines oder mehrere dieser Messer fällt, liegt an ihren balligen Klingen. Wenn wir auch gern mal ein Scandi zur Hand nehmen, sind sie nach unserer Erfahrung die Krönung für so gut wie alle anfallenden Schneidaufgaben. Je schlanker, desto besser. Und der Stahl muß passen für feine Schnitte und ausreichende Schneidkantenstabilität. Shirogami, Leo- und Wirtz-Damast sowie SB1 oder der niedrig legierte Carbonstahl der obigen Messer können sich da allesamt gut sehen lassen.
In letzter Zeit greifen wir aber auch gern zu kleinen Fixed. Zum Fällkniven WM1 (konvex) oder LT Wright Maverick Colt beispielsweise - dieser mit Flachschliff - wobei er inkl. Scheide am besten in der Hosentasche verschwindet. Aber auch das WM1 läßt sich noch gut verstauen. Zusammenfassend kann man sagen: Am liebsten sind uns schlanke Klingen, Toolsteel oder SB1, möglichst ballig auf Null. So groß wie eben nötig. Wir ziehen zunehmend gern mal den Kürzeren
…
Die Kleinen leisten deutlich mehr als man annehmen könnte. Eckhard Schmolls „Little Wing“ z.B. wiegt gerade mal 51 Gramm und ist bei 80 mm Klinge von 2,7 mm ganze 183 mm lang. Aber der SB1 ist knackig scharf, hat mächtig Biß und hält - trotz fast auf Null ausgeschliffener leicht balliger Klinge - enorm was aus. Wir sind immer wieder begeistert, was sich mit so einem schlanken Leichtgewicht von Messerchen - bei angemessener Rücksichtnahme - bewerkstelligen läßt.
Allerdings haben die Fixed den klaren Vorteil, daß sie bei längeren Aktionen bequemer in der Hand liegen. Es läßt sich erheblich ermüdungsfreier arbeiten. Unser momentaner Liebling ist das BRKT IMP. Satt handfüllend und smooth der Griff, die knackscharfe Klinge hat kein Ricasso, steht also direkt ab Griff zur Verfügung. Und - A2 Toolsteel, ballig auf Null
!
Bei der üblichen Rumsucherei nach weiteren geeigneten Alternativen sind wir letztens - wie schon so oft - auf die Scandis von Roselli gestoßen. Besonders das Carpenter und das Bearclaw haben es uns angetan. In der Ausführung UHC (Ultra High Carbon). Handfüllender Holz-Griff bei kurzer aggressiver Scandi-Klinge. Wir sind dann allerdings weiter ins Recherchieren geraten. Bushcraft war das Stichwort, das sich quasi automatisch aufdrängte - und ein Messer gab das andere …
Zwischengelandet sind wir bei der Diskussion Scandi versus Konvex. Und haben uns dort erstmal festgelesen. Immer wieder interessant. Wie gesagt mögen wir die beiden Scandis (SplinterS und BHK Bushcrafter) sehr, lieben aber besonders unsere balligen Messerchen - ob im Feld oder in der Küche (Windmühlenmesser, Herder 1922). Wir gerieten an Bark River und haben uns - wieder einmal - längere Zeit ausführlich mit dem gesamten Programm beschäftigt. Das dauert :lach: …
Am BRKT Bushcrafter sind wir hängengeblieben. Das gibt es auch in der Version Ultra-Lite. Und diese vereint eine Menge von Eigenschaften, denen wir uns letztlich nicht entziehen konnten. Es hat eine Größe, die uns für unser tägliches Holzvergnügen von der Länge her gut ausreicht, wiegt sage und schreibe nur 77 Gramm und hat einen exzellent 3D-konturierten - genau richtig bemessenen - Griff. Kein Ricasso. Potentiell für uns also ein Top-EDC!
Und die Klinge. Die ist bei einer Länge von 83 mm mit 2,3 mm sehr schlank und hat einen Scandi-Schliff. Dieser ist allerdings konvex ausgelegt (scandivex). Dazu sei angemerkt, daß es ihn in seiner heute vorherrschenden Form als V-Scandi erst seit etwa 1900 gibt und er aus Vereinfachungs- und Kostengründen in der maschinellen Messerfertigung eingeführt wurde. Von den Ursprüngen her waren auch skandinavische Messer scandivex: "All knives were convex sharpened prior to 1900.“ Das Messerchen hat uns neugierig gemacht.
Der Scandivex verleiht der Klinge gute Eigenschaften. Sie bleibt - des Scandis wegen - trotz ihrer 2,3 mm stabil, da sie sich erst ab der Mitte abwärts verjüngt. Durch den konvexen Schliff bleibt auch in diesem Bereich mehr „Fleisch“ hinter der Schneide und der Übergang zum Anschliff verläuft in einem weichen Bogen, was ihren Durchgang durch sperriges Schnittgut etwas erleichtert.
Die Klinge ist gut tauglich als Allrounder. Holzbearbeitung, Schneidarbeit verschiedenster Couleur und Wurstbrot sollten gut machbar sein. Was die Stabilität der schlanken Klinge angeht, spielt der verwendete Stahl die Hauptrolle und war weiterer ausschlaggebender Kaufgrund. Es ist der pulvermetallurgische CPM 3V!!
Was hat es auf sich mit CPM 3V??
Wenn wir das Thema Toolsteel auch an anderer Stelle bereits ausführlich abgehandelt haben, hier nochmal ein kurzer Überblick. Cold Work Tool Steels oder auch Kaltarbeitsstähle:
O1 / 1.2510: C: 0,95 Si: 0,25 Mn: 1,10 Cr: 0,55 W: 0,55 V: 0,1
A2 / 1.2363: C: 1,0 Si: 0,3 Mn: 0,55 Cr: 5,2 Mo: 1,10 V: 0,25
D2 / 1.2379: C: 1,55 Si: 0,30 Mn: 0,30 Cr: 11,3 Mo: 0,75 V: 0,75
O1 ist am leichtesten schärfbar und nimmt die feinste Schneide an. Die Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung (Wear resistance) ist dafür relativ gering - man muß häufiger nachschärfen. A2 wird nicht ganz so scharf bei höherer Widerstandsfähigkeit. Die wiederum ist bei D2 am höchsten. D2 bleibt lange scharf, ist schwerer schärfbar und nimmt eine weniger feine Schneide an.
Wenn es um Belastung im Bushcraft-Bereich geht - also auch mal einen Ast abschlagen, Einsatz als Haumesser - wird die Zähigkeit (Kerbschlagzähigkeit) essentiell, will man nicht Ausbrüche an der Schneide riskieren. Man kann vermittels der Geometrie nachhelfen: Dickere Klinge, stumpferer Schneidenwinkel. Besser durch die richtige Stahlwahl. Hier kommt CPM 3V ins Spiel.
CPM 3V: C: 0,8 Cr: 7,5 Mo: 1,3 V: 2,75
Der pulvermetallurgische CPM 3V ist enorm tough!! Und das spielt für die Stabilität und Belastbarkeit der schlanken Klinge des Ultra-Lite Bushcrafters von BRKT eine wesentliche Rolle. Bei den „Jerzeedevils“ finden sich ein paar nette Grafiken aus 2010 zum Thema. Die Toughness (Kerbschlagzähigkeit) von CPM 3V ist beeindruckend größer als die von A2 und insbesondere D2 (1.2379)!! Auch ist die Verschleißfestigkeit (Wear resistance) deutlich höher. Ebenfalls S30V und SV35VN werden bezüglich Zähigkeit in den Schatten gestellt.
Ein ausgezeichneter - gut nachvollziehbarer - Überblick über die Gesamt-Zusammenhänge bezüglich Hardness, Toughness und Wear resistance der „Cold work tool steels“ findet sich bei Crucible Industries. Ein überaus interessanter Lesestoff
…
Was sagt Mister „I’m America“ Mike Stewart zum Bushcrafter
“People ask me all the time which knife is my favorite. It is the one I designed for me - the Canadian Special. I designed this very selfishly to fit in my hand perfectly. I don’t have an extra small hand, but not a really large hand. I would say a medium to medium/large hand.
A lot of people have said the Canadian Special does not fit their hand. That is fine. We have sold thousands of this knife so they must fit somebody else besides me. When I put this in my hand it just feels right. I have perfect control of the knife. I don’t have to choke up. The point is in the center. It has a nice straight portion of the blade you can use for food prep. It has a curve for skinning. I don’t expect this to be everybody’s favorite knife. I expect it to be my favorite knife because I designed it for me.
Then people ask, “What is your next favorite knife?” My next favorite is our Bushcrafter. I looked at all the bush crafters out there on the market and saw what they had in common. And saw what I did like and what I did not like about each of them. And then I came up with this as Mike Stewart’s interpretation of a Bushcrafter. It has what appears to be a Scandi grind. It is not because we do not do flat Scandi grinds. We do not do them. It is a convex Scandi which is like the original Scandi - not like the ones they market today. They are like the grinds that the Scandis had on their knives. They are convex. It is impossible to have a flat edge that you sharpen by hand. They get convex. The Bushcrafter is designed convex.
If you look at the point, notice it is in the center which is what I like. The bushcraft guys will tell you that is for drilling and it is. It works for that. For batonning, look at the other commonality in the bushcraft knifes. Notice the grind does not go all the way up to the top. It has an upper shoulder to spread the wood. Same thing on the Bushcrafter. It batons wood faster. Does it have enough belly for skinning? Absolutely. To be a skinning knife - no. But to accomplish the job, yes.
The knife has a straight area on the spine for food prep. It has an ergonomic handle. It does not have finger grooves. It should fit everybody’s hand pretty well. Nothing that locks you into holding the knife in one position. There are many possible grips and the Bushcrafter is comfortable regardless of the one chosen.
The next question is, “What is your next favorite knife?” I think it is one of the most innovative knives we have ever designed - the Ultra-lite Bushcrafter. It weighs only 2.7 ounces. It is a smaller version of the Bushcrafter, but not a knife you can’t get a full grip on. You CAN get a full grip. It is only 90 thousandths thick, but it it is 3V so you get plenty of edge stability. You can horse this knife. It has all the features of the larger Bushcrafter. You can carry this knife. At 2.7 ounces, even with the sheath you don’t even notice the knife or that you are wearing it.
So, one, two, three - Canadian Special, Bushcrafter, Ultra-lite Bushcrafter. Those are the three that I like the best.
Und was sind unsere ganz persönlichen Erfahrungen mit dem ULB?
Wir haben den ULB ausgepackt und in die Hand genommen. Perfekt! In die Hand designt! Vierfingergriff, der ULB läßt sich beliebig drehen und wenden. Der gefälligste Griff, den wir bisher in der Hand hatten
! Sehr angenehm auch das Gewicht.
Nach den üblichen endlosen Grübeleien, was das Griffmaterial angeht, war unsere Wahl wieder auf Black Canvas Micarta gefallen
. Etwas weniger glänzend hätten wir gern genommen. Gibt es nur in der Ausführung Linen Micarta. Also haben wir zu allererst Hand angelegt und zu 400er Schleifpapier gegriffen. Mit 1200er, dann mit 2000er nachgearbeitet. Wir waren nicht ganz zufrieden. Und haben am nächsten Tag dann mit 2400er und 3200er Schleifleinen abgeschlossen. So, wie es jetzt ist, gefällt es uns gut …
Die Klinge war scharf, schnitt Kurven in Papier und rasierte. Wir sind dann mal los und haben den ULB auf das ein oder andere Holz losgelassen. Rinde abgeschält, gebohrt, geschnitten, abgelängt - überwiegend mit daumendicken Knüppeln. Wie meinte doch Mike Stewart: „You can horse that knife.“ Wir haben ihn beim Wort genommen
. Die Schneidleistung? Absolut zufriedenstellend! Die Handlage ausgezeichnet. Auch nach längerer Zeit keine Ermüdungserscheinungen. Nur der linke Daumen schmerzte etwas, da wir mit Nachdruck gearbeitet haben. Und die Klinge ist schließlich nur schlanke 2,25 mm stark.
Nach drei Tagen mit insgesamt mehreren Stunden rücksichtslosem Gebrauch war Schluß mit sauberen Schnitten in Papier. Dennoch lief die Klinge nach wie vor ohne jeden Ruckler über den Daumennagel. Null Chipping also!! Gern nahmen wir die Gelegenheit war, die zuweilen angesprochene Problematik des Schärfens unter die Lupe zu nehmen. Wir haben ein DIN A4 Blatt 2000er Naßschleifpapier auf der Unterseite angefeuchtet, um es auf die Küchentheke zu pappen und ein paar Züge gemacht.
Nach kurzer Papierprobe stellten wir zufrieden fest, daß sich alsbald etwas tut. Noch ein paar Züge - insgesamt vielleicht 15 pro Seite - und der ULB schnitt wieder Kurven in Papier. Kein rasieren. Wir haben ein kleines 4000er Schleifleinen lose auf den Tresen gelegt und 10 Züge je Seite gemacht. Kein Rasieren. Wir haben ein kleines 6000er Schleifleinen lose auf den Tresen gelegt und 10 Züge je Seite gemacht. Der ULB glitt durch Papier in jede beliebige Richtung mit beliebiger Kurverei. Er rasierte wieder.
Also alles vollkommen unspektakulär. Ein Bogen 2000er Naßschleifpapier für 60 Eurocent und der Satz Schleifleinen von dictum sollten bis zum Sankt-Nimmerleinstag reichen, um CPM 3V bei Laune zu halten. Banksteine können - müssen aber nicht. Leder und Paste können - müssen aber nicht! Heute haben wir mal abgecheckt, ob das Schärfen mit unserer Methode nachhaltig ist und eine weitere Stunde an einem knallharten Knüppel sprichwörtlich die „Sau rausgelassen“. Keine spürbare Veränderung festzustellen an der Klinge. Sehr erfreulich dieser Stahl. Wir haben Blut geleckt
!
Wer ein Barkie sucht, sollte sich unbedingt genau mit den unterschiedlichen Griffen auseinandersetzen. Gerade geschnitten, konturiert, dick, dünn, kurz, lang, leicht, schwer, mit Fingergrooves, ohne … Die Vielfalt ist groß, die Unterschiede sind erheblich. Will man das Messer fest in der Hand halten und maximale Gewalt darüber haben oder möchte man es bequem drehen und wenden können. Bark River bietet hier eine enorme Vielfalt, die es - ohne „Anprobe“ - gar nicht so einfach macht, die richtige Entscheidung zu treffen. Was den ULB anbetrifft, bekommt man einen leichten, 3D-konturierten Griff, der sich bequem in der Hand drehen und wenden läßt und gut für vier Finger ausreicht. Wir hätten es - wie gesagt - für unsere Zwecke nicht besser treffen können.
Der ULB ist klein - aber groß genug für die Bewältigung erstaunlicher Holzarbeiten. Ein anderes Kaliber als das etwa gleich große „Little Wing“ von Eckhard. Das wir deshalb zum nicht unbedingt typischen Vergleich heranziehen, da wir es oft in der Tasche haben, viel damit schnitzen und immer wieder erstaunt sind, was die im Vergleich mit dem ULB eher filigrane Klinge wegzustecken vermag. Wir sehen hier deutliche Ähnlichkeit im Verhalten zwischen den beiden Stählen CPM 3V und SB1.
Aus Gründen des Größenvergleichs haben wir den ULB mit dem BRKT IMP zusammengelegt. Hier wird auch sehr schön der spektakuläre Unterschied der Griffe deutlich. Dann noch mit einem Schälmesserchen von Windmühle und dem Herder 1922 Office. Ist ja nicht ganz daneben. Soll ein Bushcraft-Messer doch auch in der Outdoorküche Dienst schieben. Wurststulle und Tomatensalat sollten kein Problem sein. Apfelschälen haben wir routinemäßig ausprobiert. Kein Problem. Die Fotos vom Halbieren haben wir Euch allerdings erspart. Ein Bird & Trout als Backup für die FEINE Outdoorküche wäre Empfehlung …
Der ULB ist im angenehmen Sinne leicht. Sehr führig. Ob grobes Hantieren, mit der soliden Spitze bohren, druckvolles Schneiden in sonnengedörrte harte Hölzer oder feines Abschälen der Rinde - der ULB ist in seinem Element. Man bekommt nach kurzer Zeit das sichere Gefühl, keine Rücksicht nehmen zu müssen. Ein Top-Deal :adoration:!!
Wer an weiteren Einschätzungen des Ultra-Lite Bushcrafter aus berufenem Mund interessiert ist, den verweisen wir auf diesen Artikel von Kevin Estrela ...
Bark River Knives and Tools Ultra-Lite Bushcrafter (ULB)
Fixed
Gesamtlänge: 188 mm (198 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 84 mm (ebenfalls scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 21,6 mm max. (am Griff wegen leichtem Recurve 21 mm)
Klinge: 2,25 mm CPM 3V, 58-60 HRC (träge rostfähig), quersatiniert, Drop-Point, Scandivex, skelettiert, kein Ricasso, Schleifkerbe
Griff: Black Canvas Micarta, 104 mm, verklebt mit 2-Ton-Epoxy, 2 Corby-Bolts
Griffdicke: Von vorn nach hinten 12,2 – 11,8 – 17,2 – 14,5 – 15,2 mm (3D-konturiert)
Griffhöhe: Von vorn nach hinten 22,8 – 20,2 – 21,8 – 18,7 – 22,4 mm
Lanyardhole: 5 mm
Gewicht: 75 Gramm (mit Scheide 108 Gramm)
Braune Lederscheide mit Gürtelschlaufe (knapp 5 cm), max. Breite 45 mm, max. Dicke inkl. Messer 26,5 mm
Lifetime Guarantee
Der aktuelle ULB hat nichts gemeinsam mit der 2008 als Custom in begrenzter Stückzahl von etwa 100 aufgelegten Version. Das hier referierte Modell gibt es neben dem großen Bruder auch in einer noch kleineren Ausführung als Mini Bushcrafter.
BRKT Ultra-Lite Bushcrafter at work ...
Aus der Jukebox America “A horse with no name”
Aus hot & sunny Monte Gordo
Johnny & Rock’n‘Roll
vor dem morgendlichen Gang ans Meer greifen wir regelmäßig nach kurzem Blick auf den Bestand zu zwei bis drei Messern - eines davon unbedingt zum Schnitzen. Und wenig später auf die Ladefläche des Landy, wo wir stets ein Kontingent unterschiedlicher Hölzer vorrätig halten.
Bei zur Zeit 30 bis 40 Grad im Schatten ist die Kleidung eher salopp

Daß die Wahl häufig auf eines oder mehrere dieser Messer fällt, liegt an ihren balligen Klingen. Wenn wir auch gern mal ein Scandi zur Hand nehmen, sind sie nach unserer Erfahrung die Krönung für so gut wie alle anfallenden Schneidaufgaben. Je schlanker, desto besser. Und der Stahl muß passen für feine Schnitte und ausreichende Schneidkantenstabilität. Shirogami, Leo- und Wirtz-Damast sowie SB1 oder der niedrig legierte Carbonstahl der obigen Messer können sich da allesamt gut sehen lassen.
In letzter Zeit greifen wir aber auch gern zu kleinen Fixed. Zum Fällkniven WM1 (konvex) oder LT Wright Maverick Colt beispielsweise - dieser mit Flachschliff - wobei er inkl. Scheide am besten in der Hosentasche verschwindet. Aber auch das WM1 läßt sich noch gut verstauen. Zusammenfassend kann man sagen: Am liebsten sind uns schlanke Klingen, Toolsteel oder SB1, möglichst ballig auf Null. So groß wie eben nötig. Wir ziehen zunehmend gern mal den Kürzeren
Die Kleinen leisten deutlich mehr als man annehmen könnte. Eckhard Schmolls „Little Wing“ z.B. wiegt gerade mal 51 Gramm und ist bei 80 mm Klinge von 2,7 mm ganze 183 mm lang. Aber der SB1 ist knackig scharf, hat mächtig Biß und hält - trotz fast auf Null ausgeschliffener leicht balliger Klinge - enorm was aus. Wir sind immer wieder begeistert, was sich mit so einem schlanken Leichtgewicht von Messerchen - bei angemessener Rücksichtnahme - bewerkstelligen läßt.
Allerdings haben die Fixed den klaren Vorteil, daß sie bei längeren Aktionen bequemer in der Hand liegen. Es läßt sich erheblich ermüdungsfreier arbeiten. Unser momentaner Liebling ist das BRKT IMP. Satt handfüllend und smooth der Griff, die knackscharfe Klinge hat kein Ricasso, steht also direkt ab Griff zur Verfügung. Und - A2 Toolsteel, ballig auf Null

Bei der üblichen Rumsucherei nach weiteren geeigneten Alternativen sind wir letztens - wie schon so oft - auf die Scandis von Roselli gestoßen. Besonders das Carpenter und das Bearclaw haben es uns angetan. In der Ausführung UHC (Ultra High Carbon). Handfüllender Holz-Griff bei kurzer aggressiver Scandi-Klinge. Wir sind dann allerdings weiter ins Recherchieren geraten. Bushcraft war das Stichwort, das sich quasi automatisch aufdrängte - und ein Messer gab das andere …
Zwischengelandet sind wir bei der Diskussion Scandi versus Konvex. Und haben uns dort erstmal festgelesen. Immer wieder interessant. Wie gesagt mögen wir die beiden Scandis (SplinterS und BHK Bushcrafter) sehr, lieben aber besonders unsere balligen Messerchen - ob im Feld oder in der Küche (Windmühlenmesser, Herder 1922). Wir gerieten an Bark River und haben uns - wieder einmal - längere Zeit ausführlich mit dem gesamten Programm beschäftigt. Das dauert :lach: …
Am BRKT Bushcrafter sind wir hängengeblieben. Das gibt es auch in der Version Ultra-Lite. Und diese vereint eine Menge von Eigenschaften, denen wir uns letztlich nicht entziehen konnten. Es hat eine Größe, die uns für unser tägliches Holzvergnügen von der Länge her gut ausreicht, wiegt sage und schreibe nur 77 Gramm und hat einen exzellent 3D-konturierten - genau richtig bemessenen - Griff. Kein Ricasso. Potentiell für uns also ein Top-EDC!
Und die Klinge. Die ist bei einer Länge von 83 mm mit 2,3 mm sehr schlank und hat einen Scandi-Schliff. Dieser ist allerdings konvex ausgelegt (scandivex). Dazu sei angemerkt, daß es ihn in seiner heute vorherrschenden Form als V-Scandi erst seit etwa 1900 gibt und er aus Vereinfachungs- und Kostengründen in der maschinellen Messerfertigung eingeführt wurde. Von den Ursprüngen her waren auch skandinavische Messer scandivex: "All knives were convex sharpened prior to 1900.“ Das Messerchen hat uns neugierig gemacht.
Der Scandivex verleiht der Klinge gute Eigenschaften. Sie bleibt - des Scandis wegen - trotz ihrer 2,3 mm stabil, da sie sich erst ab der Mitte abwärts verjüngt. Durch den konvexen Schliff bleibt auch in diesem Bereich mehr „Fleisch“ hinter der Schneide und der Übergang zum Anschliff verläuft in einem weichen Bogen, was ihren Durchgang durch sperriges Schnittgut etwas erleichtert.
Die Klinge ist gut tauglich als Allrounder. Holzbearbeitung, Schneidarbeit verschiedenster Couleur und Wurstbrot sollten gut machbar sein. Was die Stabilität der schlanken Klinge angeht, spielt der verwendete Stahl die Hauptrolle und war weiterer ausschlaggebender Kaufgrund. Es ist der pulvermetallurgische CPM 3V!!
Was hat es auf sich mit CPM 3V??
Wenn wir das Thema Toolsteel auch an anderer Stelle bereits ausführlich abgehandelt haben, hier nochmal ein kurzer Überblick. Cold Work Tool Steels oder auch Kaltarbeitsstähle:
O1 / 1.2510: C: 0,95 Si: 0,25 Mn: 1,10 Cr: 0,55 W: 0,55 V: 0,1
A2 / 1.2363: C: 1,0 Si: 0,3 Mn: 0,55 Cr: 5,2 Mo: 1,10 V: 0,25
D2 / 1.2379: C: 1,55 Si: 0,30 Mn: 0,30 Cr: 11,3 Mo: 0,75 V: 0,75
O1 ist am leichtesten schärfbar und nimmt die feinste Schneide an. Die Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung (Wear resistance) ist dafür relativ gering - man muß häufiger nachschärfen. A2 wird nicht ganz so scharf bei höherer Widerstandsfähigkeit. Die wiederum ist bei D2 am höchsten. D2 bleibt lange scharf, ist schwerer schärfbar und nimmt eine weniger feine Schneide an.
Wenn es um Belastung im Bushcraft-Bereich geht - also auch mal einen Ast abschlagen, Einsatz als Haumesser - wird die Zähigkeit (Kerbschlagzähigkeit) essentiell, will man nicht Ausbrüche an der Schneide riskieren. Man kann vermittels der Geometrie nachhelfen: Dickere Klinge, stumpferer Schneidenwinkel. Besser durch die richtige Stahlwahl. Hier kommt CPM 3V ins Spiel.
CPM 3V: C: 0,8 Cr: 7,5 Mo: 1,3 V: 2,75
Der pulvermetallurgische CPM 3V ist enorm tough!! Und das spielt für die Stabilität und Belastbarkeit der schlanken Klinge des Ultra-Lite Bushcrafters von BRKT eine wesentliche Rolle. Bei den „Jerzeedevils“ finden sich ein paar nette Grafiken aus 2010 zum Thema. Die Toughness (Kerbschlagzähigkeit) von CPM 3V ist beeindruckend größer als die von A2 und insbesondere D2 (1.2379)!! Auch ist die Verschleißfestigkeit (Wear resistance) deutlich höher. Ebenfalls S30V und SV35VN werden bezüglich Zähigkeit in den Schatten gestellt.
Ein ausgezeichneter - gut nachvollziehbarer - Überblick über die Gesamt-Zusammenhänge bezüglich Hardness, Toughness und Wear resistance der „Cold work tool steels“ findet sich bei Crucible Industries. Ein überaus interessanter Lesestoff

Was sagt Mister „I’m America“ Mike Stewart zum Bushcrafter
“People ask me all the time which knife is my favorite. It is the one I designed for me - the Canadian Special. I designed this very selfishly to fit in my hand perfectly. I don’t have an extra small hand, but not a really large hand. I would say a medium to medium/large hand.
A lot of people have said the Canadian Special does not fit their hand. That is fine. We have sold thousands of this knife so they must fit somebody else besides me. When I put this in my hand it just feels right. I have perfect control of the knife. I don’t have to choke up. The point is in the center. It has a nice straight portion of the blade you can use for food prep. It has a curve for skinning. I don’t expect this to be everybody’s favorite knife. I expect it to be my favorite knife because I designed it for me.
Then people ask, “What is your next favorite knife?” My next favorite is our Bushcrafter. I looked at all the bush crafters out there on the market and saw what they had in common. And saw what I did like and what I did not like about each of them. And then I came up with this as Mike Stewart’s interpretation of a Bushcrafter. It has what appears to be a Scandi grind. It is not because we do not do flat Scandi grinds. We do not do them. It is a convex Scandi which is like the original Scandi - not like the ones they market today. They are like the grinds that the Scandis had on their knives. They are convex. It is impossible to have a flat edge that you sharpen by hand. They get convex. The Bushcrafter is designed convex.
If you look at the point, notice it is in the center which is what I like. The bushcraft guys will tell you that is for drilling and it is. It works for that. For batonning, look at the other commonality in the bushcraft knifes. Notice the grind does not go all the way up to the top. It has an upper shoulder to spread the wood. Same thing on the Bushcrafter. It batons wood faster. Does it have enough belly for skinning? Absolutely. To be a skinning knife - no. But to accomplish the job, yes.
The knife has a straight area on the spine for food prep. It has an ergonomic handle. It does not have finger grooves. It should fit everybody’s hand pretty well. Nothing that locks you into holding the knife in one position. There are many possible grips and the Bushcrafter is comfortable regardless of the one chosen.
The next question is, “What is your next favorite knife?” I think it is one of the most innovative knives we have ever designed - the Ultra-lite Bushcrafter. It weighs only 2.7 ounces. It is a smaller version of the Bushcrafter, but not a knife you can’t get a full grip on. You CAN get a full grip. It is only 90 thousandths thick, but it it is 3V so you get plenty of edge stability. You can horse this knife. It has all the features of the larger Bushcrafter. You can carry this knife. At 2.7 ounces, even with the sheath you don’t even notice the knife or that you are wearing it.
So, one, two, three - Canadian Special, Bushcrafter, Ultra-lite Bushcrafter. Those are the three that I like the best.
Und was sind unsere ganz persönlichen Erfahrungen mit dem ULB?
Wir haben den ULB ausgepackt und in die Hand genommen. Perfekt! In die Hand designt! Vierfingergriff, der ULB läßt sich beliebig drehen und wenden. Der gefälligste Griff, den wir bisher in der Hand hatten

Nach den üblichen endlosen Grübeleien, was das Griffmaterial angeht, war unsere Wahl wieder auf Black Canvas Micarta gefallen
Die Klinge war scharf, schnitt Kurven in Papier und rasierte. Wir sind dann mal los und haben den ULB auf das ein oder andere Holz losgelassen. Rinde abgeschält, gebohrt, geschnitten, abgelängt - überwiegend mit daumendicken Knüppeln. Wie meinte doch Mike Stewart: „You can horse that knife.“ Wir haben ihn beim Wort genommen

Nach drei Tagen mit insgesamt mehreren Stunden rücksichtslosem Gebrauch war Schluß mit sauberen Schnitten in Papier. Dennoch lief die Klinge nach wie vor ohne jeden Ruckler über den Daumennagel. Null Chipping also!! Gern nahmen wir die Gelegenheit war, die zuweilen angesprochene Problematik des Schärfens unter die Lupe zu nehmen. Wir haben ein DIN A4 Blatt 2000er Naßschleifpapier auf der Unterseite angefeuchtet, um es auf die Küchentheke zu pappen und ein paar Züge gemacht.
Nach kurzer Papierprobe stellten wir zufrieden fest, daß sich alsbald etwas tut. Noch ein paar Züge - insgesamt vielleicht 15 pro Seite - und der ULB schnitt wieder Kurven in Papier. Kein rasieren. Wir haben ein kleines 4000er Schleifleinen lose auf den Tresen gelegt und 10 Züge je Seite gemacht. Kein Rasieren. Wir haben ein kleines 6000er Schleifleinen lose auf den Tresen gelegt und 10 Züge je Seite gemacht. Der ULB glitt durch Papier in jede beliebige Richtung mit beliebiger Kurverei. Er rasierte wieder.
Also alles vollkommen unspektakulär. Ein Bogen 2000er Naßschleifpapier für 60 Eurocent und der Satz Schleifleinen von dictum sollten bis zum Sankt-Nimmerleinstag reichen, um CPM 3V bei Laune zu halten. Banksteine können - müssen aber nicht. Leder und Paste können - müssen aber nicht! Heute haben wir mal abgecheckt, ob das Schärfen mit unserer Methode nachhaltig ist und eine weitere Stunde an einem knallharten Knüppel sprichwörtlich die „Sau rausgelassen“. Keine spürbare Veränderung festzustellen an der Klinge. Sehr erfreulich dieser Stahl. Wir haben Blut geleckt
Wer ein Barkie sucht, sollte sich unbedingt genau mit den unterschiedlichen Griffen auseinandersetzen. Gerade geschnitten, konturiert, dick, dünn, kurz, lang, leicht, schwer, mit Fingergrooves, ohne … Die Vielfalt ist groß, die Unterschiede sind erheblich. Will man das Messer fest in der Hand halten und maximale Gewalt darüber haben oder möchte man es bequem drehen und wenden können. Bark River bietet hier eine enorme Vielfalt, die es - ohne „Anprobe“ - gar nicht so einfach macht, die richtige Entscheidung zu treffen. Was den ULB anbetrifft, bekommt man einen leichten, 3D-konturierten Griff, der sich bequem in der Hand drehen und wenden läßt und gut für vier Finger ausreicht. Wir hätten es - wie gesagt - für unsere Zwecke nicht besser treffen können.
Der ULB ist klein - aber groß genug für die Bewältigung erstaunlicher Holzarbeiten. Ein anderes Kaliber als das etwa gleich große „Little Wing“ von Eckhard. Das wir deshalb zum nicht unbedingt typischen Vergleich heranziehen, da wir es oft in der Tasche haben, viel damit schnitzen und immer wieder erstaunt sind, was die im Vergleich mit dem ULB eher filigrane Klinge wegzustecken vermag. Wir sehen hier deutliche Ähnlichkeit im Verhalten zwischen den beiden Stählen CPM 3V und SB1.
Aus Gründen des Größenvergleichs haben wir den ULB mit dem BRKT IMP zusammengelegt. Hier wird auch sehr schön der spektakuläre Unterschied der Griffe deutlich. Dann noch mit einem Schälmesserchen von Windmühle und dem Herder 1922 Office. Ist ja nicht ganz daneben. Soll ein Bushcraft-Messer doch auch in der Outdoorküche Dienst schieben. Wurststulle und Tomatensalat sollten kein Problem sein. Apfelschälen haben wir routinemäßig ausprobiert. Kein Problem. Die Fotos vom Halbieren haben wir Euch allerdings erspart. Ein Bird & Trout als Backup für die FEINE Outdoorküche wäre Empfehlung …
Der ULB ist im angenehmen Sinne leicht. Sehr führig. Ob grobes Hantieren, mit der soliden Spitze bohren, druckvolles Schneiden in sonnengedörrte harte Hölzer oder feines Abschälen der Rinde - der ULB ist in seinem Element. Man bekommt nach kurzer Zeit das sichere Gefühl, keine Rücksicht nehmen zu müssen. Ein Top-Deal :adoration:!!
Wer an weiteren Einschätzungen des Ultra-Lite Bushcrafter aus berufenem Mund interessiert ist, den verweisen wir auf diesen Artikel von Kevin Estrela ...
Bark River Knives and Tools Ultra-Lite Bushcrafter (ULB)
Fixed
Gesamtlänge: 188 mm (198 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 84 mm (ebenfalls scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 21,6 mm max. (am Griff wegen leichtem Recurve 21 mm)
Klinge: 2,25 mm CPM 3V, 58-60 HRC (träge rostfähig), quersatiniert, Drop-Point, Scandivex, skelettiert, kein Ricasso, Schleifkerbe
Griff: Black Canvas Micarta, 104 mm, verklebt mit 2-Ton-Epoxy, 2 Corby-Bolts
Griffdicke: Von vorn nach hinten 12,2 – 11,8 – 17,2 – 14,5 – 15,2 mm (3D-konturiert)
Griffhöhe: Von vorn nach hinten 22,8 – 20,2 – 21,8 – 18,7 – 22,4 mm
Lanyardhole: 5 mm
Gewicht: 75 Gramm (mit Scheide 108 Gramm)
Braune Lederscheide mit Gürtelschlaufe (knapp 5 cm), max. Breite 45 mm, max. Dicke inkl. Messer 26,5 mm
Lifetime Guarantee
Der aktuelle ULB hat nichts gemeinsam mit der 2008 als Custom in begrenzter Stückzahl von etwa 100 aufgelegten Version. Das hier referierte Modell gibt es neben dem großen Bruder auch in einer noch kleineren Ausführung als Mini Bushcrafter.
BRKT Ultra-Lite Bushcrafter at work ...




















Aus der Jukebox America “A horse with no name”
Aus hot & sunny Monte Gordo
Johnny & Rock’n‘Roll
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