@günter: stimmt schon, für die Schwertanwendung sind Kerbschlagzähigkeit und Biegesteifigkeit wichtiger. Die Beanspruchung ist mehr schlagend. Und die von Dir angesprochenen Stähle liegen mehr in Richtung "federnd" und sind daher für diesen Zweck besser.
Aber klar ist, dass bei hebelnder Beanspruchung der Stahl mit der höheren Bruchverformungsarbeit der bessere ist, und dieses Verhalten spiegelt sich auch dynamisch wieder, wie ich aus dynamischen Werkstoffuntersuchungen (selbst gemachten) weiß. Leider habe ich für diese beiden Stähle diese Werte (noch) nicht gefunden. Aber sei versichert, sobald mir sowas in die Hände fällt, kommt das ins Forum.
Man muß bedenken, daß bei langen Klingen sehr große Biegungen möglich sind, bevor plastische Verformung eintritt, das geht ja auch bei sehr dünnen Glasfäden, das ist mehr eine Sache der Geometrie. Sobald man lokal die Streckgrenze überschreitet, ist es einfach angenehm, wenn der Stahl noch prima plastisch verformt ohne Bruch.
Aber ist schon klar, für Schwerter gibts besseres, wie Du sagst. Aber wenn schon ein Messer für schlagende Beanspruchung, dann keines aus der 20xx Reihe, sondern wenig in Richtung Cr-Stahl, mehr mit Si wie die von Dir angesprochenen. Ich weiß allerdings nicht, wie die sich beim Schmieden verhalten.
@luftauge
Das kommt mal wieder drauf an. Frag nie einen Materialmann. Kriegste nie ne klare Antwort. Aber mal im Ernst. Das Schmieden bei den höher legiert Stählen dient eigentlich mehr der Formgebung, die Werkstoffeigenschaften werden durch die Wärmebehandlung, die auch ein kontrolliertes Abkühlen aus der Schmiedehitze sein kann, eingestellt. Insofern ist gegen das Gesenkschmieden wenig einzuwenden.
Das Schmieden von solchen Stählen ist auch nicht ganz unproblematisch, wie Dir die hier vertretenen Spezialisten besser erklären können. Die Vorteile des Schmiedens sind ganz klar bei den C-Stählen zu sehen. Man kann da eine Menge herausholen. Insofern möchte ich Deine Frage differenziert betrachten.
Wenn Du einen Werkzeugstahl nimmst und per stock removal mit korrekter Wärmebehandlung (eine Gefügeaufnahme und Analyse am Ausgangszustand sind übrigens echt empfehlenswert) ein Messer machts, hast Du ein erstklassiges Ergebnis mit wenig Risiko.
Beim Schmieden solcher Werkstoffe lauern viele Risiken.
Wenn man C-Stähle nimmt (Claymore, ich glaube, Du nimmst ganz gerne C 60)dann macht das Schmieden mehr Sinn, und da kann ein erfahrener Schmied viel herausholen. Aber auch da kann man mit guter abgestimmter Wärmebehandlung ein hervorragendes Ergebnis im Messer erzielen, nur ist die Arbeit halt nicht so ursprünglich wie beim Schmieden.
Fazit: bei den C-Stählen und gutem Geschick in beiden Fällen hat man siche gleichwertige Ergebnisse, bei den höher legierten kann man beim Schmieden verdammt viel vergeigen, da würde ich lieber stock removal machen und wärmebehandeln.
Aber: Die Spaßkomponente ist nicht zu unterschätzen. Alle Schmiede, die ich kenne (sind inzwischen ein paar) sagen, wenn Du einmal mit Schmieden anfängst, hast Du ein Problem. Du kannst kein Stück Metall mehr ansehen ohne daran zu denken, dass man das eigentlich mal schmieden sollte......
@claymore; ich bleibe da am Ball, klar, paßt hervorragend in das Thema der besten Stähle.
Mich würde Deine Meinung zu meinen Ausführungen oben natürlich interessieren.
Ich bin übrigens der Meinung, dass das Messer umso interessanter ist umso mehr man "von der Pike auf" arbeitet, und wenig Maschinen benutzt. Andererseits kenne ich auch Günters Messer, bei denen mir dann auch wieder das Wasser im Munde zusammen läuft, und dann sehe ich wieder Deine Schmiedestücke und die von Achim...
Ach, zwei Seelen wohnen halt in meiner Brust.