Es ist schön, wenn Leute sich mit der Erforschung der Geschichte von Stahl und Eisen beschäftigen und fleißig nach Spuren graben.
Weniger schön ist es allerdings, wenn sie ihre Funde reißerisch anpreisen und ihnen Bedeutungen geben, die sie nicht haben.
Hier muss wieder einmal die Geschichte umgeschrieben werden. Es fragt sich nur, welche Geschichte.
Frühe Eisenfunde sind selten, da Eisen die unangenehme Eigenschaft hat zu verrosten und die angenehme, durch Verschweißen mit anderen Stücken gut wiederverwertbar zu sein.
Man darf auch nicht davon ausgehen, dass sich die Menschen voller Freude auf die Eisenherstellung stürzten, sobald die Technik einmal bekannt war.
Eisen als solches hat gegenüber vernünftig behandelter Bronze viele Nachteile: Es ist entgegen landläufigen Vorstellungen wesentlich weicher, wesentlich anfälliger gegen Korrosion und der Aufwand der Gewinnung ist wesentlich größer. Erst wenn man es versteht, das Eisen durch Anreichern mit Kohlenstoff härtbar zu machen, zu härten und anzulassen, wird es zu einem den anderen im Altertum bekannten Metallen überlegenen Werkstoff.
Es spricht also vieles dafür, dass Eisen durchaus theoretisch bekannt war, aber eher für eine Rarität ohne besondere Nutzanwendung angesehen wurde. Zum Töten überwiegend halbnackter, ungepanzerter Menschen reichten seine kümmerlichen Eigenschaften natürlich aus und bei dem friedlichen Naturell früherer (und heutiger) Menschen wurde es in erster Linie dafür eingesetzt. Selbst Gold wurde ja diesem Verwendungszweck zugeführt, wie die goldenen Streitkolben der Inka zeigen.
Zurück zum Eisen:
Die frühesten Literaturquellen erwähnen Eisen aus der Zeit 4000-3000 v. Chr.-Die Bibel-Thubalkain um 3000 v. Chr., chin. Quellen nennen etwa den gleichen Zeitraum, in Indien im "Rigveda"-5000 bis 6000 Jahre alt- wird Eisen ebenfalls erwähnt. Frühere Literaturquellen gibt es nicht, sodass man schließen könnte, Eisen sei jedenfalls früher nicht bekannt gewesen. Dieser Schluß leidet aber daran, daß es eben auch keine früheren Literaturquellen gibt.
Zu den frühen Erwähnungen könnte man sagen, es handele sich dabei um Meteoreisen-das Himmelsmetall. Das mag sein, Meteoreisen läßt sich aber an seinem Nickelgehalt recht sicher erkennen.
Eine Messerklinge aus der Cheopspyramide- knapp 3000 v. Chr.-ist aber nickelfrei und eindeutig als aus Erzen hergestellt nachzuweisen. Das gilt auch für einen noch deutlich älteren Eisenfund aus Samara, der auf möglicherweise 5000 v. Chr. datiert wird.
Einen kurzen, sehr lesenswerten Überblick gibt Hans Berns "Die Geschichte des Härtens".
Es sollte also wohl weniger "die Geschichte umgeschrieben werden", als der Wissenstand den bislang bekannten Fakten angepasst werden.
MfG U. Gerfin