ZTA-Schaubild für 100Cr6

Silkcut

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Im Buch Wärmebehandlung von Läpple ist ein ZTA-Schaubild vom 100Cr6 enthalten. Demnach liege ich bei 800 °C und 5 min. Haltezeit über Ac1e. Diese Werte wurden hier im Forum als optimale Härtetemperatur empfolen. So weit so gut. Nun ist es aber so, das im Stahlschlüssel 870-900 °C (leider ohne Angabe der Haltezeit) angegeben werden. Eigene Versuche haben ergeben das ich bei 820 °C eine Ansprechhärte von gerade mal 58 HCR erreiche, bei 840 °C komme ich auf 62 HCR und bei 880 °C auf 65 HCR (immer bei 5 min Haltezeit). Ist jetzt meine Temperaturanzeige am Ofen falsch? Welche Härtetemperatur wird von Euch als Optimal erachtet?
P.S.
Kennt Ihr eine preiswerte Quelle für weitere ZTA-Schaubilder?
 
die härtetemperatur von 100cr6 habe ich nach einer astm publikation mit gefügebildern bei 845°/öl gewählt und war eigentlich ganz glücklich damit.
mit 800°c und 5 minuten wirst du nicht glücklich werden..
 
Zunächste ist sicher zu stellen dass auch wirklich die eingestellte temperatur gegeben ist!
Also Prüfe mit Thermometer!
Dann sollten wie zunächst mal klären, was Ihr unter Haltezeit genau versteht und wie Ihr diese feststellt.
 
Halltezeit ist die Zeit die das Werkstück nach dem vollständigen durchwärmen, also im Kern, im ofen auf der eingestellten Temperatur verbringt.

Dazu zählen nicht Aufwärmzeit und Durchwärmzeit.

D.h. Aufwärmzeit+Durchwärmzeit+Haltezeit= Ofenzeit

Wenn ich bzgl Stählen Angaben mache, ist dann immer nur die Haltezeit gemeint.

Der Grund ist ganz einfach, jeder hat unterschiedliche Möglichkeiten zur Wärmebehandlung und das verursacht ganz unterschiedliche auf und durchwärmzeiten und Aufheizgeschwindigkeiten.

Dadurch kann es in der Praxis eben zu sehr unterschiedlichen wegen kommen wie man zum Erfolg kommt.
Dazu zählt auch die Aufheizgeschwindigkeit, die sich damit auch erheblich auf HT und HZ auswirkt und ein entscheidender Leistungsindikator ist. Je schneller desto besser!!

Ich habe einen recht großen Kammerofen. Der läuft einen halben Tag lang um sich auf der voreingestellten Temperatur zu stabilitsieren. Diese messe ich auch mit einem genauen Thermometer und kontrolliere die in kurzen zeitabständen nach.

Meine Härtetemperatur ist dann 790° bei einer Haltezeit von 5-6min für eine 4 mm Klinge.

Dann noch zu den Stahlschlüssel und ASTM angaben.

Diese sind für industrielle Prozesse gedacht und beziehen sich auf Querschnitten die im standardisierten Strinabschreckversuch ermittelt werden. Industreibauteile sind selten so dünn wie unsere Klingen.
Daher sind diese lediglich Anhaltswerte.

Weiterhin gibt es 1.2067 und 1.3505 beides 100Cr6 mit dem unterschied Werkzeugstahl und Kugellagerstahl. Das kommt weil ausgangsmaterial und Verwendungszweck beider Werkstoffe eben auch unterschiedlich sind.
Wer mal schnell in den Stahlschlüssel reinschaut der wird auch gleich finden dass erheblich unterschiedliche Härtetemperaturen vorgeschalgen sind.

Entscheidend ist jedoch nicht ob ihr 65HRC erreicht hab sondern, welches Gefüge ihr mit den kennwerten geschaffen habt, denn nur das ist verantwortlich, ob das Messer dann auch die voller Leistung bringen kann.

Fazit: Stahl ist nicht gleich Stahl, also genau schauen. Ebenso ist Häteofen nicht gleich Härteofen dessen mögliche Aufheitzgeschwindigkeit fällt nochmals ganz erheblich ins gewicht bei HT und HZ. Ziel ist es ein spitzengefüge hinzubekommen ind nicht einfach 65 HRC zu erreichen.
 
Ich habe mit 800° und einer Haltezeit von max. 2Minuten immer beste Ergebnisse erzielt.
Die Klingen lege ich allerdings immer erst in den Anlassofen (200°), das verringert (wenn auch nur geringfügig) die Aufheizzeit.

Ich arbeite mit einem neuen, digital gesteuerten Ofen. Meine Klingen sind selten stärker als 3mm.

Als Ansprungshärte komme ich immer auf einiges über 60Hrc.
 
Wow, Danke erst mal für die schnellen Antworten incl. der Saarstahladresse und Sorry für die falsche Angabe der Härtetemperatur aus dem Stahlschlüssel (falsche Spalte abgelesen). Es werden natürlich nur max. 830 bzw. 870 °C je nach Abschreckmedium genannt.
Da gute Ergebnisse auch bei Werten ab 800 °C erziehlt werden, ist als nächstes ein Check meiner Temperaturanzeige dran. Bei der Aufheizzeit kann ich bei meinem Öfchen leider nicht mehr rausholen.
Dann frisch zum nächsten Versuch, Klinge ist schon fertig und will unbedingt gehärtet werden.
 
Bei der Aufheizzeit kann ich bei meinem Öfchen leider nicht mehr rausholen
Das ist bei mir auch so. Ich habe ein kleines Öfchen und wenn ich dann die Klappe öffne und eine Klinge reinstelle, dann geht er ca. 10°C in die Knie und braucht dann auch fast 10 min, bis er wieder auf der ursprünglichen Temperatur ist.
Ich habe einen PID-Regler (mit Mantelthermoelement) zum Messen und Regeln der Temperatur dran.
Ich heize inzwischen einfach auf 10°C höher, als die Temperatur, die ich haben möchte und dann passt das.
Vielleicht ist es ja bei dir etwas ähnlich triviales?

Gruß,
torsten
 
xtorsten
ja genau, deswegen habe ich heute auch extra beim Aufheizen überzogen und dann die fallende Ofentemperatur genutzt um auf die gewünschte Austenetisierungstemperatiur zu kommen.
Danke nochmals an alle für die eignen Erfahrungen.
 
Habe früher sehr viel 100 Cr 6 gehärtet meistens bei Temperaturen zwischen 850 und 870 Grad C. Bei dünnen Teilen wie Messerklingen würde ich 860-870 Grad wählen. Vom Abschrecken in Wasser würde ich abraten wegen der Rissgefahr. Bei Ölabschreckung sollten sich dann optimale Härtewerte zwischen 64 und 66 HRC ergeben. Wichtig beim 100 Cr 6 ist, dass er unverzüglich bei mindestens 160 Grad angelassen wird, sonst kann es vorkommen, dass die nur gehärteten Teile über Nacht zerbrechen.

Ein anderes Thema ist die Temperaturkonstanz von Öfen. Kleine Öfen kühlen schnell ab, wenn die Klappe aufgeht und haben oft Ecken, wo die Temperatur um 20 Grad niedriger liegt, als in der Mitte. Auch können alte Thermoelemente zu wenig anzeigen.
 
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