Herzlichen Dank an Ookami für den link in Beitrag 6 !.
Ich habe den Text mit großem Interesse überflogen.
Die Darstellung der traditionellen Stahlherstellung ist anschaulich, gut verständlich und enthält eine Fülle exakter Details.
Man sieht, daß da Fachleute, die in Theorie und Praxis gleichermaßen bewandert sind, am Werk waren.
Die Präzision und der Detailreichtum verlieren sich aber, sobald die E i g e n s c h a f t e n des japanischen Schwerts erörtert werden.
Die Herstellungsschritte werden noch genau beschrieben.
Auch die Ausgangsmaterialien sind exakt klassifiziert-etwa der C-Gehalt des tamahagane mit 1-1,5 %.
Welcher C-Gehalt nach dem vielfachen Verschweißen übrig bleibt, wird dagegen nicht erwähnt-vielleicht habe ich es auch überlesen-ich lese gerne sehr schnell und selektiv mit dem Hauptaugenmerk auf die Dinge, die mich besonders interessieren.
Bei der Beschreibung der Eigenschaften des Stahls und der Begründung, die dafür gegeben werden, habe ich aber dann erstaunt nach Luft geschnappt:
Nach der Schilderung von Hitachi ist der traditionell hergestellte japanische Stahl im Unterschied zum modernen Stahl extrem r e i c h an Sauerstoff. Da Sauerstoff im Eisen aber so gut wie unlöslich ist, liegt er in Form vieler oxydierter Einschlüsse vor. Diese Einschlüsse werden durch das vielfache Schmieden und Verschweißen feinst verteilt.
Als Folge soll sich ein besonders feines Gefüge ergeben und die Fähigkeit, ein schönes Muster zu erzeugen, mit den weiteren Eigenschaften einer besonders guten Schweißbarkeit (ohne Flußmittel), guter Härtbarkeit, guter Polierbarkeit und deshalb( ? ) guter Schneidfähigkeit, guter Korrosionsbeständigkeit und Erleichterung einer Mustererzeugung.
Hier stellen sich mir einige Fragen:
1. Die gute Schweißbarkeit ist allen im Rennfeuer entstandenen Stählen eigen. In alten Lexika werden diese Stähle geradezu als Schweißstähle bezeichnet, im Unterschied zu den Flußstählen, die in der Herstellung aufgeschmolzen waren.
Man hat die Silikateinschlüsse geradezu als "natürliches Schweißmittel" betrachtet.
Das wird also seine Richtigkeit haben.
2. Die oxydierten Einschlüsse sollen die Härtbarkeit verbessern.
Das kann ich so nicht nachvollziehen. Was ist gemeint ?-die Einhärtbarkeit-also die Fähigkeit auch in größeren Querschnitten zu härten-kann nicht gemeint sein, weil man ja gerade auf die große Umwandlungsfähigkeit Wert legt, um gehärtete Schneide und weich gebliebene Teile deutlich trennen zu können.
Höhere Ansprunghärte kann auch nicht gemeint sein, weil die vom C-Gehalt abhängt.
3. Gute Polierbarkeit-stimmt sicher, wenn es um eine feine Oberfläche geht. Eine Spiegelpolitur-die ja auch nicht gewünscht wird- würde sich dagegen nicht herstellen lassen, wenn viele Oxideinschlüsse vorhanden sind. In Europa legt man etwa größten Wert darauf, daß Wälzlagerstähle besonders gut desoxydiert werden, damit Oxideinschlüsse den runden Lauf der Lager nicht stören.
4. Verbesserte Korrosionsbeständigkeit ?-Sicher besser, als bei verunreinigtem Schrott-von Korrosionsbeständigkeit kann man aber sicher nicht ansatzweise reden.
5. Ermöglichung der feinen Mustererzeugung-nie-nioi-zweifellos richtig.
6. Schwerter sind "unfoldable" und "unbendable". Da ist wohl der Wunsch Vater des Gedankens.
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich will die japanische Schmiedekunst nicht schmälern. Die Erzeugnisse sind herausragende Kunstwerke, die meine volle Bewunderung haben.
Man sollte sich aber doch auch ein bißchen eigenes Denken und gelegentlich Kritik erlauben und dort, wo keine meßbaren Fakten, sondern Werturteile verbreitet werden, skeptisch sein und bleiben.
Freundliche Grüße
U. Gerfin