Ich habe zwei alte Schweizer Soldatenmesser etwas näher unter die Lupe genommen. Es handelt sich in beiden Fällen um das Modell 1890, beide mit Hechtklinge, einmal ein Elsener aus dem Jahr 1941 und ein Wenger aus dem Jahr 1925.
Das Soldatenmesser 1890 hat beim Aufstieg der Firmen Victorinox und Wenger eine bedeutende Rolle gespielt. In Solingen entwickelt und zuerst ausgeführt, erhielten auch Schweizer Firmen Anteil an dem staatlichen Großauftrag der Schweizer Armee zur flächendeckenden Versorgung ihrer Armeeangehörigen, bis er schließlich komplett auf die beiden Schweizer Firmen aufgeteilt wurde.
Dies war eine Folge erfolgreicher Lobbyarbeit und sicherte den Schweizer Herstellern quasi eine dauerhafte staatliche Subvention neben ihrer zivilen Produktion.
Die Herstellung des notwendigerweisen standardisierten Massenprodukts Armeemesser lenkte die Schweizer Firmen auch früh in Richtung der standardisierten mechanisierten Massenproduktion, die in Verbindung mit einer systematisch angewendeten Qualitätskontrolle bis heute ihr Erfolgsrezept darstellt.
Allerdings weist die Qualität der beiden mir vorliegenden Exemplare Mängel auf.
Zunächst das Elsener von 1941:
Der Mangel hier ist ein extrem schwergängiger, mit den Händen nicht öffenbarer Dosenöffner. Generell sind die Federn recht stark ausgelegt, wie es sich für ein nicht feststellbares, robustes Taschenmesser gehört. Der Dosenöffner fällt jedoch aus dem Rahmen.
Ein Festsitzen durch Korrosion und/oder Verschmutzung kann auch nicht der Grund sein, da ich Unmengen an Öl und Zeit und mechanische Hilfsmittel verwendet habe, um ihn in Bewegung zu setzen. Mit einem normalen menschlichen Daumennagel lässt er sich nicht öffnen.
Der Grund scheint mir eher an einem unpräzisen Zusammenbau zu liegen. Auffällig ist, dass die Rückenfeder leicht erhöht (nicht mehr plan mit dem Rest des Rückens, wie in geschlossenem Zustand) ist, wenn der Dosenöffner in geöffneter Position steht. Ein Bild:
Hier die Lage der Feder, wenn der Dosenöffner geschlossen ist. Sie ist plan mit dem Rest des Rückens:
Das Überstehen der Feder im geöffneten Zustand des Dosenöffners bedeutet, dass die Feder unter stärkerer Spannung steht. Dies erhöht die Bruchgefahr für die Feder und führt eben meines Erachtens zur der beschriebenen Schwergängigkeit des Konservenöffners.
Ich hoffe, dass deshalb keine Schweizer Soldaten verhungert sind.
Beim Soldatenmesser von Wenger tritt dieses Problem nicht auf.
Hier steht die Feder, wenn der Dosenöffner ausgeklappt ist, nicht über.
Der Mangel bei diesem Exemplar besteht darin, dass die Klingenspitze beim Schließen auf das Zwischenstück aus Messing aufschlägt.
Das Zwischenstück ist notwendig, da die Basis der Hauptklinge und die Basis der gegenüberliegenden Ahle unterschiedlich dick sind. Zum Ausgleich ist neben die Ahle das Zwischenstück eingesetzt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte (siehe weißer Pfeil rechts):
Die Wirkung des unpräzisen Zusammenbaus sieht man an den in das Messing eingegrabenen Furchen, wo die Klingenspitze beim Schließen aufschlägt:
Dies macht einen (wenn auch geringen) Teil der Klingenspitze stumpf. Vermeiden lässt sich dies durch vorschichtiges Schließen oder von vornherein durch sauberes und präzises Zusammenbauen durch den Reider (den es damals vielleicht noch gab).
Das Problem tritt nicht selten bei mehrteiligen Taschenmessern auf, auch neuere Schweizer sind davon nicht ausgenommen, ein Belegexemplar von Victorinox liegt mir vor.
Die berühmte Schweizer Qualität beim Taschenmesserbau also ein Mythos?
Das Soldatenmesser 1890 hat beim Aufstieg der Firmen Victorinox und Wenger eine bedeutende Rolle gespielt. In Solingen entwickelt und zuerst ausgeführt, erhielten auch Schweizer Firmen Anteil an dem staatlichen Großauftrag der Schweizer Armee zur flächendeckenden Versorgung ihrer Armeeangehörigen, bis er schließlich komplett auf die beiden Schweizer Firmen aufgeteilt wurde.
Dies war eine Folge erfolgreicher Lobbyarbeit und sicherte den Schweizer Herstellern quasi eine dauerhafte staatliche Subvention neben ihrer zivilen Produktion.
Die Herstellung des notwendigerweisen standardisierten Massenprodukts Armeemesser lenkte die Schweizer Firmen auch früh in Richtung der standardisierten mechanisierten Massenproduktion, die in Verbindung mit einer systematisch angewendeten Qualitätskontrolle bis heute ihr Erfolgsrezept darstellt.
Allerdings weist die Qualität der beiden mir vorliegenden Exemplare Mängel auf.
Zunächst das Elsener von 1941:
Der Mangel hier ist ein extrem schwergängiger, mit den Händen nicht öffenbarer Dosenöffner. Generell sind die Federn recht stark ausgelegt, wie es sich für ein nicht feststellbares, robustes Taschenmesser gehört. Der Dosenöffner fällt jedoch aus dem Rahmen.
Ein Festsitzen durch Korrosion und/oder Verschmutzung kann auch nicht der Grund sein, da ich Unmengen an Öl und Zeit und mechanische Hilfsmittel verwendet habe, um ihn in Bewegung zu setzen. Mit einem normalen menschlichen Daumennagel lässt er sich nicht öffnen.
Der Grund scheint mir eher an einem unpräzisen Zusammenbau zu liegen. Auffällig ist, dass die Rückenfeder leicht erhöht (nicht mehr plan mit dem Rest des Rückens, wie in geschlossenem Zustand) ist, wenn der Dosenöffner in geöffneter Position steht. Ein Bild:
Hier die Lage der Feder, wenn der Dosenöffner geschlossen ist. Sie ist plan mit dem Rest des Rückens:
Das Überstehen der Feder im geöffneten Zustand des Dosenöffners bedeutet, dass die Feder unter stärkerer Spannung steht. Dies erhöht die Bruchgefahr für die Feder und führt eben meines Erachtens zur der beschriebenen Schwergängigkeit des Konservenöffners.
Ich hoffe, dass deshalb keine Schweizer Soldaten verhungert sind.
Beim Soldatenmesser von Wenger tritt dieses Problem nicht auf.
Hier steht die Feder, wenn der Dosenöffner ausgeklappt ist, nicht über.
Der Mangel bei diesem Exemplar besteht darin, dass die Klingenspitze beim Schließen auf das Zwischenstück aus Messing aufschlägt.
Das Zwischenstück ist notwendig, da die Basis der Hauptklinge und die Basis der gegenüberliegenden Ahle unterschiedlich dick sind. Zum Ausgleich ist neben die Ahle das Zwischenstück eingesetzt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte (siehe weißer Pfeil rechts):
Die Wirkung des unpräzisen Zusammenbaus sieht man an den in das Messing eingegrabenen Furchen, wo die Klingenspitze beim Schließen aufschlägt:
Dies macht einen (wenn auch geringen) Teil der Klingenspitze stumpf. Vermeiden lässt sich dies durch vorschichtiges Schließen oder von vornherein durch sauberes und präzises Zusammenbauen durch den Reider (den es damals vielleicht noch gab).
Das Problem tritt nicht selten bei mehrteiligen Taschenmessern auf, auch neuere Schweizer sind davon nicht ausgenommen, ein Belegexemplar von Victorinox liegt mir vor.
Die berühmte Schweizer Qualität beim Taschenmesserbau also ein Mythos?