ich mag das einmal ergänzen, denn (wie Prandur geschrieben hat) so ganz plausibel scheint das Ganze auf den ersten Blick nicht zu sein, wenn man die Stähle auf Grund ihrer chemischen Zusammensetzung miteinander vergleicht und dann die Ergebnisse aus dem Catra-Test noch dazunimmt.
Als erstes zum Wolfram: ein sehr schweres Element. Und damit bildet z.B. ein Prozent W nicht die gleiche Menge an Karbid wie ein Prozent V.
Und: je nach Element beginnt auch nicht von Null an die Bildung des spezifischen Karbids, sondern vielfach wird zunächst nur das Eisenkarbid mit dem jeweiligen Element angereichert. Das bedeutet zwar dann schon eine Erhöhung des Karbidgehalts, nicht aber der Karbidhärte.
Larrin hat das in seinem Artikel
hier über Karbide in einigen Punkten schön herausgearbeitet.
Und er hat dann auch eine
Tabelle darin gezeigt, in der die Karbidtypen einiger Stähle aufgeschlüsselt sind (unterm anderen auch für 52100 - was ja dem 1.3505 entsprechen sollte).
In dem Artikel
hier über Wolframstähle taucht dann auch eine
Tabelle auf, wo der 1.2519 aufgeführt ist.
Man kann da sehen, dass 1.2519 und 1.3505 in etwa 6% Karbidanteil haben und der 1.2519 davon nur etwa 1% Wolframkarbid. Insofern sind die geringen Unterschiede im Catratest dann auch nicht mehr so verwunderlich.
Man kann aber auch sehen, dass wir da Stähle in einer Klasse vorliegen haben und ich wage mal zu behaupten, dass es in einem Blindtest sehr schwierig bis unmöglich sein wird, die Stähle richtig zuzuordnen.
Was ich auch noch gerne ansprechen möchte, ist die Relevanz des Wertes Zähigkeit - was ich auch schon öfter hier gemacht habe. Auch hier mag man ja vermuten, dass sich dies merklich positiv auf den Erhalt der Schneide auswirkt. Dafür muss man aber das Prüfverfahren anschauen und darüber nachdenken. Mit dem angewendeten Verfahren werden relativ große Proben -
hier ist weiter unten von 2,5x10x55mm die Rede - auf Totalversagen (Bruch) bzw. die dafür benötigte Kraft untersucht.
Das bildet aber nicht die Versagensvorgänge an der feinen Schneide ab. Hier ist natürlich schon wesentlich früher Schluss. Und: ich halte Karbidmenge und deren Größe für den wesentlicheren Faktor.
So passt dann auch meine Beobachtung durchaus ins Bild, dass ich mit Klingen aus 1.2842 und auch 1.2419 schon wilden Mißbrauch In Form von Durchtrennen der Wirbelsäule am Atlaswirbel von Wild betrieben habe, ohne dass ich merkliche Ausbrüche in der Schneide hatte. Schärfeverlust natürlich schon, aber keine großartig fühlbaren Macken in der Schneide. Mit D2 z.B. sah das trotz niedrigerer Härte anders aus.
Insofern attestiere ich einem O2 (1.2842 - der ja sehr ähnlich dem O1 ist) und dem 1.2419 (der dem 1.2519 ähnelt) schon eine sehr gute Zähigkeit in Bezug auf Messerschneiden - auch wenn das Larrins Messungen nicht hergeben.
Langer Rede kurzer Sinn: das sind beides sehr gute und belastbare Stähle für feine bis mittelfeine Schneiden. Sie sind sehr schnell und einfach sehr scharf zu bekommen und vertragen auch recht feines Auschleifen (was R&R ja bereits bestätigt hat) - in Werten sind das dann Schneidendicken im Bereich nagelgängig, was (je nach Härte) bei 0,2-0,3mm Schneidendicke der Fall sein sollte. In der Küche und bei einfachen Aufgaben kein Problem; für Jagdmesser oder groberer Nutzung dürfen es aber gerne 0,4-0,6mm sein.
Unterschiede zwischen den Legierungen werden vermutlich in vielen Fällen der Klingengeometrie und Qualität der Härtung nachrangig sein. Zumindest erwarte ich nicht, dass einer der Stähle maßgeblich mehr kann. Wenn der eine den Anforderungen nicht genügt, wird's der andere auch nicht reißen
Das große Problem beim 1.3505 ist die Verfügbarkeit in den passenden Abmessungen, wenn man nicht schmieden kann/ will. Trotzdem: wenn man das Zeug kriegen kann, dann nimm was davon. Die Qualität der Erschmelzung hat schon was - insofern ein subjektiver Punkt für den 1.3505 von meiner Seite!
Gruß,
Torsten