1.2519 vs 1.2067/1.3505

Galaxis MTG

Mitglied
Beiträge
196
Hallo zusammen
Ich möchte mal einen Vergleich einholen zwischen 1.2519 und 1.2067/1.3505
Worin schlägt ein Stahl den andern (vor und Nachteile), welchen nehmt ihr mit Vorliebe?
Wie dün kann man ihn ausschleifen?
In zahlen wäre auch toll.
Was ich mich noch frage warum der eine Stahl 2 Nummern hat.
Ich sage jetzt schon Danke für jede Antwort.
 
1.2067 und 1.3505 haben kleine Differenzen bezüglich ihrer chemischen Zusammensetzung. Wesentlich ist aber der Fertigungsprozeß. 1.3505 aka 52100 ist als Wälzlagerstahl homogener und feiner, eignet sich daher besser als Messerstahl.

Insofern hat nicht ein Stahl zwei Namen sondern es handelt sich um zwei Qualitäten eines Stahls mit im wesentlichen gleichen Legierungsbestandteilen.

Zusammensetzung 1.3505

Zusammensetzung 1.2067

1.2519 ist ein niedrig legierter Wolframstahl.

1.2519 aka 110WCrV5: C: 1,10 Cr: 1,20 Mn: 0,30 Si: 0,15 V: 0,20 W: 1,30


1.2519 ist verschleißfester aufgrund des Anteils an Vanadium und Wolfram, der 1.3505 dagegen zäher. Während 1.2519 bei 63,7 HRC 7,4 ft-lbs erreicht liegt der Wert für 1.3505 (61 HRC) bei 28 ft-lbs.

Ich habe diverse Messer (keine Küchenmesser) aus 1.2519 und 1.3505. Und sie sehr dünn ausgeschliffen, was zu keinen Problemen führt. Beide Stähle lassen sich sehr scharf ausschleifen.

Aufgrund der sehr guten Zähigkeit dürfte 1.3505 filigrane Geometrien besser halten können.

R’n‘R
 
Hallo,
@ Rock'n#Roll
"1.2519 ist verschleißfester aufgrund des Anteils an Vanadium und Wolfram"
Laut Catra-Diagramm auf knifesteelnerds liegt der 1.2519 verblüffenderweise knapp unter dem 52100 (325mm) ! Dieses Ergebnis erscheint mir angesichts des von dir erwähnten Wolfram und Vanadium Anteils , welche Karbide mit etwa doppelter Härte gegenüber den Chromkarbiden des 52100 erzeugen, wenig plausibel zu sein. Eine mögliche Erkärung könnte darin liegen, dass beim Härten des 1.2519-Prüflings ein Teil des Wolfram und Vanadium in Lösung geblieben sind und sich wenig Karbide ausgebildet haben.

CATRA-5-7-2021.jpg
 
ich mag das einmal ergänzen, denn (wie Prandur geschrieben hat) so ganz plausibel scheint das Ganze auf den ersten Blick nicht zu sein, wenn man die Stähle auf Grund ihrer chemischen Zusammensetzung miteinander vergleicht und dann die Ergebnisse aus dem Catra-Test noch dazunimmt.

Als erstes zum Wolfram: ein sehr schweres Element. Und damit bildet z.B. ein Prozent W nicht die gleiche Menge an Karbid wie ein Prozent V.
Und: je nach Element beginnt auch nicht von Null an die Bildung des spezifischen Karbids, sondern vielfach wird zunächst nur das Eisenkarbid mit dem jeweiligen Element angereichert. Das bedeutet zwar dann schon eine Erhöhung des Karbidgehalts, nicht aber der Karbidhärte.
Larrin hat das in seinem Artikel hier über Karbide in einigen Punkten schön herausgearbeitet.
Und er hat dann auch eine Tabelle darin gezeigt, in der die Karbidtypen einiger Stähle aufgeschlüsselt sind (unterm anderen auch für 52100 - was ja dem 1.3505 entsprechen sollte).
In dem Artikel hier über Wolframstähle taucht dann auch eine Tabelle auf, wo der 1.2519 aufgeführt ist.

Man kann da sehen, dass 1.2519 und 1.3505 in etwa 6% Karbidanteil haben und der 1.2519 davon nur etwa 1% Wolframkarbid. Insofern sind die geringen Unterschiede im Catratest dann auch nicht mehr so verwunderlich.
Man kann aber auch sehen, dass wir da Stähle in einer Klasse vorliegen haben und ich wage mal zu behaupten, dass es in einem Blindtest sehr schwierig bis unmöglich sein wird, die Stähle richtig zuzuordnen.

Was ich auch noch gerne ansprechen möchte, ist die Relevanz des Wertes Zähigkeit - was ich auch schon öfter hier gemacht habe. Auch hier mag man ja vermuten, dass sich dies merklich positiv auf den Erhalt der Schneide auswirkt. Dafür muss man aber das Prüfverfahren anschauen und darüber nachdenken. Mit dem angewendeten Verfahren werden relativ große Proben - hier ist weiter unten von 2,5x10x55mm die Rede - auf Totalversagen (Bruch) bzw. die dafür benötigte Kraft untersucht.
Das bildet aber nicht die Versagensvorgänge an der feinen Schneide ab. Hier ist natürlich schon wesentlich früher Schluss. Und: ich halte Karbidmenge und deren Größe für den wesentlicheren Faktor.
So passt dann auch meine Beobachtung durchaus ins Bild, dass ich mit Klingen aus 1.2842 und auch 1.2419 schon wilden Mißbrauch In Form von Durchtrennen der Wirbelsäule am Atlaswirbel von Wild betrieben habe, ohne dass ich merkliche Ausbrüche in der Schneide hatte. Schärfeverlust natürlich schon, aber keine großartig fühlbaren Macken in der Schneide. Mit D2 z.B. sah das trotz niedrigerer Härte anders aus.
Insofern attestiere ich einem O2 (1.2842 - der ja sehr ähnlich dem O1 ist) und dem 1.2419 (der dem 1.2519 ähnelt) schon eine sehr gute Zähigkeit in Bezug auf Messerschneiden - auch wenn das Larrins Messungen nicht hergeben.

Langer Rede kurzer Sinn: das sind beides sehr gute und belastbare Stähle für feine bis mittelfeine Schneiden. Sie sind sehr schnell und einfach sehr scharf zu bekommen und vertragen auch recht feines Auschleifen (was R&R ja bereits bestätigt hat) - in Werten sind das dann Schneidendicken im Bereich nagelgängig, was (je nach Härte) bei 0,2-0,3mm Schneidendicke der Fall sein sollte. In der Küche und bei einfachen Aufgaben kein Problem; für Jagdmesser oder groberer Nutzung dürfen es aber gerne 0,4-0,6mm sein.
Unterschiede zwischen den Legierungen werden vermutlich in vielen Fällen der Klingengeometrie und Qualität der Härtung nachrangig sein. Zumindest erwarte ich nicht, dass einer der Stähle maßgeblich mehr kann. Wenn der eine den Anforderungen nicht genügt, wird's der andere auch nicht reißen ;)

Das große Problem beim 1.3505 ist die Verfügbarkeit in den passenden Abmessungen, wenn man nicht schmieden kann/ will. Trotzdem: wenn man das Zeug kriegen kann, dann nimm was davon. Die Qualität der Erschmelzung hat schon was - insofern ein subjektiver Punkt für den 1.3505 von meiner Seite!

Gruß,
Torsten
 
Hallo storsten,

danke für deine Ausführungen. Das mit der Aussagekraft des Prüfverfahrens zur Zähigkeitsbestimmung sehe ich genauso. Hier spielt die Probengröße definitiv eine Rolle. In einem Böhler-Datenblatt wurde auch in einer Tabelle unterschieden zwischen Totalbruch und Chipping (Schneiden-Ausbrüche). Vielleicht finde ich das noch.
Zudem muss man beim Vergleich von Werten aufpassen ob es ich um gekerbte oder ungekerbte Proben handelt-(Notched-unnotched).

Man kann alternativ den 1.2067 bei den üblichen Quellen die im Forum genannt wurden in dünnen Abmessungen bekommen, der dann aber die Vorteile der Erschmelzung nicht mehr hat. Oder man biegt den Außenring eines alten großen Kugellagers auf und verschmiedet ihn.

Gruß,
Prandur
 
In seinem Beitrag „How to Pick the Best Steel for Every Knife“ geht Larrin explizit auf Toughness und Edge Retention von 52100 und 1.2519 ein:

„Low-alloy steels have even less edge retention because they primarily have cementite (iron carbide) which is relatively low in hardness, being only marginally harder than steel (~69 Rc). In CATRA testing, 52100 was found to be slightly worse than AEB-L which is not exactly the gold standard for wear resistance. I would recommend 52100 over 1095 or O1 based on our toughness testing. 52100 also has more carbide for better wear resistance when compared with 1095 and O1. 8670, 5160, and L6 with their lower carbon and therefore lower amount of carbide has even lower wear resistance. For higher wear resistance steels the options are somewhat limited, with the vanadium-alloyed CruForgeV being the primary steel with some availability in the USA, and in Europe and Japan there are tungsten-alloyed steels like 1.2519, 1.2442, and the Blue/Aogami series. Those steels are still not exceptionally wear resistant, especially when compared to steels like 10V, though using them at higher hardness helps with edge retention. CruForgeV, for example, still had about 13 ft-lbs at 64 Rc, and 6.1 ft-lbs at 66.5 Rc, which is higher than D2 at 60 Rc (5.1 ft-lbs).“

Und hier noch eine aktuelle Übersichtstabelle:

low-alloy-steel-ratings-table.jpg


R’n‘R
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Prandur,

Ja, bei Böhler ist mir auch schon positiv aufgefallen, dass sie zwischen Zähigkeit/ Rissbeständigkeit und Duktilität/ Widerstand gegen Kantenausbrüche unterscheiden - wie auch immer das Verfahren zur Bestimmung der Kenngrößen aussieht (da habe ich leider nichts zu gefunden). Aber es ist ein erster Schritt.

Den 1.3505 bekommt man natürlich schon. Ich habe auch noch von Herbert von vor ewigen Zeiten eine Führungsstange aus dem Material da, dem ich mich bei Zeiten mal widmen werde (so fern ich das Schmieden Mal endlich angehe und soweit sattelfest bin, dass ich da nichts versaue).
Markus Balbach hat das Material auch in seinem Shop gelistet - zu einem durchaus ordneltichen Kurs. Aber eben nix für die direkte Verarbeitung.

Was die Karbide angeht, so kann man da auch noch tiefer einsteigen. Wenn man sich klarmacht, dass es nicht nur stabile, sondern auch metastabile Zustände (also Zwischenzustände gibt, die in Abhängigkeit der Verarbeitung und insbesondere der Wärmebehandlung vorliegen), dann wird die Komplexität deutlich.
Aber das führt zu weit hier (und ich bin da dann auch nicht firm genug, als dass ich da was wirklich Fundiertes zu Schreiben kann).
Ich habe lediglich einige Widersprüche gefunden und Fragen im Kopf.
Z.B. um wieviel stabiler/ schwerer löslich ein mit W oder was auch immer angereichertes Eisenkarbid ist.
Vor dem Hintergrund: Larrin führt die hohe Zähigkeit des 52100 darauf zurück, dass ein relativ fest definierter Gehalt an C in schwerer löslichen Karbid abgebunden ist - führt aber in seiner Tabelle zu dem Stahl das Karbid nicht als CrC an, sondern als Eisenkarbid.
Dann auch - wenn wir Larrin heranziehen - sind das errechnete/ simulierte Werte oder tatsächlich durch Versuche isolierte und analysierte?
Und da gibt es noch viele Fragen mehr und Punkte, die man einmal genauer diskutieren müsste.
Schon allein, dass man auf den 52100 bezogen auch auf doppelte oder dreifache Härtung als Variante stößt, macht klar, dass wir hier im Bereich der niedrig legierten Stähle erhebliche Möglichkeiten der Beeinflussung des Gefüges haben. Spannend - und sehr komplex!
Vlt. machen wir ein eigenes Thema dazu auf, um Informationen und Erfahrungen dazu zu sammeln und zu diskutieren.

Letztendlich ändert es natürlich nichts an der grundsätzlichen Bewertung/ Einstufung dieser Stahlklasse - da wird bei aller Sorgfalt und Optimierung kein hoch verschleißfester Stahl draus. Aber ich mag die Stahlsorte und die hohe Schneidfähigkeit und einfache Schärfbarkeit.

Beste Grüße,
Torsten
 
Auch wenn wir in eine allgemeine Stahldiskussion abgleiten:
Ich sehe ebenfalls einen merklichen Unterschied zwischen einem 52100 (sowie den W-Stählen) und den noch einfacheren Stählen wie 1095, O1(2), 80CrV2 etc. in Bezug auf Scheidhaltigkeit. Das ist noch eine Schippe drauf.

Was den Catra-Test anbelangt, so liegt durch den Aufbau kaum seitliche Belastung an - was ich bei einem handgeführten Messer für einen erheblichen Faktor halte.
Meine reltiv überschaubaren Erfahrungen mit dem Vanadis 4 zeigen, dass der das wesentlich besser kann als ein D2 oder gar S90V, aber er verschleißt schneller rau als die einfachen Stähle. Im Alltag habe ich das durchaus schätzen gelernt, aber mein Herzblut schlägt doch weiter für die W-Stähle oder auchKugellager oder eine gut gehärtete Feile.
Der Kompromiss aus feiner Schärfe, feiner Geometrie, Nachschärfbarkeit und auch Schneidhaltigkeit passen für mich schon sehr gut. Macht einfach Freude.

Jetzt aber Schluss für mich heute ;

Beste Grüße,
Torsten
 
Wenn sich der V4e jetzt noch genauso gut schmieden ließe wie die niedrig legierten, dann wäre das die Eierlegendewollmilchsau. Aber abwarten was aus dem geplanten Apex Ultra wird. Hoffe es wird ihn geben, da die Daten sehr für ihn sprechen.
 
An sich 1.2519 schneidet nicht besser als Markenfeilen.

1.3505 ist schnell scharf, schnell stumpf und "gleitet". Ist aber leicht zu schärfen.

PM- Klingen: Serienmesser: schneiden (relativ) lange und nicht besonders angenehm.

Bos (Buck) 30v ist zwischen Serienmesser was besonderes (Fremderfahrungen). Schneidet gut (verglichen mit anderen Serienmesser).

Handgemachte PM-Messer von denen, die das können: schneiden am leichtesten, aggressiv und mit wenig Kraftaufwand.
Umschleifen der Klingen (z.B. ausdünnen)- man muss Ahnung haben, wie das geht.

Druckschnitt: das möchte ich sehen: wie man stundenlang Tomaten, Gleisch und Wurst im Druckschnitt schneidet.

Nahmen (wer thermomechanische Bearbeitung gemacht hat) sind am wichtigsten.

Das sind Stichpunkte, die IMHO praktisch wichtig sind.
 
Meine reltiv überschaubaren Erfahrungen mit dem Vanadis 4 zeigen, dass der das wesentlich besser kann als ein D2 oder gar S90V, aber er verschleißt schneller rau als die einfachen Stähle.
Ich verstehe den Satz nicht ganz. Kannst Du näher erläutern, was der V4E besser kann und was Du mit "rau verschleissen" meinst?
 
Das 'Besserkönnen' bezieht sich auf den Satz davor: seitliche Belastung der Schneide. Weiches Schnittgut und wenig Druckbelastung sind easy. Selbst Druckbelastung gerade in Richtung des Klingenrückens geht vlt. noch. Problem ist immer die Größe der Karbide an der feinen Schneide.
Hier: https://scienceofsharp.com/2019/11/03/carbides-in-maxamet/ sieht man Elektronenmikroskopische Aufnahmen von der Schneide und der Einbindung der Karbide in die Matrix. Wenn die Dinger eine gewisse Größe haben, dann brechen sie zuerst bei auch seitlicher Belastung aus - z.B. beim Schnitzen von Holz oder so.
Um den Bogen zurück zu spannen zum Vanadis: der hat kleinere und besser verteilte Karbide als ein D2 und meine Erfahrungen mit dem Material bestätigen die Erwartungen, dass er eine Menge abkann.
Wenn ich z.B. ein Stück Wild 'aufbreche' (für Nichtjagende: Magen-Darm und Innereien entfernen), muss z.B. auch die Naht an den Rippen aufgetrennt werden. Da hat man definitiv Knochenkontakt und führt die Schneide mit erheblicher Druckbelastung und das nicht immer sauber ohne seitliche Belastung der Schneide. Da kann ein D2 schon einmal Federn lassen und in Folge hat man feinste Ausbrüche an der Schneidkante, die man merklich als definierte Ausbrüche erfühlen kann.
Ein anderes Beispiel: ich habe mein eher fein ausgeschliffenes Müller Gent Klappmesser einmal kurz einem Bekannten geliehen, um einen Bleistift anzuspitzen. Im Anschluss habe ich mich gewundert, dass die an sich frisch geschliffene Schneide ruppige Macken hatte. Konnte ich erst nicht zuordnen, aber da nichts weiter geschnitten wurde damit, kann es nur diese an sich eher leichte Arbeit gewesen sein, die da zu Versagen führte. Der Kollege muss da irgendwie grob rangegangen sein.
Im Gegenzug zeigt mein Vandisjagdmesser solche Probleme nicht. Und auch das meines Jagdkollegen hat nach Verarbeitung von zwei Stück Wild mit definitiv Knochenkontakt solche Probleme nicht - und der ist kein kundiger 'Messerfreak' und ist auch nicht zimperlich insgesamt.

Also daher meine Aussage, dass der Vanadis 4e das besser kann.
Er verschleißt aber natürlich auch und verliert im Gebrauch Schärfe. Die Art und Weise ist aber auch interessant. Beispielsweise habe ich mal bei vier bis fünf Stück Wild die Zungen von Schwarzwild mit ordentlich Schwarte mit einem einfachen Messer aus C70 ausgelöst. Sehr schnell wurde die Schneide einfach stumpf und rund. Da kann man mit dem Finger über die Schneide gehen und es passiert einfach nichts mehr. Der Vanadis hingegen verliert dann auch die feine Rasurschärfe, behält aber eine brauchbare Rauigkeit, mit der man trotzdem gut weiterarbeiten kann. Man merkt aber gegenüber einem 1.2419, dass er schnell einen Tacken rauer an der Schneide ist - sprich die Karbide größer sind. Diese Schärfe hält dann dafür aber im Gegenzug besser. Man tauscht eben das eine gegen das andere. Man muss für sich einen guten Kompromiss finden; da kommt man nicht drum herum.

Hoffe, das ist jetzt verständlicher ;)
Ansonsten gerne weiterfragen. Aber wie schon gesagt, den Vanadis habe ich noch nicht so lange im Betrieb, als dass ich da ganz viel zu schreiben könnte.

Beste Grüße,
Torsten
 
Das gleiche Thema mal anders. IMHO



Wenns um eine Klinge geht ists sinnvoll:

1 Stabilität der Schneide

2 Stabilität der ganzen Klinge besprechen.



Nun erstmal Punkt 1.

1.2519 kann kleinere Winkel halten und dadurch länger scharf bleiben. Ists so?

Ich werde hier noch mal erwähnen, dass Schneidwinkel weitgehend mehr von Bedeutung ist als Stahl. Also ob Federstahl, 1.3505 oder 1.2519 mit M398- für gleiche Schneidaufgaben braucht man gleiche Schneidwinkel Plus/Minus 2 °.



-Karbide sind mit Zähnen vergleichbar und kleine Karbide „sitzen“ stabiler. So stabil wie Kleine Zähne ohne Zahnwurzel? Ists bequem mit superkleinen Zähnen zu kauen?

Aus Erfahrung: wenn Zahnfleischqualität stimmt kann man damit (auch mit großen Karbiden) Knochen hacken (z.B. mit Sleipner). Auch hier- ob Federstahl oder Sleipner- Mikrofase um 50° ist GLEICH sinnvoll.



Das PM-Klinge normalerweise Mikroausbrüche zeigt halte ich für Unsinn. In dem Sinne, dass es sein kann, muss aber lieber nicht sein. Sicherlich eine sehr gute neue Klinge aus CPM125V wird zuerst sehr kleine Ausbrüche zeigen, nach 3-mal Schärfen muss das aber weg sein. Ein Schneidenkontur mit Karbiden als „Mikrozaum“ ist aber normal in dem Fall (unter Mikroskop).



Zu Punkt 2.

Wenn man Kopien von historischen Waffen, Beile und co. baut, dann ist Stabilität der ganzen Klinge ausschlaggebend. Das wird durch eine entsprechende Klingengeometrie und Stahlwahl erreicht. Wenn so eine Klinge, als Test, starke Wurfe gegen Steinboden vertragen muss, dann müssen alle 1.2519, Feilen, CPM125V und 1.3505 weg. Z.B. 9xc wäre hier besser.



Nun wenn man lange mit Maximum Spaß Fleisch mit Knochen schneiden möchte- das wird mit 1.2519 nicht klappen. Oder es wird klappen wenn man zwischendurch nachschärft, was für viele Fälle, praktisch gesehen, eine gute Lösung ist.

Jedoch HSS in dem Bereich (Hartholz schnitzen, Fleisch mit Knochen schneiden) wird im Bereich „Schneiden mit Komfort“ 1.2519 schlagen. Die Erkenntnisse stammen sich z.B. aus vielen Jagdberichte und von Koch- Erfahrungen. Nur wenn man lange und mit viel Spaß schneiden will, muss man dann thermomechanische Behandlung gut machen können.
 
zu 2 bin ich bei Dir: z.B. 1%C sind schon reichlich und viel Karbid (vor allem Großes) taugt da nicht unbedingt. Wobei PM auch da die Grenzen verschiebt. Ein 3v z.B. dürfte durchaus funktionieren.

Zu1: die Schneidaufgabe definiert den notwendigen Winkel und die Schneidendicke - oder man nimmt Abstriche in der Performance in Kauf. Also grundsätzlich ja.
Aber mal konkret: beim Jagen trennen viele Jäger den Brustknochen von innen auf - bei älteren Stücken (oder auch alten Schafen - die haben eine sehr harte Knochennaht) mit viel Kraft. Ich mache das mit feinen Schneiden von außen im Druckschnitt und hebele das auch zwischendurch mit seitlichen Bewegungen auf. Ein 1.2842 und ein 1.2419 kann das ohne Mikroausbrüche, ein D2 (oder S-90V) nicht. Jedenfalls nicht ohne Mikroausbrüche oder zu viel Keilwirkung.
Ob der Vanadis 4E das kann, das werde ich noch sehen.

Karbide sitzen wie Zähne im Zahnfleisch, klar. Superfein bei 1.3505 oder 1.2519 im Vergleich zu Vanadis 4E passt nicht so ganz. Auch die haben größere Karbide - nicht so viele und nicht ganz so große, aber dennoch. Das passt zu meinen Erfahrungen bisher. Ich finde, man kann fühlen, dass der 4E rauer ist im Verschleiß. Man müsste das wirklich mal unterm Mikroskop ansehen - am besten Elektronenmikroskop.

Ich bleibe aber dabei: der 1.2519 kann feinere Winkel, der Vanadis behält aber dafür seinen 'Mikrozaum' dafür länger.
Und: wenn die Härtung sehr gut gemacht ist, sind das beides sehr gute Stähle. Unterschiede gibts da aber trotzdem schon.


Viele Grüße,
Torsten
 
Hi,
ohne irgendwelche Messer zerstören zu wollen hab ich mehrere Messer von besten Macher in DE getestet: beim Knochen Schnitzen (schonend) bei 30 Grad versagen die alle (einfach alle). Bei 36 schaffen die das.
PM-Klingen schaffens -Knochen Schnitzen bei 34 Grad (kleiner nicht getestet). Es kann sein, dass 1.2519 das ebenso bei 34 Grad schafft. Man kann noch Raum zwischen 34 und 30 Grad Schneidwinkel testen, nur ists für mich zu unbedeutend.
Das, was ich hier schreibe, hat IMHO was mit Naturgesetze zu tun.

Das PM- Klingen bei uns und auch Serienmesser daraus etwas brüchig sind- das ist so. Es kann sein, dass auch bei uns sich jemand auf Qualität-WB im PM-Bereich spezialisiert- schauen wir an.
 
Hi,

interessant Deine Erfahrungen zu den Winkeln.
Knochen schnitzen habe ich selber nie gemacht. Bei mir geht es ums Auftrennen entlang von Nähten. Das ist wohl nochmal was anderes. Bei wirklich stabilen Nähten wie am Beckenknochen nehme ich aber auch kein Messer sondern eine Schere. Das schont das Messer dann natürlich.

Hast Du eigentlich Erfahrungen mit TRC-Knives und deren Härtung? Oder ist das auch nur Serienmesser?
.....finde die ganz spannend.

Edit: und Sleipner interessiert mich. Habe ich auch da und werde ich demnächst probieren. Wie sind Deine Erfahrungen damit?
 
Hi,
Sleipner funktioniert etwa gleich wie vanadis4 hier:

Ich hab so ein Beil aus Sleipner, die Knochen von wild. Tiere würde ich lieber mit Klingenrücken brechen.

Schweineknochen (Rippen und...) kann man damit bearbeiten.

Wenn ich Zeit finde, mach ich auch Video.
Zu Hause ists nicht so gut, kann man Schneidbrett brechen. Aber ich schaue was interessantes ung gucke, ob und wie das klappt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück