210er Kyohei-Shindo-Gyuto Vorstellung

güNef

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Servus,

ich stelle mal wieder ein Kyohei vor, dieses Mal ein 210er Gyuto. Das Funayuki habe ich hier schon vorgestellt und zu einem späteren Zeitpunkt einem Freund geschenkt. Der Eindruck den mir die Klinge hinterlassen hat, war nachhaltig und als ein vollwertiges 210er Gyuto verfügbar war, habe ich es sofort gekauft. Eines vorweg, dies ist ein japanisches 210er Budget-Gyuto, das bei Meesterslijipers nur 89,- Euro kostet. In anderen Läden findet man es doch/noch deutlich teurer, aber das ist anscheinend Händlerkalkulation und muss für den Käufer nicht so sein, wenn er mit bedacht kauft.

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Diese Vorstellung ist für all jene gedacht, die ein fein schneidendes und dünn ausgeschliffenes japanische Gyuto zum kontemplativen schneiden suchen, und nichts um die Küche zu rocken und Massen von Schnittgut in knapper Zeit abzuarbeiten. Ferner ist es von der Anmutung und den Materialien mehr Wabi-Sabi und Feinwerkzeug für die Küche, als etwas womit man auch ästhetisch sein Glück findet, bzw. seine messeraffinen Freunde beeindrucken kann. Beeindruckend ist allerdings der leichte Schnitt und überhaupt die ganze Klinge, aber davon später mehr. Geliefert wird wie von japanischen Messern gewohnt in einer schmalen Pappschachtel mit Unterteilung, so das nichts herumfliegt. Die Klinge selbst ist doppelt geschützt, einmal in Ölpapier eingeschlagen und die ganze Klinge zusätzlich wie in vielen feuchten japanischen Regionen zum Rostschutz in Schutzlack getaucht, also vor dem ersten Einsatz mit Azeton, oder ähnlichem gründlich abwaschen.

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Als nächster Schritt empfiehlt sich eigentlich wie immer eine frisch angesetzte Schneidfase. Es ist immer besser die spitzen japanischen Schleifwinkel gegen solche auszutauschen, die auch tüchtigen Brettkontakt vertragen. Zu guter Letzt würde ich je nach Auslieferungszustand den Rücken dort wo man übergreift und den Kehl ein wenig mit Schleifpapier entgraten/brechen/verrunden, je nach Zeitaufwand und Vorliebe. Ich hab das nur grob entgratet und von Hand flott einen stumpfen Winkel angeschliffen. So vorbereitet, kann man das Gyuto bequem handhaben und relativ sorglos, sofern man kein Berserker ist, oder alles niederrockt, was sich in einer Küche so zum Schneiden findet. Ganz vorsichtige versiegeln noch das Griffloch rund um den Erl und schmieren irgendwas rein. Man muss aber auch keine dieser Maßnahmen setzen und kann auch gleich damit loslegen…halt mit Bedacht, wegen der dünnen Schneide.

Zum Aufbau ist nicht viel zu sagen, KU-Finish, dort wo’s blank ist rostet die Außenlage und der Kernstahl ( Aogami II ) Die Zwinge ist leider aus Plastik, was den Griff billig wirken lässt und noch dazu leicht abgesetzt. Eigentlich schade, eine Hornzwinge würde das Messer aufwerten, weil sie sogar Kenyaki statt Honoki als Holz verwenden, was mir besser gefällt. Noch dazu ist das Plastik weich und verkratzt schnell, aber mir geht’s viel mehr um die Klinge als um die Griffoptik. Schmauchspuren vom Einbrennen sehe ich keine und um den Erl ist das Holz offen und unversehrt.

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Jetzt aber zur Klinge, denn die ist richtig gut brauchbar gedengelt und geschliffen. Der Rücken hat einen soliden Taper von 5mm auf eine Nadelspitze runter, nicht wirklich homogen, alles ein wenig rustikal in leichter Schlangenlinie daherkommend. Nix gerundet, oder geglättet. Dazu deutliche Hammerschläge im KU und nach der Shinogi-Line geht’s über ein einfaches und wolkenfreies „pseudo“ Kasumi bis zur teilweise wild buckelnden Schneide. Auslenken ist an jeder Stelle mit leichtem Druck gegen die Schneide gegeben, vorne etwas weniger brutal ( zum Glück ) ansonsten bis zu 5mm hoch, das ist also wirklich ziemlich dünn, da ganz unten. Über der Shinogi ist eine unregelmäßige HK in die Flanken gedengelt.

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Dem entsprechend schneidet das auch, knackige, kalte Möhren halten still und die Klinge fällt mit einem zischen durch, so wie ich das von den alten Kamo’s kenne und lieben gelernt habe. FR ist wie bei solchen Konstruktionen natürlich besser als an glatten Flanken, dass die recht rauen Flanken etwas bremsen nehme ich wahr, da schlummert noch Potential, wenn man das gleitender macht. Ansonsten gut tauglicher FR.
Grundsätzlich imponiert mir der Preis und die Klinge, die so selbstverständlich geschmiedet und geschliffen wurde, als wäre so eine Klinge die normalste Sache der Welt. Optisch wohl, aber der Schnitt lehrt um kleines Geld so manchem bekannten und etablierten Japaner das Fürchten, weil wer ein fein schneidendes Messer sucht und haben will, ist um 89,- am Ziel, da braucht es nix anderes, wenn es rein um den Schnitt geht. Kobayashi, Takamura, Orca und wie sie alle heißen, die den Olymp an Serienlasern repräsentieren, gleiten vielleicht etwas besser, aber man achte hier auf die Preisdifferenz und den fehlenden Taper am Rücken, der mit ein wenig Schleifpapier eine gute Auflage bietet und die Klinge um eine besserer Wirkung im Schubschnitt erweitert.

In der Küche das 210er Kyohei und als EDC meinen Rabenschnabel würde mir heute völlig genügen, aus meiner Sicht ein handgeschmiedeter Low-Budget-Tip aus Tosa, Japan, von einem noch recht jungen Schmied. Den Schneidenwinkel kann man wie schon gesagt noch nachjustieren, das Kasumi selbst machen, wenn man richtig schöne Kasumisteine/Fingerstones hat und wer ein geschickter Bastler ist, macht sich vielleicht noch einen schönen Griff dran, dann ist aber wirklich gut und glücklich und zufrieden.

Einen Kürbis habe ich vollständig damit zerlegt, hat die Schneide ohne Blessuren überstanden und im Wiegeschnitt läuft das Profil gar nicht übel. Auch vom Gewicht liegt das spürbar über Laser-Niveau und vermittelt eine Zuverlässigkeit in vielen Belangen. Wetzen lässt es sich auch ganz gut, über einen Mikrofeinzug huscht die Schneide völlig lautlos, für mich immer ein gutes Zeichen. :super:

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Ich mag das Messer einfach, weil es einfach aber gut gemacht ist.

Gruß, güNef
 
Super, vielen Dank! Wenn auch Kürbis damit zu schneiden ist, entfällt ja auch meine Hauptsorge vorm Kauf eines Lasers. Dann müsste also nur ich als Anwender ohne Verkanten schneiden können und nicht bis zum Brett voll durchziehen?

Eine off-topic Frage drängt sich mir hier auch auf, die ich schon länger im Hinterkopf habe, weil man den Begriff hier öfter liest: was man bezeichnet man als "Brechen" beim Stahl?
 
Schönes Messervorstellung!
Wenn ich nicht schon genügend große Messer für die Küche hätte...

@güNef Du hast nicht zufällig mal die Dicke am Klingenrücken gemessen?

Gruß, Andreas
 
Schöner Bericht, Vielen Dank! Ich fürchte, ich muss doch mal wieder ein Küchenmesser kaufen. :ROFLMAO:

Wenn es nicht schon ausverkauft wäre, hätte ich es wohl sofort bestellt (und schätze, ich bin da nicht allein).

Glücklicherweise schaut das Bunka auch hübsch aus, ist jedoch mit 109.- Euro nicht mehr ganz auf dem Schnäppchen-Preisniveau wie das Gyuto.
 
...

Eine off-topic Frage drängt sich mir hier auch auf, die ich schon länger im Hinterkopf habe, weil man den Begriff hier öfter liest: was man bezeichnet man als "Brechen" beim Stahl?
@JensG.
Wenn du mit deiner Frage das hier meinst:
"Zu guter Letzt würde ich je nach Auslieferungszustand den Rücken dort wo man übergreift und den Kehl ein wenig mit Schleifpapier entgraten/brechen/verrunden, je nach Zeitaufwand und Vorliebe."

Dann ist damit in der Metallbearbeitung das Brechen der scharfen Kanten gemeint.
Das kann mit einer Feile, Schleifstein, Schleifpapier usw. gemacht werden und in einem kleinen Radius oder einer kleinen Fase ausgeführt werden.

Kanten brechen - Bedeutung - Enzyklo (https://www.enzyklo.de/Begriff/Kanten_brechen)

Entgraten – Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Entgraten)
 
Dafür bekommst du aber auch einen optisch deutlich ansprechenderen Griff!
Das ist mir natürlich nicht entgangen, gefällt mir persönlich auch besser.
Allerdings reizt mich vor allem die Klinge, die wie GüNef oben fürs Gyuto schön ausgeführt und gezeigt hat, Charakter hat. Nachdem mir ein Bunka noch fehlt, hab ich es bestellt und bin gespannt, wie es mir gefällt.
 
letzte Woche bereits gesehen: Es gibt auch eine "neue" Serie, ohne Plastikzwinge
Um die ging es. Mit Plastikzwinge hätte ich auch bei dem günstigeren Preis nicht genommen.

Es ist das Funayuki geworden.
Bin ich mal gespannt. Ich schnippel zuletzt viel mit dem 18er Takamura R2.
 
Hatte den Beitrag überlesen - entschuldige!
Bin gespannt, würde gerne mehr Bilder zum Griff bzw. ein Paar Worte dazu hören. Ich habe das Funayuki ebenfalls schon im Warenkorb aber bisher noch gezögert. Das Bunka aber mit Plastikzwinge macht sich trotzdem ganz ordentlich :).
 
Wenn es für @güNef ok ist, dann stelle ich ein Bild mit dem anderen Griff zu seinem Funayuki Bericht, wenn das Messer angekommen ist. Den Bericht hatte ich auch schon mit Interesse gelesen, aber ich meine das Messer war da schon nicht verfügbar...oder mich hat doch der Griff abgehalten. Mit den neuen Griffen sind die Messer optisch doch merklich aufgewertet. Mal sehen wie das Funayuki gefällt und ob das hier vorgestellte Gyuto auch mit neuem Griff kommt.
 
das sind recht günstige messer, aber für wenig mehr leistung muss man auch viel mehr bezahlen. Danke fürs Teilen, ich habe das Funayuki nach ihrer Empfehlung gekauft und ja, es passt gut in mein Wohnmobil.
 
Und wieder ein sehr schöner, detaillierter und hervorragend ausgearbeiteter Bericht von @güNef. Es ist mir jedes Mal eine grosse Freude deine Berichte zu lesen.
Auch wenn das bedeutet, dass das Verlangen nach (noch) mehr Messer unerträglich wird.
 
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