Abu
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Was sehen die Augen? Messer. Aber das Wesentliche bleibt ihnen verborgen. Probe aufs Exempel…
A. JAGDMESSER
Angeboten in Frankreich, Klingenprägung „H. T. D….?sonst nichts.
Trotzdem böhmisch, zu 99 % Franz Frenzel Nixdorf, warum?
Alter?
Könnte man aus dem Katalogzeitraum schließen, mein Tipp: VOR 1914 / 1. WK
Warum?
Messer mit Hebelfeder / Palanquille sind um 1900 bereits alte Technik, überholt von Backlock / Federdrückern bzw. Federmesserdrückern. So stehen im Katalog von Frenzel zwar einige wenige mit dieser Hebelfeder, dagegen bereits eine Vielzahl mit neuer Technik.
Familienbild mit „Frauenschuh“
B. FEINES HERRENMESSER
Hersteller: Franz Josef Frenzel, Größ-Schönau
Elfenbein, Neusilberbacken und -schild; alles erlesen!
Klinge, Korkenzieher und …… Kapselheber?
Die edlen Materialien und ein Allerweltskapselheber für Bierflaschen wollen sozio-kulturell nicht recht zusammenpassen. Es sei denn, man hebt die Bierkapsel auf ein höheres, elitäres Level.
1892 in den USA patentiert, musste die Bierkapsel erst Europa erobern und die „Plopp“-Bügel-Verschlüsse verdrängen. Parallel benötigte man Kapselheber, die schließlich auch in Klappmesser integriert wurden.
(Im oben erwähnten Katalog von Franz Frenzel findet sich z.B. unter rd. 600 Messern NICHT EIN Kapselheber. Ich besaß unter allen Böhmen bisher nur eines mit KH, aus der Protektoratszeit ca. Anfang 40er. Form mit Schraubendreher wie typische Solinger.)
Es wird sich also bei dem hier gezeigten FJF um ein frühes Exemplar aus der Übergangszeit in die neue Technologie der Kapselverschlüsse handeln: moderne Technik, herrschaftliches Werkzeug, das macht Sinn.
Etwas fehlt: der obligatorische Schraubendreher späterer Modelle!
C. GUILLOCHIERTES GANZSTAHLMESSER
Erster Eindruck: Typisch Solingen, 60er Jahre!
Überraschung: Rikassostempel Franz Frenzel, Nixdorf. Klingenprägung deutsch, Logo: Protektoratszeit 3. Reich 1938-45
Besonderheiten:
Fragen über Fragen:
Wie und woher kommt plötzlich die Technik der Guilloche an böhmische Messer?
Einen Hinweis könnte evtl. eine Denkschrift zu der Messerschmiede Leegebruch/DDR aus 2007 geben, die durch vertriebene Sudetendeutsche gegründet wurde:
„1938 wurde die Nixdorfer Stahlwarenindustrie der damaligen Fachgruppe „Schneidwarenindustrie Solingen“ angegliedert….“
Anekdotisch oder belegbar? @cut HILF!
Diese Frage führt wohl zu weit:
Wie haben in der Nazizeit die Reibfläche und die sog. Cowboy-Zündhölzer zueinander gefunden?
Messer nur „sehen“ reicht nicht. Suchen, was man nicht sieht hilft bei Vintages oft weiter.
Abu
PS: Ein besonderer Dank an meinen Messerfreund @boogerbrain, der mir das Guilloche überlassen musste!
A. JAGDMESSER
Angeboten in Frankreich, Klingenprägung „H. T. D….?sonst nichts.
Trotzdem böhmisch, zu 99 % Franz Frenzel Nixdorf, warum?
- typisch böhmische Gene.
- Recherche: Abbildung im Katalog von FF vmtl. 20er Jahre
- Name auf der Klinge vermutlich Händler, nicht ungewöhnlich
- Frankreich war ein Haupt-Exportland von Frenzel bzw. den Böhmen
Alter?
Könnte man aus dem Katalogzeitraum schließen, mein Tipp: VOR 1914 / 1. WK
Warum?
Messer mit Hebelfeder / Palanquille sind um 1900 bereits alte Technik, überholt von Backlock / Federdrückern bzw. Federmesserdrückern. So stehen im Katalog von Frenzel zwar einige wenige mit dieser Hebelfeder, dagegen bereits eine Vielzahl mit neuer Technik.
Familienbild mit „Frauenschuh“
B. FEINES HERRENMESSER
Hersteller: Franz Josef Frenzel, Größ-Schönau
Elfenbein, Neusilberbacken und -schild; alles erlesen!
Klinge, Korkenzieher und …… Kapselheber?
Die edlen Materialien und ein Allerweltskapselheber für Bierflaschen wollen sozio-kulturell nicht recht zusammenpassen. Es sei denn, man hebt die Bierkapsel auf ein höheres, elitäres Level.
1892 in den USA patentiert, musste die Bierkapsel erst Europa erobern und die „Plopp“-Bügel-Verschlüsse verdrängen. Parallel benötigte man Kapselheber, die schließlich auch in Klappmesser integriert wurden.
(Im oben erwähnten Katalog von Franz Frenzel findet sich z.B. unter rd. 600 Messern NICHT EIN Kapselheber. Ich besaß unter allen Böhmen bisher nur eines mit KH, aus der Protektoratszeit ca. Anfang 40er. Form mit Schraubendreher wie typische Solinger.)
Es wird sich also bei dem hier gezeigten FJF um ein frühes Exemplar aus der Übergangszeit in die neue Technologie der Kapselverschlüsse handeln: moderne Technik, herrschaftliches Werkzeug, das macht Sinn.
Etwas fehlt: der obligatorische Schraubendreher späterer Modelle!
C. GUILLOCHIERTES GANZSTAHLMESSER
Erster Eindruck: Typisch Solingen, 60er Jahre!
Überraschung: Rikassostempel Franz Frenzel, Nixdorf. Klingenprägung deutsch, Logo: Protektoratszeit 3. Reich 1938-45
Besonderheiten:
- Guillochierte Schalen, ganz selten zu finden. (im Katalog der 20er noch Fehlanzeige)
- Decknagelfeile mit gekerbter Rille auf dem Rücken. Ich vermute Reibefläche für Zündhölzer. Bisher ebenfalls nie an einem böhmischen Messer gesehen!
Fragen über Fragen:
Wie und woher kommt plötzlich die Technik der Guilloche an böhmische Messer?
Einen Hinweis könnte evtl. eine Denkschrift zu der Messerschmiede Leegebruch/DDR aus 2007 geben, die durch vertriebene Sudetendeutsche gegründet wurde:
„1938 wurde die Nixdorfer Stahlwarenindustrie der damaligen Fachgruppe „Schneidwarenindustrie Solingen“ angegliedert….“
Anekdotisch oder belegbar? @cut HILF!
Diese Frage führt wohl zu weit:
Wie haben in der Nazizeit die Reibfläche und die sog. Cowboy-Zündhölzer zueinander gefunden?
Messer nur „sehen“ reicht nicht. Suchen, was man nicht sieht hilft bei Vintages oft weiter.
Abu
PS: Ein besonderer Dank an meinen Messerfreund @boogerbrain, der mir das Guilloche überlassen musste!