allgemeines messertrageverbot - offene briefe an spitzenpolitiker

M

Micha M.

Gast
Hallo, Interessenfreunde!

Ich teile den Unmut der Mod's darüber, dass in diesem Forenteil bislang in vielen Postings eher ohne Aussenwirkung über das von der Berliner SPD angestrebte allgemeine Messertrageverbot gemeckert wurde. Ich teile Eure Empörung, denke aber, dass zur Verhinderung dieses völlig überzogenen präventiven Generalverdachts und des resultierenden empfindlichen Eingriffs in unsere Selbstbestimmungsrechte auch ein nach aussen gerichtetes Bemühen erforderlich ist.

Nach Rückfrage bei Olli veröffentliche ich hier einen Brief, den ich an "meinen" Ministerpräsidenten, Herrn Dr. Rüttgers, sowie an den Bundesinnenminister, Herrn Dr. Schäuble, und an MdB Wolfgang Bosbach gesandt habe. Ich werden diesen Brief auch nachrichtlich dem MM übersenden und hoffe, auch von anderen Interessierten zu hören, dass sie in eigenen offenen Briefen an Abgeordnete, Spitzenpolitiker usw. auf unsere Belange hinweisen. Ich habe auch nichts dagegen, den Text - oder Teile davon - auch im Rahmen der Initiative "Messer sind Werkzeuge" zu verwenden.

Über die Resonanz werde ich weiter informieren, hier zunächst MEINE persönliche Meinung zum Vorstoß von Körting & Co.:



Herrn Bundesinnenminister
Dr. Wolfang Schäuble
Per E-Mail
wolfgang.schaeuble@bundestag.de



Geplante drastische Verschärfung waffenrechtlicher Vorschriften
– Allgemeines Messertrageverbot -



Sehr geehrter Herr Bundesinnenminister Dr. Schäuble!

Aus den nachfolgenden Gründen bitte ich Sie, Herr Bundesinnenminister, der Gesetzesinitiative der Berliner SPD zur drakonischen Verschärfung des Waffenrechts und faktischen Durchsetzung eines allgemeinen Messertrageverbots entgegenzutreten:

Nach der vom Berliner Innensenator, Herrn Dr. Körting, initiierten Gesetzesänderung zur Verhängung örtlich begrenzter Trageverbote für Hieb- und Stoßwaffen (z.B. an Kriminalitätsbrennpunkten, besonders gefährlichen Orten i.S.d. Länder-Polizeigesetze usw.) hat die Berliner SPD im Eiltempo „nachgekartet“ und legt dem Bundesrat nunmehr eine Gesetzesinitiative vor, in der unter drastischer Ausweitung des Waffenbegriffes des WaffG ein allgemeines Trageverbot für den Großteil aller robusten, gebrauchstüchtigen Messer (sowohl Klappmesser als auch Messer mit fester Klinge) angestrebt wird.

Ein deutlich zusammengeschusterter Eigenschaftskatalog will dabei selbst so „gemeingefährliche“ Mordwerkzeuge wie das traditionelle Pfadfindermesser oder das Matrosenmesser mit ihrer angeblich besonders gefährlichen „Spearpoint“-Klingenform ebenso neu unter den Waffenbegriff subsumieren wie eine Vielzahl von Rettungsmessern mit Einhandbedienung und feststellbarer Klinge.

Propagiert wird die neue Initiative von Herrn Dr. Körting auch in den Medien vorzugsweise unter Abbildung minderjähriger Jugendbanden-Mitglieder, die stolz und dummdreist ihre Gaspistolen (oder auch scharfe Schusswaffen...) neben Butterfly-Klappmessern und Faustmessern in die Kameras halten. Zu dumm nur, dass sie auch nach bereits gültigem Waffenrecht keinen der genannten Gegenstände besitzen oder gar mitführen dürften. Ihr Verhalten zeigt recht deutlich, welche Wirkung derartige Verbote auf Straftäter allenfalls entfalten: Neben dem „Nutzwert“ wird die illegale Waffe als Macht- und Statussymbol umso interessanter und begehrter, eingeschränkt wird lediglich der rechtstreue Bürger. Das Grinsen dieser Jugendgang-Mitglieder zeigt recht deutlich, welchen Einfluss auf die Innere Sicherheit Herr Dr. Körting in der Realität hat.

Die Vorstellung, ein zu einer Raubtat, Vergewaltigung oder schweren Körperverletzung bereiter Täter werde sich von seinem Vorhaben dadurch abhalten lassen, dass das zur Tatbegehung „benötigte“ Messer nur unter Verstoß gegen eine waffenrechtliche Regelung mitgeführt werden könnte, ist – gelinde gesagt – so erschreckend naiv, dass man sie sich allenfalls in einem Grundschulaufsatz vorstellen mag: Wie der kleine Erhard sich den Kampf gegen das Verbrechen vorstellt...

Die gravierenden Sicherheitsprobleme in Berliner Schulen (auch dort regelmäßig auch jetzt mit Waffensicherstellungen) werfen ebenso ein Schlaglicht auf die erfolglose Innen- und Rechtspolitik in Berlin wie die dort regelmäßig auftretende Erfordernis, Einsatz- oder Rettungskräfte aus Problemvierteln nach regelrechten Einkesselungen „heraushauen“ zu müssen. Im „Kampf“ gegen die Organisierte Kriminalität ist in Berlin die Lage so prekär, dass in mittlerweile mehreren Fällen dringend Tatverdächtige, darunter der mutmaßliche libanesische „Mafia-Pate“ von Berlin, wegen überlanger Untersuchungshaft aus der Haft entlassen werden mussten, weil die Justiz- und Strafverfolgungsbehörden in Berlin nicht in der Lage waren, dem strafprozessualen Beschleunigungsgebot angemessen nachzukommen.

Da sich Herr Dr. Körting offenkundig nicht in der Lage sieht, derartigen Problemstellungen wirksam zu begegnen, zeigt er nun blinden Aktionismus und strebt eine beispiellose Verschärfung des Waffenrechts an: Es geht hier ja nicht um einen begrenzten Personenkreis wie etwa Jäger oder Sportschützen, sondern um einen großen Teil der Bevölkerung, denn die nun „inkriminierten“ Messer finden sich in Millionen von Haushalten.

Die SPD hat bislang – angeblich zum Schutz der Freiheitsrechte der Bürger –. selbst bei einem individuellen, konkreten Tatverdacht des Mordes die Auswertung von Autobahnmautdaten verhindert. Aktuell blockiert sie die zur Terrorabwehr dringend notwendigen, von Ihnen fast flehentlich eingeforderten Online-Durchsuchungen, obwohl allen Sicherheitsbehörden die essentielle Bedeutung des Internet-Nachrichtenaustausches von Extremisten und Terroristen hinlänglich bekannt ist.

Nunmehr wird dafür aus blindem Aktionismus ohne jeglichen konkreten individuellen Tatverdacht eine millionenstarke Personengruppe bequemerweise unter allgemeinen, präventiven Generalverdacht gestellt – und ihre Freiheitsrechte werden bedeutend eingeschränkt.

Verkehrte Welt: Man schützt den dringend Mordverdächtigen oder Terrorverdächtigen aus allerlei Ziererei über sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung und kriminalisiert den Wanderer mit dem Fahrtenmesser.

Übrigens bin ich selbst seit mehr als zehn Jahren als Sachbearbeiter und Ermittlungsbeamter in der Kriminalitätsbekämpfung tätig, davon mehrere Jahre im Bereich der OK-Bekämpfung und auch aktuell im operativen Einsatz bei Durchsuchungen und Festnahmen – ich würde mich bei dem von Herrn Dr. Körting angestrebten Verbot kein Jota sicherer in meinem Dienst fühlen. Meine „Kunden“ haben keinerlei Probleme, sich vom Schnellfeuergewehr mit Schalldämpfer bis zum Schlagring verbotene Waffen zu verschaffen, Verbotsvorschriften werden ignoriert bis belächelt – dafür müsste ich selbst mein Klappmesser mit Glasbrecher „einmotten“, da es selbstverständlich – notwendig für einen sichereren und wirksamen Rettungseinsatz – über Einhandbedienung und Klingenarretierung verfügt.

Die angesprochene Gesetzesinitiative verzichtet gänzlich auf die naheliegende und zumindest weniger einschränkende Alternative, zunächst einmal abzuwarten, ob das angesprochene Messertrageverbot in „Kriminalitätsbrennpunkten“ dort tatsächlich zu einem Rückgang der mit Messern dort begangenen Straftaten führen wird. Fürchtet man realistische und ernüchternde Ergebnisse? Fürchtet man die Frage, wie in diesen Brennpunkten denn konkrete Maßnahmen zur Durchsetzung der gesetzlichen Regelung getroffen werden?

Nicht einmal die ebenfalls denkbare Möglichkeit, lediglich das Führen bereits nach derzeitigem Waffenrecht dem Waffenbegriff unterfallender Messer einzuschränken, wird gewählt. Das Bundeskriminalamt hat sich in den letzten Jahren aufgrund seiner sachlichen und realistischen Arbeitsweise bei der Erstellung von Feststellungsbescheiden über die Eigenschaften von Messern (Unterfallen unter die Norm für „verbotene Gegenstände“ nach altem bzw. „verbotene Waffen“ nach neuem Waffenrecht) in der interessierten Szene einen durchaus guten Ruf erworben und hier z.T. realistische und nachvollziehbare Eckpunkte gesetzt.

Auch die denkbare Möglichkeit, in breiterem Umfang als strafrechtliche Nebenfolge gegen wegen Gewaltstraftaten Verurteilte Verbote für das Mitführen von erlaubnisfreien Waffen und gefährlichen Gegenständen zu verhängen, wird gar nicht erst erwogen. Der verurteilte Straßenschläger oder Räuber wird also – bei ausreichend kluger Wahl seiner Tatwerkzeuge – unangefochten mit „geeigneten“ Werkzeugen herumlaufen dürfen, während der Polizist in seiner Freizeit sein Taschenmesser mit Tantospitze zu Hause lassen müsste, um sich nicht strafbar zu machen. Denn er steht ja unter präventivem Generalverdacht, ansonsten wegen der Mitführung seines Taschenmessers zum „irren Schlitzer“ zu mutieren....

Neben der ohnehin bedauerlichen Ignoranz gewaltbereiter Täter entsprechenden Verbotsvorschriften gegenüber fänden sie selbst bei deren Einhaltung mühelos andere geeignete „Werkzeuge“ für ihre Straftaten. Bei Durchstichversuchen an Splitterschutzwesten und insbesondere auch an Schusswesten der bei den Sicherheitsbehörden verwendeten Art stellt man immer wieder fest, dass Werkzeuge wie angefeilte Schraubendreher oder Rundfeilen, Dreikantschaber oder Eiszerkleinerer eine weitaus höhere Penetrationswirkung aufweisen als die allermeisten Messer – und solche taktisch platzierten Gegenstände werden auch aktuell gerade bei kundigen Tätern immer wieder aufgefunden. Nur würde man sie auch nach der von Herrn Dr. Körting angestrebten Regelung nicht sicherstellen können...

Dafür hat er sich einen Eigenschaftskatalog „zusammenstoppeln“ lassen, der wirkt, als habe man wahllos einen Messerkatalog durchgeblättert und nach dem Gesichtspunkt „Sieht spitz aus, muss man verbieten“ Klingenformen als besonders gefährlich herausgesucht. Da wird dann z.B. die Spearpointform vieler reiner Gebrauchsmesser verteufelt und die bei einigen reinen Kampfmesserentwürfen gewählte, vogelklauenförmige Hawkbill-Klingenform nicht mit aufgeführt. Das wirkt nicht besonders sachkundig.

Ebenso untauglich ist der – von ebenfalls nicht sonderlich erfolgreichen Vorschriften einiger anderer Länder „abgekupferte“ – Ansatz, die Gefährlichkeit von Messern von ihrer Klingenlänge abhängig zu machen: Gerade bei der Begehung von Straftaten sind Messer besonders gefährlich, die verborgen getragen und überraschend und heimtückisch eingesetzt werden können. Nach anerkannten Grundsätzen im Messerkampf geschulter Einsatztrainer wie Jim Wagner (der u.a. auch deutsche Spezialeinheiten schult) oder M. MacYoung sind für die Einwirkung auf Personen auch Messer mit kürzeren Klingen geeignet, erreichen die Wirkungszonen und sind wegen ihrer überraschenden Anwendbarkeit oft gefährlicher als das theatralische große Western-Bowiemesser. Bedenken Sie bitte, dass die Attentäter des 11. September ganze Großraumflugzeuge lediglich mit Teppichmessern und Reizgas in ihre Gewalt gebracht und kontrolliert haben.

Die Gesetzesinitiative ist somit völlig untauglich, den angestrebten Zweck zu erreichen, sie stellt Millionen von Menschen unter einen unfairen Generalverdacht und schränkt die Freiheitsrechte dieser Menschen ein. Im Vergleich mit der Verweigerung wirklich dringend notwendiger Ermittlungsmethoden wirkt die Einschränkung grotesk übersetzt, ungerecht und irrational – von der Inkonsequenz der Argumentationslinie der SPD einmal ganz abgesehen.

Abgestufte, mildere Mittel werden ignoriert. Der Inhalt des Entwurfs wirkt nach Belieben zusammengefügt und wenig sachgerecht.

Abschließend bleibt anzusprechen, dass die angestrebte Regelung auch auf die einschlägigen Wirtschaftskreise in Produktion und Handel – darunter mit einem deutlichen Schwerpunkt auch in unserem Bundesland – eine katastrophale Wirkung haben dürfte, die darzustellen ich allerdings berufeneren Angehörigen dieser Wirtschaftskreise überlassen möchte.

Herr Dr. Schäuble, Sie mögen die vorgetragene Problemstellung angesichts drängender politischer und sozialer Probleme vielleicht für eher marginal halten, der vorgebrachte Vergleich der von der SPD favorisierten und der abgelehnten „Eingriffe“ in die Freiheit der Bürger raubt mir – wie vielen anderen messerinteressierten Bürgern – allerdings grundlegend das Vertrauen in eine sachorientierte, logische und potentiell erfolgreiche politische Entscheidungsfindung. Zumindest diskreditiert dieses Vorgehen jedenfalls die SPD hinsichtlich ihrer innen- und rechtspolitischen Kompetenz.

Es bleibt mir daher nur, meine eingangs geäußerte Bitte noch einmal zu wiederholen und Sie, Herr Bundesinnenminister, nochmals dringlich darum zu ersuchen, sich gegen die angesprochene Gesetzesinitiative zu stellen.

In dieser Angelegenheit werde ich mich auch an Herrn Ministerpräsident Dr. Rüttgers und an den Herrn Abgeordneten Bosbach wenden, die entsprechenden Schreiben beabsichtige ich u.a. in Fachforen usw. zu veröffentlichen.

Bereits jetzt bedanke ich mich herzlich bei Ihnen für Ihre Mühe, wäre für eine kurze Resonanz zu Ihrer Meinung zu diesem Problem sehr dankbar (ggf. mit der Mitteilung, ob eine mögliche Antwort persönlichen Charakter haben soll oder einer entsprechenden Veröffentlichung in Fachforen usw. zugestimmt wird) und verbleibe

Hochachtungsvoll

Micha M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Insgesamt finde ich den Brief hervorragend, die einzige Befürchtung die ich hätte, ist dass du "denen" mit deinen Beispielen (Hawkbill, kurze Klingen...) noch ein paar mehr Ideen gibst...

Gruss, Keno
 
Hallo Micha,

auch ich halte das Schreiben für sehr gelungen. Du hast Deine Argumentation sauber aufgebaut und die zentralen Argumente sind prima und pointiert in Szene gesetzt.

Vielleicht hättest Du ein wenig mehr Gewicht noch auf den wirtschaftlichen Aspekt des ganzen legen sollen.

Ansonsten aber - klasse Brief und tolle Aktion :super::super::super:

Gruß,
Cicero
 
Ich habe eine ausführliche Mail an das Büro von Körting und an unseren Regierenden gesendet.
Vom Bürgermeisterbüro gab es auch eine Antwort, eine recht unbefriedigende.
Es wird nur auf die dringende Notwendigkeit eines Verbots hingewiesen.
Die Unsinnigkeit, dass diese Verschärfung für den Bürger nichts bringt, interessiert diese Leute nicht.
Inzwischen gibt es an bestimmten Berliner Schulen private Schutzleute die die Gewalt eindämmen sollen und das zeigt doch ganz eindeutig, wo es mit unserer "inneren Sicherheit" hingeht.
Der Staat hält sich aus Kostengründen immer mehr aus der Sache raus und streicht das überschüssige Geld lieber selber ein, siehe neue Diätenerhöhung von 700 Euro (so eine Gehaltserhöhung hätte ich auch mal gerne).

Ich habe den Eindruck, dass sich einige Herrschaften schon darüber im Klaren sind und dieser Gesetzesentwurf durchgesetzt wird. Egal wieviel er bringt oder wieviele sich dagegen wehren.
Der Dumme ist am Schluß immer der Bürger!

Alex
 
der brief ist wirklich perfekt ... leider glaube ich nicht daran,

- dass herr schaeuble die buergerbriefe liest
- dass politische entscheidungen nach logischen erwaegungen getroffen werden
- dass politiker aufrichtige und kluge menschen sind

briefe, mails und petitionen veraendern nicht den lauf der dinge ... selbst massive und wiederholte demos in der BRD (siehe z.b. die 68'er) konnten nichts veraendern.

--hawky
 
Ich möchte nicht Pessimismus verbreiten, aber ich teile hawky`s Befürchtung. Irgend ein Referent oder gar eine Sekretärin wird die Post bearbeiten und ggf. eine Antwort erstellen. Hoffentlich irre ich mich!
 
Hallo Micha,

gut und mutig hast Du geschrieben!
Nur befürchte ich , dass sie von den zuständigen und entscheidenden Herren noch nicht einmal gelesen wird.

Wenn ich in die politische Landschaft Deutschlands hinein sehe, drängt sich mir immer stärker der Eindruck auf, dass die Verantwortlichen nicht am Wohl oder Wehe der zu regierenden Bürger teilnehmen, sondern nur der Erhaltung ihrer Pfründe leben.

Für diese Leute ist ihr Aktionismus nur ein mathematischer Akt im Hinblick auf ihre Wiederwahl, zu deutsch, was bringt uns die meisten Stimmen. Und am Ende stehen auch wir Messerfreunde da und müssen uns sagen lassen, "was wollt ihr denn, hat ihr uns nicht selbst gewählt?".
Umkehrschluss: Du hast es ja nicht anders gewollt.

Vielleicht 90% der Wähler kümmern sich nicht um unsere Anliegen und würden die neuen Massnahmen sogar unterstützen. Das kommt von einer fast sythematischen Verunglimpfung des Messers in den Medien. (Möchte jedoch hiermit nicht in die allgemeine Medienschelte einstimmen.)
Abgesehen von einigen Kochsendungen werden Messer fast nur als Mordwerkzeuge, als Bedrohung dargestellt. Wundert es uns, dass die Leute vor Messer Angst bekommen und Stimmen heischende Politiker diese Chance dann wahrnehmen?

Ganz schöne Zwickmühle, denn letztlich werden wir wieder unsere Wahlentscheidung nicht von der Messergesetzentscheidung in Berlin abhängig machen. Jedenfalls deutet das die aktuelle Umfrage an.

Wünsche Dir persönlich alles Gute, dass Dich Deine Dienstherren nicht für Deinen Mut leiden lassen.

Servus - Reinhold.
 
Der Brief ist gut, aber das Ganze müsste auf einer breiteren Basis stehen.

Wie wäre es, wenn man eine gemeinsame Initiative mit interessierten Kräften startet?

- z.B ein paar Solinger Hersteller, vor allem Böker ins Boot holt
- die Jäger und Angler mit ihren Verbänden gehören dazu
- Wieland mit seinem Messermagazin (worüber will der sonst in Zukunft schreiben?)
- Wolfster, Toolshop, Ninjutsu etc.
- Frankonia
- andere Outdoor-Anbieter
- Wanderer-Verbände
- die FDP? die sind doch abgeblich immer für mehr individuelle Freiheit
 
Der Brief ist gut, aber das Ganze müsste auf einer breiteren Basis stehen.

Wie wäre es, wenn man eine gemeinsame Initiative mit interessierten Kräften startet?

- z.B ein paar Solinger Hersteller, vor allem Böker ins Boot holt
- die Jäger und Angler mit ihren Verbänden gehören dazu
- Wieland mit seinem Messermagazin (worüber will der sonst in Zukunft schreiben?)
- Wolfster, Toolshop, Ninjutsu etc.
- Frankonia
- andere Outdoor-Anbieter
- Wanderer-Verbände
- die FDP? die sind doch abgeblich immer für mehr individuelle Freiheit


100%ige Zustimmung!!!!
Ich denke, daß neben den (ebenfalls unverzichtbaren) Aktivitäten
des Einzelnen (ich habe auch div. Politiker angeschrieben: den
bayerischen Ministerpräsidenten, "meine" Abgeordneten und sogar
Herrn Körting), der Schlüssel zum Erfolg in der "Bündelung der Kräfte"
liegt.

Gruß
Matthias
 
was TUN (wie Micha M.) ist immer noch besser als NICHTSTUN und hier nur rumkritteln.
wenn alle die jetzt pessimismus verbreiten auch einen brief schreiben würden wäre es schön.

@fuchs: ich denke, dafür wurde doch die "IMSW" ins leben gerufen. :confused:
 
Der Ork - Thread ist doch zu, weil er sich im allgemeinen blabla erging, übers wenn und aber (über solches Deutschtum hatte bereits Wilhelm Busch Karrikaturen gezeichnet).

Ich fänds ok, wenn hier Leute sich melden, die geschrieben haben, damit andere sich auch trauen. Bei mir hatte es geholfen.

Für die Liste: Ich habe meinem Abgeordneten auch einen frei geschriebenen Brief als Mail geschickt. Das ist fast eine Woche her und ich habe noch nicht mal eine Empfangsbestätigung. Schade, Herr Willsch! Wofür bezahle ich die Bürohilfenpauschale für Abgeordnetendiäten? (Edit: Hat am 30. November 2007 geantwortet. Text als neuen Beitrag angfügt.)

Bündelung der Kräfte:

Schon früh schrieb Pitter, dass er mit anderen im Gespräch ist. Da brauchen wir hier im Forum nicht weiter zu trommeln, denn das hat Pitter in der Hand. Er bat um Nachricht, wer sich weiter engagieren will. MACHEN!

Hier können wir unsere Selbstläuferaktionen (Bürgerbriefe) besprechen.

Ansonsten:

Die Bundesratssitzung war, was ist passiert? Ich konnte in meiner Journalie nichts lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
...
Die Bundesratssitzung war, was ist passiert? Ich konnte in meiner Journalie nichts lesen.
Ich habe gerade eben bei Bundesrat und Bundestag aktuell nachgesehen, bevor ich ins Forum kam - es gibt noch nichts wesentlich Neues, ausser der Terminierung für den 30.11.07 mitsamt der Tagesordnung - vom 15.11. (gestern) war nichtmal eine Notiz vorhanden - tagesordnung habe ich nicht gelesen.

Aaaaaaber:
Ich musste feststellen, dass die übliche Politmaschine mal wieder bestens funktioniert hat, weil ich über das gestolpert bin. Das ist offenbar im ganzen Trubel um Körting komplett untergegangen, weil heimlich und im Schatten der anderen Diskussionen unbehelligt ergänzt...
Das pdf war unter "aktuell" mit heutigem Datum verlinkt.

Es sind dort nur zwei Halbsätze für uns wichtig:
"feststehende Messer und Messer mit feststehenden Klingen sind aus dem Verkehr zu ziehen" - die Grünen haben parallel zu Körting auch einen Gesetzentwurf im Bundestag eingebracht.

Ansonsten hat Exilant es nochmal deutlich gemacht:
"Diskutiert" wurde bereits genug, entweder man tut etwas, oder man lässt es. Es besteht kein Grund, Unentschlossene noch weiter runterzuziehen.
 
...
wenn alle die jetzt pessimismus verbreiten auch einen brief schreiben würden wäre es schön.

@fuchs: ich denke, dafür wurde doch die "IMSW" ins leben gerufen. :confused:

Hm, so war das eigentlich gedacht...
seltsam, aber allmählich wundert mich gar nichts mehr. Seit wann besteht die IMSW als Unterforum im Forum, und wie oft ist schon darauf hingewiesen worden ?

Gibt es tatsächlich Forumiten, die das immer noch nicht mitbekommen haben ?
Es ist wirklich unglaublich...
Da gibt es eine kleine Plattform, auf der man sinn- und planvolles Vorgehen austüftelt, und die Forumiten diskutieren wie gewohnt über kalten Kaffee...

btw:
der 30.11.07 ist ein Freitag, genau der Freitag in zwei Wochen. Was bedeutet das ?
1. Freitag ist Reisetag, da wird der Bundestag wie gewohnt recht übersichtlich sein
2. es sind noch immer zwei Wochen, um seine(n) Abgeordnete(n) zu befragen.

Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich jetzt als Schlusssatz schreiben
"Simon befiehlt" anstatt "Simon sagt"... (ist ein Insider) :hmpf:
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Ork - Thread ist doch zu, weil er sich im allgemeinen blabla erging, übers wenn und aber (über solches Deutschtum hatte bereits Wilhelm Busch Karrikaturen gezeichnet).

Ich fänds ok, wenn hier Leute sich melden, die geschrieben haben, damit andere sich auch trauen. Bei mir hatte es geholfen.

[...]

Bündelung der Kräfte:

Schon früh schrieb Pitter, dass er mit anderen im Gespräch ist. Da brauchen wir hier im Forum nicht weiter zu trommeln, denn das hat Pitter in der Hand. Er bat um Nachricht, wer sich weiter engagieren will. MACHEN!

Hier können wir unsere Selbstläuferaktionen (Bürgerbriefe) besprechen.

[...]

:super:

Ulrich hat vollkommen recht. Es wäre schade, wenn dieses Thema auch geschlossen wird, weil es wieder in ein allgemeines Blabla übergeht.

Keno
 
Hut ab, sauber persönlich und doch sachlich argumentiert :super:

Den Wahnsinn der Grünen sollten wir hier nicht weiter durchdiskutieren, sonst geht dieser doch so vorbildlich begonnene Thread den Bach runter wie der Ork Thread, das wäre schade.
 
Hallo, Interessenfreunde!

Herzlichen Dank für die Zustimmung. Manchmal ist man selbst ja zu nah dran, um sauber zu unterscheiden, ob man nur individuelle Meinung äußert oder tatsächlich die Sache trifft.

ABER: Interne Zustimmung nutzt nix!!! Schreibt, mailt, sprecht Abgeordnete an, schreibt Leserbriefe.....

Ich bin nicht so naiv anzunehmen, das sei eine Garantie zur Verhinderung dieses eigentlich schon länger befürchteten Vorstoßes. Vielleicht nicht mal ne große Chance...Aber ich sehe das ähnlich wie bei der Motivation für meine Arbeit (ja, selbst sowas wie ich sucht den Sinn des eigenen Handelns...): Ich hab nicht die Illusion, die Welt dadurch zu retten, daß ich allzu böse Buben (oder Madeln...) für meist enttäuschend kurze Zeit "aus dem Rennen" nehme. Vielleicht wird die Welt nicht wirklich spürbar besser dadurch - aber zumindest auch nicht schlechter. Und im Kampf für die richtige Sache zu sein und dabei nicht den optimalen Erfolg zu haben ist immer noch besser, als einfach dumpf dazuhocken und unterzugehen.

So sehe ich das HIER auch. TUT WAS!!! Schreibt Leserbriefe an die genannten Zeitungen, haufenweise, ruft dort an und regt Berichte an, weist auf die AUCH in meinen Briefen dargestellten krassen Fehlgewichtungen in den einzelnen Bereichen hin. Meinetwegen schreibt auch an das MM, Böker, Wolfster, Thomas Wahl & Co. und macht denen klar, daß Ihr keine Messer für die heimische Schublade mehr kaufen werdet.

Schreibt an Eure Abgeordneten im Land- und Bundestag, ob wortgewandt oder einfach strukturiert, das ist eher wurscht, die müssen nur merken, dass es hier um eine breite Zielgruppe geht, nicht nur ein paar wirre Hansels. Meinetwegen kopiert auszugsweise, auch egal, wenn es korrekt Eure Meinung wiedergibt.

Die Tagespresse gibt auch weitere Argumente:
Wir sollen kriminalisiert werden, das Mitführen eines Arbeitsmessers wie des CRKT M16-14 wollen diese Leute zur STRAFTAT machen, nicht zur Owi wie bei gravierenden Verkehrsverstößen oder gemeingefährlichen Umweltschweinereien. Wer aber mit den ach so bösen Messern dann wirklich schwere Straftaten begeht, hat von den wirren Gutmenschen alle Nachsicht zu erwarten. Beispiel: Heutige Bild mit dem Bericht über jugendliche Serientäter in Hamburg. Ein Täter mit drei Dutzend Einträgen, darunter einem Dutzend mit Waffen im Spiel, läuft dort frei herum und bringt jemanden fast um - mit ner abgebrochenen Flasche (haben Sie vergessen, Herr Körting, gleich mitverbieten, bitte im Hochsicherheitstrakt und in Deutschland nur noch PET...). Aber der junge Mensch, der einen Folder wie das RBB mit Glasbrecher im Auto hat, um im Notfall helfen zu können, kriegt ein Strafverfahren und versaut sich damit u.U. die ganze berufliche Zukunft.

Schweigt nicht, schreibt!!

Trotzdem allen im Thread vielen Dank für die breite Zustimmung. Habe mich sehr darüber gefreut, auch bei einigen auf positive Resonanz zu stoßen, deren Sachkenntnis ich - trotz fachlichem Streit zu Einzelfragen - ich seit jeher schätze :)

Wir haben noch zwei Wochen, um unsere Meinung hören zu lassen!!

Micha M.
 
Hallo, Interessenfreunde!

1. Eine Bitte: laßt uns diesen Thread nicht dadurch verwässern, daß wir hier Nebenkriegsschauplätze wie Hinweise auf die noch viel unglücklichere Situation in Luxemburg aufmachen. Gerade die (von mir sehr geschätzten!) Teilnehmer von dort (Gruß an Festung & Kasematten) haben ja nicht selbst damit angefangen, lobenswerterweise. Außerdem ist das Futter für den Gegner!!

2. Ich könnte mich mit dem Gedanken durchaus anfreunden, Herrn Dr. Schäuble z.B. einen Tantofolder mit Einhandbedienung und Klingenarretierung gemeinsam zu schenken, z.B. mit einer schönen Damastklinge...Man könnte ihn dann auch fragen, ob dadurch bei ihm schlagartig die Rechtstreue nachläßt - und warum man uns das unterstellt.
Eigentlich sehe ich nicht ein, warum das teuer werden sollte. Böker führt so etwas und könnte, vielleicht auf freundliche Nachfrage bei beagleboy oder durch unsere Mods, etwas Geeignetes zum Selbstkostenpreis beisteuern, finde ich. Die sollen mal an ihren Umsatz denken, falls das Verbot umgesetzt wird...
Mit in den nächsten Tagen zusammengetragenen Argumenten könnte man gemeinsam eine Petition zusammenstellen...

3. In Postings und Mails hab ich jetzt schon verschiedentlich gehört: Schöner Brief, bin selbst nicht so wortgewandt.
Na gut. Vorschlag: Markieren, kopieren, einfügen - auszugsweise oder sonstwie. Dann braucht es nur noch etwas Mut, einen Adressbriefkopf und die Mailadresse eines Spitzenpolitikers, die sich beim Googeln in Nullkommairgendwas findet. Euch liegt doch was am Thema!!!

4. Es sind hier und im Mailaustausch noch einige neue Argumente oder Zusammenhänge zwischen bereits erwähnten Punkten usw.aufgekommen, die ich gern als "Futter" für entsprechende eigene Schreiben in die Runde werfe:

In der umstrittenen Gesetzesvorlage, mit der jeder Messerträger ohne Verdachtsgründe zum potentiellen Gewalttäter erklärt wird, behaupten die Initiatoren, die Polizei sei auf eine Durchsetzung der angestrebten Regeln eingestellt. Das muß man auch behaupten, denn es wäre nicht verfassungskonform, eine undurchsetzbare und hinsichtlich ihrer Einhaltung unkontrollierbare Regelung zu erlassen.

Die Polizei bekommt aber keine zusätzlichen Rechte oder zusätzlichen Kräfte (im Gegenteil, sie wird durch allgemeinen Stellenabbau und überbordende Verwaltungsaufgaben zunehmend in ihren Handlungsmöglichkeiten geschwächt!) Wie soll sie dann auf die Durchsetzung der Trageverbote vorbereitet sein? Es wären dann schließlich „Tatwaffen“ in schätzungsweise zweistelliger Millionenzahl im Umlauf.

Wenn sie vorbereitet ist, warum wird dann nicht aktuell erfolgreicher gegen die Mitführung der bereits verbotenen Waffen vorgegangen? Man vermutet im Bundesgebiet mehrere Millionen illegaler scharfer Schusswaffen, es sind mehrere Millionen PTB-Waffen (Gaswaffen) im Umlauf, für die nur eine geringe Anzahl „kleiner Waffenscheine“ ausgestellt wurde. Der Zustrom illegaler scharfer Schusswaffen hat sich durch die Öffnung der Ostgrenzen und den Wegfall der Zollkontrollen dort nach allgemeiner Einschätzung weiter erheblich erhöht – DORT ist die politische Reaktion, jetzt auch noch die Personenkontrollen an diesen Grenzen abzuschaffen (Schengener Übereinkommen).

Und sind etwa razziaähnliche Massenkontrollen geplant wie in Militärdiktaturen? Oberste deutsche Gerichte stellen selbst bei dringendem Tatverdacht prozessuale Durchsuchungsmaßnahmen verstärkt unter eine Verhältnismäßigkeitsprüfung – denkt man dann trotzdem an Reihenkontrollen und Kontrollpunkte mit Metalldetektoren wie beim Betreten einer JVA??

Andererseits wird, wenn das Messer zur Begehung einer Gewalttat eingesetzt oder im Kontext zu schweren Straftaten aufgefunden wird, in der Praxis die Verfolgung des waffenrechtlichen Verstoßes häufig entweder nach § 154 StPO im Hinblick auf die Verurteilung zur Haupttat eingestellt oder geht im Rahmen der Gesamtstrafenbildung darin auf (bzw. unter...). Das hat die groteske Folge, daß wegen solcher Verstöße zumeist DIE am empfindlichsten bestraft werden, die damit KEINEN Unsinn gemacht haben.

Dafür kriegen dann die im Gesetzentwurf angesprochenen Jugendgang-Mitglieder meist nach einer Vielzahl schwerer Taten banale Strafen ohne jeden Abschreckungswert (s. „Bild“ v. 15.11.07). Für sie wären ein paar verhängte „Sozis“ (Sozialstunden als Ahndung eines waffenrechtlichen Verstoßes) ein „Adelsprädikat“. Seit vielen Jahren ist die im Vergleich zur Spruchpraxis bei Eigentums- oder Betäubungsmitteldelikten nach Ansicht vieler Praktiker (und Opfer!) viel zu niedrige Strafverhängung bei Gewalttaten ein Problemfeld, das bislang nicht einmal ansatzweise politisch gelöst worden ist. Ebenso verhält es sich mit der ja auch auf politischer Ebene aktuell geführten Diskussion über unzureichende General- und Spezialpräventionswirkungen in der aktuellen Praxis des Jugendstrafrechts.

Für einen rechtstreuen jungen Menschen wäre ein Führungszeugniseintrag wegen eines solchen Verstoßes hingegen das „Aus“ für eine Vielzahl von Berufen.

Man findet – in Berlin und anderswo, grinsend in Champagnerempfängen oder in Arbeitskreisen - keine wirksamen Mittel, gegen das Phänomen der Jugendgewalt wirksam vor- und Problemauslöser anzugehen: Das angewachsene „Ausklinken“ breiter Schichten der Jugend aus der Gesellschaft, das auch damit zusammenhängen mag, dass sie sich von dieser Gesellschaft nichts versprechen (können?) – in meiner eigenen Kindheit war etwa jedes 75. Kind auf Sozialhilfe angewiesen (heute ist es jedes 6.!!!). Die Desorientierung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die weder in der Kultur der Herkunftsländer noch in der ihrer jetzigen Lebensumgebung einen Halt finden und stark überproportional gerade bei Gewaltstraftaten in Erscheinung treten.

Beim Verbieten hat man fleißig „über den Zaun“ auf z.T. sehr scharfe gesetzliche Regelungen in anderen europäischen Ländern geschielt, unredlicherweise dabei aber verschwiegen, dass auch dort diese Regelungen als „Hilfslösung“ der als Verschärfungsgrund angesprochenen Probleme untauglich sind:

Haben sich die Verbote in Frankreich als wirksames Mittel gegen die Wellen von Jugendgewalt in den letzten Jahren erwiesen? Haben die denkbar drastischen Regelungen in Großbritannien dazu geführt, die dort grassierende Welle von Jugendgewalt (24 Morde an Jugendlichen im Jugendgangkontext im Raum London allein im letzten Jahr!!) in den Griff zu bekommen?

Glauben die Gesetzesinitiatoren wirklich ernsthaft, Jugendgewalttäter würden friedlicher, ihre Desorientierung, ihre Wut, ihr Haß auf die Gesellschaft, ihre Gleichgültigkeit gegenüber zwischenmenschlichen Regeln, der Gruppendruck ihrer Banden usw. würden sich mindern, wenn man den Kids den Dolch wegnimmt (den sie auch nach bereits geltendem Recht nicht führen dürften) oder dann meinetwegen ein Tantomesser?? So albern naiv kann man nicht sein – und ist man es bei solch einer Argumentation nicht, kann man eigentlich dann fast nur unredlich sein.

Nein, das Vorbringen ist ja noch viel zynischer: Im Begründungstext wird hinsichtlich der erwarteten wirtschaftlichen Folgen ganz offen ausgesprochen, dass man nicht von einem Verzicht auf Messer ausgeht, sondern den Schaden der beteiligten Wirtschaftskreise als begrenzt einschätzt, weil man ja - als Ersatz für die „bösen“ Messer – eine verstärkte Nachfrage nach anderen Messern durchaus erwartet. Wiederum: Ist man nicht vollständig dumm, kann man den Satz eigentlich nur mit dem (stummen...) Nachsatz enden: „....als dann eben legales Substitut/Surrogat für die verbotenen „Kampfmesser““.

Die in der Begründung vielfache Erwähnung der Eigenschaften von „Einsatzmessern“ und die Bezugnahme auf die in einigen Fällen ursprünglich militärische und/oder polizeiliche „Abstammung“ dieser Messer zeigt deutlich, dass die Vorlage nicht realistisch oder gar wissenschaftlich fundiert ist, sondern es offenbar darum geht, einfach schnell diese „bösen schwarzen unheimlichen Messer“ zu verbieten, die da wohl aus Unkenntnis Angst aufkommen lassen.

In vielen bundesdeutschen polizeilichen Spezialeinheiten werden tatsächlich Einsatzmesser geführt – und zwar ausschließlich als Werkzeug. Es gibt in KEINER bundesdeutschen polizeilichen Spezialeinheit eine vorgesehene Waffenanwendung der dort geführten Einsatzmesser. Trotzdem entsprechen natürlich viele der dort dienstlich beschafften oder von Einsatzkräften selbst ausgewählten Werkzeug-Einsatzmesser den Kriterien für die „bösen“ Messer des Gesetzesentwurfs: Weil diese Kriterien ein Messer nicht zur ultimativen Waffe, sondern zu einem auch in Einsatzsituationen brauchbaren robusten, belastbaren und zuverlässigen Werkzeug machen.

Die im Entwurf angesprochene Kombination aus Stabilität und Durchstichleistung bei „Einsatzmessern“ ist für das Durchstechen oder Aufstemmen harter Materialien unendlich viel wichtiger als für die Einwirkung auf einen Menschen (der im militärischen Bereich naheliegend „Weichziel“ genannt wird) – während „klassische“ Kampfmesser wie z.B. das Fairbairn-Sykes sich gerade dadurch von den Werkzeugen abgrenzen, dass ihre Spitze bei optimaler Penetrationsleistung sehr grazil und fragil ist.

Und NATÜRLICH wird auch die militärische Abkunft anderer Einsatzmesser zum Verteufeln und zur Betonung der ausschließlichen Waffenfunktion dieser Messer eingesetzt. Klar: Der einzige Job des Militärs ist ja natürlich das Meucheln – wenn man eigenes Militär nicht gerade zur Durchsetzung eigener Ziele als „Friedensengel“ in alle Weltgegenden aussendet, wo dann das Meucheln gar nicht mehr und ausschließlich das Helfen, Aufbauen, Retten und Schützen der Auftrag ist. Hat die SPD nicht gerade entsprechenden Mandatsverlängerungen zugestimmt?

Auch hier ist also die Betrachtung entweder sträflich undifferenziert oder unredlich: In fast allen militärischen Bereichen werden Messer als Werkzeugmesser, „Field Knives“ usw. vorgehalten – aber mit der Ausnahme einiger weniger militärischer Spezialeinheiten ist die Verwendung des Messers als Waffe im militärischen Einsatz nicht wirklich ein Thema. Bei fast allen militärischen Einsatzmessern steht die umfassende Werkzeuganwendbarkeit, die Belastbarkeit in Einsatzsituationen ohne Möglichkeit des Materialnachschubs usw. absolut im Vordergrund.

Zur Waffenanwendung – insbesondere bei der Begehung von Straftaten - bedarf es dieser Robustheit weniger: Die Gesetzesinitiatoren weisen auf die angebliche Herkunft ihrer „Verteufelungskriterien“ aus polizeilichen Tatwaffenstatistiken hin, verschweigen dabei aber (taktisch, schamhaft oder aus Unwissenheit...), dass die Überzahl einschlägiger Tötungsdelikte nicht mit dem hochspezialisierten Kampfdolch, sondern – ganz prosaisch – mit dem gerade verfügbaren Küchen- oder Steakmesser mit seiner (für Einsatzzwecke hingegen untauglichen) wenig belastbaren 2mm starken Klinge begangen werden.


Beste Grüße!

Micha
 
Hallo Forum,
habe gerade in einem Wut- und Frustanfall diese mail über das Kontaktformular an die Berliner SPD geschrieben:

Sehr geehrte Damen und Herren,
ziemlich entsetzt las ich in einem Forum im Internet, dass die Berliner SPD eine Gesetzesinitiative zur Verschärfung der Bestimmungen für den Besitz von Messern durchsetzen will.
Ich möchte sie darauf aufmerksam machen, dass es neben Messern noch eine Menge anderer Dinge gibt, die sie doch auch schnellstens verbieten sollten.
Ich habe mich z.B. mal ganz gemein mit einem Zahnstocher verletzt. Auch beim Fußnägelschneiden bin ich schon mal mit der Schere abgerutscht und als ich mal einen Faden durchreißen wollte, da hab ich mich doll in die Hand geschnitten. (weil ich kein Messer dabei hatte) Wie sie sehen muss ihre Gesetzesinitiative unbedingt noch um viele, sehr viele Gegenstände erweitert werden. Ich gehe jetzt schlafen, natürlich ganz beruhigt, weil die Leute von der SPD sich um meine Sicherheit so viele Gedanken machen. Gewählt hab ich die SPD aber dann doch wohl beim letzten Mal zum letzten Mal.
ENDE

Um das noch mal klarzustellen, ich bin da nicht stolz drauf, nur die ganze Wut über die ständigen Beschneidungen in unseren Rechten (als angeblich freie Bürger) musste einfach mal raus.

P.S.: hab da natürlich meine e-mailadresse angegeben. Falls ich ein Echo bekomme, dann lass ich es euch bei Interesse wissen.
 
Ich habe gerade ( am Sonntag, hehe) mit dem Geschäftsführer der für mich zuständigen Handwerkskammer telefoniert.
Er sagt es wäre sicherlich sinnvoll, wenn die Handwerkskammer von bei Ihnen eingetragenen Handwerkern die komplette Sammlung Informationen bezügl. des Gesetzentwurfes bekämen.
Die HWK Freiburg habe ich abgedeckt - andere HWK´s liegen bei Euch.

M7*M
 
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