Alp-Man
Mitglied
- Beiträge
- 497
Rasiermesser, Restauration/ Vergleich
Hi,
seit ca. einem halben Jahr kratze ich mir den Bart mit Großvaters alter Hippe aus dem Gesicht. Das ist wenig zeitgemäß, macht aber einen Heidenspaß. Der größte Vorteil davon ist, daß ich morgens keinen Kaffee mehr brauche - mit einem Messer im Gesicht, gehalten von meinen zittrigen Fingern, ersetzt das Adrenalin die Wirkung des Koffein ganz vorzüglich.
Da ich kürzlich nicht viel Nützlicheres zu tun hatte, habe ich im elektronischen Auktionshaus einen Kauf getätigt. Fünf Rasiermesser im Lederetui für einen spotthaften Preis. Die Fotos waren unscharf, die Beschreibung knapp, ich habe mich auf das Schlimmste eingestellt...
Folgendes kam (flugrostig) bei mir an:
Detail einer Klinge (die Haare sind nicht von mir!):
Detail eines Heftes:
Ich habe mich dann zuallererst darum gekümmert, den Flugrost zu entfernen, möglichst ohne die Patina zu zerstören. Dazu habe ich ein kleines Stück weiches Leder von der Fleischseite her mit WD40 besprüht und etwas Kieselerde eingerieben. Damit konnte ich unter leichtem Fingerdruck problemlos dem Rost zu Leibe rücken.
Die schöne dunkle Verfärbung der Oberflächen blieb erhalten.
Danach habe ich die Messer relativ flott geschärft, 1000er Chroma, dann GBB, dann Pastenriemen, dann Streichriemen wobei das Messer mit dem auffällig bunten Griff (C.Bosinius Solingen) im ersten Drittel der Klinge auf ca. 1mm Höhe durchrostet war und somit zuerst auf dem 240er ganz neu geformt werden musste.
Hier sind zwei Messer sofort rausgeflogen, namlich die beiden mit schwarzem Heft. Das eine (W**AWA Solingen) weil es von vorneherein schon so schmal war und dazu eine knapp 2mm tiefe Scharte hatte. Das Andere (Christian Umhoffer, Metz), weil es sich schon beim Schleifen subjektiv wie Pappe angefühlt hat und irgendwie keinen Biß entwickeln wollte, vielleicht nehme ich mir dafür ja mal etwas mehr Zeit.
Zum Rasiertest traten dann die vier oben gezeigten an, das dritte von oben (Tückmar, Solingen) ist das alte Messer meines Großvaters, die anderen Drei stammen aus der Auktion.
Es ist natürlich schwierig an einem Bart effektiv vier Messer zu testen aber das Ergebnis war, so erstaunlich es für mich auch ausfiel, derart eindeutig, daß ich es mit gutem Gewissen hier aufschreiben kann. Den mit Abstand sanftesten Schnitt hat das Kleinste im Bunde (ESKF, Solingen) - selbst gegen den Strich wehren sich die Stoppeln kaum.
Das hatte sich aber schon beim Schleifen angekündigt, da es definitiv am schnellsten einen gut sichtbaren Grat gebildet hat.
Außerdem war es das am wenigsten rostige und am dunkelsten patinierte von allen - ob das etwas über die Stahlqualität sagt, kann ich nicht beurteilen.
Danach waren kaum Unterschiede zu bemerken. Die drei Übrigen rasieren gewohnt sanft und sauber und spielen definitiv in der gleichen Liga, wobei sich das Größte (GEVOSO, Solingen) mit 6/8" durch sein Gewicht allein schon wesentlich schöner führen lässt.
Das zuletzt erwähnte ist auch das Schönste im Bunde, nach der Reinigung sieht die Klinge nun so aus (nein, keine Scharte... Rasierseife):
Besonders schön kann man hier den vollhohlen Schliff sehen.
Für mich im Fazit eine schöne Erfahrung, ein tolles Schnäppchen und ein Bartloses Gesicht.
Grüße,
Christoph.
Hi,
seit ca. einem halben Jahr kratze ich mir den Bart mit Großvaters alter Hippe aus dem Gesicht. Das ist wenig zeitgemäß, macht aber einen Heidenspaß. Der größte Vorteil davon ist, daß ich morgens keinen Kaffee mehr brauche - mit einem Messer im Gesicht, gehalten von meinen zittrigen Fingern, ersetzt das Adrenalin die Wirkung des Koffein ganz vorzüglich.
Da ich kürzlich nicht viel Nützlicheres zu tun hatte, habe ich im elektronischen Auktionshaus einen Kauf getätigt. Fünf Rasiermesser im Lederetui für einen spotthaften Preis. Die Fotos waren unscharf, die Beschreibung knapp, ich habe mich auf das Schlimmste eingestellt...
Folgendes kam (flugrostig) bei mir an:

Detail einer Klinge (die Haare sind nicht von mir!):

Detail eines Heftes:

Ich habe mich dann zuallererst darum gekümmert, den Flugrost zu entfernen, möglichst ohne die Patina zu zerstören. Dazu habe ich ein kleines Stück weiches Leder von der Fleischseite her mit WD40 besprüht und etwas Kieselerde eingerieben. Damit konnte ich unter leichtem Fingerdruck problemlos dem Rost zu Leibe rücken.
Die schöne dunkle Verfärbung der Oberflächen blieb erhalten.

Danach habe ich die Messer relativ flott geschärft, 1000er Chroma, dann GBB, dann Pastenriemen, dann Streichriemen wobei das Messer mit dem auffällig bunten Griff (C.Bosinius Solingen) im ersten Drittel der Klinge auf ca. 1mm Höhe durchrostet war und somit zuerst auf dem 240er ganz neu geformt werden musste.
Hier sind zwei Messer sofort rausgeflogen, namlich die beiden mit schwarzem Heft. Das eine (W**AWA Solingen) weil es von vorneherein schon so schmal war und dazu eine knapp 2mm tiefe Scharte hatte. Das Andere (Christian Umhoffer, Metz), weil es sich schon beim Schleifen subjektiv wie Pappe angefühlt hat und irgendwie keinen Biß entwickeln wollte, vielleicht nehme ich mir dafür ja mal etwas mehr Zeit.
Zum Rasiertest traten dann die vier oben gezeigten an, das dritte von oben (Tückmar, Solingen) ist das alte Messer meines Großvaters, die anderen Drei stammen aus der Auktion.

Es ist natürlich schwierig an einem Bart effektiv vier Messer zu testen aber das Ergebnis war, so erstaunlich es für mich auch ausfiel, derart eindeutig, daß ich es mit gutem Gewissen hier aufschreiben kann. Den mit Abstand sanftesten Schnitt hat das Kleinste im Bunde (ESKF, Solingen) - selbst gegen den Strich wehren sich die Stoppeln kaum.
Das hatte sich aber schon beim Schleifen angekündigt, da es definitiv am schnellsten einen gut sichtbaren Grat gebildet hat.
Außerdem war es das am wenigsten rostige und am dunkelsten patinierte von allen - ob das etwas über die Stahlqualität sagt, kann ich nicht beurteilen.
Danach waren kaum Unterschiede zu bemerken. Die drei Übrigen rasieren gewohnt sanft und sauber und spielen definitiv in der gleichen Liga, wobei sich das Größte (GEVOSO, Solingen) mit 6/8" durch sein Gewicht allein schon wesentlich schöner führen lässt.
Das zuletzt erwähnte ist auch das Schönste im Bunde, nach der Reinigung sieht die Klinge nun so aus (nein, keine Scharte... Rasierseife):
Besonders schön kann man hier den vollhohlen Schliff sehen.

Für mich im Fazit eine schöne Erfahrung, ein tolles Schnäppchen und ein Bartloses Gesicht.
Grüße,
Christoph.
Zuletzt bearbeitet: