Atemtechnik beim Klingenschleifen am Bandschleifer

painless potter

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Ich kann ich Eure Gedanken förmlich hören:

"Jetzt ist er komplett durchgeknallt!"

Nein, es ist kein verspäteteter Aprilscherz! Heute habe ich beim Klingenschleifen (wohlgemerkt, NICHT beim Schärfen:D) bemerkt, daß ich mir eine bestimmte Atemtechnik angewöhnt habe. Kein Witz!

Ich schleife jetzt eigentlich nur noch freihändig, beginnend am Ricasso, mit Daumen und Zeigefinger der einen Hand die Klinge am Erl oder bei Foldern an der Wurzel halternd. Mit der anderen Hand unterstütze ich den Klingenrücken, also lege die Oberseite der Klinge auf meinem ausgstreckten Zeigefinger ab und drücke sie mit der Daumenkuppe an das Band.

Dabei atme ich tief ein, halte den Atmen an, während ich sie Klinge am Ricasso an das Band ansetze und setze dann eine flache Atmung fort, während ich den Zug in Richtung Klingenspitze ausführe. Dann kühle ich im Wassereimer, dabei normalisiert sich meine Atmung. Dann beginnt der Ablauf von vorn.

Das musste ich einfach mal mitteilen, hat jemand je etwas ähnliches bei sich beobachtet, oder sollte ich mir lieber professionelle Hilfe besorgen? Für mich bekommt das Ganze dadurch echt einen meditativen Aspekt.

Nochmal, dieser Beitrag ist absolut ernst gemeint!

Nils
 

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Das halte ich durchaus für ein Nützliches Ritual das sich Unterbewusst entwickelt da man den Wunsch hat keinen Fehler bei bestimmten Tätigkeiten zu begehen...

ist bei mir auch so ...beim Schleifen halt ich auch die Luft an
und beim Damast von Hand verschweissen Beiss ich die Zähne zusammen und halt die Luft an...:hehe:

aber es ist auch ähnlich wie bei einem Scharfschützen der bevor er schiessen will die Luft anhält da er den Körper ruhiger halten kann wenn er nicht atmet ...;)

die Fehlerquote ist geringer

durch bestimmte Atemtechniken lässt sich die Leistungsfähigkeit des Gehirns durchaus steigern und somit hat man auch mehr Kontrolle über seinen Körper...

gruss oliver
 
hallo nils, du solltest dir mal die " zen - bibel " für messermacher reinziehen. mit etwas konzentration klappt es dann bald mit geschlossenen augen.

grüße uwe:p
 
...
Dabei atme ich tief ein, halte den Atmen an, während ich sie Klinge am Ricasso an das Band ansetze und setze dann eine flache Atmung fort, während ich den Zug in Richtung Klingenspitze ausführe. Dann kühle ich im Wassereimer, dabei normalisiert sich meine Atmung. Dann beginnt der Ablauf von vorn.
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Nils,

nein, Du mußt nicht zum Doc. Du machst intuitiv daß, was Sport-Schützen / Jäger auch machen: Sie atmen tief ein, halten den Atem an, gehen ins Ziel während sie langsam etwa die Hälfte der eingeatmeten Luft wieder ausatmen, dann halten sie die Luft wieder an und dann bricht der Schuß. Du willst die Klinge ruhig halten, die Schützen Ihre Waffe in dem Moment wo der Schuß bricht.

Und ich will beides, darum mache ich das beim Klingen schleifen auch so.

Nochmal, kein Grund zur Sorge.
 
ja, das hört sich irgendwie fast nach "kinderkriegen" an :D

ich mache das eigentlich immer so :

einmal tief luft holen ( die gleiche technik wie bei dir) und dann anhalten bis die klinge fertig ist - so entwickelt man mit der zeit eine gewisse geschwindigkeit, ohne das man dabei blau wird :glgl:



... aber du hast schon recht! man macht das nicht bewusst - ist aber auf jedenfall hilfreich!
 
@Jürgen: Sozusagen die Anlassfarben des Messerschleifers :haemisch:

Aber das mit dem Atmen kenne ich auch, wenn man genaue Arbeiten macht. Gerade an der Uni muss ich oft sau teure Sachen zusammenpfrimeln da bleibt einem der Atmen auch mal für ne Minute weg. :rolleyes:

Und jeder Sportschütze wird dir das bestätigen, dass beim flachen ausatmen der ganze Körper am ruhigsten ist.

Gruß Max
 
Hm, bei mir ist das ähnlich, ich schleife nur wenn ich mich richtig gut konzentrieren kann und dann ne Klinge komplett fertig. Danach ist die Konzentration für eine zweite Klinge nicht mehr da.
Die Atmung ist bei mir auch immer sehr ruhig und während des schleifens sicher so wie painless potter es beschrieben hat.
Wenn der Lärm nicht wäre, könnte man es als eine Meditation betrachten :rolleyes: ja, ok, etwas übertrieben....

Gruess René
 
Anstatt den Atem zu kontrollieren höre ich indische Sitar-Musik, vorzugsweise Ragas. Die sind am Anfang beim Anschliff immer ganz langsam und beim 400er Korn zieht man dann mit rasender Geschwindigkeit Klinge nach Klinge durch. :D
 
einmal tief luft holen ( die gleiche technik wie bei dir) und dann anhalten bis die klinge fertig ist - so entwickelt man mit der zeit eine gewisse geschwindigkeit, ohne das man dabei blau wird

Kein Problem, wenn man auf einem deiner Bandschleifer mit Korn 16 arbeitet.....:irre:
 
Anstatt den Atem zu kontrollieren höre ich indische Sitar-Musik, vorzugsweise Ragas. Die sind am Anfang beim Anschliff immer ganz langsam und beim 400er Korn zieht man dann mit rasender Geschwindigkeit Klinge nach Klinge durch. :D
:D:D
vorzugsweise Ravi Schankar (Leute, der unterrichtet noch!), oder doch lieber seine Tochter?! Bei 36 unterschiedlichen beats wirklich eine Herausforderung...

meine professionelle Meinung:
solange Du danach dein Zwerchfell wieder locker kriegst und Dich wohl fühlst, hast du ne nette eigene aktive Meditationsform gefunden, mit der Du sicher prima variieren und ausprobieren kannst
Steigerung dabei wäre, eine Artikulations- oder Stimmübung dranzuhängen

auf jeden Fall achtest du auf ne ganze Menge, das ist schon OK!!!
 
Vor ein paar Wochen war im Magazin der Süddeutschen Zeitung ein Bericht über einen englischen Künstler bzw. Kunsthandwerker, der sich auf winzigste Objekte spezialisiert hat. Zb. ein paar Kamele, die hintereinander in einem liegenden Nadelöhr stehen (das muss man sich jetzt vorstellen). Er arbeitet seine Werke zum Teil aus Sandkörnern heraus, und zwar durchaus detailgetreu, die Kamele haben dünne Beine und einen Schwanz.
Dieser Mann, dessen Namen ich nicht mehr weiss, berichete jedenfalls, dass er nicht nur zwischen zwei Atemzügen arbeitet (er läuft sonst Gefahr, sein Kunstwerk einzuatmen), sondern zwischen zwei Herzschlägen - die Erschütterungen könnten sonst sein Werk zerstören.

Insofern scheint bei Dir alles normal zu sein. Wenn Du auch mal anfängst, eine Klinge zwischen zwei Herzschlägen fertigzuschleifen, bist zu vermutlich relativ schnell.:steirer:
 
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