[Bedeutung und] Sinn der Fehlschärfe?

Ja Uli,

wenn wir die verschiedenen Deutungen/Interpretationen miteinander vergleichen, und irgendeine Art "Ursprung" des Wortes finden, kommen wir vielleicht zum "Sinn" der Fehlschärfe, bzw. zum Sinn, den sie ursprünglich hatte :D
Vielleicht hat sie auch gar keinen wirklichen Sinn, sondern wurde auch einfach nur so genannt, weil sie eben so ist (dumme Erklärung ich weis, aber möglich ist es). Und weil man es nicht besser wusste oder wollte, hat man es beibehalten.

Als ersten "Notnagel" würde ich als Metaller grundsätzlich immer behaupten, es hat technische, bzw. fertigungstechnische Hintergründe :D

Als zweiten "Notnagel" den der Anwendung des gesamten Gerätes hinsichtlich Stabilität, siehe auch die alten (ersten) FS/AF Dolche aus Wilkinson Fertigung (das wollte ich bewusst vermeiden :hmpf: ) nur ein durchgehender Mittelgrat bis zum Handschutz, und später mit [...] auch als Fläche für Firmenlogo/Registriernummer.

Für mich ist das ein ähnliches Rätsel, wie mit der Hohlkehle - da gibt es verschiedene Bedeutungen/Interpretationen, aber warum und wieso sie nun wirklich entstanden ist, kann niemand mit Sicherheit sagen, nur, dass sie irgendwann die heute bekannte (vermutliche) Funktion bekommen oder zugesprochen hat. Nur das hier der Begriff mit dem "Objekt" eindeutig zusammenpasst. Ist aber ein ganz anderes Thema.

Gruß Andreas
 
Nach einigen Stunden "googeln" ergibt sich für mich folgendes:

Der Begriff "Fehlschärfe" bezeichnet den nicht scharf geschliffenen Teil der Klinge zwischen Schneide und Handschutz. In diesem Sinne wird er bei Hieb- und Stichwaffen durchgehend von mittelalterlichen Fechtbüchern bis zu modernen Auktionskatalogen benutzt. Bei größeren Hiebwaffen war die Fehlschärfe offenbar groß genug, um mit der zweiten Hand unterstützend zugreifen zu können.
Die in Del Rays Posting angesprochenen Bücher (die ich nicht alle kenne) scheinen nach Titel und Autor ausnahmslos englischsprachig zu sein. Dort dürfte der Ausdruck "false edge" verwendet werden. Dieser ist aber nach meinem Verständnis völlig unstrittig, es geht nur um den deutschen Begriff der "Fehlschärfe".
Damit kommen wir der Lösung meiner Meinung nach sehr nahe, wenn wir davon ausgehen, daß es sich um eine naheliegende aber gleichwohl falsche Übersetzung handelt. Auch wenn es schwerfällt: "false edge" ist nicht gleich "Fehlschärfe".
Die von Andreas angesprochene Seite von Günther Böhlke stellt das ganze offenbar richtig dar.
Bisher kannte ich es auch anders, aber ich werde wohl umdenken müssen. Man lernt halt nie aus.

Gruß,

blackfox
 
blackfox schrieb:
Die in Del Rays Posting angesprochenen Bücher (die ich nicht alle kenne) scheinen nach Titel und Autor ausnahmslos englischsprachig zu sein. Dort dürfte der Ausdruck "false edge" verwendet werden.
Nö eben nicht. Jedenfalls nicht für die Stelle zwischen Handschutz und Klinge.
Das hat Uli ja anhand des Bildes sehr schön verdeutlicht.


Offenbar scheint es da wirklich zwei konträre "Lehren" zu geben.



sam
 
blackfox schrieb:
Der Begriff "Fehlschärfe" bezeichnet den nicht scharf geschliffenen Teil der Klinge zwischen Schneide und Handschutz. In diesem Sinne wird er bei Hieb- und Stichwaffen durchgehend von mittelalterlichen Fechtbüchern bis zu modernen Auktionskatalogen benutzt. Bei größeren Hiebwaffen war die Fehlschärfe offenbar groß genug, um mit der zweiten Hand unterstützend zugreifen zu können.
Die in Del Rays Posting angesprochenen Bücher (die ich nicht alle kenne) scheinen nach Titel und Autor ausnahmslos englischsprachig zu sein. Dort dürfte der Ausdruck "false edge" verwendet werden. Dieser ist aber nach meinem Verständnis völlig unstrittig, es geht nur um den deutschen Begriff der "Fehlschärfe".
Damit kommen wir der Lösung meiner Meinung nach sehr nahe, wenn wir davon ausgehen, daß es sich um eine naheliegende aber gleichwohl falsche Übersetzung handelt. Auch wenn es schwerfällt: "false edge" ist nicht gleich "Fehlschärfe".
Die von Andreas angesprochene Seite von Günther Böhlke stellt das ganze offenbar richtig dar.
Bisher kannte ich es auch anders, aber ich werde wohl umdenken müssen. Man lernt halt nie aus.

Gruß,

blackfox

Deine Erklärung stammt von WIKIPEDIA!!

Bei Böhlke heisst es, dass choil der gesamte Abschnitt zwischen Griff/Parierelement ist, im Spyderco-Glossary steht geschrieben, dass choil ENTWEDER die Stelle ist, bei der der geschliffene Teil der Klinge zum Ricasso übergeht, ODER aber der gesamte Teil zwischen Schneide und Griff/Parierelement.
Wie man den deutschen Begriff FEHLSCHÄRFE übersetzen kann mit CHOIL, ist mir schleierhaft. Warum heisst die 'Falsche Schneide' 'False Edge', die 'Fehlschärfe' aber 'choil', und wo bleibt das Wort 'Ricasso'?
:irre:

Zur Genauigkeit: Bitte ein veröffentlichtes Buch als verbindliche Quellenangabe, dass die Deutung (oder Übersetzungen) der vorher genannten US Kompetenzen als Irrtum darstellt. Bücher sind mir wichtiger als persönliche Deutungen oder Wikipedia, wenn es keine Quellenangaben gibt.
Das wäre toll!

Und ob nun Ricasso, oder Choil, oder Tang, oder Erl, Randall hat den Sinn dieser Stelle eines Messers definiert als 1., um den Zeigefinger herumzulegen, damit man bei bestimmten Arbeiten das Messer besser kontrollieren kann, und als 2., um dem Messer an der empfindlichen Stelle zwischen Griff und herausragender Klinge möglichst viel Stabilität zu geben (ist so geschrieben in ihren Katalogen), da durch Schleifen der Schneide immer etwas an Klingen-Stärke verloren ginge.

Und noch ein Letztes: Der Begriff 'Fehlschärfe' impliziert, dass eine 'Schärfe' wenigstens angedeutet ist. Das kann ich bei der 'Ricasso/Choil'-Interpretation nicht nachvollziehen, wohl aber bei der amerikanischen Begriffsdeutung 'False Edge' und deren logischer Übersetzung 'FEHL-SCHÄRFE'. Bei einem Ricasso (von mir aus auch 'choil') kann ich nicht mal andeutungsweise eine Absicht einer Schärfe entdecken. Bei der oberen vorderen Klinge des abgebildeten Lili Chute schon. Es gibt eine ethymologische Relation zwischen dem Wort 'falsch' und 'fehl', die hier hoffentlich niemand betreiten wird. z.B. ist ein Fehlurteil auch ein falsches Urteil, usw., aber das nur nebenbei bemerkt.

Viele Grüsse,

Uli
 
blackfox schrieb:
Der Begriff "Fehlschärfe" bezeichnet den nicht scharf geschliffenen Teil der Klinge zwischen Schneide und Handschutz. In diesem Sinne wird er bei Hieb- und Stichwaffen durchgehend von mittelalterlichen Fechtbüchern bis zu modernen Auktionskatalogen benutzt. Bei größeren Hiebwaffen war die Fehlschärfe offenbar groß genug, um mit der zweiten Hand unterstützend zugreifen zu können.

Nö, das ist ein Ricasso.
http://www.armouronline.com/encyclopedia_of_historical_weapons/r/ricasso
http://www.atsv-fechten.de/degen.html

man möge web infos auch nicht immer trauen, da wird auch mal schnell die klinge als klingenspiel :steirer: definiert - irgendwo auf bild der wissenschaft online. Nee, kein Vertipper, kommt mehrmals vor. Soviel zur Fachkenntnis.

Del Ray hat IMO genau recht, ich brauch nicht lange nach irgendwelchen Traditionen suchen. Fehlschärfe muss ja wohl irgendwas mit einer Schärfe zu tun haben, die eben keine echte sondern ne falsche Schärfe ist. Was bitte hat das Ricasso mit der Schneide/Schärfe zu tun?

Grüße
Peter
 
Guten Abend
Der Hinweis von Herrn Böhlke trifft es wohl im Kern. Gemeint ist die `unscharfe Klinge`im vorderen Bereich der Schneide. Diese ermöglicht, das einfache Eindringen in z. B. Tierkörper und anschließend ein relativ gutes Aufbrechen der Bauchdecke.
Hierbei leistet die Fehlendscherf ( Fehlschärfe) Unterstützung, da Sie aufgrund ihrer Rundung ein tieferes Eindringen in den Körper verhindern.
Das erklärt unter anderem, warum ein relativ unhandliches Messer wie z.B. ein Bowie so etwas zwingend braucht. Man kann mit diesen Messern aufgrund ihrer relativ großen Masse,mit der Fehlschärfe relativ `fein`arbeiten, und im Bedarfsfalle (Knochen usw.) härter beigehen.
Bei kleineren Jagdmessern dient das gut zum `skinnen`.
Warum hat sich die Jägerfraktion denn noch nicht geäußert?
Gruß Stefan
 
hallo zusammen,
das ganze ist eigentlich gar nicht so kompliziert, wenn man Klinge und Schneide auseinander hält. Ricasso (oder Spiegel) bezeichnet einen Teil der Klinge. Die Fehlschärfe bezeichnet einen Teil der Schneide (als Teil der Klinge) und zwar das ungeschliffene Teil (fehl-ende Schärfe) welches häufig aber nicht immer am Ricasso ist. Eine false edge ist nicht mit falscher, sondern mit unechter Schneide zu übersetzen und befindet sich wie richtig erwähnt auf dem Messerrücken. Man könnte Sie als Schneide bezeichnen, welche nur aus einer Fehlschärfe besteht. Choil ist jedoch kein Übergang von der scharfen Schneide zur Fehlschärfe, sondern eine Aussparung (cut out), also die Schleifkerbe,welche sich häufig dort befindet. Es gibt zum Beispiel auch Fingerchoils für den Zeigefinger am Ricasso, dann fehlt meist die Fehlschärfe.
Grüße Friedl
 
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Hallo lisie,

Herr Böhlke unterscheidet in seiner Tabelle zwischen 'Fehlschärfe' und 'Falscher Schneide'. Die 'Fehlschärfe' ist bei ihm 'choil' und die 'Falsche Schneide' 'False Edge'.
Also bei allem Respekt, wo trifft hier jemand einen Punkt?

Ich verstehe aber Deinen Post so, dass Du als Jäger bestätigst, dass die 'Fehlschärfe' der obere vordere Teil einer Klinge ist, der keine Schärfe ist, sie aber andeutet, also das, was Herr Böhlke als 'Falsche Schneide' bezeichnet, und nicht das, was Herr Böhlke als 'Fehlschärfe' nennt.

Dann stimme ich Dir tatsächlich zu! :)

Viele Grüsse an die Jägerschaft.

Uli Zerdick
 
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richtige Bezeichnung hin oder her

In der Ursprünglichen Frage von Camper ging es darum zu erfahren, was es mit dem nicht angeschliffenen Stück Klinge, zwischen Fingerschutz und Schneide auf sich hat.
Er hat es Fehlschärfe genannt und erklärt was er meint!
Zusammenfassung:

1. es ist zum "kurzfassen" (Zeigefinger vor den Griffschutz für bessers Gefühl bei feineren Schneidearbeiten.)

2. für höhere Stabilität am Übergang zum Griff

3. aus Design - Gründen

Das sind die Sachen die ich herausgelesen habe. Alles andere dient zur Klärung der Richtigkeit des Begriffes Fehlschärfe in diesem Zusammenhang.
Zur Richtigkeit von diesem Fachausdruck kann ich nichts sagen.
Ich kannte bis jetz unter Fehlschärfe auch nur den am Klingenrücken (von der Spitze) angeschliffen aber nicht scharfgeschliffenen Teil der Klinge.

Gruß
 
Mir ist doch etwas unklar wie englischsprachige Fachbücher einen deutschen Begriff definieren können. Und es heist nun mal Fehlscharfe (von fehlende Schärfe) und nicht falsche Schärfe (False edge = Falsche Kante, wörtlich übersetzt)

http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_2826.html
Fehlschärfe , Klingenteil ohne Schneide. Bei vielen * Blankwaffen ist das an den Handgriff anschließende Klingenstück ohne Schneide ausgeführt. Viele Degenkämpfer hatten den Zeigefinger auf der Fehlschärfe liegen, um die Klinge besser führen zu können. Besonders lang ist die Fehlschärfe bei manchen * Bihändern. Sie war ursprünglich meist mit Leder überzogen oder umwickelt und diente beim Stoß als Handhabe für die linke Hand sowie als Auflage, wenn die Waffe auf der Schulter getragen wurde.

On toppic: Ich finde eine große Fehlschärfe auch unpraktisch und möchte die ganze Klingenlänge nutzen. Um feine Arbeiten besser ausführen zu können, könnte man die Fehlschärfe auch weglassen und die Klinge kürzer ausführen.
Für ein Haumesser machen ca 2 cm Fehlschärfe (oder eine 2cm längere Klinge) auch keinen wesentlichen Unterschied.
 
Hallo Uli
Ich hab es nicht richtig gelesen, bei Herren Böhlke. Ich verstehe die Nummer auch nicht so ganz. Du hast mich aber schon richtig verstanden.
Ich bin auch fast der Ansicht, daß die false edge und die Fehlschärfe eigentlich das selbe sind, nämlich die Fehlschärfe, die Du auf deiner Grafik dargestellt hast.
Ich werde das am nächsten Wochenende mit Jagdfreunden aus GB mal ansprechen und mir erklären lassen.
Vielleicht klärt es sich ja dann,
Gruß Stefan
 
Wie Friedl schon schrieb: Fehlschärfe bedeutet nichts weiter als das die Schärfe der Schneide fehlt.
Sie ist nicht auf einen Ort an der Klinge beschränkt. Sie taucht klassicherweise bei Schwertern in der Nähe der Angel auf.

Der Begriff ist nicht mit False Edge gleich zu setzen. Dieser steht für Falsche Schneide, eine Falsche Schneide besteht zu 100% aus Fehlschärfe.


Gruss
El
 
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servus zusammen,
ja ist das denn so schwer zu verstehen:
ein Messer besteht aus: Klinge und Griffstück (evtl. noch Parierstange, Backen und sonstige Kleinigkeiten).
Die Klinge (Blade) besteht aus: Erl (Angel, Tang), Ricasso(Spiegel)(fakultativ), (welcher/s der Verstärkung und der Balance, oder auch als Zeigefingerauflage dient), Blatt (dem Teil der Klinge bei dem die Schneide geschliffen ist), und Schneide (Edge).
Die Schneide(edge) besteht aus : Schärfe (obligatorisch, wie sollte man sonst schneiden) und Fehlschärfe (fakultativ).
Die Schärfe ist der Teil der Schneide (edge), welcher scharf angeschliffen ist.
Die Fehlschärfe ist also folglich der Teil, welcher nicht scharf angeschliffen ist. Dies ist sehr häufig bei dem zum Ricasso gehörenden Schneidenteilteil der Fall.(allerdings nicht immer)
Eine false edge, ist eine unechte (falsche), angedeutete Schneide am Messerrücken, (entweder von der Spitze weg oder irgenwo mittendrin), welche, wenn man so will, nur aus einer Fehlschärfe besteht. Daher rührt wohl auch das ungeklärte Missverständnis dieses threads.
Würde man eine false edge zur Hälfte scharf schleifen, dann hätte man eine echte Schneide (edge) mit einer Schärfe und einer Fehlschärfe. Nur hätte man dann keine false edge (unechte, falsche, angedeutete Schneide) mehr sondern eine echte Schneide (edge), also bei einem Messer eine double edge, und dann würde das wohl keiner mehr als false edge bezeichnen.
Ich hoffe das war verständlich,
Quellen, aus alten deutschen Fechtbüchern(spez.: die mensur, Fechtkunst des 17. -19 jhrd) liefere ich gerne nach, Übersetzungen aus dem englischen sind bei Langescheidt zu eruieren.
Über choils, lass ich mich jetzt hier nicht mehr aus.
Grüße Friedl
 
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@ Del Ray
Könntest Du bitte dazu Stellung nehmen ob Du der Erklärung von Friedl, zur Frage nach der Unterscheidung der Bezeichnungen: "Fehlschärfe" und "False Edge", folgst oder nicht?
Wenn dem so sein sollte, würde ich Dich bitten Dein m.E. falsches/vereinfachendes Bild zu entfernen, weil es der falschen Übersetzung Vorschub leistet. Andernfalls würde ich Dich bitten zu erläutern inwieweit die Meinung von Friedl und mir falsch ist und dies zu belegen.

Ich bin außerdem, nach ausführlicher Diskusion mit Friedl, der Meinung das der Choil, auf dem von Dir gezeigten Bild, kein Choil ist bzw. der Choil so klein ist das man ihn nich als solchen nicht erkennen kann.
Meiner Meinung nach gilt: Choil = Schleifkerbe
Du kannst ja vieleicht auch dazu noch etwas sagen bzw. es richtig stellen.

Gruss
El
 
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servus zusammen,
nachdem nun seit 9 Tagen kein Widerspruch zu der, von mir dargestellten und belegten Definition der Bezeichnung von Messerteilen eingegangen ist, gehe ich davon aus, dass die beschriebene Erklärung allseits als richtig angenommen worden ist und Bestand hat. Sollte dem nicht so sein, bitte mail an mich, und ich werde das in den Bilder, welche ich demnächst hier einstelle (Definition von Messerteilen) berücksichtigen.
Del Ray, ich darf Dich bitten, Dein vollkommen falsches Bild (Ricasso=Erl ; choil, wo keiner ist; und false edge= Fehlschärfe) zu entfernen (oder besser noch zu berichtigen), da es zu Missverständnissen bei der Suche von Neulingen nach der Fehlschärfe führen könnte.
Gruß Friedl
 
..... Dieses ist ein wunderbarer Thread!
Hier entwickelt sich fast unbemerkt eine interessante Diskussion über eine Definition des Begriffs FEHLSCHÄRFE.

Ich habe mich bei meiner Deutung an den englischsprachigen Begriff False Edge gehalten, mache ich auch immer noch.
Für die Messer, über die hier in diesem Forum gesprochen wird, gibt es keine aktuellen deutschsprachigen Bücher, die, wie in den bereits genannten US amerikanischen Standardwerken, Begriffe aktuell festlegen, in USA nennt man das 'Knife Talk'. Man hatte das unternommen, weil es seinerzeit auch verschiedene Deutungsweisen gab und man mit bestimmten Begriffen über die gleichen Dinge reden wollte, man wollte eine verbindliche Terminologie, die der heutigen Zeit angemessen war.
Leider ist es immer noch das Buch MESSER von Harald Rausch aus den frühen 80ern, das soetwas wie allgemeine Erklärungen zu liefern versucht, es wäre mal Zeit für etwas Neues.

Wenn nun jemand die Einzelteile eines Messers aus Beschreibungen in einem alten deutschen Buch über die Fechtkunst (17. - 19. Jahrhundert), das sich vermutlich auch noch auf das Fechten studentischer Verbindungen bezieht, mit eben hieraus entnommenen Begriffen erklärt, so ist das für den Anwender moderner Jagdmesser, vornehmlich US amerikanischen Ursprungs, allemal interessant, nur nicht unbedingt verbindlich.

So, Friedl, nun veröffentliche Du mal Die Bilder aus Deinem Buch über die Mensur-Fechterei im 17.- 19.Jahrhundert, und dann diskutieren wir weiter, und dann können sich irgendwann die Forumianer, die das Thema überhaupt interessiert, eine Meinung bilden und zu einem Schluss kommen. Das wäre doch richtig klasse. Das Bild ist ein Teil dieser Diskussion, das bleibt so stehen.

.... So schnell schiessen die Preussen nicht (...oder so ähnlich)!

Gruss zur Nacht.

Uli Zerdick
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei den Erklärungs- und Übersetzungsversuchen unter "Glossar" auf meiner HP haben u.a. auch Amerikaner mitgeholfen. Keiner machte einen Unterschied zwischen den Begriffen "Fehlschärfe" und "Schleifkerbe", beides wurde mit "choil" benannt. Macht irgendwie auch Sinn: beides geht ineinander über und ist ein Teil der Schneidenseite, welcher nicht geschärft ist.
Ausnahme mit eigenem Namen ist die "spanish notch", die ja auch manchmal ein kleines Stück weiter vorne angelegt ist.
Als "false edge" wurde übereinstimmend die angedeutete, nicht oder nur minimal im Spitzenbereich geschärfte Rückenschneide bezeichnet.
 
Servus zusammen,
mein lieber Uli,
danke für Deine Antwort,
zum begriff false edge: die bezeichnung Deinerseits, auf englisch, ist natürlich richtig, nur ist es eben nicht als Fehlschärfe, sondern als falsche( unechte, angedeutete) Schneide zu übersetzen. Die Bedeutung des englischen Begriffs ist dadurch unstrittig, und jeder weiss, was damit gemeint ist( und so steht es ja auch richtigerweise in der von Dir angeführten Literatur). ( im englischen wird meines bescheidenen Wissens nach die Schneide nicht nochmal unterdefiniert)
Eine Fehlschärfe, ist es deswegen aber nicht (s.o. Definition Fehlschärfe).
Meine Darstellung bezieht sich sehr wohl auch (aber nicht nur) auf das studentische Fechten, nur gibt es keinen Grund Deinerseits, dies abwertend zu bewerten (Zitat: "die sich vermutlich auch noch auf das Fechten studentischer Verbindungen bezieht"; Vermutungen als Diskussionaussagen halte ich für unzulässig).
Ebenso gibt es in Mensurbüchern oder Fechtbüchern leider kein Bild, welches alle Teile einer Blankwaffe zeigt (sondern immer nur mehrere in denen auf die Einzelteile eingegangen wird).
Meine Idee ist es, eigene Zeichnungen (auf Literatur bezogen), anzufertigen, in denen ich Definitionen der Messerteile, und deren Übersetzung ins englische darstelle. Es werden dabei keine neuen Definitionen herauskommen, sondern lediglich eine (hoffentlich) klare Darstellung, mit der hier im Forum gearbeitet werden kann. ( ich erhebe selbstredend keinen Absolutheitsanspruch und bin für Anregungen offen).
Ich beabsichtige dadurch lediglich eine "gemeinsame Sprache" in diesem tollen Forum herzustellen.
Was das Interesse diesbezüglich im Forum anbelangt, stimme ich Deinen angedeuteten Gedanken (sofern ich sie richtig ersehen habe) zu.
@ Guenter: das Glossar auf Deiner Seite finde ich mit Ausnahme der choil- Erklärung super und richtig. Nur ist ein choil nunmal eine Auskerbung (sowohl als Schleifkerbe, wie auch für Finger am Ricasso oder am Griff, und damit nicht mit Fehlschärfe oder Ricasso oder Spiegel gleichzusetzen),(ansonsten tolle Seite,welche ich mit Freude weiterempfehlen muss, für Messerinteressierte.)
Grüsse Friedl
P.S.: warum nicht mal eigenen Schmarrn und Fehler zugestehen, ist noch niemand bei gestorben. (ich auch nicht)
P.P.S. : ja wenn die Preussen so lange brauchen,...
Badner in Bayern schiessen recht schnell. lol
 
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Mal ne dumme Frage von einem Unwissenden:

Warum wird in diesem Beitrag versucht deutsche, Begriffe mit amerikanischen zu erklären. Bevor überhaupt in Amerika eine "Messerkultur" war, wurden in Deutschland und im übrigen Europa schon Messer und Blankwaffen hergestellt.
 
Fehlschärfe nach Wikipedia ?

Die Verwirrung ist perfekt! Auch der angesprochenen Beitrag bei Wikipedia trägt viel dazu bei, das sind sogar im gleichen Text widersprüchliche Angaben enthalten, hier ein Auszug:

Aufbau eines Messers
Ein einfaches Messer besteht aus einer Klinge, einem Griff und dem dazwischen liegenden Handschutz. Die Klinge besitzt eine Schneide, eine Spitze, auch Ort genannt, und die gegenüberliegende Seite der Schneide, das Ricasso oder die Fehlschärfe. Sie wird mit dem Erl am Griff befestigt. Die Verdickung am Griffende wird als Knauf bezeichnet, wobei auch die Begriffe Beschlag, Griffniet, Klingenspiegel, Pommel oder Stifte verwendet werden.

Bei der Bauart ohne Knauf ist der Erl die Verlängerung der Klinge als Flacheisen, der Griff besteht dann aus 2 Griffschalen, die (meist) aufgenietet werden.

Die Fehlschärfe ist der Teil zwischen Griff (bzw. Parierstange) und der Schneide, der nicht geschliffen ist.

Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Messer

Die Beiträge von Del Ray scheinen mir hingegen plausibel zu sein, ich bin mal gepannt, ob die Profis sich einig werden!

Mex
 
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