Bekomme 1.2210 nicht richtig hart

MagnusPablo

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Hallo Messermacher,

ich habe ein Problem mit dem härten von 1.2210.
Mein Vorgang: flachgeschmiedet
3x normalisiert, auf etwa 780°C gebracht und handwarm abkühlen gelassen.
Härten bei 830°C in 100°C warmes Rapsöl.
Anlassen bei 180°C 2x1Std.

Die Stahldicke waren 5mm, Haltezeit hatte ich 10min.
Erreichte Härte sind in etwa 60HRC.

Da es ein Rasiermesser wird, sollte es durchaus eher Richtung 63-64HRC gehen.

Ich härte in einem Elektroofen. Die Temperatur ist exakt,
Ich habe es mit einem weiteren Thermosensor in der Lageposition im Ofen geprüft. (Muss meinen Ofen etwa auf 20°C mehr stellen, da das Ofenthermoelement oben rechts sitzt.)

Brauche ich eine längere Haltezeit?
Habe ihn bei 830°C für 10min reingelegt.
Ist ja nicht wirklich die Haltezeit?
Ich habe das Gefühl, dass der Stahl außen härter ist, als im Inneren.

Der stahl sollte doch egtl Recht einfach zu härten sein, da er sehr wenig Legierungselemente besitzt.

Ich würde heute noch einen Versuch starten, aber würde vorher gerne wissen, ob ich einen Denkfehler drin habe, bevor ich wieder alle Heizgeräte anschmeiße.

Normalisieren usw wie vorher.
Härten: bei ~700°C in den Ofen.
Wenn der stahl dann die 830°C hat, Haltezeit von 2min pro mm dicke (5,5mm also aufgerundet 12min.)
Dann wieder in 80-100°C heißes Öl.

Ich habe vorher immer in der Gasesse gehärtet.
Daher kann es sein, dass ich beim Ofen zu ungeduldig war?

Vielen Dank schonmal und fröhliches schaffen!
 
So, ich habe heute Mal von 810 bis 840°C in 10er Schritten getestet.

Feile greift noch immer, leider.

Habe zum Testen vom Rundmaterial abgeschnitten.
Dicke 6-7mm bei einem Durchmesser von 25mm.

Wieder normalisiert und angelassen, 1std auf 180°C.
Aufwärmzeit habe ich 1min pro mm gemacht.

Werde es morgen einer Härteprüfung unterziehen.

Vermute aber wieder unter 60HRC.
Habe auch um entkohlen auszuschließen ca. 1mm runtergeschliffen,
Natürlich gut gekühlt dabei!
Rand nach etwa 0,3mm scheint hart zu sein, mittig nix mehr.

Der Stahl macht mich echt noch Wahnsinnig.

Werde, falls keine weiteren Tipps kommen,
das ganze morgen Mal mit 2min aufheizzeit testen.

Auch werde ich Mal testen das in Wasser zu härten,
auch wenn ich das echt gerne vermeiden würde dann beim Messer.
 
Versuch es noch mit nur zimmerwarmem Öl. Das sollte besser härten als heisses Öl, aber nicht ganz so heftig wie Wasser (Rissgefahr).

Du schreibst:
Rand nach etwa 0,3mm scheint hart zu sein, mittig nix mehr.
Das klingt für mich nach selektiver Härtung. Der Kern war nicht heiss genug oder wurde bereits wieder angelassen, noch bevor die Härtung erfolgt war.

War das Werkstück einige Sekunden an der Luft, bevor es ins Öl getaucht war? Hast Du die Klinge mit dem Rücken voran sofort ganz eingetaucht oder erst mit der Schneide und stückweise? Hast Du das Stück im Ofen ganz mit der kalten Zange gefasst oder nur am Ende?

Gemäss Datenblatt darf die Temperatur für diesen Stahl auch 840° sein, versuch es doch auch mal damit.
 
Hallo,
Danke für die Antwort.
Ich werde es Mal mit 60°C Öl versuchen.
Angeblich kühlt heißes Öl besser als kaltes, da es dünnflüssiger ist.
Soweit ich weiß, ist ~150°C das Maximum an abkühlgeschwindigkeit.
Drunter und drüber wird es langsamer.

Aber da andere mit 60°C gut zurecht kommen, werde ich das Mal versuchen.

Also ich habe mir Scheiben vom 25mm Rundmaterial abgeschnitten.
Dies habe ich gemacht, um das härten zu testen.
Dicke ähnlich meinem fertigen Produkt.
Will das nicht versauen, steckt schon Arbeit drin.
Ist flachgeschmiedet, Oberflächen geschliffen, Form geschliffen und Hohlschliff angefangen. Wäre schade das mit testen zu versauen.

Meine Versuche von Gestern haben ergeben:

810°C 12min Aufheizzeit = 44, 43, Rand 42
820°C 6min Aufheizzeit = 41, 43, Rand 44
830°C 7min Aufheizzeit = 40, 43, Rand 44
840°C 7min Aufheizzeit = 45, 50, Rand 59

Hatte keine Haltezeit, außer beim ersten.
Das Öl steht direkt unterm Ofen, wird maximal 1s dauern, bis es drin ist.

Zange habe ich nur außen gegriffen. Wäre mir später auch egal, wenn an der Position der Zange es nicht richtig hart ist, da der Teil sowieso auch weich sein könnte.

Werde heute Mal 840°C mit doppelter und 3-Facher Aufheizzeit testen in 60°C heißem Öl. Position der Teile im Ofen war liegend, werde diese heute Mal aufstellen.

Für weitere Tipps bin ich Dankbar!
Wenn nicht, helfen ja vielleicht meine Versuche jemandem.
 
Breche deine Probestücke und schau ob du ein grobes Korn hast. Wenn ja dann ist deine Haltezeit zu lange; bei Messern reicht es wenn der Stahl ( leicht und niedrig legiert) die erwünschte Temperatur erreicht und ab ins Öl.
Ich würde zuerst den Ofen auf die gewünschte Temperatur bringen, dann die Klinge rein bis sie die Temperatur erreicht hat und dann abschrecken. Einfacher und unkompliziert ist oft besser...:ahaa:
 
Bei der Haltezeit ist zu bedenken das die Hitze von allen Seiten einwirkt !
Bei zwei mm pro Minute ist das Teil in 5 Minuten auf Temperatur, und die Schneide ist noch dünner.
Grüße Andy
 
Also die Ergebnisse von heute waren wieder eher ernüchternd.
Ausgangssituation, Härteofen, Temperaturen genau eingestellt.
3x normalisiert und abgeschreckt in 60-70°C warmen Rapsöl.
Material noch immer 1.2210.

830°C 2min pro mm ergibt gleiche härte wie 3min pro mm.
Im Schnitt waren das 46/47HRC.

840°C im Schnitt wieder keine Unterschiede bei 2 oder 3min/mm.
Ergebnis waren 55HRC.

850°C keine Unterschiede und 54HRC im Schnitt.

Durch die Antworten heute werde ich Mal bei 840°C und 1/2min/mm testen.

Dann noch Mal bei niedrigeren Temperaturen.
Werde sie knapp über nicht mehr magnetisch bringen und dann abschrecken, da auch 790°C (bei Schmiedeflut zbsp.) angegeben werden.
Und einmal 840°C in Wasser, statt Öl.

Auffallend war außerdem, dass die Stücke Rundmaterial, welche aufrecht im Ofen standen, in der Mitte deutlich weicher als am Rand waren.

Desweiteren ist ein Bruchtest schwierig, da die Stücke so klein sind.

Hoffe immernoch, dass jemand das Rezept hat für mich.
Aber schätze alle Öfen sind leider doch etwas anders.
 
So, hier Mal die gestrigen Ergebnisse.

0x normalisiert 840°C Aufheizzeit 30min = 45HRC
1x normalisiert 840°C Aufheizzeit bis Farbe im Ofen = 44HRC
3x normalisiert 790°C Aufheizzeit bis Farbe im Ofen + 3min = 41HRC

3x normalisiert 795°C Aufheizzeit 10min in Wasser = 64HRC
0x normalisiert 840°C Aufheizzeit 15min in Wasser = 65HRC

Also mein Rapsöl, auch bei 60, 80 und 120°C kühlt wohl nicht schnell genug.
Das heißt, entweder Härterisse riskieren oder Härteöl für viel Geld kaufen.

Kann man die Risiken in Wasser minimieren?
Zbsp aufheizen oder sowas?
 
OK dein Bruchbild ist echt Gut! also stimmt entweder dein Messgerät nicht oder der Stahl ist nicht was er sein soll :confused::confused::confused::confused:
wie mist du denn die Härte?
hast du einmal einen Glasritztest gemacht?
ich würde einfach mal eine Klinge härten, schlimmer kanns nicht werden...
Oh moment...Normalisierst du das Rund material???? dann kann es sein, dass du zuviel machst, denn normalerweise kommt das Material fertig zum härten...
 
Also ich hatte sowohl ohne als auch mit normalisieren versucht.

Temperatur Messe ich mit 2 Geräten, einmal das im Ofen und einmal mit einem extern in den Ofen, genau an der Stelle, an der ich das Material habe.
Das im Ofen sitzt oben rechts, daher ist es dort etwa 20°C wärmer.
Habe die Thermoelemte auch mit kochendem Wasser getestet gehabt, sowie anhand vom Curie Punkt. Bei 760°C war es noch leicht magnetisch, bei 780°C war es null magnetisch.
Da der Curie Punkt bei etwa 770°C liegt für Eisen, gehe ich von keinen groben Temperaturfehlern aus.

Habe gestern auch Problemlos 2 Ringe aus dem Balbach inox gehärtet, 1060°C, Haltezeit, abkühlen an luft, Feilentest bestanden.


Da es in Wasser problemlos funktioniert hat, nehme ich an, das Öl kühlt nicht schnell genug ab.

Härte Messer ich auf der Arbeit mit speziellen Härteprüfgeräten.
Das sind super professionelle Teile, sollten also genau sein, habe ja auch Referenzstücke da, sowieso etwa 5 von den Prüfgeräten.

Leider kann ich auf der Arbeit nicht einfach so privat härten, da haben wir extra Härteöl in der Schmiede.
Aber die zeigen mir nen Vogel, wenn ich einfach die Härte Öfen anwerfe und mein Privatzeug reinstecke.
Müsste auf den nächsten Lehrgang warten und die Zeit habe ich leider nicht.

Bei den versuchen im Wasser, hatte ich ein super feines Gefüge und es war durch und durch hart, keine Chance auch drin irgendwas wegzufeilen.

Daher gehe ich davon aus, dass der Werkstoff stimmt.
Hatte auch schon Angst gehabt, es wäre irgendwie aufgekohlt außen und innen weich oder sowas, da der Rand ja hart wird.

Der 1.2210 wird aber bei kleinen Querschnitten auch als wasserhärter angegeben, bei geringerer Temperatur, glaube 780-830°C oder so.

Habe heute Mal das Rasiermesser normalisiert und jetzt ist es drin um noch weichzuglühen, werde es in Wasser wohl oder übel riskieren.
Werde es Mal auf 60-80°C Heizen. Hoffentlich ist es dann nicht ganz so schroff.

Vielen Dank für die ganzen Hilfestellungen, ich berichte dann ob es geglückt ist oder wieder eins aus zwei Teilen im Stahlschrott landet.
 
Also,

erstens mal ist die Haltezeit nicht die Zeit, die der Stahl im Ofen verbringt. Die Haltezeit ist die Zeit ab Erreichen der Härtetemperatur bis zum Herausnehmen aus dem Ofen.

Ich persönlich würde bei dem Stahl max. eine Haltezeit von 3-5 Min anwenden.

Je nach Produzent und Charge kann der Stahl 0,5-0,8% Chrom haben. Wenn wir mal davon ausgehen, dass dein Stahl an der unteren Grenze ist, dann ist bei dem von Dir gewählten Querschnitt die Abschreckgeschwindigkeit in Öl nicht ausreichend.

In dem Fall müsstest Du entweder schroffer Abschrecken (Wasser, Salzbad mit Wasserzusatz) oder den Querschnitt verringern. Du kannst Die Klingen übrigens in der Regel so vorschleifen, dass die Schneide beim Härten noch eine Dicke von 0,5mm hat. Dann mag es sein, dass der 5mm Rücken nicht die volle Härte annimmt aber die Schneide wird es auf jeden Fall.

Gruß Jannis
 
Man kann auch gestuft abschrecken, die erste Spitze lang genug mit Öl wegnehmen und danach in warmem Wasser. Nach den Schilderungen gehe ich auch davon aus, dass die Zeiten nicht stimmen, entweder beim Durchwärmen/Hlten oder vllt. sogar beim Abkühlen zu früh abgebrochen wurde, so dass der Kern nie kalt genug wurde.

Gruß Andreas
 
Danke für die weiteren Tipps.

Ich habe es versucht mit warmen Wasser (70°C).
Erst sehr vorsichtig, immer Mal wieder raus nach 1-2sekunden und bei etwa (geschätzt) 200°C in Öl um es auf Zimmertemperatur zu bekommen.

Das Ergebnis war eine harte schneide, aber ein weicher rücken.
Man könnte richtig sehen, wie der Rücken noch Hitze in das Material weitergeführt hat. Hatte alle Anlassfarben das Messer.

Da ich aber alles Hart brauche, am Rücken muss es nicht bis zum Kern gehen, aber sollte schon hart oberflächlich sein.
Da ja Rasiermesser geschärft werden, indem man sie auf dem Rücken ablegt.
Wäre dieser weich, würde man zu schnell zu viel abtragen und so den Schneidwinkel versauen.

Ich werde mir jetzt durixol v35 sehr wahrscheinlich zulegen.

Ich habe ein echt faires Angebot bekommen.

Nach einem Gespräch mit einem der Berater, meinte dieser auch, dass gerade Stähle wie der 100Cr6 und der Silberstahl sehr schnell heruntergekühlt werden sollten. Das liegt an den wenigen Legierungselementen.
Für normale messer aus diesen stählen sollte warmes Rapsöl egtl reichen, aber gerade bei sehr verschiedenen Querschnitten und auch dicken, reicht es öfter nicht.

Ich bin wohl nicht der erste, der sich an die Firma wendet mit den Problemen und diesem Hobby.

Die anderen Stähle die ich normalerweise verwende sind wohl weitaus unkomplizierter, daher hatte ich wohl bis jetzt auch noch keine Probleme mit dem härten. Oft nutze ich zbsp. Den 1.2842 und 75Ni8.
Diese sind wohl beide sehr unkompliziert und sehr dankbar, was die Wärmebehandlung angeht.

Ich werde wieder berichten, wenn die Versuche mit dem abschrecköl gelaufen sind.

Werde es wahrscheinlich erst Mal an der unteren Temperatur testen und dann langsam die Öltemperatur erhöhen.

Habe nämlich auch noch eine soweit fertiggeachmiedetes und geschliffenes 270mm Gyuto mit integral daneben liegen, dass ich wirklich nicht kaputt machen möchte.
 
Hi,

die Sorge, dass Du am Rücken mehr abnimmst als an der Schneide ist unbegründet.

Im Gegensatz zum 1.2210 härtet der 100Cr6 auch bei höheren Querschnitten in Öl vollständig durch.

Ganz ehrlich, wenn Du Dir den Aufwand machen möchtest, mach es. Ansonsten einfach vernünfit dünn vorschleifen und Du wirst keine Probleme haben.

Gruß Jannis
 
Vielen Dank für die Infos Jannis.

Ich denke auch, dünn genug sollte keine Probleme machen.
Mit dem Rücken mache ich mir vielleicht auch zu viele Gedanken.

Aber da mich jetzt der Ehrgeiz gepackt hat, habe ich mir das Durixol v35 bestellt.

Bei anderen Messern würde ich auch nicht so einen Wert drauf legen, aber ich nehme das jetzt schon persönlich, dass es nicht klappen will.
Daher werde ich es nun mit dem Abschrecköl ausprobieren.
Ich denke es geht mir einfach nur darum, dass es ja machbar sein muss!
Also will ich es auch hinbekommen.

Danke nochmal!
 
Hi MagnusPablo,

ist jetzt zwar schon drei Jahre alt dieser Thread aber es würde mich interessieren ob du es nochmal mit dem Durixol V35 versucht hast und die Klingen dann härter geworden sind?

Hintergrund: ich mache gerade meine ersten Gehversuche im härten von 1.1525 und dort genau das gleiche. In Wasser hart, aber Risse weil ich die Schneide zu dünn ausgeschliffen habe. Auch bei späteren Versuchen bei dem 1.1525 (Wasserhärter) mit Rapsöl und später auch mit Durixol v35 blieben die Klingen weicher. Ich werde jetzt noch mal versuchen die Schneide dicker zu lassen und dann nochmal mit Wasser härten. Ich habe hier auch noch gutmütigere Stähle herumliegen aber ich will es jetzt einfach wissen... 😁

Berichte doch mal bitte ob du mit dem Durixol gute Erfahrungen gemacht hast?
 
Auch hier muss man fragen "wie härtest du genau"? Oft vergessen Anfänger (aber auch Fortgeschritten) das es zu Randentkohlung kommt, wenn man nicht unter Schutzgas erhitzt. Das heißt, dass du eine Weichere entkohlte Schicht an deinem Messer haben kannst. Also etwas abschleifen und dann nochmal Feilen,- oder Glastest machen.
 
Hallo leelo,

hatte sich Dein Härteproblem nicht erledigt? Oder gibt es Neuigkeiten?

Viele Grüße,
Torsten
 
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