Benchmade-710-Mod - Convex down to zero …

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Boas,

Stähle wie D2 mit HRC 60-62 (z.B Benchmade 710) oder ZDP-189 mit HRC 62-64 (z.B. Spyderco Caly 3.5) sind uns lange Zeit mächtig auf den Zeiger gegangen. Und die Messer hatten lange Ruhezeiten :eek:

Mit einfachen Mitteln wie beispielsweise Sharpmaker kommt da echt keine Freude auf. Wenn man echte Schärfe will. Mit dem Sinter hatten wir bessere Ergebnisse. Befriedigend war das aber auch nicht. Mit unseren geliebten Micro-Mesh-Leinen braucht man den Messern in ihrem Auslieferungszustand gar nicht erst zu kommen.

Was bei unseren geliebten schlank Balligen auch bei harten Stählen beste Ergebnisse liefert, scheitert hier an der „unglücklichen“ Geometrie. Daß SIE in der Regel ursächlich für das Übel ist - und nicht der Stahl - haben wir an einigen Messern durch Veränderung ebendieser positiv erlebt.

Klingen aus CPM 3V waren die ersten, denen wir den „Speck“ hinter der Wate soweit genommen haben, bis sich die Messer ohne großen Aufwand vermittels Micro Mesh rasurscharf halten ließen. Es folgten andere Kandidaten. Den letzten Erfolg hatten wir mit der ZDP-189-Klinge unseres Caly 3.5. Durch ausschließliche Nachsorge nach getaner Arbeit auf den Schleifleinen bleibt die Klinge jetzt rasurscharf und spaltet Haare.

Das freut uns sehr und zeigt klar, daß die Geometrie der Grund für unseren vorherigen Mißerfolg war. Und maschinelle Methoden oder geführte Systeme wollen wir nicht einsetzen. Erstens ist das „Boot“ randvoll :p und zweitens wollen wir unser Gespür für das Schärfen vervollkommnen und pflegen. Sowas wie Kopfrechnen anstatt Taschenrechner oder Autoatlas anstelle von Navi …

Daß es geht, haben diverse erfolgreiche Versuche gezeigt. Und da dachten wir uns am Valentinstag - wir hatten nix Besseres vor - wir nehmen uns mal unseren zweiten Mistbock vor: Das Benchmade 710!

Die Shaptons (500, 2000 und 8000) angefeuchtet und auf einem ebenfalls angefeuchteten Spültuch rutschfest auf die Vorderkante des Küchentresens damit. Geht wirklich ganz ausgezeichnet. Nix aber auch absolut nix verrutscht. Man kann prima mit beiden Händen arbeiten. Das allerdings hat gedauert. Den ganzen lieben Valentinsnachmittag lang. Und hat sich mehr als gelohnt. Es ist uns - wir können es kaum glauben - gelungen, den 2/3 Flachschliff mit V-Sekundär-Fase in ballig auf definitiv Null umzuschleifen.

Erst haben wir Fläche abgetragen. Und als die Sekundärfase langsam schmaler wurde, haben wir die Klinge bei jedem Zug in leichtem Bogen angehoben. Irgendwann war die Fase weg. Wir hatten es so gar nicht geplant. Es ergab sich und dann hatten wir Blut geleckt. Den 2000er. Hier und da nochmal zurück auf den 500er - der Recurve macht es einem nicht gerade leicht - und wieder 2000. Dann der Abschluß mit dem 8000er (weiche Bindung).

Und Papiertest bitte. Wir haben komplett abgeschnallt. Sofort ein Haar zur Hand genommen: Auf Anhieb Hanging Hair :congratulatory:!! Wir können es immer noch nicht glauben, welche Wandlung das 710 erfahren hat. Es reiht sich bezogen auf seine gefühlte Schärfe jetzt unterschiedslos ein in den Kreis unserer Elite. Nicht zu fassen. Damit hatten wir nicht annähernd gerechnet …

Zwei Tage haben wir mittlerweile mit dem Messer gearbeitet. Mittelhartes und hartes Holz geschnitzt. Ein wunderbar flacher Schneidenwinkel! Und mächtig Biß!! Heute hatten wir einen winzigen Miniruckler auf dem Daumennagel. Ganze vier Züge auf Micro Mesh 2400 (auf jeder Seite zwei) haben ausgereicht, um das Wohlbefinden wieder herzustellen.

Wie lange die Schärfe insgesamt hält, ist uns vollkommen wurscht. Zwei Tage schnitzen ohne Probleme reichen uns mehr als aus. Kurz abziehen und weitermachen. Was uns wundert, ist die Tatsache, wie gut sich der D2 trotz filigraner Schneide hält. Ist es um seine Toughness doch nicht allzu gut bestellt. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Aktion und werden die Klinge im Auge behalten :ghost: …


Das erste Bild zeigt das Benchmade 710 im Originalzustand

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Convex rules :love_heart: …

Aus dark Monte Gordo

Johnny & R’n‘R
 
Moin Peter,

schön dass du einen " Klassiker " ins rechte Licht gerückt hast, und Respekt vor der Fleißarbeit, einem D2 einen anderen Schliff zu verpassen. Seit ganz kurzer Zeit bin ich Besitzer dieses Modells, welches im " Urzustand " schon ordentlich schneidet. Eine Steigerung über die Schliffänderung macht das Messer, für mich eines der schönsten von Benchmade, nahezu perfekt.

Respekt auch für die wie immer sehr guten Bilder! Schon erstaunlich, was für gute Bilder mit der kleinen RX möglich sind, es muss halt nicht immer eine Spiegelreflexkamera sein.

Weitermachen, Gruß ins schöne Monte Gordo an Jonny und dich, Olli :super:
 
Boas,

ist ja nicht so, als hätte das 710 nicht geschnitten. Aber kein Vergleich mit dem Erlebnis nach dem Mod. Und das Schärfen jetzt :)

Was mich hier angetrieben hat, dieses Schätzchen anzufassen, war in erster Linie die Neugierde. Wie groß der Unterschied zwischen den beiden Geometrien wirklich sein würde. Und was mit D2 geht. Ich sage es nochmal: Ich habe definitiv abgeschnallt!!!

Die Klinge schneidet durch Papier und in Haare wie meine Besten. Geht es nicht durch sperriges Schnittgut, ist kein Unterschied mehr spürbar zwischen dem Benchmade und dem Caly 3.5 Aogami, der exzellenten 2442-Klinge von Attilas Messerchen oder den beiden Boll-Klappern aus demselben feinen Material.

Und das - zusammen mit den anderen Erfahrungen mit von mir angepaßten Geometrien - ändert meine bisherige Meinung zu Stählen fundamental. Auch am heutigen - fabelhaft sonnigen - Morgen habe ich nochmal so eineinhalb Stunden mit dem 710 Holz geschnitten und raue Rinde abgeraspelt. Gerade eben die Daumennagelprobe. Nichts, absolut nichts! Und die Klinge pfeift durch Papier, daß einem die Tränen kommen.

Die Stabilität für harte Einsätze mag gelitten haben. Aber zwanzig Sauen aufbrechen oder ähnliche Herausforderungen kommen bei mir eher selten vor :eek:

Und cheez - um DAS 710 beneide ich Dich definitiv!! Sehr cool :cool:!! Mir war der Aufwand echt zu groß, die Klinge händisch bis zum Rücken ballig durchzuschleifen. Bin schon etwas stolz, es - so wie es ist - hinbekommen zu haben. Bis auf den optisch jetzt bissi angeschlagenen Klingenspiegel sieht es wirklich gelungen aus. Zum Polieren fehlt mir (noch??) der Nerv …

Was die Sony RX100 angeht, kann ich nur sagen, etwas Besseres hätte mir nicht passieren können. Im täglichen Dauereinsatz mit dreimal auf den Asphalt aus einem Meter Höhe tut sie nach jetzt drei Jahren und abertausenden Fotos unbeeindruckt ihren ausgezeichneten Dienst. Tragbar in der Gürteltasche ein erstklassiges EDC :super:!!


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Ballige Grüße aus sunny Monte Gordo an alle Mods


R’n‘R
 
Servus,

Bis auf den optisch jetzt bissi angeschlagenen Klingenspiegel sieht es wirklich gelungen aus. Zum Polieren fehlt mir (noch??) der Nerv …

es werden wieder mal Regenstürme über Monte Gordo ziehen und dann ist es komplett! :super:

Trotzdem Respekt, ist nicht so einfach eine solche Klinge auf einem Bankstein umzuschleifen, aber wirklich gemacht ist es erst mit einem sauberen und gleichmässigen Spiegel, da bin ich hart in meiner Haltung ! ;)

Gruß, güNef
 
Schöne Überarbeitung! Da hat sich die Investition der Schleifsteine doch gelohnt! :D

Der D2 - zumindest der von Benchmade - ist schon ein cooles Zeug. Die oft getätigte Aussage, dass D2 von Haus aus nur "Mikrosägen" zulässt, war mir für die Praxis recht egal. Zur Rasierschärfe hat es immer gereicht. Wobei ich sagen muss, das ich den 154CM von BM noch schärfer hinbekomme, und auch schneller. Nur so als Anregung, wenn mal, wieder Valentinstag ist... :steirer:

...wirklich gemacht ist es erst mit einem sauberen und gleichmässigen Spiegel...

...immer diese Optiker... :D Hauptsache es schneidet! Es sieht so aus, als ob beim Schleifen des hinteren Klingenteils der Öffnungsspin im Weg war. Das hab ich bei anderen BM-Modellen auch gehabt. Und den Pin entfernen will man ja auch nicht jedes mal... Hier sind Spyderco's konstruktionsbedingt im Vorteil :) .
 
Moin nach Österreich,

genau! Investition hat sich gelohnt. Ironie der Geschichte für einen Langzeit-Bankstein-Verweigerer :glgl:

Die grundsätzliche Abneigung gegen die Steinchen zur regelmäßigen Messerpflege hat sich allerdings nicht geändert. Ist eine Klinge erstmal ballig umgeschliffen - oder besser gleich von Haus aus ballig - läßt sie sich dauerhaft mit Micro-Mesh und oder Leder scharf halten. Und das sehr einfach. Wenn man regelmäßig nachsorgt, bleibt die Klinge unter Beibehaltung der balligen Geometrie scharf bis zum Sanktnimmerleinstag.

Was sonstige Benchmade angeht, werde ich mir für den nächsten Valentinstag was überlegen müssen. Das 710 ist das einzige. Dabei wird es wohl auch bleiben. 154CM habe ich auch sonst nicht an Bord.

Und güNef - was die Optik angeht - ich kann Dein Unwohlsein förmlich spüren. Sorry für die optische Körperverletzung :steirer:

Aber ich verstehe, was Du meinst. Schön ist anders. Mal sehen …


Grüße aus Monte

R’n‘R
 
Moin zusammen,

das Benchmade hat sich bissi verändert über Nacht. Trägt jetzt leichte 1200er Längssatinierung. Rattig angelegt. Handarbeit. Mit D2 ist das ‚ne echte Keulerei. So vier Stunden Lebenszeit etwa :beguiled: …


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Aus stormy Monte Gordo

Johnny & R’n‘R
 

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Ahoi R&R,
täuscht das letzte Foto, oder hat das 710 mittlerweile dank Deiner Kur einiges an "Fleisch" an seinem Bauch verloren?


Beste Grüße
Excalibur
 
Moin excalibur,

das täuscht. Liegt an den unterschiedlichen Wetterverhältnissen und am matten Finish durch die Satinierung gegenüber vorher. Es ist bei leicht bauchig ballig auf Null geblieben. Durch die Finisherei mit dem Schleifpapier war die Klinge des 710 nach den 4 Stunden Schinderei gestern übrigens komplett stumpf. Schnitt in rein gar nix mehr. Der willkommene Lackmus-Test: Was ist jetzt mit Schärfen???

Wir haben schlicht die Micro-Mesh-Palette, die wir hier vorliegen haben, aufwärts je 10 Züge pro Seite gemacht (1.800, 2.400, 3.600, 4.000, 6.000, 8.000, 12.000). 20 x 7 = 140 Züge. 10 Züge dauern 5 Sekunden. 14 x 5 Sekunden = 70 Sekunden bzw. inkl. Blattwechsel etwa 2 Minuten. Das 710 war wieder oberrattenscharf wie zuvor und rasiert :distracted: …

Da die Wetterverhältnisse zur Zeit leicht eingeschränkt sind, war das Foto vom heutigen Morgen etwas schwach. Überhaupt lassen sich die Klingenverhältnisse gesamt - Bauch, ballig, satiniert … - ohne Laborbedingungen nicht ganz so einfach korrekt einfangen. Wir haben es bei Augusto nochmal probiert vorhin. Der Galão mußte im Stehen getrunken werden. Die Temperatur lag bei 8 Grad. Beim letzten Bild kam dann doch die Sonne noch auf einen Strahl vorbei …

Die folgenden Bildern zeigen die Klinge nochmal in ihrem Entwicklungsprozeß. Neuzustand (Bild 2), ballig auf Null nach dem Umschleifen (Bilder 3 und 4), Endzustand längssatiniert (Bilder 5-8) …


01 DSC09539.jpg 02 DSC02661 b.jpg 03 DSC09413.jpg 04 DSC09414.jpg 05 DSC09534.jpg 06 DSC09537.jpg 07 DSC09530.jpg 08 DSC09520.jpg


Satinierte Grüße aus clowdy Monte Gordo :p

Johnny & R’n‘R
 
Servus,

ist wirklich gut geworden! :super: Nenn uns jetzt doch bitte die Arbeitsstunden die da drinnen stecken! :eek:
Gruß, güNef
 
Moin güNef,

zwei mal 4 - also so insgesamt konzentrierte 8 Stunden. Halbe-halbe für’s Schleifen und für’s Satinieren. Hat sich für mich aus zweifacher Sicht gelohnt. Das 710 schneidet jetzt genußbringend und ist auf einfachste Art und Weise scharf zu halten.

Nehmen wir an, es geht für ein paar Tage in den Wald. Du steckst ein auf Postkartengröße gefaltetes Blatt 1200er Naßschleifpapier in die Brieftasche. Wiegt 10 Gramm. Damit hälst Du das Benchmade mit seiner D2-Klinge jetzt ohne Firlefanz tagelang bei Laune.

Und zweitens war es eine sehr lehrreiche Geschichte. Daß D2 nicht so schlecht ist, wie ich ihn bisher eingeschätzt habe. Und daß sich auch „harte Brocken“ in Heimarbeit mit etwas gutem Willen bewältigen lassen.

Ein echtes Spaßprojekt :)


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Leicht ballige Grüße

R’n‘R
 

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    DSC09565.jpg
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Servus,

Und zweitens war es eine sehr lehrreiche Geschichte. Daß D2 nicht so schlecht ist, wie ich ihn bisher eingeschätzt habe. Und daß sich auch „harte Brocken“ in Heimarbeit mit etwas gutem Willen bewältigen lassen.

also einen durchschnittlichen Arbeitstag muss man für so eine Aktion einplanen, aber abgesehen vom erfolgreichen Ergebnis, bleibt das befriedigende Gefühl, das die Hände das Umsetzen können, was der Kopf will, ohne Dritte bemühen zu müssen! Das ist schon sehr lässig und viele deine Klingen sind noch nicht ballig! :haemisch:

Ich denke da an Little John als Herausforderung! :D :steirer:

Gruß, güNef
 
Mal wieder sehr inspirierend, leider hat mein Bruder mein 710er geerbt aber der hat evtl. sowohl die Zeit und auch die Lust diese Modifikation selbst mal durchzuführen.
Hattest Du die Klinge für das Finish ausgebaut?

p'itti
 
Nee nee güNef, Little John bleibt wie er ist. Steht unter Naturschutz :glgl:!! Ist ja eh "nur" M2 :p ...

Einige meiner Messerchen sind übrigens mittlerweile sowieso schon ballig. On the fly sozusagen. Wenn der Schneiden-Winkel klein genug ist und hinter der Wate nicht zu viel Fleisch lauert, läßt sich eine flachgeschliffene Klinge mit Secondary Bevel ja auch stroppen (Leder oder Micro Mesh) ohne daß man vorher robust an die Geometrie rangeht. Wenn man das regelmäßig macht, ist die Fase mit der Zeit ohne Aufwand - quasi von allein - ballig. Also etwa so, wie bei einem Sebenza im Auslieferungszustand.

Das läuft zur Zeit bei meinem Spyderco Native 5 auf diese Weise. Es wird... Und es ging bereits mit diversen Messerchen vorher. Einen größeren Teil der Klinge oder gleich die gesamte Klinge ballig zu schleifen, ist für meinen Belang nicht unbedingt notwendig. Auch Flach- und Hohlschliff gehen für mich in Ordnung. Wenn sich die Klingen stroppen lassen ... Beim 710 gefällt es mir allerdings sehr gut - so wie es ist.

Und p'itti - die Klinge wurde nicht ausgebaut. Das Umschleifen geht auf einem Bankstein wohl nur mit eingebauter Klinge. Kann ich mir nicht anders vorstellen, wie Du das sonst "handhaben" willst. Auch die Satinierung lief mit eingebauter Klinge. Hier könnte der Ausbau allerdings hilfreich sein. In der Nähe des Griffs war es ein ziemliches Gefrickel. Aber es geht.


Gruß R'n'R
 
Da bin ich mal auf Langzeitergebnisse gespannt. Ich hab' mal ein Enzo mit D2-Stahl auf 0 umschleifen lassen :)steirer:) - das geht zwar, aber der Stahl wird dann schon mega empfindlich. Nicht der ideale Kandidat für sowas mMn. Eine kleine Microfase ist da keine ganz blöde Idee.

Anbei nochmal 1-2 Fotos vom alten 710. Das Licht täuscht etwas, das Messer hat tatsächlich keine Fase, sondern geht vom Rücken minimal ballig auf 0.

Gruss, Keno
 

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Boas,

noch ein paar Worte dazu, was mich grundsätzlich antreibt. Am liebsten ist mir eine Klinge schlank ballig auf Null. Feines Schneiden :p! Aus einem Stahl, der das zuläßt. Und der sich gut und einfach schärfen läßt. Und nicht gleich umfällt. O1, SB1, 2519 und 2442 habe ich da lieben gelernt. Zuletzt Aogami Super Blue ...

So ein Messer macht alles, was mich betrifft, perfekt. Es geht quasi widerstandslos durch Dick und Dünn. Insbesondere ist das „meditative“ Schnitzen damit eine Freude. Für’s Grobe darf die Klinge auch etwas dicker sein. Wenn die Gesamtgeometrie stimmt - und sich die Klinge über Leder oder Micro Mesh schärfen läßt - tut das der Freude keinen Abbruch. So z.B. bei den Messern von BRKT (Gunny Hunter, IMP, Mini Canadian) oder dem Shirogami-Hasenfuß „Gray“ …

Auch Flach- oder Hohlschliff geht für mich absolut in Ordnung bei geeigneter Gesamt-Geometrie. Und da ist für mich wieder das Kriterium „Stroppen“. Ich mag halt keinen Sharpmaker mehr und das Gefummel mit dem Winkel, das jeder kennt. Auch keine geführten Systeme. Allein der Aufwand. Banksteine für den Dauerbetrieb ebensowenig.
Auch ist mir ein präziser Schneidenwinkel vollkommen wurscht. Wenn die Klinge meine Art der Belastung aushält - und da kommt schon einiges zum Tragen bei der „Holzerei“ - dann ist das für mich supercool. Wenn Schärfe fehlt, wird nachgelegt.

Schneidenwinkel von etwa 30 Grad abwärts sind meine klaren Favoriten. Da lassen sich so gut wie alle Messer stroppen. Und das ist nach meiner Erfahrung die schnellste und simpelste Methode, ein Messer rasurscharf zu kriegen/halten. Auch D2 oder ZDP-189. Wenn die Geometrie das zuläßt ;)

Und jetzt sind wir wieder am Kernpunkt. Ist hinter der Wate zu viel Fleisch und oder der Gesamt-Schneidenwinkel zu grob - so 40 Grad und mehr - iss nix mehr mit locker stroppen. Wenn man dann die Klinge - egal ob ballig, flach- oder hohlgeschliffen - flach über ein Schleifleinen zieht, dann eiert man bei z.B. einem Flachschliff mit V-Secondary-Bevel auf der exponierten Kante zwischen Flachschliff und Fase rum und bekommt nicht den gewünschten Kontakt zur Schneide.

Hier kommen dann die Shaptons zum Einsatz und die Ecke wird soweit abgetragen/weggeschliffen, bis es funktioniert mit den Schleifleinen. Dann kann man im Prinzip aufhören und durch stetes Stroppen verbessert sich die Sache nach und nach von selbst. Irgendwann sieht das um die Fase rum schön ballig aus.

Und das Schärfen geht im Nullkommanix vonstatten. So wie jetzt bei meinem Caly 3.5 mit der ZDP-189-Klinge. Oder beispielsweise dem Zsolt Silverstar Kompakt. Dem Centofante Memory etc. …. Den Sebenzas sowieso. Auch bei balligen Messern, die zu viel Fleisch hinter der Fase hatten (BRKT ULB und Kephart), war ein (leichter) Eingriff hilfreich.

Beim Benchmade 710 ergab es sich einfach, daß ich weitergegangen bin. Es paßte grad‘ gut. Und genau diese Geometrie eignet sich für den Eingriff gut. Wenn ich mir z.B. das DPPK2 Old School Custom von Jürgen ansehe, da ist an der filigran hohlgeschliffenen Klinge mit Microfase gar kein Fleisch mehr für so eine Aktion. Das Biest schneidet so schon alles in Grund und Boden. Und läßt sich fabelhaft „ab Werk“ stroppen. So wie es ist.

Kann man machen. Muß man nicht :)


Stroppin‘

Johnny & R’n‘R
 
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Boas,

zur visuellen Verdeutlichung unserer sonstigen „Operationen am offenen Messer“ haben wir zunächst mal eine aufwändige technische Zeichnung angefertigt :irre:

Diese:

01 DSC09646.jpg

Man erkennt auf einen Blick was wir bisher mit viel Blablu umschrieben haben. Die Kante nervt. Der Speck muß weg …

Das gilt auch für ballige Klingen, wenn dort, wo beim Flachschliff die Kante ist, eine zu dicke Beule steht. Wenn also z.B. Bark River an seine coolen balligen Klingen einen „Micro-Bevel“ dranfriemelt (ULB, Kephart …). Also nicht ballig auf Null durchschleift.

Am Beispiel unseres Zsolt Silverstar Kompakt (hier vorgestellt) ist gut zu erkennen, wie das aussieht, wenn wir die Kante verflachen. Wir haben das Zsolt (Flachschliff mit Micro-Bevel), obwohl es schon sehr gut schnitt - aber eben nicht fein stroppen ließ - anstelle auf Micro Mesh zunächst auf 1200er Naßschleipapier abgezogen. Mit Nachdruck auf der Kante - also dem Übergang zum Secondary Bevel. Der Aufwand war recht gering.

Ab dann ein wenig länger die Micro-Mesh-Palette aufwärts. Im Ergebnis haben wir eine absolut fabelhaft schneidende flachgeschliffene Klinge mit flachem Winkel, die jetzt übergangslos ballig auf Null ausläuft. Und sich dadurch in Kürze durch Stroppen rasurscharf halten läßt. So sehen mittlerweile einige Messer aus, die wir in Händen haben. Sehr empfehlenswert IMHO. Wenn man artgerecht damit umgeht ;)


Bild 1 zeigt die Klinge des Zsolt im Auslieferungszustand mit V-Secondary-Bevel. Bilder 2, 3 und 4 sind von heute …


02 DSC03855.jpg 03 DSC09616.jpg 04 DSC09611.jpg 05 DSC09637.jpg



Und Keno - das Risiko ist mir durchaus bewußt - D2 ist nicht der beste Kandidat für sowas. Bisher ist allerdings nix passiert. Sollte es anfangen zu nerven, werden ein paar Züge über den Sinter-Rubin für eine Stabilisierung sorgen. Beim Zsolt mit der RWL34-Klinge und einigen anderen Kandidaten (allerdings toughere Stähle) habe ich mittlerweile Langzeiterfahrung. Problemlos!!!

Dein 710 ist wirklich fabelhaft. Reinster Messer-Porno :black_eyed: …


Grüße aus clowdy Monte Gordo

Johnny & R’n‘R
 
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Moin,

da wir gerade einen Flow haben :p, sieht das Zsolt heute schon wieder anders aus. Wir zeigen hier - weil wir einmal damit angefangen haben und damit der Zusammenhang erhalten bleibt - das Ergebnis. Die Klinge - vorne beginnend und Richtung Wurzel langsam nachlassend - wurde nochmal deutlich flacher ausgeschliffen. Weiter abgespeckt sozusagen.

Es ist insgesamt auf die ganze Klingenlänge hinter der Wate was verschwunden. Ab Mitte bis zum Griff wechselt die in der vorderen Hälfte flach ballig auf Null laufende Klinge aber langsam in die ursprüngliche - etwas stabilere - Geometrie mit Micro-Bevel über. Das Zsolt ist jetzt - um es mal im Küchensprech auszudrücken - vorne ein Laser und hinten ein Workhorse :glgl:

Wir haben am heutigen Morgen bei Augusto ein Weilchen vor uns hingewerkelt mit dem gestern modifizierten Messer. Und sind absolut zufrieden. Eine nochmalige, deutliche Verbesserung. Und keine Ruckler auf dem Daumennagel bei verbleibender Rasurschärfe nach der Arbeit. So lassen wir das :adoration: …

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Grüße aus warm and sunny Monte Gordo

Johnny & R'n'R
 
@Rock'n Roll,

vielen Dank für deine Ausführungen, sehr interessant. Du schreibst etwas von "Shirogami-Hasenfuß „Gray“"
Kannst Du mal einen Link o.ä. liefern, damit ich besser verstehe was Du meinst?

Vielen Dank.
ciao
ryder_hook
 
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