Bessere Nachtsicht durch Rotlicht? - Selbstversuch

Schöner Bericht, interessant.
Eine Frage stellt sich mir aber:
Auf den Bildern sieht es so aus, als ob Bäume und Sträucher mehr Kontrast haben als bei weissem Licht.
Aaaaaaaber sehr gut erkennt man (zumindest auf den Bildern mit viel Gestrüpp und Bäumen), daß die Sicht doch sehr eingeschränkt ist. Auf den ersten Bildern kann man ja fast nicht mehr den Strauch direkt hinter den dünnen Bäumen erkennen.
Ist der Eindruck auf den Bildern korrekt, daß die bessere Sicht nur für den unmittelbaren Nahbereich gilt?

Viele Grüße, Michael
 
Vor einiger Zeit hatte ich mal angefangen, mich mit Astro-Fotografie zu beschäftigen, was sich zwangsläufig im Dunklen abspielt. Für die notwendigen Einstellarbeiten am Fernrohr, an der Nachführung und an der Kamera benötigt man Licht.
Selbst kleine weiße Leds reduzieren die Nachtsichtfähigkeit für 10 Minuten oder mehr.

Ich hatte damals einen roten K2 Emitter in eine Surefire L1 eingebaut, was aber in beiden Stufen zu viel hell war.
Der nächste Versuch mit einer Fenix E0 und einer roten 5mm Led funktionierte dann perfekt. Genau die richtige Helligkeit im Bereich von ein bis zwei Metern und eine sehr lange Laufzeit.

Das Gleiche kann man mit roten Filtern erreichen. Allerdings wird dann viel Licht erzeugt (bei entsprechend hohem Stromverbrauch bzw. geringerer Laufzeit), das dann vom Filter wieder reduziert wird.

Mein Fazit damals:
- Lampe mit roter Led, wenn ausschließlich rotes Licht benötigt wird
- Lampe mit weißer Led und Aufsteckfilter, wenn überwiegend weißes Licht benötigt wird
- Lampe mit weißer und roter Led, wenn beides benötigt wird (z.B. Surefire A2 u.a).


Fenix E0 und Knopfzellenlampe, beide mit roter Led
Red4.jpg

Pentagonlight mit rotem Filter
Red5.jpg

Surefire L1 mit rotem Aufsteckfilter, der auch auf den KL1, KX1/KX2 und KL4 Kopf paßt
Surefire L1 mit rotem K2 Emitter, Reichweite bis 5 Meter (low), bis 30 Meter (high)
Red6.jpg

Novatac mit rotem Surefire Filter
Red6A.jpg

Surefire 6P mit rotem Aufsteckfilter (aufklappbar)
Red7.jpg

Red8.jpg
 
Aaaaaaaber sehr gut erkennt man (zumindest auf den Bildern mit viel Gestrüpp und Bäumen), daß die Sicht doch sehr eingeschränkt ist. Auf den ersten Bildern kann man ja fast nicht mehr den Strauch direkt hinter den dünnen Bäumen erkennen.
Ist der Eindruck auf den Bildern korrekt, daß die bessere Sicht nur für den unmittelbaren Nahbereich gilt?

Viele Grüße, Michael

Die Nachtsichtfähigkeit kannste mit Bildern nur sehr schwer abbilden. Aber du siehst selbst mit wenig Rotlicht mehr als mit der durchschnittlichen weißen Lampe. Bei Wikipedia stand was, das Rhodopsin schon bei einem Photon einen Impuls weitergibt. Beim Tagsehen braucht man glaub über 200. Heißt du machst heller ohne deine Empfindlichkeit zu ändern.
 
Opsine (in unterschiedlichen Bauformen) wie Rhodopsin sind in allen "Sehzellen" enthalten, also sowohl in den für das Farbsehen zuständigen Zapfen, als auch in den Stäbchen, die erst bei wenig Licht zum Sehen beitragen - wobei dann keine Farben mehr unterschieden werden können.
Die Stäbchen sind am empfindlichsten für blau-grünes Licht (~ 500 nm). Wenn man nun eine entsprechende langwellige rote Lichtquelle verwendet, werden die Stäbchen kaum gereizt und die Dunkeladaption der Stäbchen bleibt weitgehend erhalten. Je nachdem wie effektiv die Lichtquelle (Filter oder farbige LED) die kurzwelligeren Farbanteile unterdrückt, funktioniert dies besser oder schlechter. Je nach Quelle werden leicht unterschiedliche Empfindlichkeitskurven für die Stäbchen angegeben, im blauen Lichtbereich fällt die Empfindlichkeit der Stäbchen jedenfalls nicht so stark ab - so dass blau die Nachtsichtfähigkeit stärker stört.
[Edit: Das Bild im übernächsten Beitrag zeigt das sehr schön)]
Cyan ist eine Mischung aus grünem und blauem Licht, und damit für diesen Zweck überhaupt nicht geeignet, was sich mit Dirkus' Beobachtungen deckt.
Eine rote Cree-XR-C z.B. hat ein recht schmales Spektrum, laut Datenblatt S. 5 wird unterhalb von 600 nm kaum noch Licht abgestrahlt, und sollten die Dunkeladaption nur wenig beeinträchtigen. Andere rote LED's können eine andere dominante Wellenlänge oder einen breiteren Bereich haben. Insofern ist rot nicht gleich rot :)

Vielleicht hat's dem ein oder anderen den Hintergrund noch besser verdeutlichen können.

Grüße
Rainer
 
Zuletzt bearbeitet:
Aaaaaaaber sehr gut erkennt man (zumindest auf den Bildern mit viel Gestrüpp und Bäumen), daß die Sicht doch sehr eingeschränkt ist. Auf den ersten Bildern kann man ja fast nicht mehr den Strauch direkt hinter den dünnen Bäumen erkennen.
Ist der Eindruck auf den Bildern korrekt, daß die bessere Sicht nur für den unmittelbaren Nahbereich gilt?

Du musst Dir das Rotlicht-Bild in 3D vorstellen. Bei weissem Licht sieht das Gestrüpp genauso platt aus wie auf dem Foto - praktisch wie eine Tapete. Bei Rotlicht hingegen wirkt das Gestrüpp weiterhin räumlich und durchdringlich. Leider kann man soetwas auf einem normalen Foto nicht darstellen.
 
Ergänzend zu den schon gegebenen Erklärungen: der Trick bei dem roten Licht ist, daß die Zapfen für Farbsehen gereizt werden, die Stäbchen für Nachtsichtigkeit nicht. Wie man an der Grafi ablesen kann, geht das nur mit Rot.
farbsehenra1.jpg

Die für das Nachtsehen zuständigen Stäbchen reagieren nicht auf das rote Licht, da rot außerhalb ihres Empfindlichkeitsbereiches liegt. Daher wird das (graue) Nachtsehen nicht beeinträchtigt.

Das Opsin der Zapfen für rotes Licht hingegen absorbiert rotes Licht, so daß die rot angeleuchteten Objekte mit Hilfe der für Tageslicht/Farbsehen gedachten Zapfen wahrgenommen werden können.

Kuriosum am Rande: man hat bei weltweiten Untersuchungen mehrere leicht unterschiedliche Opsine für Blau, Grün und Rot in den Sehzellen gefunden. D.h. möglicherweise sind die Absorptionsmaxima für die verschiedenen Farben bei der netten Nachbarin etwas anders als die eigenen :staun:
 
Kuriosum am Rande: man hat bei weltweiten Untersuchungen mehrere leicht unterschiedliche Opsine für Blau, Grün und Rot in den Sehzellen gefunden. D.h. möglicherweise sind die Absorptionsmaxima für die verschiedenen Farben bei der netten Nachbarin etwas anders als die eigenen :staun:
Nix, was findige Forscher nicht normieren könnte. ;)

Dazu gibts die CIE 2° und 10° "Normalbeobachter". Und das schon seit 1931. :D :D

http://de.wikipedia.org/wiki/CIE-Normvalenzsystem#Der_CIE-Normalbeobachter_von_1931_und_1964

-Walter
 
............
Fazit:

Das menschliche Auge braucht ca. 30 Minuten um bei völliger Dunkelheit die volle Nachtsichtfähikgeit zu erhalten (Adaption). Wird das adaptiere Auge einer Lichtquelle (außer Rotlicht) ausgesetzt, wird die Nachtsichtfähigkeit innerhalb von Sekunden zerstört, da die Lichtquelle mit dem Rhodopsin der Stäbchen reagiert.
Rotlicht liegt mit seiner Spektralkurve außerhalb der Empfindlichkeit der Stäbchen, wirkt sich also nicht auf den Adaptionsprozeß aus - die Nachtsichtfähigkeit bleibt erhalten!
Alle anderen Farben liegen im Empfangsbereich der Stäbchen, wirken sich also auf den Adaptionsprozeß aus.



MFG Ben


Spätestens jetzt muss ich wissen: Welcher Rotfilter passt auf meine E20?
 
Der Surefire F05 Rotfilter sollte auf die Fenix E20 passen.
Ich hab den gleich großen F04 Diffusor und der passt einwandfrei auf meine E20.

Stefan
 
Was ist mit GELB ?

Hat schon jemand Versuche mit einem Gelbfilter gemacht? Gelb soll kontrastverstärkend sein, die meisten Schutzbrillenhersteller haben aus diesem Grunde viele Exemplare auch in Gelb. Ausserdem soll gelbes Licht den Nebel besser durchdringen bzw in dem Falle weniger blenden. Einige Franzosenkarren hatten doch auch gelbe Scheinwerfer bzw Nebelscheinwerfer.
 
Werde ich mal selbst austesten. Habe mir beim Bühnenbeleuchtungsausstatter je eine Folie rot und gelb bestellt. Die Teile sollen sehr hitzebeständig sein.
Ich sehe bei den Folien weitere Vorteile: Sehr dünnes Material, deshalb weniger Verluste, außerdem sind die ja nun genau für den Zweck gedacht das Licht einzufärben. Die Folien kosten in der Bucht ~ 1,30 € incl Versand (25x25cm). Gibts in zig Farben, falls noch jemand was anderes testen will....
 
Moin moin,

über Zebrastreifen, Kreuzungen oder anderen Verkehrsbereichen die besonders "gefährlich" sind werden auch gerne gelbe Lampen eingesetzt.

Gruß Jabba
 
über Zebrastreifen, Kreuzungen oder anderen Verkehrsbereichen die besonders "gefährlich" sind werden auch gerne gelbe Lampen eingesetzt.
Ja, aber vor allem deshalb weil die Natriumdamplampen einen besonders hohen Wirkungsgrad haben, also viel Licht mit geringem Stromverbrauch bieten (und Insekten weniger irritieren). Mit besserer Sichtbarkeit hat das m.E. nichts zu tun.

Was die gelben französischen Scheinwerfer betrifft: Das diese wieder verschwunden sind hat sicher nicht NUR mit der Brüsseler Regelungswut zu tun. Ich fand das Licht bei Nacht übelkeitserregend ;)

Grüße
Rainer
 
@Nord12

Falls du die rote Folie explizit dafür verwenden willst, die Nachtsichtfähigkeit zu erhalten, solltest Du darauf achten, für welche Wellenlängen des Lichts sie durchlässig ist. Im Photographiebereich gibt es für die Dunkelkammerbeleuchtung spezielle Folien, bei denen der Bereich angegeben ist, in dem sie filtern.


gruss

matthias
 
@Nord12

Falls du die rote Folie explizit dafür verwenden willst, die Nachtsichtfähigkeit zu erhalten, solltest Du darauf achten, für welche Wellenlängen des Lichts sie durchlässig ist..........

Habe jetzt "Primary Red 106" bestellt, weil mir dass so vorkam als wäre es pures Rot. Die Angaben zu den Wellenlängen findet man in dieser PDF Datei (Nr.106 Primary Red).
Kannst ja mal gucken ob das ok ist.
Vom Hersteller gibt es noch 7 weitere PDF´s mit ganz vielen Abstufungen. Wer sich die anderen Farbspektralverläufe angucken will, braucht nur in der Linkadresse hinten anstatt "2" eine Zahl von 1-8 einsetzen.
 
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