Bilder von fachmännisch gerichtetem Rohling

luftauge

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Stahl 1.4110, 3mm, an der großem Tafelschere geschnitten, schon beim Vorarbeiten (aussägen, feilen, bohren,...) windschief geworden - mit dem Bandschleifer wurde nur minimal daran gearbeitet, das Meiste von Hand gefeilt.

Wurde schutzgasgehärtet, dann soweit gerichtet, wie es möglich war. Ab und zu wird gefragt, "Richten (lassen) oder nicht ?" aber noch nie wurden Bilder von Richtmarken auf einer Klinge gezeigt.
Die Bilder geben eine eindeutige Antwort.

Vermutliche Gründe dafür:
- Schnitt an der Schere
- Ungenügender Abstand von Stauch-/Streckbereich an der Schnittkante

edit:
Das erste Bild zeigt die Marken mittig auf der linken Klingenseite direkt unterhalb des Klingenrückens, der Rest zeigt den gesamten Erlbereich, und wo dort überall gehämmert wurde, um soviel wie möglich zu retten.

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
So sieht es jetzt aus, nachdem ich nachgearbeitet habe, ist 800er Satinierung, soweit das möglich war, gestern war erstmal nur Grobschliff angesagt.

Jürgen hat übrigens sehr viel Aufwand betrieben, um noch möglichst viel rauszuholen, war bestimmt eine richtige Sch**ßarbeit.
Ich finde, dass es ihm sehr gut gelungen ist - schneiden kann es trotzdem, und gerade geblieben ist es bis jetzt auch.

Gruß Andreas
 

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wenn du mir gesagt hättest das du da nur stainierst - hätte ich dir die richtmarken auch noch rausgeschliffen ;-)
kannst mirs ja in solingen nochmal mitgeben...


die teile waren so verzogen das ich eigentlich gedacht habe, - da ist nichts mehr zu retten.....
ich richte meine klingen wenn verzug ist nur am griffstück und schleife sie dann nochmal plan..
 
Nee Jürgen, das wäre nicht nötig gewesen :cool:

Das "Gebrauchsfinish" hatte ich mit dem Empfänger "bei Besichtigung" so abgesprochen, ich weis aus den älteren Wortbeiträgen zum "Richten nach Verzug", dass dabei sehr viel abgeschliffen werden müsste. Bei 3mm Ausgangsdicke wäre da nicht viel übriggeblieben.

Dass dieser Rohling verziehen wird, war mir bewusst - war ja quasi mit Ansage, und von mir auf dem Auftragszettel auch schon wohlweislich "vorbestellt" [ :D ]

Du hast daran schon mehr gearbeitet, als abgesprochen war - das ist mehr, als man erwarten kann ;)

Aber man kann sehen, dass auch ein verzogener Rohling noch zu retten ist, zwar mit optischen Verlusten, aber ohne Verlust der Gebrauchsfähigkeit :super:
Und darum ging es mir.

Vielleicht könntest Du noch einige Worte darüber verlieren, wie Du vorgegangen bist, und worauf der Fachmann bei solchen Arbeiten ganz besonders achten muss, damit es nur bei optischen Verlusten bleibt.
Ich hätte diesen Rohling auch für mich selbst behalten, und dem Empfänger ein anderes Exemplar fertiggemacht, wenn er nicht auf diesem "Unfall" bestanden hätte.

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Luftauge
Mir ist da einiges nicht ganz klar:
1. Warum hast du die Klinge nicht vor dem härten gerichtet?

2. Wie krumm war die Klinge?

Ich habe öfters Rohmaterial das krumm ist, das richte ich immer von Hand vor dem härten und schaue mit dem Haarlineal. Naja ich gebe zu das ich ^100% gerade Klingen nicht schaffe aber meistens nahe zu.... :rolleyes:

Gruess Feldmaus
 
Warum nicht vorher ?

Das habe ich versucht, aber der Rohstreifen war sozusagen um alle Ebenen verdreht, dass sich die Beulen lediglich einen anderen Platz gesucht haben.

Der Streifen sah ungefähr so aus, wie ein geschmiedeter Flachstreifen, der zuletzt mit einem Schlichthammer geglättet wurde.

Mein Vermutung hatte ich oben schon geschrieben:
- war mit der Tafelschere geschnitten
- Abstände zu den Schnittkanten zu gering gewählt

- nicht extra nach dem Schneiden/vor dem Bearbeiten weichgeglüht, bzw. entspannend geglüht

Wobei das wohl der Punkt ist, über den ich mich wirklich aufregen kann. Wenn ich so einen Streifen als weichgeglüht kaufe, gehe ich davon aus, dass ich ihn direkt bearbeiten kann, ohne ihn vorher extra noch weichzuglühen - wer kann das schon zuhause, ohne die entsprechend gesteuerten Geräte.

Gut, ich habe mir diesen und noch andere Streifen beim Kauf angesehen, und die Biegung auf halber Länge hätte ich beheben können. Aber wenn der Streifen sich dann auch noch der Länge nach ungleichmäßig "aufrollt", wird es ganz schwierig...

Und wenn man dann mehrere Rohlinge aus einem Streifen schneidet, ist zu erwarten, dass sich die kleinen Streifen entsprechend auch verwerfen, was auch passiert ist.

Ich hätte an die "10% pro Seite-Regel" denken sollen, dann wäre es vielleicht nicht passiert.
Danach kann man etwa 10% der Rohstückdicke als Verschnitt abrechnen, bzw. vor dem Bearbeiten draufschlagen, um einen Endmaß X zu bekommen, weil diese 10% rund um das Werkstück entfernt werden, um verspannte Bereiche aus der Oberfläche zu entfernen.

Gruß Andreas
 
luftauge schrieb:
Wurde schutzgasgehärtet, dann soweit gerichtet, wie es möglich war. Ab und zu wird gefragt, "Richten (lassen) oder nicht ?" aber noch nie wurden Bilder von Richtmarken auf einer Klinge gezeigt.
Die Bilder geben eine eindeutige Antwort.
es soll auch haerteverzug geben
 
Hallo,
eine Frage, wenn's erlaubt ist : Wodurch entstehen Richtmarken ? Materialverdrängung = Streckung ? Schönen Dank schon mal
 
Wie es gemacht wird ?
Ich hatte eigentlich gehofft, dass Jürgen es selbst erklärt, weil er der Fachmann ist.

Es gibt sogenannte Richthämmer, mit denen wird dosiert und gezielt in die hohle Seite gehämmert, um das Material dort zu strecken, wodurch sich das gesamte Stück mittels Streckung wieder verlängert.
Es *soll* auch HM-Meissel für diesen Zweck geben.

Bei der Martensierung entsteht ein minimaler Volumenzuwachs, und wenn man "ganz normal" weiterbearbeitet, wird zwar Material entfernt, aber die innernen Spannungen des harten Gefüges bleiben erhalten, so dass es sich wieder verzieht.

Ich hoffe, dass ich nicht vergessen oder falsch beschrieben habe.

Gruß Andreas
 
Es gibt Richthämmer mit einem Hartmetalleinsatz. Ich habe die Adresse eines Herstellers für Richthämmer. Kann ich bei Bedarf raussuchen.

Wie sieht es mit Flammrichten aus. Ich habe am Samstag zusammen mit einem Bekannten eine verzogene Keilleiste meiner Fräsmaschine gerichtet. Nach dem richten und prüfen auf einer Tuschierplatte war die Leiste so grade, daß ich ein Lehrenblatt mit 0,02mm nicht mehr zwischen Leiste und Tuschierplatte bekommen habe. Konnte ich fast nicht glauben...........
Mit Klingen geht das auch. Allerdings würde mich die Meinung der Werkstoffprofis hinsichtlich der Temperatureinwirkung auf die gehärtete Klinge interessieren. Gerichtet wurde die Keilleiste mit einer feinen Acetylen / Sauerstoff-Flamme. Punktuell erwärmt und sofort abgeschreckt. Wie ist die Meinung zu dieser Methode bei harten Klingen?
 
Ich habe einige flammgerichtete Klingen in Bearbeitung. Kann dazu generell sagen:
Ich richte nur im Griffbereich. Die Klinge wird definitiv weicher.
Bei Damasteel sieht man nach dem Ätzen die gerichteten Bereiche (die ätzen dunkler).
Daher ist diese Methode nur bei satinierten Klingen einsetzbar oder bei Metallen, die da keine Unterschiede zeigen.

Ansonsten würde ich auch mit dem Hammer richten. Da gibt es einen "stumpfen" Hammer, mit dem werden die Beulen sozusagen runtergeklopft. Und es gibt einen Schneidhammer (oder so ähnlich, hat eine relativ scharfe Schneide), mit dem werden die Beulen "rausgezogen". Die Schneidmarke verlängert die Oberfläche und zieht die Beule dadurch raus.

Fazit: Ideal ist keine Methode, Anwendung von Fall zu Fall verschieden.

Grüße

Gerhard
 
Hallo leute

...Der beste Richthammer bringt nix, wenn man nicht weiß, wo man hinhauen muß...

Ich hatte mal folgendes Problem in meiner Lehrzeit:

Mehrere, große Baustahlbleche, die im Schmiedefeuer absichtlich mit einer "rustikalen" Zunderschicht versehen wurden, mußten gerichtet werden. Ich habe 16 h (!) mit allen möglichen Hämmern, Pressen und Brennern gearbeitet. Ohne großartigen Erfolg. Dann kam einer unserer erfahreneren Leute zu mir, hat mir die Sache kurz (10 min) erklärt und etwa eine Stunde später war alles Bolzgerade...

Das spannungs- und dellenarme Richten eines so kleinen Messerrohlings sollte so gesehen kein Problem darstellen! Aber man sollte es vorher erklärt bekommen.

Das Flammrichten an einer harten Klinge halte ich für nicht sehr praktikabel, auch, wenn in diesem Forum schon beschrieben wurde, wie und dass es schon geht. Es bleibt halt sehr riskant.
 
Wie gesagt, Jürgen hat es geschafft, und er hat es mit der rein mechanischen Methode gemacht.
Und wenn man sieht und nachvollziehen kann, wo er getickert hat, wird auch deutlich, wie es funktioniert.

Aber es nutzt alles nichts, wenn man einen Rohling schon in der Vorbearbeitung als Ausschuß erkennen kann - die Optik ist definitiv versaut, und man hat kaum noch Lust, sowas zu Ende zu bringen.
Diese Bilder sollten nur mal darstellen, dass man so eine Krücke durchaus retten kann, was den Gebrauch betrifft.

btw Baustahl:
Vor einiger Zeit lief ein Bericht über die Siemens Strassenbahn Schmiede [ :D ] - da wurden die Rohbauten auch mit Brenner und Vorschlaghammer gerichtet, nachdem die Waggons die erste wichtige Fertigungsstraße durchlaufen hatten.
Früher auf den Schiffswerften gab es richtige Experten für solche Arbeiten, die Richtschmiede.
Aber das ist Groß- und Schwermaschinenbau, und für uns hier nur "nice to know" - die WB wird durch Flammrichten wohl eher beschädigt, und kann andere Nachteile mit sich ziehen.

Da der Besitzer dieses Messers aus beruflichen Gründen immer noch nicht in Empfang nehmen konnte, habe ich noch genügend Zeit, das Finish auf minimale optische Fehler zu korrigieren, und da ich mich erfolgreich an Jürgens Vorgaben gehalten habe, wird es auch weiterhin verbesserungsfähig sein.

Was er da gemacht hat, könnte eine ganz fiese Prüfungsaufgabe für Schneidwerkzeugmechaniker gewesen sein, und er hat sie auf jeden Fall sehr gut gelöst :super:

Gruß Andreas
 
Richtmarken

Richtmarken sind also Werzeugeindrücke ? OK ! Besten Dank. :)
 
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