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Böker Plus Epicenter
Todd Rexford ist ein junger und im Moment ziemlich angesagter Messermacher aus Colorado/USA. Sein "Epicenter" gibts es jetzt in einer Serienversion innerhalb der Böker Plus Serie. Produziert in Fernost, bietet Böker mit dem Epicenter ein Titan-Framlock für knap 170 Euro an. Na, schau mer mal
Technische Daten:
Das erste Epicenter hatte ich ja schon auf der IWA in der Hand. Was mir - neben dem Preis - sofort aufgefallen ist, sind die konturierten Titanplatinen. Nicht flach, wie meistens, sondern mit einem leichten Radius, zum Rücken und der Unterseite etwas schlanker werdend. Das fasst sich gut an und sieht hochwertig aus. Außerdem machts die massiven 5mm Schalen optisch etwas schlanker (und leichter). Der Rücken ist offen, mit drei recht hübsch gemachten Abstandshaltern, die von der Vorderseite aus verschraubt sind (der Stop-pin ist von beiden Seiten verschraubt und sitzt mit einem Kragen in den Platinen).
Daumenrillen geben mehr Grip. Beim Epicenter sind die nicht tief und eher weich gerundet. Da ich auf der breiten Klinge und den noch breiteren Platinen meinen Daumen fest genug auflegen kann, habe ich keine ausgeprägteren Rillen vermisst. Die Form ist mal was anderes; nicht gerade, sondern mit einem Radius gefräst.
Damit die Verschlussfeder leicht bedienbar ist, ist sie hinten ausgefräst. Spannung ist noch genug da; die Feder verriegelt satt und sicher und der Detentball hält die Klinge fest genug im Rahmen.
Der Clip ist für tip-up/top-down umsetzbar, kann aber nur auf der Rückseite befestigt werden. Die Querrillen sind ein Stilelement von Todd Rexford. Besonders hübsch finde ich ihn trotzdem nicht, aber er hält das Messer in der Hose.
Einmal das Epicenter von innen. Die vordere Titanplatine ist innen ausgefräst, um ein bisschen Gewicht zu sparen. Der Stop-pin sitzt mit seinem Kragen in den Platinen. Als Gleitscheiben wird innen eine Teflonscheibe verwendet, außen drauf eine aus Bronze. Was mir gefällt, ist die runde Einlage in der Platine, in der die Achsschraube bündig sitzt. Keine Ahnung, ob das eine Funktion hat. Eventuell dreht sich die Schraube leichter, als auf Titan, oder es soll verstärkend wirken..was auch immer, es sieht gut aus.
BTW, das hier gezeigte Messer hat ein paar kleinere Bearbeitungsspuren an der Ausfräsung der Verschlussfeder. Das soll nicht so sein, nur ist das das einzige, was im Moment noch vorrätig war und ich zum Fotografieren verwenden kann. Bei Böker ist das Epicenter im Moment ausverkauft, die Messer sind aber schon auf dem Weg nach Solingen.
Handlage. Ganz wunderbar. Sattes Griffgefühl (mich stört das recht hohe Gewicht überhaupt nicht), durch die weichen Kanten und die Konturierung des Griffes sehr angenehm. Die weiten Fingerrillen lassen viel Speilraum, so dass das Epicenter auch in größere Hände gut passen wird. Und durch das Sandstrahlen ist der Griff zwar glatt, aber nicht rutschig. Überhaupt sieht das Messer nicht nur hochwertig aus, sondern fühlt sich auch so an.
Schneiden tut das Messer auch , und wie. Das Epicenter kommt sehr scharf geschliffen, diesmal musste ich nicht nachhelfen. Die Klinge ist zwar recht stark, durch den sehr weit nach oben gezogenen Schliff (fühlt sich wie großer Hohlschliff an, der Messschieber meint aber Flachschliff, also wirds Flachschliff sein) bekommt das Epicenter trotzdem eine recht feine Schneide. Der Schliff ist fein und gleichmäßig, auch der Anschliff am Klingenrücken symmetrisch und die Längssatinierung sauber gemacht. Nix zu meckern, auch nicht am Stahl. VG10 ist sehr ordentlich, rostträge, problemlos zu schärfen - gute Mittelklasse und man kann in der Praxis das Verhalten von 440C, N690 usw. erwarten.
Fazit: Jomei, Design ist halt Gschmacksach. Mir gefällts. Ein Messer zwischen massiven Prügel aber mit einer schnitt-tauglichen Klinge. Den Tomatenhautschärfetest besteht das Epicenter zwar schon wegen des Gewichts , aber eben auch durch den vernünftigen Anschliff. Mal von der VG10 Klinge abgesehen (S30V und vergleichbare Stähle nach Fernost zu schippern und bearbeiten zu lassen, dürfte bei dem Preis einfach nicht drin sein, macht aber auch nichts) führt Böker beim Epicenter ne ziemliche Materialschlacht. 5mm starke Titanplatinen, die dann auch noch vergleichsweise aufwändig 3D gefräst, eine sehr saubere Verarbeitung - vergleichbares in der Preisklasse kenne ich im Moment von anderen Hersteller nicht.
Bevor jemand nach Sebenza fragt. Ich habe hier neben dem Epicenter ein Sebenza, das Acies von A.G. Russel und das Lionsteel SR1 liegen. Wenn man das Gras wachsen hört, laufen die nen Tacken weicher und haben ein paar Details voraus, ob das jetzt der Klingenstahl oder ein paar technische Finessen sind. Aber alles in einem gibts da auch nicht. Seb ist halt Seb, das Acies hat zwar nen interessanten Stahl (wenn ZDP mag) ist aber deutlich kleiner. Und kontuiert ist da - wie beim Seb - auch nix. Das SR-1 ist zwar vollgepfropft mit Finessen. Dafür gibts auch "nur" Sleipner Stahl. Und die wuchtige Klinge muss man auch mögen. Vor allem kosten die alle deutlich mehr. Sehr deutlich. In Summe macht das Epicenter dagegen eine sehr gute Figur.
Dass man durch die Kooperation mit einem bekannten Messermacher ein "Custom" Design in der Hand hat, hat zusätzlich Charme.
Todd Rexford ist ein junger und im Moment ziemlich angesagter Messermacher aus Colorado/USA. Sein "Epicenter" gibts es jetzt in einer Serienversion innerhalb der Böker Plus Serie. Produziert in Fernost, bietet Böker mit dem Epicenter ein Titan-Framlock für knap 170 Euro an. Na, schau mer mal
Technische Daten:
- Gesamtlänge: 21,2 cm
- Klinge: 90mm lang
- Stahl: VG10
- Gewicht: 201 g
- Klingenstärke: 4,0 mm
- Titanplatinen (5mm stark), Framelock
- Titan-Clip für tip/up oder tip/down montierbar
- Beidseitiger Daumenpin, verschraubt
- Fertigung in Fernost
- Preis: 170 Euro (UVP)
Das erste Epicenter hatte ich ja schon auf der IWA in der Hand. Was mir - neben dem Preis - sofort aufgefallen ist, sind die konturierten Titanplatinen. Nicht flach, wie meistens, sondern mit einem leichten Radius, zum Rücken und der Unterseite etwas schlanker werdend. Das fasst sich gut an und sieht hochwertig aus. Außerdem machts die massiven 5mm Schalen optisch etwas schlanker (und leichter). Der Rücken ist offen, mit drei recht hübsch gemachten Abstandshaltern, die von der Vorderseite aus verschraubt sind (der Stop-pin ist von beiden Seiten verschraubt und sitzt mit einem Kragen in den Platinen).
Daumenrillen geben mehr Grip. Beim Epicenter sind die nicht tief und eher weich gerundet. Da ich auf der breiten Klinge und den noch breiteren Platinen meinen Daumen fest genug auflegen kann, habe ich keine ausgeprägteren Rillen vermisst. Die Form ist mal was anderes; nicht gerade, sondern mit einem Radius gefräst.
Damit die Verschlussfeder leicht bedienbar ist, ist sie hinten ausgefräst. Spannung ist noch genug da; die Feder verriegelt satt und sicher und der Detentball hält die Klinge fest genug im Rahmen.
Der Clip ist für tip-up/top-down umsetzbar, kann aber nur auf der Rückseite befestigt werden. Die Querrillen sind ein Stilelement von Todd Rexford. Besonders hübsch finde ich ihn trotzdem nicht, aber er hält das Messer in der Hose.
Einmal das Epicenter von innen. Die vordere Titanplatine ist innen ausgefräst, um ein bisschen Gewicht zu sparen. Der Stop-pin sitzt mit seinem Kragen in den Platinen. Als Gleitscheiben wird innen eine Teflonscheibe verwendet, außen drauf eine aus Bronze. Was mir gefällt, ist die runde Einlage in der Platine, in der die Achsschraube bündig sitzt. Keine Ahnung, ob das eine Funktion hat. Eventuell dreht sich die Schraube leichter, als auf Titan, oder es soll verstärkend wirken..was auch immer, es sieht gut aus.
BTW, das hier gezeigte Messer hat ein paar kleinere Bearbeitungsspuren an der Ausfräsung der Verschlussfeder. Das soll nicht so sein, nur ist das das einzige, was im Moment noch vorrätig war und ich zum Fotografieren verwenden kann. Bei Böker ist das Epicenter im Moment ausverkauft, die Messer sind aber schon auf dem Weg nach Solingen.
Handlage. Ganz wunderbar. Sattes Griffgefühl (mich stört das recht hohe Gewicht überhaupt nicht), durch die weichen Kanten und die Konturierung des Griffes sehr angenehm. Die weiten Fingerrillen lassen viel Speilraum, so dass das Epicenter auch in größere Hände gut passen wird. Und durch das Sandstrahlen ist der Griff zwar glatt, aber nicht rutschig. Überhaupt sieht das Messer nicht nur hochwertig aus, sondern fühlt sich auch so an.
Schneiden tut das Messer auch , und wie. Das Epicenter kommt sehr scharf geschliffen, diesmal musste ich nicht nachhelfen. Die Klinge ist zwar recht stark, durch den sehr weit nach oben gezogenen Schliff (fühlt sich wie großer Hohlschliff an, der Messschieber meint aber Flachschliff, also wirds Flachschliff sein) bekommt das Epicenter trotzdem eine recht feine Schneide. Der Schliff ist fein und gleichmäßig, auch der Anschliff am Klingenrücken symmetrisch und die Längssatinierung sauber gemacht. Nix zu meckern, auch nicht am Stahl. VG10 ist sehr ordentlich, rostträge, problemlos zu schärfen - gute Mittelklasse und man kann in der Praxis das Verhalten von 440C, N690 usw. erwarten.
Fazit: Jomei, Design ist halt Gschmacksach. Mir gefällts. Ein Messer zwischen massiven Prügel aber mit einer schnitt-tauglichen Klinge. Den Tomatenhautschärfetest besteht das Epicenter zwar schon wegen des Gewichts , aber eben auch durch den vernünftigen Anschliff. Mal von der VG10 Klinge abgesehen (S30V und vergleichbare Stähle nach Fernost zu schippern und bearbeiten zu lassen, dürfte bei dem Preis einfach nicht drin sein, macht aber auch nichts) führt Böker beim Epicenter ne ziemliche Materialschlacht. 5mm starke Titanplatinen, die dann auch noch vergleichsweise aufwändig 3D gefräst, eine sehr saubere Verarbeitung - vergleichbares in der Preisklasse kenne ich im Moment von anderen Hersteller nicht.
Bevor jemand nach Sebenza fragt. Ich habe hier neben dem Epicenter ein Sebenza, das Acies von A.G. Russel und das Lionsteel SR1 liegen. Wenn man das Gras wachsen hört, laufen die nen Tacken weicher und haben ein paar Details voraus, ob das jetzt der Klingenstahl oder ein paar technische Finessen sind. Aber alles in einem gibts da auch nicht. Seb ist halt Seb, das Acies hat zwar nen interessanten Stahl (wenn ZDP mag) ist aber deutlich kleiner. Und kontuiert ist da - wie beim Seb - auch nix. Das SR-1 ist zwar vollgepfropft mit Finessen. Dafür gibts auch "nur" Sleipner Stahl. Und die wuchtige Klinge muss man auch mögen. Vor allem kosten die alle deutlich mehr. Sehr deutlich. In Summe macht das Epicenter dagegen eine sehr gute Figur.
Dass man durch die Kooperation mit einem bekannten Messermacher ein "Custom" Design in der Hand hat, hat zusätzlich Charme.
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