Bonjour Luc - mein Sandvik Gyuto von Lucian

pebe

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Bonjour Luc - mein Sandvik Gyuto von Lucian


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Das Messer war als Prototyp für einen Passaround gedacht - sollte also trotz einiger Schwächen im Finsih zum Test der Geometrie unters Schnibbelvolk.

Jedoch - er war einsam, aber schneller.

Nun, ich hatte mit Lucian kurz einige wichtige Punkte besprochen, sogar ein Rückgaberecht war unaufgefordert eingeräumt. No risk, no fun - Prototypen sind meist ein zweischneidiges Schwert.

Der Januskopf in meinem Fall weist nun einerseits ein Custom Messer mit Hohlkehle zum Freundschaftspreis aus, anderseits mit einer doch beachtlichen Macke im Finish, die ich als einzige leider nicht beheben kann, auch wenn es der Funktion keinen Abbruch leistet.

Hauptsächlich springen die stark verwackelten und unkontrolliert verlaufenden Linen der parabelförmigen Hohlkehle ins Auge - und ins Herz.

Aber, lasst Euch nun die eigentliche Geschichte berichten.

Die Hausaufgaben zum Gyuto:

Sandvik 14C28N, 61 HRC, von Jürgen Schanz cryo gehärtet.

Klingenlänge 208,0 mm
Klingenhöhe hinten 57,0 mm

Rückendicke am Griff 2,5 mm
Rückendicke Spitze 0,6 mm

Hinter Wate vorn 0,13 mm
Hinter Wate hinten 0,33 mm


Der Zeitungsschnittest zum Start hatte zunächst nicht gut geklappt, aber nach wenigen Zügen mit dem UF auf dem Bogdan EP war ein makelloser Lasercut möglich. Kein Problem also, mein fixer Winkel als Mikrofase kommt so oder so dran.

Sogleich zwei reife sizilianische Gartentomaten, ein ganzes Körbchen von der Nonna gepflückt und mitgereist, einmal mit dem großen Herder 1922er und einmal mit dem Lucian, beide von der Spitze nach hinten geschnitten.

Der Luc schneidet fein und leicht, selbst das Herder 1922 muss sich da richtig anstrengen und es bleibt bestenfalls bei einem knappen patt. Gefühlt kommt der Luc direkt nach Orca, Mazaki und K5 an meiner Hauptleiste.

Das 1922er hielt alle Scheiben an der Klinge klebend zurück, der Luc stapelte diese hingegen ordentlich auf dem Brett. Applaus!

Desgleichen geschieht beim bedächtigen Karottenschneiden. Die Scheiben am Herder weigern sich den Stahl zu verlassen, beim Luc sammeln sich fast alle an der Stelle, an der die Klinge das Brett berührt. Sehr cool!


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Ob das andere Messer noch besser können, kann ich in Ermangelung anderer S-Grind Erfahrung nicht beurteilen, finde aber dieses Ergebnis bislang absolut überzeugend.

Die Klinge selbst hat deutlich ballige Flanken, meine bevorzugte Flankengeometrie - spannend wäre es schon, genau die gleich Klinge ohne die Hohlkehle zu probieren.


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Der Griff weist den gleichen ergonomischen Winkel zur Klinge auf, wie das K-Chef, dies ist aber meiner Meinung nach optisch wesentlich eleganter gelöst und die Klinge ist im Rücken schnurgerade, so dass ein Vom-Brett-Schieben tadellos funktioniert.

Die Grifform selbst empfinde ich sehr ansprechend und auch passend zur Klinge, interpretieren doch beide eine Keilform. Ich mag’s am Griff mit meinen Pratzen zwar gerne fülliger, da ich aber nie stundenlang hantieren muss, ist mir im Zweifel eine gefällige Formensprache wichtiger. Unangenehm oder gar störend ist da aber überhaupt nichts.


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Die Klingenlinie ist, wie beim K-Chef, als Gyuto weniger für Wiegeschnitt ausgelegt. Zu meiner - nicht kochschulausgebildeten -Technik passt‘s gut, für die Mehrheit nach Herder Marketing Analyse vermutlich auch.

Ebenso ausgesprochen gefällig, das sehr schön gemaserte Olivenholz, es passt ausgezeichnet zum cleanen, fast polierten, Sandvik. Der Sandvik 14C28N.

Hier wird sich zeigen, ob sich die Erwartungen an ein wetzbarers, rostfreies Messer mit feinerem Korn und mehr Standzeit im Vergleich zu Herder & Co. im Zeitablauf erfüllen.


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Wer hier im Forum lange und regelmäßig mitliest weiss, dass Lucian eigentlich mein Ideal-Daily-Messer kreiert hat.

Handliche 20cm Klingenlänge für jede freie Ecke in der Küche, vorne leicht und dünn die Zwiebel und Knoblauch lasern, hinten sorglos auch durch‘s Gestrüpp. Ballig stabil mit gutem foodrelease - rostfrei, wetzbar, feinkörnig scharf und dies möglichst nicht nur kurz.

Dieser Luc als fulltaper Workhorse mit 5mm Rücken würde jetzt vermutlich die letzten offenen Fragen für mich beantworten.

Bis dahin habe ich ziemlich sicher einen hochtauglichen Mitstreiter an der Leiste mit den Glorreichen, den ich mir nach ausgiebiger Einsatzprüfung auch gerne in makellos zulegen werde.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus und erst mal danke für die Vorstellung des Messers.
Ich plag mich generell ein bisschen, deinen Ausführungen zu folgen, daher die Nachfrage zu folgendem Statement:

Die Klingenlinie ist, wie beim K-Chef, als Gyuto weniger für Wiegeschnitt ausgelegt. Zu meiner - nicht kochschulausgebildeten -Technik passt‘s gut, für die Mehrheit nach Herder Marketing Analyse vermutlich auch.

Willst du sagen, dass das K-Chef nicht wiegetauglich ist? Denn für mich (und ich weiß, ich bin da nicht allein) gibt es wenig, das wiegetauglicher ist. Das Lucian ist definitiv nicht wiegetauglich, soweit bin ich bei dir, ist dafür nicht konzipiert, klarer Fall. Aber das Herder K-Chef? Das ist die Wiegeschnittmaschine schlechthin...

Aber wie gesagt, vielleicht hab ich es auch einfach nur falsch verstanden.

Greez,
WISCHI
 
Ist…

weniger für Wiegeschnitt ausgelegt - als das 1922er.

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Wieviel weniger wofür ausreicht, darf natürlich jeder selbst festlegen. Zunächst ist es halt mal weniger Bauch. Und Spitze an Spitze nochmals weniger.

Es war übrigens Wastl, der im KMS bei der Vorstellung des K-Chefs die fehlende Wiegetauglichkeit kritisierte..

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus!

Vorlieben sind verschieden, klar. Für mich ist das Profil ein Faktor, aber natürlich nicht der einzige. Ich habe deine von mir zitierte Aussage so verstanden, dass sowohl das Lucien als auch das K-Chef zum Wiegen ungeeignet wären. Das hat mich irritiert, weil das K-Chef für mich (!) bisher das mit Abstand wiegefreundlichste in meinem Besitz war.

Dass das Herder 1922 auch gut wiegt, steht unabhängig davon für mich nicht zur Debatte.

Greez,
WISCHI
 
Ich kann ja nicht wissen, welche Messer Du zum Vergeich hast.

Gegen das 1922er und den Carbon Bob, ist das K schon deutlich mehr Gyuto. Kleinkram bekomme ich im Übrigen auch mit dem Luc gut „gewogen“.

Das große Kai Shun Santoku hat “regelwidrig“ mehr Bauch als das K5, wirklich eng zum Wiegen wird‘s ab meinem Bunka Damast.

Alles eine Frage des Vergleichs und der Vorliebe .

grüsse, pebe


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Servus,

Hauptsächlich springen die stark verwackelten und unkontrolliert verlaufenden Linen der parabelförmigen Hohlkehle ins Auge - und ins Herz


freihand geschliffen endet das in den meisten Fällen so. Es gibt nur ganz wenige Messermacher die soviel Gefühl und Übung haben, eine HK freihand wie mit dem Lineal gezogen einzuschleifen. Manche kluge Köpfe die das reproduzieren wollen, machen sich Schleiflehren, dann klappt das auch wirklich gut. Über die Form oder Integration eine HK urteilt immer der persönliche Geschmack. Manche finden sowas an einer Flanke einen Graus, für manche ( ich ) wenn es gut gemacht ist es eine Offenbarung. Was eindeutig effizienzsteigernd an einer HK ist, ist die Distanz zur Schneide. Je geringer der Abstand desto effizienter der leichte und gleitende Schnitt, wenn man das Schnittgefühl präferiert und nicht die Schnittgutfreisetzung. Das Risiko von einem so dünnen Streifen Stahl zwischen beginnender HK und Schneidenspitze liegt in Ausbrüchen und sensiblen Materialdicken in diesem Bereich. Kann unter falschen Händen kräftig schief gehen. ;) Deshalb lassen fast alle Profis zwischen 10-12mm Höhe zwischen Schneide und HK-Beginn und setzen an diesem Punkt auf eine "Abscherkante" ,die das Schnittgut von der Klinge ableiten soll. Von Luke Scheepers wissen wir, das er vorbaut und innerhalb der HK Fräsungen macht, die, falls es Abscherkante und Lebensmittel nicht zulassen das Schnittgut abzudrängen, zusätzlich auf reduzierte Reibung durch reduzierte Fläche setzt. Optisch ist das natürlich nicht integrierbar und wirkt exponiert. Muss man mögen. Ich habe beim KMS-Forentreffen mit etlichen HK-Konzepten geschnitten und es zeigt sich immer wieder das eine Präferenz leichter zu schneiden den FR um genau das reduziert, was umgekehrt ein schwererer Schnitt, wieder durch effiziente Freisetzung wettmacht.

Es ist wie so oft ein weites und spannendes Feld, wenn man für dieses Nischenthema brennt, so wie ich. ;)

Gruß, güNef
 
Ich kann ja nicht wissen, welche Messer Du zum Vergeich hast.

Eben viele, drum hat es mich ja so irritert. Ich hab so ziemlich jeden renommierten Macher aus Europa an meiner Leiste, die die ich nicht mehr habe, hatte ich mal. Und von allen ging mir der Wiegeschnitt beim K-Chef am besten von der Hand.
Aber so ist das nun mal, wenn alle alles gleich empfinden würden, wäre es eh fad.

Greez,
WISCHI
 
Yup. Das beschreibt einen wichtigen Teil zum Thema Hohlkehle.

Der andere Aspekt wäre dann noch, dass keine Konstruktion jeglichen foodpapper unterbindet. Dies wäre jetzt für mich ein Grund, auch eine seltsame Optik in Kauf zu nehmen. :irre:

Wie auch immer, Lucian‘s Schneidphilosphie liegt ziemlich treffsicher auf meiner persönlichen Linie und ich hoffe, demnächst noch etwas mehr von ihm zu erhalten.

grüsse, pebe
 
Ja was günef da sagt trifft es wahrlich ziemlich gut. Freihand eine Hohlkehle schleifen ist Horror, das habe ich bis dato nicht anders umsetzen können. Ich werde mir definitiv eine Lehre basteln denn mir sind die Linien wichtig, Wellen , Dellen oder wie auch immer man sie nennen mag sind mir ein Dorn im Auge. Die HK fängt ziemlich genau bei 1cm+-0,2mm über der Schneide an. Hatte die bei einem Messer tiefer, was mich gestört hat. Zu wenig Spiel nach oben ist kritisch und bei solchen Geometrien muss ich den ein oder anderen Kompromiss in Kauf nehmen. Das ist halt der Anfang einer Reise, schauen wir wohin sie geht. Ich persönlich bin von dem Konzept HK überzeugt.
 
Hatte die bei einem Messer tiefer, was mich gestört hat

Servus auch dir! Was genau hat dich gestört? Ich vertrete eher die Meinung, dass die Hohlkehle besser wirkt, wenn sie weiter unten (ca. 3mm über der Wate) einsetzt. Das leite ich zumindest aus jenen Hohlkehlenkonzepten ab, die ich besitze bzw. getestet habe.

Greez,
WISCHI
 
Servus,




freihand geschliffen endet das in den meisten Fällen so. Es gibt nur ganz wenige Messermacher die soviel Gefühl und Übung haben, eine HK freihand wie mit dem Lineal gezogen einzuschleifen. Manche kluge Köpfe die das reproduzieren wollen, machen sich Schleiflehren, dann klappt das auch wirklich gut. Über die Form oder Integration eine HK urteilt immer der persönliche Geschmack. Manche finden sowas an einer Flanke einen Graus, für manche ( ich ) wenn es gut gemacht ist es eine Offenbarung. Was eindeutig effizienzsteigernd an einer HK ist, ist die Distanz zur Schneide. Je geringer der Abstand desto effizienter der leichte und gleitende Schnitt, wenn man das Schnittgefühl präferiert und nicht die Schnittgutfreisetzung. Das Risiko von einem so dünnen Streifen Stahl zwischen beginnender HK und Schneidenspitze liegt in Ausbrüchen und sensiblen Materialdicken in diesem Bereich. Kann unter falschen Händen kräftig schief gehen. ;) Deshalb lassen fast alle Profis zwischen 10-12mm Höhe zwischen Schneide und HK-Beginn und setzen an diesem Punkt auf eine "Abscherkante" ,die das Schnittgut von der Klinge ableiten soll. Von Luke Scheepers wissen wir, das er vorbaut und innerhalb der HK Fräsungen macht, die, falls es Abscherkante und Lebensmittel nicht zulassen das Schnittgut abzudrängen, zusätzlich auf reduzierte Reibung durch reduzierte Fläche setzt. Optisch ist das natürlich nicht integrierbar und wirkt exponiert. Muss man mögen. Ich habe beim KMS-Forentreffen mit etlichen HK-Konzepten geschnitten und es zeigt sich immer wieder das eine Präferenz leichter zu schneiden den FR um genau das reduziert, was umgekehrt ein schwererer Schnitt, wieder durch effiziente Freisetzung wettmacht.

Es ist wie so oft ein weites und spannendes Feld, wenn man für dieses Nischenthema brennt, so wie ich. ;)

Gruß, güNef

Servus auch dir! Was genau hat dich gestört? Ich vertrete eher die Meinung, dass die Hohlkehle besser wirkt, wenn sie weiter unten (ca. 3mm über der Wate) einsetzt. Das leite ich zumindest aus jenen Hohlkehlenkonzepten ab, die ich besitze bzw. getestet habe.

Greez,
WISCHI
Servus,
Mich stört vor allem dass über die Jahre hinweg so gut wie kein Raum für die üblichen Verfahren wie ausdünnen ist. Außerdem fand ich das extrem ätzend als Messermacher einen guten Winkel zu finden. Hatte zum Ergebnis, dass mein Messer etwas in eine Richtung gezogen ist und nicht Pfeilgerade durchs Schnittgut wollte. Wie gesagt, man kann unterschiedliche Ansätze fahren, allerdings empfinde ich den foodrelease bei diesem Messer als gut. Sicher da geht bestimmt noch was und das ist bestimmt nicht das Ende Fahnenstange. Ich glaube aber Zwiebelwürfel und ganz klein gehackte Gemüsestücke werden immer anpappen. Ich würde da eher die Hohlkehle tiefer machen um eine gute Abscherkante zu haben
 
Ja was günef da sagt trifft es wahrlich ziemlich gut. Freihand eine Hohlkehle schleifen ist Horror, das habe ich bis dato nicht anders umsetzen können. Ich werde mir definitiv eine Lehre basteln denn mir sind die Linien wichtig, Wellen , Dellen oder wie auch immer man sie nennen mag sind mir ein Dorn im Auge. Die HK fängt ziemlich genau bei 1cm+-0,2mm über der Schneide an. Hatte die bei einem Messer tiefer, was mich gestört hat. Zu wenig Spiel nach oben ist kritisch und bei solchen Geometrien muss ich den ein oder anderen Kompromiss in Kauf nehmen. Das ist halt der Anfang einer Reise, schauen wir wohin sie geht. Ich persönlich bin von dem Konzept HK überzeugt.
Hallo in die Runde,

Freihand eine HK zu schleifen ist in der Tat sehr mühsam... Darf ich fragen welchen Radius du für deine HK verwendest? Ich verwende keine Lehre dafür, ich führe die Klinge auf der schneide über eine Auflage (Tisch) am Band entlang. Somit verwackelt nix und ich kann ziemlich genau der Schneidengeometrie folgen. Das funktioniert ganz gut. Schwierig wird es, bei zu kleinem Radius, nahe an die Wate zu kommen. Ich müsste Mal berechnen welchen Radius ich effektiv habe, auch wenn ich da wohl an meine mathematischen Grenzen stoße 😄

Auch denke ich muss die Abrisskante nicht zwingend aggressiv sein. Ein guter balliger Übergang in die HK ist auch bei dünnen Scheiben effektiv aber klar, gibt es auch da Grenzen!

Gruß Fabian ✌️
 
Habe den s-grind am Antriebsrad meines alten Metabo Bandschleifers ohne Tisch geschliffen. Mittlerweile habe ich einen großen BS nur leider noch kein Kontaktrad, was ich aber demnächst ändern möchte. Leider muss ich das noch bauen..
 
Habe den s-grind am Antriebsrad meines alten Metabo Bandschleifers ohne Tisch geschliffen. Mittlerweile habe ich einen großen BS nur leider noch kein Kontaktrad, was ich aber demnächst ändern möchte. Leider muss ich das noch bauen..
Den Metabo benutze ich auch 😄👌
Ja gut, der Radius vom Antriebsrad ist ziemlich klein. Ein großes kontaktrad ist da schon besser. Meines Wissens nach gibt es Radiusplatten in 36". Evtl ist das ja eine Option für deinen großen Schleifer 🤷‍♂️ geführt auf einem Tisch solltest du keine Probleme mit verwackeln haben 🤞
Ich mache den Radius an meinem alten 1x30 Schleifer. Dafür habe ich mir einen abgerundeten Kontakt gebaut, wie gesagt den genauen Radius kenne ich nicht, muss ich Mal berechnen...

Gruß Fabian ✌️
 
Servus,

Auch denke ich muss die Abrisskante nicht zwingend aggressiv sein. Ein guter balliger Übergang in die HK ist auch bei dünnen Scheiben effektiv aber klar, gibt es auch da Grenzen!

ich beschäftige mich ja schon eine ganze Weile mir der Effektivität von eingeschliffenen und zuletzt sogar gefrästen Hohlkehlen und habe sicher schon ein gutes Dutzend unterschiedlicher Varianten und Ideen einiger Messermacher ausprobiert. Ich würde sagen ich konnte ziemlich viel vergleichen und mir im Laufe der Zeit einiges zusammenreimen. Die Ausgangsfrage muss zuerst geklärt werden. Hohlkehlen sind doppelt funktional und können je nach Zielsetzung ausgearbeitet werden. Zum Einen erleichtert so gut wie jede HK den Schnitt, weil es oft ( nicht immer ) zu einer Reduktion der haftenden Flächen ( Flanken ) kommt. Die Klinge gleitet besser als eine mit gleichem Schliff, die konventionell gefertigt ist. Das ist der eine Punkt. Der Zweite ist die Schnittgutfreisetzung aka Food Release, der lange Zeit als Spinnerei diffamiert wurde, ein Spielplatz für Nerd's die nach neuen Quellen der Unterhaltung suchen. Mittlerweile wird ein jeder der sich mit diese speziellen Thematik beschäftigt hat und mit verschiedenen HK-Konzepten zu tun hatte, eine eindeutige Wahrnehmung haben. Mit anderen Worten, ein flacher Dünnschliff mir weit die Flanken hoch buckelnder Schneide wird je nach Schnittgut von sich festsaugenden Flanken ausgebremst, was je nach Schnitttechnik bisweilen sogar lästig werden kann. Vor allem dann, wenn man weiß das es viel besser funktionieren kann.

Wer einen ernsthaft leichten Schnitt haben will, der muss listig sein. ;) Ein konventionell ballig gehaltenen Schliff kann ebenfalls überragend Schnittgut freisetzen, wenn man alles richtig macht. Ich hatte am Wochenende zwei Kochmesser von Jean Jose Tritz in der Hand, von dem eines exzellent ballig geschliffen war und in Kombination mir einer haftreduzierenden Flankengestaltung eine Macht in Sachen Food Release. Die Flanken waren von Hammerschlägen zerklüftet und unregelmäßig, der Zunder wurde entfernt und die schmiederauen Flanken mit einer Wabbelscheibe poliert. Das glättet die "Berge" der Flanken und lässt die "Täler" etwas rauer, was eine ideale Kombination ist. Tritz und Will Catcheside sind die einzigen Messermacher die ich kenne, die so ihre Flanken gestalten:

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Das Schnittgefühl ist sehr eigenwillig und wird von einen "ratsch" begleitet, ist aber durch Gewicht und Geometrie dennoch leicht. Und da klebt nichts fest, alles lässt sich mühelos abstreifen, verglichen mit einem dünngeschliffenen Messer, mit Quer oder Längsfinish, auch wenn es ballig geschliffen ist. Die Kombination aus Schliff und Flankenoberfläche richtig aufeinander abgestimmt ist der Trick. Und das gilt auch für alle HK-Schliffe. Ich unterscheide da zwischen in die Flankenoptik integrierte HK, wie Robin Dalman sie einschleift, also unauffällig wie diese hier:

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Hier ist der FR-Effekt zwar besser als an konventionellen Flanken mir vergleichbarer Klinge, aber dennoch sekundär, weil primär der leicht gleitenden Schnitt so einer Klinge im Vordergrund steht. So ein Messer schafft es auch HK-Gegner zu verführen. :hehe: Hier handelt es sich um eine beidseitige HK, also für Links-wie Rechtshänder gleichermaßen nutzbar.

Hingegen rein auf Funktion ausgelegte HK, wo der optische Aspekt sekundär ist, macht z.B. Ben Kamon bei seinen Kleinserien, hier Serie 1:

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Auch Kamon schleift beidseitige HK.

Hier ein Kamon-Proto, mit einem Hook Rechts, also einer dominanten, harten Abscherkante und einer HK-Links:

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Hier das Beispiel eine gefrästen HK mit massiv FR-manipulierter Innenfläche von Luke Scheepers. Auch hier eine beidseitig angebrachte HK, aber dennoch für Rechtshänder optimiert, weil die Innenradien der HK rechts dominanter gefräst sind, als die Linke Seite.

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Die Beispiele die ich anführen könnte, gingen noch seitenlang weiter. ;)

Je nach dem, was man für eine Wirkung beim schneiden erschaffen will, es ist eine wirklich weites Feld, ja ein Spielwiese an Möglichkeiten die unterschiedlichsten Ideen zu einer ideal funktionierenden zu verschmelzen. Der härteste Gegner ist aber immer das Schnittgut, das sich manchmal von allen geometrischen Kniffen völlig unbeeindruckt zeigt und die Schnitttechnik, die einen FR steigern oder senken kann. ;)

Gruß, güNef
 
Hallo!

Ich hoffe, der Thread driftet nicht zu sehr ins OT ab, aber ich kann auch ein kurzes Video posten, wo sich 2 Hohlkehlenkonzepte an einem Sellerie versuchen, aus meiner Sicht ein toller Gradmesser für Food Release und Flankenbeschaffenheit:


Das Dalman ist eines aus seiner Western-Serie mit dem (imho) gravierenden Nachteil, dass die Flanken poliert wurden. Im Gegensatz dazu ist das Messer von Uwe Mattern mit einem groben Band quergefinisht, das macht einen riesigen Unterschied.

Greez,
WISCHI
 
Servus,

danke für das Video, da sieht man schön wie das Western-Dalman stockt und das Mattern trotz hartem Schnittgut da mit viel weniger Kraftaufwand durchgleitet. Das Mattern hat einfach einen "Jahrhundertschliff" abbekommen und läuft eigentlich außer Konkurrenz, weil ich seit Jahren nix in der Hand hatte, das zumindest gleichauf wäre. Die Geometrie ist einfach perfekt abgestimmt und mittlerweile glaube ich auch einmalig. :cry:

Vielleicht kann pebe ja ein ähnliches Video machen, dann lässt sich die Geometrie des hier besprochenen Konzeptes besser zuordnen.

Gruß, güNef
 
güNef hat das wieder mal wunderbar aufgezeigt.

Aus meiner Sicht, als thread opener, bleibt zu sagen, dass ich das Messer, aus bekannten Gründen, auch ohne Hohlkehle genommen hätte. Wirklich störend wird für mich der fehlende food release ohnehin nur bei extrem Saugern, wie dem K-Chef.

Andererseits, wie von güNef treffenden beschrieben, ist eine lediglich unterstützende, optisch schön integrierte Hohlkehle, eine echte Versuchung, auch für einen Puristen wie mich.

Wer genau hinsieht, erkennt dass dies bei Lucian vom Ansatz her besonders ästhetisch gelungen ist. Der Hohlschliff oben liegt auf gleicher Höhe wie die Griffunterkante und nimmt dann die Keilform der Klinge auf. Das geht bei mir durchaus als gelungenes Designelement in die Betrachtung.

Kommt hier demnächst eine Schleiflehre zum Einsatz und wird das Prinzip technisch sauber umgesetzt, wird es schwer zu widerstehen.

Ich hatte ja an anderer Stelle geschrieben - für eine technisch perfekte Lösung, wäre ich zu gewöhnungsbedürftigen Designs bereit - bis dahin bleibe ich auf meinem Pfad.

grüsse, pebe

P.S. Yup. Den Griechen nehm‘ ich natürlich gerne. 😉
 
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